Vor einiger Zeit berichtete rap.de bereits über ein Projekt mit Namen "Hot Moves", welches in´s Leben gerufen wurde, um mit Nachdruck auf zeitgenössische, urbane Tanzformen aufmerksam zu machen, oder gar Gefühl, vor allem aber Anerkennung dafür hervorzurufen. An forderster Front wurde „Hot Moves“ realisiert durch die beiden Berliner Tänzer Storm („Urgestein“ der deutschen Breakdance-Szene, mehrfacher Battle-Weltmeister, www.stormdance.de, Anmerk. d. Red.) und Raphael (ehem. Mitglied der 5Amox, gilt inzwischen als einer der besten Breakdancer Deutschland, Anmerk. d. Red.). Ein weiterer "Beauftragter" in Sachen "Hot Moves" ist der Holländer Philip Ivanov a.k.a. SoulTrotteR – Schauspieler, BBoy, "Uprocker" und, in den letzten Jahren verstärkt auch Filmemacher. Und wenn dieser zu verstehen gibt: Action speak louder than words, dann sagt er damit vielleicht nicht´s Neues, trifft den Nagel aber straight auf den Kopf, denn man könnte so sowohl „Hot Moves“ prägnant umschreiben, als auch das Treiben des SoulTrotteRs selbst.
Lange Rede, kurzer Sinn ist nicht die Sache Philip´s. Nach einer Idee steht bei ihm auch die direkte Umsetzung selbiger. Deswegen ist der Mann auch 24/7 unterwegs. Ihn für rap.de zu fassen bedurfte es allein über drei Monate. Aber da wirklich gut Ding immer Weile haben will, präsentieren wir euch ab sofort 17 „gute Dinger“ (zwischen dem 04.01.2006 und dem 29.03.2006) – in Form von Short-Movies, umgesetzt durch SoulTrotteR und eine Hand voll fitter Kollegen, wie eben Raphael, den Holländer Kjer, Master Ken etc. Im Vorfeld erklärt sich der Künstler selbst in einem ausführlichen Interview.
Als ich Philip bitte, zu Beginn des Interviews, zunächst ein paar beschreibende Worte zu sich selbst abzugeben, wählt dieser die folgenden: "As I stroll on astral globes, I know, that I do not know, what will come will go. I am nothing and nothing is all. So I flow with universal soul. The journey is my goal." Ich würde das gern so stehen lassen…
rap.de: Was ist deine Definition von Breakdance oder auch BBoying?
ST: Für mich bedeutet dies das Ausdrücken des eigenen Soul durch den Körper, quasi auf physischem Wege – das Ganze ausgelöst durch Rhythmus.
rap.de: Und aus welchem Grund bevorzugst du speziell Uprocking, gemischt mit Martial Arts-Styles?
ST: Uprocking is raw soul. Du kannst so gut zeigen, wer du bist und wofür du stehst. Zur Erklärung: Du kannst auf Beat abgehen, deinen Namen darstellen, auf einer Gürtelschnalle, einer Jacke oder einem Shirt. Du kannst aber auch mimisch darstellen, was du mit vermeintlichen Gegnern alles machen, wie du sie attackieren würdest. Und wenn du das dann noch in Verbindung mit Musik machst, kommst du dermaßen hardcore rüber… damn! Das hat auch etwas von dieser steh auf-Mentalität von Kung Fu-Filmen. Aber ich mag es einfach auch so den Floor zu rocken.
rap.de: Hast du schon als Kind gern Kung Fu-Filme gesehen, oder sogar Sportarten wie Karate oder Capoeira betrieben?
ST: Meine ersten Shaolin Kung Fu-Filme hab ich schon während meiner Kindheit in Bulgarien gesehen. Meine Großmutter arbeitete damals in einem Kino, also konnten wir jeden Abend dort abhängen und uns diese Filme for free reinziehen. Später, ich war so zwischen 10 und fünfzehn Jahre alt, als wir schon in Holland lebten, habe ich oft mit einem chinesischen Freund von mir rumgehangen, und der hatte einige dieser Underground Chinese Fantasy Kung Fu-Movies am Start. Alle, in diesen Filmen haben chinesisch gesprochen und ich hab einen Scheiß verstanden, aber die Visuals waren echt dope und die Aussage dahinter war in etwa … I take your pain away but I die… . Zumindest so etwas in der Art.
Und mit Kjer schau ich heute immer noch gern Kung Fu-Filme. Was die Praxis angeht: Ich habe, als ich zwischen 16 und 21 Jahre alt war, mit ein paar anderen Leuten Wing Tsun Kung Fu gemacht. Wir waren quasi die ersten Sons of Sifu Sergio Iaderola (International Chief Instructor und Gründer von IWKA WingtTjun, www.wingtjun.nl, Anmerk. d. Red.). Ich mag diesen Style, denn es spielt keine Rolle, wie alt du bist, ob du dick oder dünn bist, oder welchen Geschlechts du bist. Es geht weniger um krasse Tricks oder ausgefallene show off-Moves. Aber es ist unheimlich effektiv und straight to the core. Du kannste etliche Elemente davon auch in einigen dieser Filme finden, von denen ich gerade gesprochen habe.
rap.de: Ist Uprocking eigentlich schwierig zu erlernen? Und würdest du überhaupt sagen, dass Uprocking eher tanzen oder viel mehr eine Sportart ist?
ST: Rocking ist eine Tanzform. Tatsächlich aber war das früher gewohnter Maßen ein Ritual von Gangs, mit denen die jeweiligen Mitglieder, bevor man in den "Krieg" zog, vorab schon mal aufgezeigt haben, was sich gleich in Wirklichkeit abspielen wird. Wen´s interessiert, der sollte sich die Seite www.mrwiggles.biz anschauen. Wenn du heutzutage Rocken lernen willst, musst du dir auf jeden Fall zunächst mal anschauen, wie andere Rocker tanzen. Leider gibt es in Europa gar nicht so viele Leute, die Rocking lernen möchten, es praktizieren oder das Ganze noch in Gang bringen. Wenn man das also mag, muss man sich also wirklich auch darum kümmern und in jedem Fall Aufmerksamkeit zollen, wenn es sich ergibt, dass du irgendwo in einer dunklen Ecke, oder auch in einem Kreis irgendjemanden siehst, der gerade funky Steps an den Start bringt. For the real deal, you should go to Brooklyn NYC. Du kannst aber auch www.dynastyrocker.com checken.
rap.de: Trainierst du eigentlich regelmäßig, und wenn ja, wie oft?
ST: Das ist unterschiedlich. Manchmal trainiere ich vier Mal in der Woche, manchmal aber auch nur ein Mal in zwei Wochen. Aber eigentlich ist es einfach so, dass ich es liebe zu tanzen, wo auch immer und wann auch immer. Wenn ich mich danach fühle, dann mache ich das einfach.