Es gibt Kollegen, mit denen arbeitet man gern zusammen. Anscheinend dachten sich das Blokkmonsta und Smoky auch. Mit „Zu hart für den Staat“ bringen sie bereits ihr zweites gemeinsames Album an den Start.
Schon die beiden ausgekoppelten Videos „Versuch doch“ und „Gewaltbereit“ waren – in gewohnter Blokkmonsta-Manier – inhaltlich kein sonniger Waldspaziergang. Das zieht sich durch die meisten Lieder des Albums: Es wird immer noch gedroht, geraubt und geschlagen. Doch irgendwie lösen die Texte diesmal weniger Beklemmung bei mir aus. Liegt es vielleicht daran, dass ich mit der Zeit abgestumpft bin? Oder ist es tatsächlich so, dass auf dieser Platte der Fokus anders gesetzt wird?
Sie lassen die Waffen jetzt stecken
Insgesamt kristallisieren sich auf dem Album friedlichere Themenschwerpunkte heraus. So ließen sich Blokkmonsta und Smoky von Künstler/innen inspirieren, die durchaus etwas andere Werte vertreten als die beiden es bis dato getan haben. Im Song „Rote Wolken“ zum Beispiel bedienen sie sich zusammen mit Mona Mie an Melodie und Text von Marteria. „Wir bleiben wach, bis die Wolken wieder…“ – das haben wir doch schon irgendwo gehört. Bei Blokkmonsta und Smoky sind es eben rote statt lila Wolken.
Spannend wird es, wenn man sich den Song „Lass sie stecken“ genauer anhört. Liest man sich lediglich die Lyrics durch, würde man nie auf die Idee kommen, einen Track von Blokkmonsta vor sich zu haben. Hier wird doch tatsächlich der Einsatz von Schusswaffen überdacht, statt, wie die Jahre vorher geschehen, verherrlicht. Mit dem Titel spielen sie auf den Song „Lass sie fliegen“ von der Blokkmonsta-Platte 2016 an. Hier hieß es noch „Lass die Kugeln fliegen“. Heute geht es friedlicher bei den beiden zu:
„Überlege zwei Mal, lohnt es sich jetzt einzufahren
Für ein‘ Spast nur halb so groß und einer Bitch die falsch war
Nein man, glaub mir, denk nach, Scheiß-Spiel
Kind ohne Vater ist auf jeden Fall ein Drecksziel“
(Blokkmonsta & Smoky feat. Mona Mie – „Lass sie stecken“)
Die Features bringen Abwechslung
Produziert wurde das ganze Album von Isy Beatz und C55. Die durchweg synthetischen Beats machen ordentlich Krawall, die Stimmgewalt der Protagonisten ist diesem 808-Spektakel aber durchaus gewachsen, auch wenn Smoky ab und an kurz unterzugehen droht. Derlei Probleme gibt es nicht mit der einzigartigen, aber auf Dauer auch etwas anstrengenden, Stimme von Blokkmonsta, dem man immer gern ein Hustenbonbon zustecken möchte. So kommt die Platte insgesamt auf 14 tendenziell recht ähnlich klingende Songs. Hört man das Album von vorne bis hinten durch, hat man nach der Hälfte schon wieder vergessen, wie es anfing.
Dabei haben außer Blokkmonsta und Smoky noch fünf weitere Künstler/innen ihre Stimmen mit im Spiel gehabt. Puls, Crackaveli, Labelkollege Rako und Lucky Nuri haben Featureparts und Mona Mie ist in gleich zwei Liedern zu hören. Abwechslung kommt auf, wenn genau diese Features das Schema „Harter Rap“ aufbrechen und eine Hook singen. So geschehen in den Songs „Nightrider“ und „Lass sie stecken“.
Eine solide, aber wenig überraschende Fortsetzung
Fakt ist: Die Werke von Blokkmonsta sind ein fester und wichtiger Bestandteil in der gar nicht mehr so nischigen Szene, in der sie stattfinden. Inhaltlich ist jedoch eine Veränderung in Bezug zum letzten Album mit Smoky von 2012 zu merken. „Zu hart für den Staat“ schließt musikalisch durchaus an seinen Vorgänger an, die Botschaften auf der Platte erscheinen jedoch etwas gemäßigter als noch vor einigen Jahren. Weich geworden ist man deswegen zwar noch lange nicht, aber es gilt wohl auch nicht mehr um jeden Preis zu schockieren.