Samy Deluxe hat seine Fans mit dem letzten Projekt Herr Sorge auf eine harte Probe gestellt. Mit dem neuen, das eine ganze Trilogie geworden ist, erschien eine Versöhnung durchaus möglich. Eigentlich. Doch auch das Mixtape „Perlen vor die Säue“ und das Album „Männlich“ riefen viele kritische Stimmen auf den Plan. Samy ist so etwas erwartungsgemäß relativ Latte. Im Gespräch zeigt sich der Hamburger weitgehend unabhängig von den Meinungen anderer.
rap.de: Dein neues Album hat den Titel „Männlich“, eine Testosteron-Schlacht nach dem Motto „Dicke Eier, dicke Titten“ ist es aber eher nicht. Hat der Titel also damit zu tun, dass du nun seit mittlerweile 18 Jahren auf der Bühne stehst?
Samy Deluxe: Ja, das war so der Grundaufhänger. Ich hab letztes Jahr gemerkt, ich stehe jetzt seit 18 Jahren auf der Bühne. Ich bin 36, also stehe ich schon die Hälfte meines Lebens auf der Bühne. Eine Reise, die bis jetzt nie gestoppt ist. Nach einem fertigen Projekt kam immer ein neues Projekt und es gab nie eine richtige Pause. Das Album refelektiert viel. Als ich den Titel dann im Kopf hatte, hab ich viele thematische Facetten bearbeitet, von humorvoll bis ernsthaft. An diesem Leitfaden hab ich mich dann so entlanggehangelt.
rap.de: Aber das Album hat keinen roten Faden.
Samy Deluxe: Nein. Es ist nicht alles eine Story oder so. Aber es sind viele Songs, die von der Betrachtungsweise dazu passen, weil ich als erwachsener Mann Sachen betrachte und die deshalb männlich sind. Es gibt da etwa diesen super schnellen Song mit den Fanta Vier in der Hook, der einfach dieses Angeber-Männer-Ding zeigt: Männer müssen immer zeigen, wie schnell sie sind und ich rapp mir da den Arsch ab, das ist dann halt so’n männliches Ding. Ich hab in jedem Song meinen Bezug zu „Männlich„, aber nicht in jedem Lieb geht es direkt um Männlichkeit.
rap.de: Du sprichst gerade die Hook mit den Fantas an. Gab es noch jemand anderen, den du dir für die Hook vorstellen konntest oder war sofort klar, die Fantas müssen es sein?
Samy Deluxe: Bei Features geht es mir immer darum, was braucht der Song? Es gibt keine Featureliste, die man dann so willenlos abarbeitet. Ich lade keinen Künstler ins Studio ein, zeig dem drei Beats und dann ist es das. Ich hab so Sachen, wo ich genau weiß, der und der Künstler passt darauf und wird das mögen und dem Song etwas Gutes hinzufügen. Ich hab da ein gutes Gespür für. Ich feature auch eher Künstler, und auf meinen Alben sind immer weniger Features drauf, weil ich selber immer so viel zu rappen habe. Für mich ist es einfach wichtig, dass es perfekt zum Song passt und das war bei den Fantas der Fall. Ich hatte sowieso was mit denen zu tun, weil ich mit Thomas an seinem Soloalbum gearbeitet hab, das war einfach ein cooler Zufall.
rap.de: Hast du die Fantas denn seinerzeit gefeiert? Die waren in der Szene ja nicht unbedingt unumstritten…
Samy Deluxe: Ja, ich hab die mit ihrem ersten Album Anfang der 90er, Ende der 80er sehr gefeiert. Das war der erste deutsche Rap, den ich gehört habe. Dann hab ich die ’ne Zeit, als ich in dieser Underground-Szene war, nicht so gefeiert, aber dann hab ich sie später wieder gefeiert, weil sie einfach eine ganz große Musikgruppe sind. Sie sind nicht die krassesten Rapper aller Zeiten, obwohl sie trotzdem alle gute Rapper sind. Sie beherrschen ihr Handwerk, haben sich aber nie so als die Riesen-MCs mit anderen Leuten in der HipHop-Szene verglichen oder so. Sie sind einfach große Instanzen in der Musikwelt. Das Album „Lauschgift„, was ewig alt ist, kann man sich immer noch anhören und es ist gut.