Haftbefehl hat die Antisemitismus-Vorwürfe vom Wochenende in einem ausführlichen Statement entschieden zurückgewiesen. Eine große deutsche Boulevardzeitung hatte eine Zeile aus Hafts Song „Psst“ aufgegriffen, die im „Tatort“ vom Sonntag zu hören war. „Ticke Kokain an die Juden von der Börse„, lautete diese. Die Jüdische Gemeinde Hamburghatte diese daraufhin als antisemitisch kritisiert.
„Ich bin kein Antisemit„, erklärt Haft bestimmt. „Darüber hinaus beurteile ich keinen Menschen aufgrund seiner Religion, Ethnie oder Hautfarbe. Bei uns existiert so was nicht und jeder der sich die Mühe macht, sich mit mir und meinem Umfeld zu beschäftigen, wird dies erkennen und verstehen. Wir sind Kanaken, Balkans, Kartoffeln, Schwarze, Zigeuner, Ölaugen und Juden. Wir sind Brüder und Schwestern. Wir schätzen und lieben uns. Wir machen und hören Rap Musik.„
Zudem verweist er auf den mitunter rauen Umgangston, der auf der vielbeschworenen Straße nunmal herrscht. „Unsere Umgangssprache ist wie sie ist und macht vor keiner ethnischen Gruppe halt. Respekt und Humor ist die Basis meiner multikulturellen Realität in Deutschland. Meine Kunstform ist eine Mischung aus genau dieser Realität und Fiktion.„
Haftbefehl betont, dass seine Zeile sich aus der Realität speise. „Als ich noch als Jugendlicher am Frankfurter Banken und Bahnhofsviertel Drogen verkaufte, hatten einige meiner ‚Stammkunden‘ jüdische Wurzeln. Hätte ich Gummibärchen an Eskimos verkauft, wäre die Textzeile anders ausgefallen.„
Die zugrundeliegende Problematik verstehe er durchaus, nur sei er dafür der falsche Adressat. „Ein Aspekt des Antisemitismus ist die Gleichsetzung vom Judentum und Geld, die ich für falsch und dumm halte. Ich verstehe und sehe ein, das bei Vorurteilen gegenüber Juden und anderen Minderheiten – besonders in diesem Land – jede Aussage auf die Goldwaage gelegt werden muss. Die Goldwaage aber ist ein sehr feines Instrument…„
Wert legt er auf die Feststellung, dass sein Statement keine Reaktion auf „eine Berichterstattung, die sich an einer Textzeile aufhängt“ sei. Vielmehr habe ihn ein inhaftierter Kindheitsfreund („mit israelischem Hintergrund„) gebeten, die Medien sowie die restliche Außenwelt aufzuklären. „Den Anruf meines Freundes und die vielen Ermunterungen aus meinem Freundeskreis habe ich mir zu Herzen genommen„, so Haftbefehl.