Mit „Machtwechsel“ peilt der Essener PA Sports eine ganze Reihe Veränderungen an. Veränderungen in der Szene, aber auch persönliche Veränderungen. Wie PA im Interview mit rap.de ankündigte, soll der Sound aggressiver, härter als auf seinen bisherigen Alben werden.
Nach dem Intro, welches mit einem theatralischen Soundbild und kreischenden Synthigitarren daher kommt, legt der Essener mit dem Track „Machtwechsel“ die persönliche Messlatte für den Rest des Albums ziemlich hoch, kann diese allerdings, soviel sei vorweggenommen, im weiteren Verlauf nur selten erneut überspringen. Während in der ersten Strophe noch so richtig schön die Flowkeule ausgepackt wird, zieht er den Track in der zweiten Hälfte durch seltsame Betonungen etwas herunter. Die Disses gegen Haftbefehl und Capo sind zudem unnötig. Jedoch passt der Beat von Gjana Khan perfekt zur aggressiven Stimmung. Sauberer Battletrack insgesamt. Mit „Flashback“ schaltet PA im Anschluss erstmal wieder einen Gang zurück und liefert einen knapp 4minütigen Rückblick auf seine Schulzeit. Thematisch geht es mal wieder um den Aufstieg vom harten Schulschwänzer zum Rapstar. Ganz nett, aber nichts, was allzu lange im Ohr bleibt.
Auch Ex-SAW-Partner KC Rebell darf auf „Machtwechsel“ wieder einen Part beisteuern. Das Ruhrpott-Team liefert mit „2 Kingz“ einen Sound, der auf dem Album leider viel zu selten zum Einsatz kommt. Ein richtig guter, unterhaltsamer Battletrack. Leider ist das raue Organ von Rebell auf dem Album nur einmal vertreten, dabei harmonieren die beiden immer noch perfekt – hätte man sich zwei oder auch drei Tracks mehr davon auf dem Album gewünscht. Auch RAF Camora fügt sich gut in das Soundbild ein. Die Hook von „Ein wunderschöner Tag“ frisst sich sofort ins Ohr. Der Österreicher hat es bekanntlich einfach raus, wie man catchy Hooks raushaut. Auch PA liefert sehr solide Parts ab – zusammen ergibt das einen klassischen Kopf-Hoch-Track.
Genug der ruhigen Tracks, jetzt gibt es wieder auf die Fresse. „Die Befreiung“ bringt nach „Machtwechsel“ wieder das, was man vom Album erwartet. Hier wird ordentlich auf die Kacke gehauen. Joshimixu haut einen forsch nach vorne marschierenden Beat raus, der perfekt zur egozentrischen Schiene PAs passt. Köpfe besser einziehen, sonst gibt es Nackenklatscher von Herrn Vakili.
Leider wird die schön aggressive Grundstimmung im Anschluss gleich wieder zerstört. Mit „Majid“ gibt es den Standard-Ghetto-Track über den Jungen aus dem Slum, der mit dem harten Leben auf der Straße nicht klar kommt. Storytelling okay, aber eigentlich nicht unbedingt das, was man von PA hören möchte. Den Tiefpunkt erreicht „Machtwechsel“ dann mit „Gute Männer lieben schlechte Frauen„. Die Hook, gesungen vom ehemaligen DSDS-Gewinner Mehrzad Mahrashi soll wohl für feuchte Höschen bei manchen weiblichen Fans sorgen, ist aber leider völlig unpassend und steht einem „Machtwechsel“ eher im Weg. Das ist nicht romantisch, sondern kitschig.
Dann doch lieber „Nie vergessen„, der fährt zwar auch eher in ruhigen Gewässern, räumt aber konsequent mit den falschen Freunden im Game auf und zeigt, dass harte Thematiken auch auf ruhigen Beats interessant behandelt werden können. Mit „Vertrauter Feind“ liefert PA dann den atmosphärisch besten Track ab, bei dem man die unterschwellige Aggressivität, die sich, mühsam kontrolliert, am liebsten Bahn brechen würde, geradezu spüren kann. Und das trotz des ruhigen Beats von Gjana Khan.
Leider gibt es einen weiteren richtigen Ausfall auf den Album und zwar den Part von Moe Mitchell auf dem Track „Das jüngste Gericht„. Das Grauen lauert in der Hook. Was Moe Mitchell da abliefert, lässt sich mit Blick auf seine sonstigen Songs nur schwer erklären. Früher für seine gefühlvollen Hooks bekannt, ist dieser Chorus geradezu erschreckend lieblos und abgehackt. Alpa Guns guter Featurebeiträg kann den Track da leider auch nicht mehr retten. Also schnell weiter zum Outro, welches eine kurze Danksagung und Reflektion PAs bisheriger Karriere enthält. Schade, eine ordentliche Abrechnung hätte der Rezensent vorgezogen. Sie wäre dem Titel auch angemessener gewesen.
Der Essener hat mit „Machtwechsel“ ein größtenteils unterhaltsames Album abgeliefert. Ohne große Anstrengung zeigt er, dass er das Raphandwerk beherrscht. Der eine oder andere Track lässt tatsächlich ein Gefühl von Rebellion und Umsturz aufblitzen lässt, leider sind diese Momente aber etwas zu selten. Nun, der anvisierte Machtwechsel ist erwartungsgemäß also ausgefallen. PA liefert mit seinem Album ein Standardwerk ab, das kaum für großes Aufsehen sorgen wird. Die Beats sind durchweg guter Standard. Experimente gibt es aber keine. Flow und Technik des Rappers sind sehr solide, bieten auch kaum Überrraschungen. Wie gesagt: solide. Ein Machtwechsel sieht aber definitiv anders aus.