2012 war für deutschen Straßenrap ein gutes Jahr – die Multilinguisten Celo und Abdi brachten ihr Debütalbum „Hinterhofjargon“ auf den Markt und stiegen auf Platz 8 der Charts. Ssio und Schwesta Ewa aus dem Alles oder Nix-Camp bewiesen bei ihren jeweilligen Mixtapes exzellenten Beatgeschmack und bedienten sich ausgiebig klassicher Amirap-Instrumentals von Biggie bis Busta Rhymes. Der Plusmacher schließt mit seinem Debüt „BWL“ nun endgültig die (vermeintliche) Lücke zwischen authentischem Straßenrap und von aus dem eigenen Umfeld produzierten Boombap-Beats im Stil der 90er.
Bereits das Intro mit Scratches von Dextar verbreitet beste Mid-Nineties Brooklyn-Atmosphäre. Der zweite Track „Negotiabel“ wartet neben unfassbaren Instrumental mit einigen denkwürdigen Zeilen auf: „Ey yo, iPhone 3g gegen 3g Yayo“ oder „Plusmacher führt Buch, doch hat noch nie ein Buch gelesen.“ vorgetragen in arroganter Manier und mit dem richtigen Schuß Dreck in der Stimme lassen für die weitere Spielzeit auf Großes hoffen.
Der Titeltrack „BWL“ (steht für Bordstein Wirtschafts Lehre) zollt Tribut an einen der Vorzeige-MCs des deutschen Gangstaraps: Bushido. Jay Spaten seziert das „Drunken Master„-Sample, um den „Electro Faust„-Beat von Bushidos Klassiker „Vom Bordstein bis zur Skyline“ nachzubauen, Der Plusmacher rappt souverän über diese Hommage und sein Flow orientiert sich dabei stark an Bu.
„Durchblick“ ist ein weiteres Highlight von „BWL“, über ein wunderschön geflipptes Horn-Sample zeichnet Der Plusmacher seine Vergangenheit ab, mit ihren Höhen und Tiefen.
„Mama lehrte mich was falsch und richtig ist/ den Rest hab ich begriffen in den Ecken wo Nachts das Licht nicht ist„
„Katze frisst Maus“ bietet den perfekten Abschluss für „Bordstein Wirtschafts Lehre“ – ein Storyteller der auf authentische Weise den Alltag eines Kriminellen zeigt und eines der absoluten Grundmottos der Straße ins Gedächtnis ruft: „Mal gewinnt man, mal verliert man.„.
„BWL“ bringt das zu Ende, was das „Notorious H.A.F.T.„-Tape angefangen hat: Glaubwürdiger Straßenrap mit einer guten Prise Technik auf hervorragenden Boombap-Beats. Durchhänger wie das Neo Kaliske-Feature „Gefühlskalt“ sind selten und verzeihbar, ebenso wie der manchmal ein wenig holprige Flow. Alles in allem ist Plusmachers „BWL“ eine sinnvolle und notwendige Ergänzung zum deutschen Gangstarap-Kanon und dies nicht zu letzt Dank Jay Spatens fabelhaften Produktionen.