Interview mit Nazar

Wurde Nazar zu Beginn seiner Karriere noch als „der österreichische Bushido“ tituliert (womit er selbst nie einverstanden war), so kann man den sympathischen Wiener heute kaum noch unter der Kategorie Straßenrap fassen. Längst hat er sich seine ganz eigene Nische im deutschsprachigen Rap geschaffen, und das nicht nur musikalisch, sondern vor allem auch visuell – Nazar ist verantwortlich für einige der bilderstärksten Clips der jüngeren Vergangenheit. Auch die Vorboten seines neuen Album „Narkose“ waren wieder optische Leckerbissen. Im Gespräch mit rap.de erklärte der Wiener, was es mit dem Albumtitel auf sich hat, wie wichtig ihm Kreativität und Geld sind, warum er nicht bei einem Major unter Vertrag ist, was es mit dem vermeintlichen RAF-Diss auf sich hat und vieles mehr.  

rap.de: Dein neues Album heißt „Narkose“. Was hat es damit auf sich? Wer erwacht da bald aus einem künstlichen Schlaf?

Nazar: Ich bin eigentlich mein halbes Leben aus der Narkose erwacht, denn was niemand weiß ist, dass ich eine ganz schlimme Vergangenheit im Krankenhaus habe. Ich bin meine halbe Jugend im Krankenhaus gewesen, war auch öfter mal über ein Jahr stationär dort. Was genau passiert ist, möchte ich nicht erklären. Der Titel kam für mich auch in Frage, weil ich im Dezember eine sehr große OP vor mir habe, wodurch ich dieses Jahr auch keine Tournee spielen kann und mir auch noch überlegen muss, ob ich Einzelkonzerte spiele. Ich weiß, dass es eine harte OP wird, die auch längerfristig danach behandelt werden muss, in Physiotherapie und ich muss da in so ein Sportklinikzentrum, um alles vernünftig aufzubauen. Deshalb habe ich den Plan, dass ich nach der ganzen Album-Promo noch für ein bis zwei Monate lang ein bisschen durch die Welt fliege, Urlaub mache und paar schöne Sachen erlebe, bevor dann die Scheiße auf mich zukommt.
 
rap.de: Handelt es sich etwa um eine lebensgefährliche OP?

Nazar: Nein, das nicht. Also, jede OP, die ein paar Stunden dauert, ist halt natürlich gefährlich,  eine OP ist ja nichts Einfaches. Ich hatte glaube ich schon über elf große Eingriffe, mit mehrstündigen Operationen, immer in Vollnarkose. Einmal kam‘s auch vor, dass man den Schlauch, den man in den Hals bekommt, den Beatmungsschlauch, schlecht reingeschoben oder rausgenommen hat, so dass ich dann irgendwie nach der Operation Blutungen im Hals hatte, die sie dann noch einmal operativ behandeln mussten. Und ein anderes Mal bin ich halt eben nicht planmäßig aus der Narkose erwacht, hab einfach weitergepennt. Beim Aufwachen hatte ich  unfassbare Schmerzen im Gesicht und wusste nicht, warum mein scheiß Gesicht mir jetzt so wehtut, bis meine Mutter reingekommen ist und gesagt hat, der Arzt hat dir zehn Minuten lang Schellen gegeben hat (lacht) Dann ist der Arzt gekommen, ich habe ihn drauf angesprochen, da musste er selber auch bisschen lachen.

rap.de: Und? Hast du ihm dann auch Schellen gegeben?

Nazar: (lacht) Nee, ich habe den richtig gern,  der behandelt mich schon seit meiner Kindheit. Das ist ein unfassbar guter Mensch, dem ich auf jeden Fall sehr viel zu verdanken habe. Ich habe auch ein sehr gutes Verhältnis zu ihm. Die OP, die wir jetzt vorhaben, ist wie gesagt sehr kompliziert. Er hat gesagt, solange er lebt – weil er auch schon mittlerweile sehr alt ist – will er das für mich machen, weil er mich schon seitdem ich ein Kind bin behandelt und das weiß ich einfach sehr zu schätzen.