Der Junge mit der krächzenden Stimme, der dicken Brille, dem Grundschüleroutfit und der Affinität für Battlerap ist schon ein kleines Phänomen. Erste Aufmerksamkeit erlangte der Randberliner Battleboi Basti durch diverse Battles im Mzee-Forum und vor allem beim Video Battle Turnier, kurz VBT, bei dem er regelmäßig vordere Plätze belegte. Da man mit Battlerap jedoch kaum Geld verdient und es künstlerisch auf Dauer auch nicht unbedingt erfüllend ist, immer nur Gegner zu beleidigen, ist es nur die logische Konsequenz, dass irgendwann ein Soloalbum her muss. Gesagt, getan. Und damit sind wir bei „Pullermatz„, dem Debütalbum von BattleBoi Basti. Auf 12 Tracks gibt es den geballten Grundschulhumor eines 12ährigen gepaart mit aufwendig produzierten Beats und Featuregästen, die das Gesamtkunstwerk „Pullermatz“ leider auch nicht so richtig retten können.
Dabei hatte doch alles so gut angefangen. Wer die VBT-Runden von Basti kennt, der weiß, dass hinter dem Schuljungen-Image mehr steckt als nur pubertierender Humor. Basti besticht durch treffende Punchlines, bitterböse Texte, eine gehörige Portion Selbstironie und eine Technik, die den ein oder anderen langjährigen Hasen im Biz alt aussehen lässt. Leider ist davon so gut wie nichts mehr auf „Pullermatz“ zu finden. Den Anfang macht der Track „HipHopper“ und legt die Messlatte für die kommenden Tracks schon mal ziemlich tief. Mit „HipHopper“ zieht Basti die üblichen Klischees über HipHopper durch den Kakao. Im Jahre 2013 noch über zu große Hosen oder das ständige Vernichten von Gras zu rappen ist aber dann doch ein wenig angestaubt. Ein schwacher Einstand für „Pullermatz„.
Auch der Nachfolger „Cäsh auf Täsh“ will nicht so recht zünden. Basti bringt hier sein Alter-Ego Fiksch mit ein, was eigentlich auch ganz gut funktioniert. Der Part, den Basti mit normaler Stimme rappt, ist technisch blitzsauber und passt sich locker dem disstortion- und basslastigen Beat an. Die Battleboi-Parts verderben einem die Freude an „Cäsh auf Täsh“ wieder etwas. Warum der Rapper, sobald er die Stimme wechselt, sein textliches Niveau herunterschraubt, bleibt ebenso unverständlich wie schade. Die Hook des Titelsongs legt ebenfalls eindrucksvoll Zeugnis davon ab: „Ich, ich, ich, ich hab einen Pullermatz/ ich, ich, ich, ich hab einen Pullermatz/Ich, ich, ich, ich hab einen Pullermaaatz/ ich hab einen Pullermaatz/Sei mal ehrlich: Haste auch ein‘?/ Zeig mal her, denn ich glaub, nein/Und selbst wenn schon, würde der im Gegensatz zu meinem wohl keinem auffall’n„.
Nun hat der Rezensent dieser Review überhaupt kein Problem mit vulgären, pubertärem Humor á la „South Park“ oder Trailerpark, aber „Pullermatz“ kann in dieser Hinsicht einfach nicht überzeugen. Die Stimme mag Geschmackssache sein, aber dem Verfasser dieser Zeilen brennt sie jetzt noch in den Ohren. Auch das Feature von VBT-Kollegin Vist, das eher unmotiviert und langweilig wirkt und nicht so recht zum Gesamtkonzept passen will oder der bereits veröffentlichte Track „Lehrkörper„, der die pubertären Sex-Fantasien von Halbwüchsigen mit der eigenen Lehrerin verulkt, bringen keine Besserung. Mit „Da dopest Odd„, versucht der Boi dann noch, die Reggae-Schiene zu bedienen, bedient aber eigentlich nur jedes Klischee über dieses Musikgenre. Klar ist das Absicht, aber zwingend wirkt das irgendwie auch nicht.
Auch die Skits lösen beim Rezenseten keine Lachkrämpfe aus. Eine gefaketer Scherzanruf mit einem völlig überfoderten Basti bei einer Sex-Hotline? Vielleicht bin ich humorlos, aber das entlockt mir nicht mal ein Grinsen. Was sich der Mittzwanziger mit dieser Platte gedacht hat, bleibt wohl für sein Geheimnis. Hätte er mal so viel Elan, Biss und technischen Finessen in das Album gesteckt wie in seine VBT-Runden, „Pullermatz“ wäre ein Klasse-Album geworden. So bleibt das Bild eines etwas bemühten Images und einer nicht wirklich konsequent umgesetzten Begabung, die eigentlich viel mehr von BattleBoi Basti erwarten lässt. Schade.