Im “Intro“ und dem darauffolgenden “Sorry“ scheint alles noch beim Alten geblieben zu sein. Mit Beatlefield-Beats, die einem direkt in die Fresse boxen und Chakuza’s gewohnt schlimmem Mundwerk, lässt sich kein Unterschied in der Herangehensweise zu älteren Werken feststellen: “Ich hab “Schwanz“ ganz sicher viel zu oft gebraucht in einem Song, doch wenn ich abklemme und pisse, sieht er aus wie ein Ballon.“
Spätestens aber bei “In Richtung All“ mit einem Feature von Vega, was zu EGJ-Zeiten ohnehin niemals drin gewesen wäre, schlägt Chakuza endgültig neue Wege ein. In einer Beatmischung zwischen Hip Hop, Reggae und Electro, sowie einer nervösen Snare, äußert sich des Rappers neue Freiheit. Nur geflucht wird wie gewohnt.
“Ich schieb euch das Mic zwischen die Beine und es brummt, brummt. Ich bin fast 30, doch die Fleischpeitsche ist jung.“
“Suchen Und Zerstören 2“ verkörpert einen Stil, den man ohne Bedenken als experimentell bezeichnen kann. Der “Monster Remix“, zusammen mit Timid Tiger, einer Indie-, und Electroband aus Köln (!), kommt sogar ganz ohne Beat aus. Nur auf einer soften Gitarrenmelodie lässt Chakuza sein Leben ein wenig Revue passieren und gewährt den ein oder anderen Blick in sein Inneres. Marc Sloan, der die Refrains auf “Ich Wünsche Mir“ und “Hellboy“ singt, sorgt mit seiner markant rauchigen Stimme wiederum für ein rockiges Element auf dem Album. Vor allem “Hellboy“ versprüht durch eine kreischende E-Gitarre sehr viel Rockflair.
Ganz vergessen hat Chakuza seine alten Jungs aber nicht. D-Bo, Nyze und Bizzy Montana wurden auf je einem Track den Credits hinzugefügt. Vor allem Bizzy macht auf “Robocop Tanzt“ eine gute Figur. Diesmal wird auf einem Breakbeat mit gepitchten Stimmen gearbeitet. Diesen Track muss man auf Grund seiner schönen Melodie und des stimmigen Gesamtkonzepts sofort in sein Herz schließen. Gute Rhymes, guter Beat, schöne Melodie – hier passt einfach alles.
Wer nun fragt, ob Chak immer noch krass rhymt, oder worum es eigentlich inhaltlich auf “Suchen Und Zerstören 2“ geht, dem sei versichert, dass Chak nichts von seiner Fähigkeit, stabile bis großartige Parts schreiben zu können, eingebüßt hat. Nur sind die Beats des Albums so auffallend, kunterbunt und bemerkenswert, dass Inhalt und Flow nur sekundär betrachtet werden können.
Klar ist, dass einige Leute, vor allem gestandene Chakuza-Fans, auf Grund der allgemeinen Verwirrung, die “Suchen Und Zerstören 2“ durch vermeintliche Geschmacksunsicherheit in Sachen Beatgespür hervorruft, am Ende schreien werden: “Das ist doch total whack und kompletter Mull!“
Mir persönlich gefiel es, bis auf wenige Ausnahmen, mal wieder den musikalischen Output eines Künstlers erleben zu dürfen, der ganz unbeschwert und frei von Sorgen, nur aus dem Herzen heraus Hip Hop erschafft und diesen spannend zu verpacken weiß.