Wohl kaum ein anderer Deutschrap-Act wurde in den letzten Jahren so gehypet, bejubelt und gehatet wie Snaga und Pillath. Die einen feierten die abgedrehten Punchlines, die anderen stießen sich an der Art der Vortragsweise. Für die einen waren sie frischer Wind im Game, für die anderen Trittbrettfahrer des Dipset-Wahns. Was auch immer. Fakt ist, dass es nie ruhig um die 2 Söhne des Ruhrpotts wurde. S&P muss man niemandem mehr vorstellen.
Wohl kaum ein anderes Deutschrap-Album wurde in den letzten Jahren mit solcher Spannung erwartet, wie „Aus Liebe zum Spiel“.
Es wurden Themensongs angekündigt, und so manch einer erhoffte, darin die Schwachstelle der beiden Punchline-Virtuosen zu finden.
Um es vorweg zu nehmen: diese Leute sollten sich getäuscht haben. Auch die Diskussionen der letzten Monate über Beef, Streitigkeiten und Line-Diebstahl überlasse ich dem Fußvolk in den Foren. Hier geht es um das Album.
Und ich muss bemerken, dass mich „Aus Liebe zum Spiel“ wirklich überzeugt hat. Es ist ein rundes Konzept-Album geworden. Aber eins nach dem Anderen.
Die 17 Tracks wurden instrumentiert von zahlreichen Producern des Landes, u.a. Monroe, Brisk Fingaz, DJ Katch, Necrow.
Nicht jeder Beat trifft unbedingt meinen persönlichen Geschmack, aber sie gehen steil nach vorn und bilden eine solide Grundlage für die Darbietungen des Duos.
Das beginnt schon beim Intro (produziert von Matbeatz). Ein schwerer, rollender Loop, dazu die stampfenden Lines von Snaga und Pillath. Ein guter Einstieg.
Insgesamt gesehen, haben sie sich sehr passende Instrumentals gepickt, die das jeweilige Thema mit der richtigen Stimmung untermalen, oder bei Battletracks einfach in die Fresse drücken.
Auch auf „Aus Liebe zum Spiel“ werden wieder taktweise Punchlines abgefeuert, die den Vorgängerwerken der Beiden in nichts nachstehen. Ich möchte hier bewusst keine Beispiele nennen, um den Überraschungseffekt zu wahren. Von dieser Seite betrachtet, wurde ich sehr gut unterhalten.
Doch kommen wir zu den tiefgründigeren, neuen Seiten von Snaga und Pillath.
Ich war wirklich erstaunt.
Nehmen wir „Wer will was von wem“: Kein plumpes Streetblabla, sondern ehrliche Aussagen wie: „Kuck um 6 Uhr hörst du keinen Wecker/ weil hier keiner einen Job hat, trotzdem hörst du keinen meckern/ weil du froh bist dass du ein Bett hast/ froh bist dass du von der Langeweile noch nicht einen weghast“
Das Leben im Pott, die Probleme der Arbeitslosigkeit, der stetige Kampfgeist oder Sinneskrisen. Alles wurde reflektiert und sehr persönlich verarbeitet, und nicht bloß als Konzeptschemata heruntergespult. Und mit persönlich meine ich, dass es Stellen gab, bei denen ich echt Gänsehaut bekam. Anspieltipp: Pillath Skit! Checkt das Album auf jeden Fall aus. Der Pott ist definitiv gelandet.