Es ist endlich soweit, Ufo361 präsentiert uns sein Debütalbum „Ihr Seid Nicht Allein“. Der junge Mann mit der markanten Nase liefert uns 16 Tracks, darunter ein Skit („Gut“), welche wahrscheinlich sogar meiner Großmutter gute Laune bereiten können.
Das Hoodrich-Mitglied vertritt auch in diesem Werk die zentrale Aussage des Berliner-seins, schlägt aber deutlich erkennbar einen eigenen Pfad ein. Anders, als bei anderen Hoodrich Mitglieder treten bei Ufo361 das Leben auf der Straße, der Kampf gegen die Gentrifizierung und die sozialen Missstände deutlich in den Hintergrund. Dafür werden klassische Old School Beats und Berliner Lifestyle Texte an den Tag gelegt. Ein gutes Beispiel dafür ist Ufos „Kreuzberg96“, in welchem Erinnerung, Eindrücke und Erlebnisse aus Kreuzberg in den 90er Jahren in einen von Humor geprägten Text gepackt werden. Zudem hört man gegen Ende des Tracks einen Ausschnitt aus einem Islamic Force-Song, was das Leben in Kreuzberg zu dieser Zeit für Ufo anscheinend stark geprägt hat. Der Track ist eine gute Mischung aus Nostalgie und guter Laune.
Ganz anders hört sich der Track „Atom“ an. Als wären zwei verschiedene Künstler zusammengetroffen, als wäre es nicht ein einheitliches Album, man könnte fast meinen, es wäre eine Bewusstseinsspaltung im Spiel. Bei „Atom“ tauchen plötzlich Trap-artige Beats und „Komm ich auf die Bühne, rasten Bitches aus“-Texte auf. Dass Ufo macht, worauf er Bock hat, ohne sich an einen Code zu halten, lässt sich leicht raushören. Man muss aber sagen, dass trotz des musikalischen Aprilwetters, jeder Track dem Hörer ein Lächeln abzuringen vermag. Was will man mehr? Der rote Faden, welcher sich von Intro bis Outro zieht, wird auch oft überbewertet. „I.S.N.A.“ ist der beste Beweis dafür, dass Struktur was für Streber ist.
Nicht nur Partys und Bitches tragen den hohen Stellenwert, sondern, wer hätte das gedacht, Gras. „GanjaBoi“ist wahrscheinlich nicht der erste Beweis, dafür aber ein handfester. Das kann bestimmt kein richtiger Kiffer anzweifeln. Auch beim Hören des Songs „HipHop“ ist der zugrundeliegende Graskonsum schwer zu überhören. Dass Ufo361 aber eben nicht nur ein guter Kiffer, sondern auch ein richtig guter Rapper ist, steht nach dem Debütalbum ziemlich fest.
Ein eher überraschender Track ist „Seit dem ersten Tag“. Für Ufo361 Verhältnisse ist der Track erstaundlich melancholisch. Ein starkes Stück, denn dieses macht es überhaupt möglich, ihn mit seinen Labelkollegen zu vergleichen – die anderen Songs weichen einfach zu sehr von der sonst üblichen Schiene ab. Und um diesen Vergleich tatsächlich stattfinden zu lassen, wage ich zu behaupten, dass dieser Track locker mit nachdenklichen Hoodrich-Werken wie „Schätze das Leben“mithalten kann. Ein klassischer HipHop-Beat, eine korrekte Hook und die standhaften Lyrics über persönliche Sprüher-Erlebnisse, die bestätigen, dass Ufo361 mehr auf dem Kasten hat als nur gute Punchlines und Scherze.
Die Features sind gut gewählt. Blut & Kasse und Morlockk Dilemma verleihen dem Album eine gute, weitere Farbe, auch wenn die Kombination der Rapper auf den ersten Blick eher ungewöhnlich erscheint. Und dass Kalusha und Ufo ein gut eingespieltes Team sind, konnte man sich ohnehin denken, schließlich sind Labelkollegen. Die „Hausparty“ mit Kalusha macht richtig Spaß, wobei sich da die Lyrics von der Komplexität her ein wenig dem sonstigen Pegel angepasst haben. Das ist nicht negativ gemeint, im Gegenteil. Wir haben schließlich schon genug von der depressiven Sorte.