Im Vergleich zu seinem letzten Album „Banger leben kürzer“ hat Farid sich nicht einfach zurückgelehnt, sondern weiter an sich gearbeitet, um wie bisher mit unterhaltsamen Wortspielen à la Monsieur Bang zu glänzen. Und nicht nur das – am erweiterten Themenspektrum bemerkt man, dass sich der Düsseldorfer-Derendorfer durchaus weiterentwickelt hat.
Natürlich kommen Disses trotzdem nicht zu kurz. Der Albumtitel etwa bezieht sich in erster Linie darauf, wie es wäre, die meisten Ex-Mitglieder von Sektenmusik auszulöschen. “Weil ich große Dinger dreh/ und die Zeitungen berichten/ von ein paar Toten in der Spree / Farid Bang, der Zerstörer von Sektenmusik/scheiß auf Reunions, ich will Action und Beef“. Die Zeichen stehen also wieder mal auf Sturm. Doch so unterhaltsam der Track auch ist, so schnell langweilen die ständigen Provokationen und Mordphantasien auch. Na klar, Beef und Disses sind ein fester Bestandteil von Rap, aber immer und immer wieder die gleichen Gegner anzugreifen ist auf Dauer einfach wenig überraschend.
Ganz andere Töne schlägt Farid dagegen etwa auf “Alemania“ an, wo er das mitunter harte Leben in Deutschland beschreibt. Vom armen Taxifahrer, der drei Jugendliche tötet, die ihn um sein Fahrgeld betrügen wollten bis hin zum Kleinkriminellen, der aus falschverstandener “Ehre“ seinen Brüdern gegenüber andere Jugendliche wahllos zusammenschlägt, anschließend mit dem Taxi nach Hause fährt und dann von genau diesem Taxifahrer erschossen wird, der eigentlich gar nicht mehr wollte, als seine Familie zu ernähren. “Es ist Schicksal, das Leben ist nicht immer fair/ heute arm, morgen bist du Millionär/Manche haben nix, manche essen Kaviar/ das ist Alemania“. Ohne Beschönigung und falschen Sozialkitsch legt Farid hier eine eindringliche Geschichte vor – ein durchaus gelungener Versuch, seriöser zu wirken.
Neben erwartbaren Features wie Summer Cem, Ramsi Alliani oder auch Zemine hat Bang sich auch jemanden von jenseits des großen Teiches geholt, nämlich den US-Rapper Young Buck. Mit dem Ex-G-Unit-Soldier hat er den Track “Converse Musik“. Der pikante Hintergrund: Bereits auf dem letzten Album hatte Farid seinem Erzfeind Alpa Gun unterstellt, Young Bucks Texte eins zu eins ins Deutsche zu übersetzen. Ein Vorwurf, den Buck selber zu Beginn des Songs mit den Worten “Over here they are jackin my stlye“ (etwa: hier in Deutschland klauen sie meinen Style) aufgreift.
Das Album wechselt zwischen härteren Songs auf bombastischen Synthiebeats (“Ich will Beef“, “Intro“, “Der letzte Tag deines Lebens“, “Samurai“ – letzteres mit einer etwas rätselhaften Hook, die man mit etwas Phantasie durchaus auf einen wohlbekannten Berliner mit japanischem Künstlernamen beziehen könnte…) und nachdenklicheren Songs (“Alemania“, “Keine Träne“, “Meer“) ab und hält dabei eine ganz gute Balance. So stellt der Banger sicher, dass sich weder die alten Fans enttäuscht abwenden, noch potentielle neue Zielgruppen von allzu viel Waffengelaber abgeschreckt werden. Mit der komplett auf Autotune gesungenen, verspulten Drogen- und Sex-Hymne “Ich bin drauf“ beweist er außerdem, dass er auch für etwas, naja, abseitigere Songideen durchaus zu haben ist.
Es ist dem Album durchaus anzumerken, dass Farid dieses Mal mit mehr als nur einem Auge nach den Charts und möglichen neuen Hörerschaften geschielt hat. Der Spagat zwischen der gewohnt ignoranten Banger-Attitüde und den neuen, verantwortungsvolleren Inhalten ist ihm aber durchaus gelungen. “Der letzte Tag deines Lebens“ klingt nicht nach von vorne bis hinten durchkalkulierter Marketingscheiße, sondern durchaus stimmig und schlüssig. Wo Farids größte Stärke liegt, ist aber nach wie vor klar: Bei mehrdeutigen Wortspielen wie “So ist es bei der Groupienutte/ sie wird gestochen von ein paar alten Männern wie ’ne Voodoopuppe“. Hach ja, sehr unterhaltsam, das.