Megaloh ist der „Regenmacher“. Mit 14 Tracks hat das Album eine angenehme Spieldauer, auf der der Moabiter sein technisches Können mal wieder eindrucksvoll beweist. Lyrischer und metaphorischer als auf dem Vorgänger „Endlich Unendlich“ erzählt Megaloh von seiner Familie, ehrlicher Unsicherheit und seinen spirituellen Wurzeln. Dies geschieht aber weder aufdringlich plakativ, noch hat man das Gefühl, mit einer peinlichen Kopf-hoch-Attitüde belästigt zu werden. Mit Ghanaian Stallion, Farhot und Kahedi im Produzentensessel ist ein durch und durch rundes Album entstanden, das selbstsicherer und auch aufrichtiger denn je erscheint.
„Regenmacher“ kombiniert unter anderem Jazz- und Reggae-Elemente, Off-Beat-Trompeten, Big-Beat-Einflüsse und Hang-Drums – alle zusammen ergeben einen eigenen Sound, der mal nach afrikanischer Folklore klingt, um dann wieder mit synthetisierten Hi-Hats in einen trappigen Sound zu rutschen. Songs wie „Wer hat die Hitze“ rattern mit giftigen Snares durch den Körper und laden nicht nur zum Kopfnicken ein, auf „Oyoyo“ lässt es sich tatsächlich tanzen. Die Features von Trettmann, MoTrip, Joey Denalane, Jan Delay und anderen sind für das gesamte Album eine Bereicherung, denn im Gegensatz zum Vorgänger kommt „Regenmacher“ ohne übermäßige Gesangs-Hooks aus. Durch die Auswahl der Gäste erhält das Album zusätzlich einen Reggae-artigen Charakter, was aber nicht die Ernsthaftigkeit und die Auseinandersetzung mit persönlichen wie auch politischen Themen (die im Prinzip ja auch persönlicher Art sind) verwässert.
Der Track „Alles Anders“ ist ein krasser Einblick in Megalohs Leben, nicht jeder würde die Hose so weit runterlassen. Das wirkt aber weder Mitleid heischend, noch entsteht dabei ein Opfer-Habitus, denn Mega schafft es, sich selbst für andere nachvollziehbar zu erklären. Diese autobiografischen Bezüge finden sich ebenso in „Was ihr seht“ , auf dem der gesamte Weg des Moabiter Jungen verbalisiert wird: „Im Wohnzimmer am Tisch und versuche zu erklären / Das hier ist was ich so mach‘, um mich in Zukunft zu ernähren.“ Zwischen dem Wunsch nach Erfolg, dem Streben nach Glück und der Hingabe zur Musik bleibt Megaloh so bodenständig, dass man nach Fehlern suchen möchte, die einfach nicht vorhanden sind.
„Schule ging zwar klar, doch Uni ist nicht meins“ – egal, Megaloh hat seine Hausaufgaben gemacht. Über seine Technik braucht man keinerlei Worte verlieren, da ist es auch berechtigt, wenn er mal von sich selbst sagt: „Kennst mich – Name steht für Qualität“. Bei seinen Fähigkeiten möchte man sich fast den ein oder anderen Battletrack wünschen, aber nach verbalen Attacken oder unflätigen Wörtern sucht man vergeblich. Dass Megaloh sich ein bisschen ans Singen wagt, etwa auf „Wohin“ , kann man ihm daher auch nicht übel nehmen, speziell wenn man der Thematik darin Beachtung schenkt. Aus Sicht eines Vertriebenen beschreibt er gemeinsam mit Musa den langen Weg, den ein Flüchtling zurücklegen muss: „Bin auf der Flucht schon so lang / Ich hatte Angst, ich erreiche dieses Land nicht / (Ich weiß nicht wohin) / Jetzt bin ich endlich da / Hab es geschafft, doch sie sagen mir was anderes / Sag mir gibt es einen Platz für mich hier / Im Paragraph 23.“
Die Metaphorik des Erntens, der Dürre und des darauffolgenden erlösenden Regens zieht sich durch die gesamte LP, fast schon beschwörend rappt er vom „Verlauf des Leidens, werden kaum gesünder / Zu Hause heilig, draußen Sünder“ und einem verfallenden System. So bewegt er sich zwischen Schwarzmalerei und wieder aufkeimendem Lebensmut, ohne dabei pathetisch zu werden. Durch Banger wie „Zap Brannigan“ und „Wer hat die Hitze“ ist dem Nesola-Signing eine gesunde Mischung gelungen, die ein hervorragendes, ausgewogenes Album hervorgebracht hat, das quasi keine Schwachpunkte bietet.