Nachdem Crack Ignaz bereits dem letzten Sommer einen luftig-kitschigen „Kirsch“ -Anstrich verpasste, erscheint nun in der bitterkalten Spielzeit „Geld leben“ , bei dem auch Produzent Wandl als Interpret aufgeführt wird – zu Recht, denn dessen Produktionen stehen hier gleichermaßen im Vordergrund wie der Rap des Österreichers. Begriffe wie „Cloud“ , „Based“ oder „Trap“ kann man sich an dieser Stelle getrost schenken, denn Ignaz und Wandl sprengen mit „Geld leben“ selbst jene Schubladen, die eigens für Subgenre-Rahmen-sprengende Musik geschaffen wurden. So vieles passiert auf „Geld leben“ , das einerseits wirr, in seiner Unberechenbarkeit aber dennoch schlüssig anmutet.
Crack Ignaz präsentiert sich nicht mehr „süß, wie eine Mozartkugel“ , das Hanuschplatzflow-Mitglied ist bissiger und angriffslustiger als bisher. „I komm mit der Kavalerie / Mei Faust juckt, Brudi des is koa Allergie“ heißt es etwa auf „Zwei Null Neun“ . Natürlich dreht sich Ignaz‚ hedonistischer Lebensstil weiterhin um Gwalla, Bitches und Drogen – den beschreibt er aber auf derart pointierte und unterhaltsame Art und Weise, dass der eng gefasste Themenfundus zu keiner Zeit langweilt. „Geld leben“ ist kompakt und Crack Ignaz ein sympathischer Charakter, der lässig und unbekümmert, aber nicht ignorant oder gelangweilt wirkt. Die Beschreibungen und Punchlines kommen nicht arrogant daher, sondern erzeugen eine Feelgood-Atmosphäre, die auch – oder gerade – im Winter funktioniert.
Dafür ist natürlich auch die hervorragende Produktion aus den Maschinen von Wandl verantwortlich, der einen stimmigen und mindestens ebenso schwierig zu kategorisierenden Beatteppich ausrollt. Während die erste Albumhälfte noch tiefenentspannt und sehr samplelastig klingt, wand(e)lt sich das Bild gegen Ende. Weniger wohlig, umso basslastiger und kälter werden die Instrumentale. Seinen Peak erreicht dieser Twist mit dem düsteren „Zähne & Augen“ , das mit störrischem Sample und minimal eingesetzten, verzerrten Vocals überrollt. Auf diesen Film folgt „Wellen“ , das aus einem ruhigen, idyllischen Instrumental ohne Drums besteht. Crack Ignaz spricht lediglich – ähnlich einer Traumreise – mit ruhiger, beruhigender Stimme darüber. „Wellen“ bricht abrupt mit der zuvor aufgebauten, intensiven Stimmung – eine gewagte Achterbahnfahrt, die glückt.
Crack Ignaz und Wandl wissen zu jeder Zeit was sie tun. „Geld leben“ ist eine gelungene Gratwanderung aus durchdachten Kompositionen und unverkrampfter, impulsiver Herangehensweise. Wandls Produktionen sind verspielt, aber durchdacht, Ignaz rappt ohne Stock im Arsch, mit hörbarem Spaß, lässt aber aus technischer Sicht keinen Aspekt schleifen. Die Mundart mag durchaus gewöhnungsbedürftig sein – ich persönlich hatte bei „Kirsch“ noch meine Probleme damit – ist dem Swah des Österreichers aber durchaus zuträglich. Immer wiederkehrende Kontraste packen, überraschen und erzeugen einen gelungenen, unangestrengten Spannungsbogen. Auch die vereinzelten Spotlight-Momente für Wandl sind im hervorragenden Tracklisting genau richtig platziert. „Geld leben“ funktioniert hervorragend als Album mit Highlights, rotem Faden und schlüssigem Verlauf, ebenso wie in Playlists oder auf Zufallswiedergabe. Gödlife halt.