Nachdem nun alle relevanten Bordsteinkanten der Republik mit neonpinkfarbener Promotion besprüht sind, könnte man meinen, damit sei schon genug Asphalt massakriert (mit flachen Witzen sollte man bei solch einem Text nicht sparen) – aber nein, es geht gerade erst los. Bereits wochenlang auf den bewährten sozialen Kanälen angepriesen, steht seit Freitag mit dem letzten Teil der Trilogie der Grund für den Vandalismus in den Regalen sorgsam ausgewählter Fachhändler und auf allen bekannten Download-Portalen zur beinahe freien Verfügung: Farid Bangs „Asphalt Massaka 3“, natürlich über Banger Musik.
Wer sich von der Platte erhofft hatte, Farid würde sich und den deutschen Ghetto Rap neu erfinden, wird enttäuscht. Er bleibt am liebsten in der Nähe seiner Leisten und liefert das, was wohl die Fangemeinde und der Rest der Szene erwartet hat: nicht immer ganz rein gereimte („mein rechter Haken sorgt für Angstschweiß bei Fotzen/ und ist ’ne Revolution in der Abtreibungsbranche“) verbalisierte Gunshots in Richtung Hauptstadt bilden zusammen mit zahlreichen Disses gegen diverse Teilnehmer im Game die Basis des Gemetzels. Die obligatorischen, in mehr oder weniger gelungenen Wortspielen verpackten flachen Witze – sofern man Farids Humor teilen mag („Nackenklatscher, ich schlag diesmal hart zu/ und mach auf dein Nacken den Beat von „We Will Rock You““)– und detaillierten Beschreibungen mehr oder weniger befriedigender sexueller Handlungen fehlen selbstverständlich nicht. Aus medizinischer und anatomischer Sicht ist es zumindest beruhigend, dass Farids Eier wieder da sind, wo sie hingehören.
Nach dem mit beinahe episch klingenden Chören unterlegten Intro packt Farid den Smoking aus und schreit nach „Wachstumshormonen“ (die Fler zufolge Majoe besser gebrauchen könnte) – beide zusammen mit „Johnny Fontaine“ im Vorfeld als Videos ausgekoppelt, bevor er sich in „Tag der Abrechnung“ liebevoll ausschließlich Herrn Losensky widmet. Auf den Rest der Tracks muss nicht weiter spezifisch eingegangen werden, es ist schlichtweg das, was Farid kann: plumpe Sprüche, von Beruf Angeber, hart verdientes Geld in sinnvolle Dinge wie Autos und Cohibas investieren. „Cokedealer wie ich machen hartes Business / man kann mein Blutdruck nicht messen weil mein Arm zu dick ist / Die ganzen Bitches, die auf einmal Bart tragen / eure Bärte sehen aus wie meine Arschhaare“.
Die Verschwörungstheoretiker unter uns könnten außerdem an gewissen Stellen spekulieren, ob Farid nicht an manchen Stellen in Richtung Bushido schießt, ohne – zugegebenermaßen ungewöhnlich für den Banger – Namen zu nennen (unter anderem „Was für Crackdealersound? Das ist Peppziehersound“, Johnny Fonta(i)ne aus „Der Pate“ als schutzgeldzahlender Sänger, den die Mafia beschützt) – aber da das Ende der Geschichte im Outro offen bleibt, wird sich diese Frage in Zukunft vielleicht einfach von selbst klären.
Das Ding ist wohl, dass sowieso niemand objektiv und ohne gewisse Erwartungen an „Asphalt Massaka 3“ herangeht: entweder man feiert Farid und die Art, wie er sich über sorgsam selektierte Kollegen der Szene lustig macht und pumpt schmunzelnd (wenn gerade niemand guckt) seine Musik, während man im dicksten und zugleich teuersten Auto der Stadt zum Fitnessstudio fährt und Aminosäuren schlürft – oder man ist eben ein bisschen gelangweilt vom hundertsten Hieb gegen den omnipräsenten Fler und dem ebenso redundanten Ficken gewisser Mütter.
Ich für meinen Teil – vielleicht hat man da als Frau auch nochmal eine andere Sichtweise – gehöre eher zur zweiten Fraktion und jeder Lacher (die definitiv auch vorkommen, es gibt durchaus gute Punchlines) verwandelt sich eher in ein träges Gähnen, weil mich Farid mit seiner etwas dumpfen Art und der wiederholten Huldigung seines exorbitantem Gemächts einfach anödet. Lieber Farid, Frauen wie Männer wollen unterhalten werden und feiern auch flache Witze – selbst den schmutzigsten Text feiern Frauen heimlich (mit Dank an Afrob, weil wahr) – aber ein bisschen Subtilität und Cleverness wirken Wunder beim Aufreißen, versprochen! Die Wiederholung schon mal geschmetterter Lines kann man dabei als geschickt gewähltes Stilmittel interpretieren, muss man aber nicht. Alles in allem liefert Farid Bang ein souveränes Teil in altbekannter Manier ohne große Überraschungen ab – aber warum auch? Funktioniert ja.