Eko Fresh hat sich längst gefunden. Das wurde schon auf seinen letzten drei Alben „Ekrem„, „Ek to the roots“ und „Eksodus“ deutlich. Der Kölner spielt seine Stärken voll aus, verzichtet inzwischen fast völlig auf Images bzw. deren Wechsel und gönnt sich gern eine gehörige Portion Nostalgie bei der Beatauswahl. Das gilt auch für „Deutscher Traum„, sein neues Album, das achte Soloalbum seiner mittlerweile langen Karriere.
Mit „Oldschool Party“ feiert Eko in sein neues Album rein, wie er sein vorheriges beendet hatte: Mit einer Remineszenz an die gute alte Zeit. Wer mag, kann ja die An- bzw. Einspielungen von Rap-Klassikern zählen. Das alles auf einem gut abgehangenen Beat mit viel Souveränität und Lockerheit. „Real mit HipHop“ feat. Schwesta Ewa schlägt in dieselbe Kerbe: Der Beat swingt ähnlich schwungvoll wie „Flava in ya ear“ von Craig Mack.
Hätten wir das Rahmenprogramm also schon mal geklärt. Im Hauptfokus steht dieses Mal Ekos Identität. „Deutscher Traum“ wird an manchen Stellen persönlicher als seine bisherigen Alben. Mit „Orient Express“ etwa hat er ein sehr emotionales Lied für die Heimatstadt seiner Familie in der Türkei aufgenommen, das durch die wehklagende Hook vom Sami Nasser noch eindringlicher wird. Mit dem witzigen „Doppelleben“ kommentiert er das Switchen zwischen seiner Rolle als Deutscher und als Türke mit dem nötigen Schuss Ironie, der das Thema davor bewahrt, langweilig oder oberlehrerhaft rüberzukommen.
„Vor meinen Kanakenfreunden nutz’ ich den Artikel nicht
Das schickt sich nicht in der oberen unteren Mittelschicht
Ich ducke mich aus Angst sie würden mich entdecken
Hurry um die Ecke, denn ich muss die Currywurst verstecken“
„Es brennt“ wiederum ist ein sehr persönlicher Song über das Nagelbomben-Attentat der Terrorgruppe Nationalsozialistischer Untergrund, das von den Ermittlern lange fälschlicherweise der türkischen Mafia zugeschrieben wurde. Es ist ein weiterer Beweis für Ekos Qualitäten am Mic, dass er dieses schwierige Thema ohne falschen Pathos, ohne Rührseligkeit und ohne Parolen aufarbeitet. Gänsehaut.
Das also ist des Pudels, nein, des Albums Kern. Dazu gesellen sich dann einige mehr oder weniger zwingende Fingerübungen, allesamt auf hohem Niveau und souverän-locker vorgetragen. „Gheddo Reloaded“ mit sido knüpft an einen seiner bekanntesten Songs an, „Leichte Beute“ mit Xatar ist eleganter Straßenrap, „Hallus & Muffins“ mit DCVDNS kontrollierter Wahnsinn und „Der U-Bahn-Ficker“ mit Joko und Klaas Blödelei mit Stil. Auf all diesen Terrains bewegt Eko sich durchweg souverän. Vielleicht hätte es der eine oder andere Featuregast weniger auf getan, allerdings sind damit sicherlich nicht die großartigen Momente der German Dream-Reunion mit Summer und Farid auf „GD 4 Life“ sowie des g-funkigen Hits „Lan lass ma ya“ mit Voll-süß-aber-Ali gemeint.
Das Problem an „Deutscher Traum“ ist höchstens, das der Überraschungsmoment nach mittlerweile vier starken Alben ein bisschen weg ist. Eko hat sich, wie gesagt, gefunden und spielt seine Stärken voll aus. Er ist witzig, wo es passt, und nachdenklich, wenn es drauf ankommt. Er pickt die Beats stilsicher, wählt die Features mit Geschmack aus, ist vielseitig und macht in verschiedenen Rollen eine gute Figur. Von den vier letzten Alben ist „Deutscher Traum“ vermutlich das stärkste (genauer wird man das erst mit etwas mehr Abstand sagen können). Und insgesamt ist es einfach ein sehr gutes Rapalbum.