Marc Reis – Monolog

Marc Reis ist der ehemalige Sprachtot und wenn man sich ein wenig in der Deutschen Raplandschaft auskennt, dann weiß man, dass der Mann schon etliche Sachen veröffentlicht hat, bevor nun sein eigentliches Debütalbum erscheint. In einem Interview mit rap.de sagte der stabile MC kurz vor der Veröffentlichung von „Monolog„: „Bei dem Album hört man raus, dass da sehr viel Enttäuschung und sehr viel Zweifel drinsteckt. Da steckt viel drin, das man erst abschließen und beenden muss. Ich bin eigentlich ein sehr humorvoller Mensch, aber in diesem Album steckt sehr viel Schmerz.
Und das ist mindestens fünf Mal wahrer als das, was die meisten anderen deutschen Rapper von ihren Alben erzählen.

Der Mannheimer bemüht sich darum, die Problembewältigung und -verarbeitung in seinen Texten nicht genau so anzugehen wie schon Tausende vor ihm und mit Charisma und Ehrlichkeit gelingt es ihm dann auch, „Monolog“ zu einer Art Ausnahmealbum zu machen.

Das heißt nicht unbedingt, dass Marc Reis hier das Rad neu erfindet, aber tatsächlich kann man diesen Langspieler als eine Art Phänomen bezeichnen: Entweder man liebt es oder man hasst es. Auf mich trifft ersteres zu. Klar bekommt man keine unglaublichen Flow-Abfahrten, mit Reimketten wird gegeizt und es gibt auch keine harten Battle-Ansagen, dafür wird man berührt.
Reis erzählt Geschichten aus dem Leben, vorzugsweise aus seinem eigenen, man kann ihm dabei zuhören, wie er nach sich selbst sucht und somit wird eine klassische Beurteilung eines Rapalbums schwer.

Natürlich wird es auch jede Menge Leute geben, die bei „Monolog“ beklagen werden, wie langweilig die Stimme von Marc Reis auf Dauer sein kann. Dass einen diese persönlichen Lieder stark herunterziehen und dass einem die von Marc Reis selbst gesungenen Hooks auf den Sack gehen und auch mir fällt an dieser Stelle ein Umstand ein, der mit ebenfalls auf den Sack gegangen ist: „Jungs ohne Namen“ mit dem Featuregast Atemraub, der hier den Refrain macht, ist so ein purer Mittelmaß-Track. Nicht gut, nicht schlecht. Einfach ein Stück zu viel Klischee.

ABER!

Ansonsten ist dieses Album astrein. Der Hörgenuss bleibt etwas ganz Besonderes, weil dieses Album tatsächlich das Prädikat deep verdient. Denn hier wird, abgesehen von „Chill Hart“ und vielleicht noch „Tanz der Teufel„, viel nachgedacht und sich selbst und die Umwelt reflektiert. Klare Highlights diesbezüglich sind „Monolog (Ich tanz allein)„, „Zeit für mich“ mit Jonesmann und das Lied „Bester Freund„. Die Leute, die es noch nicht kennen, sollten unbedingt die Videos zu den beiden erstgenannten Songs auschecken.

Betrachtet man die CD objektiv nach standardisierten Rap-Maßstäben, erkennt man vielleicht ein  durchschnittliches Album, das man ganz bestimmt nicht vor dem Feiern oder im Freibad beim Sonnen hören wird. Auf der anderen Seite kann man sich aber auch auf die Geschichten einlassen und sich in manchen Teilen selbst erkennen und dann ist es alles andere als Durchschnitt.

Ich habe jedenfalls selten zuvor ein so emotionales und doch keineswegs weiches oder gar peinliches Album gehört. Vor allem eins, das sich in Themen und Aussagen nicht ständig wiederholt und letzten Endes nur langweilen würde.

Monolog“ ist aufgrund von nachvollziehbaren und verständlichen Geschichten und Inhalten, und dem damit verbundenen hohen Identifikationswert, ein gutes Album. Die angesprochenen Punkte lassen mich dann auch darüber hinweg sehen, dass Marc Reis wenig Flow-Variation bietet und seine Stimme sehr monoton erscheint.