Studie zum Wortschatz: Kollegah schlägt Goethe

Der Radiosender Puls vom Bayerischen Rundfunk hat den Wortschatz deutscher Rapper untersucht und diesen mit der Anzahl der Facebook-Likes verglichen. Dazu wurden die jeweils neuesten 16.000 Wörter in den Lyrics der Künster analysiert, um deren Vokabular zu ermitteln. Grammatikalische Abwandlungen wurden hierbei nicht berücksichtigt, „hat“ und „haben“ zählen also nur als ein Wort.

Das Ergebnis: Den größten Wortschatz hat laut der Studie Morlockk Dilemma mit dem Einsatz von 3.093 verschiedenen Wörtern vorzuweisen. Wenig überraschend ist Platz 2, den mit 3.009 Wörtern Kollegah belegt. Erst Platz 3 belegt  Johann Wolfgang von Goethe mit einem Vokabular 2.913 Wörtern, der statt Shakespeare als deutschsprachiger Dichter im Vergleich steht – dicht gefolgt von Haftbefehl, der mit 2.831 Wörtern noch vorm viert platzierten Prinz Pi steht. Die Schlusslichter in diesem Ranking, das natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt, stellen Azad, Fiva und Sido dar, deren Wortschatz mit unter 1.900 Wörtern immer noch über dem 1.044 Wörter umfassenden Wortschatz von Helene Fischer liegt.

Betrachtet man das Verhältnis zu den Facebook-Likes, lässt sich unschwer erkennen, dass viele Fans im sozialen Netzwerk nicht unbedingt auf einen besonders großen Wortschatz schließen lassen (Überraschung). Allerdings bedeutet auch umgekehrt ein vergleichsweise kleiner Wortschatz nicht, dass man besonders viele Facebook-Fans vorzuweisen hat (siehe beispielsweise Fiva). Die beiden Variablen stehen offensichtlich einfach nicht in einem Zusammenhang, weder positiv noch negativ, und kausal schon gar nicht.

Einige der analysierten Rapper gaben exklusive Statements zu den Ergebnissen ab, so etwa Maeckes, der zu bedenken gibt, es sei „viel schwieriger, mit wenig Worten irgendwas sehr gutes zu sagen„. Morlockk Dilemma gewährte sogar einen Einblick in seinen Schreibprozess: „Ich habe auch eine Excell-Tabelle, in die ich Ideen für mehrsilbige Reime schreibe„.

Zu guter letzt werden noch unterhaltsame Vergleiche gezogen, die die zehn am häufigsten verwendeten Worte von zwei unterschiedlichen Rappern nebeneinander Stellen. Während Haftbefehl am liebsten vom „Ficken“ spricht legt Curse den Fokus auf „Wissen“. Der Retrogott spricht von Treiben der „Rapper“, während Money Boy stets vom „Boy“ selbst spricht. Einige Rankings, etwa wer am häufigsten Geld, wer Liebe thematisiert oder die häufigst genannten Marken, sind auch noch zu finden.

Die Studie wurde offenbar nach einem amerikanischen Vorbild durchgeführt, das den Wortschatz amerikanischer Rapper analysierte. Mit einem Algorithmus wurden 35.000 Wörter in den Lyrics von 85 US-Rappern auf die Anzahl der einzigartigen Wörter überprüft – Aesop Rock ging mit einem eingesetzten Vokabular von 7.392 Worten als klarer Sieger daraus hervor. Außerdem wurde ersichtlich, dass an der amerikanischen Ostküste ansässige Rapper den durchschnittlich größten Wortschatz vorzuweisen haben. Den direkten Vergleich musste auch William Shakespeare über sich ergehen lassen, der mit 5.170 Wörtern nur im oberen Mittelfeld anzusiedeln ist.

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