Wie war das genau, als aus dem Mutlangener Carlo der Musiker Cro wurde, der innerhalb kürzester Zeit in den Ohren vieler und im Munde fast aller Menschen in Deutschland war? Diese Geschichte wird jetzt von Cros Wegbegleitern, also seinem DJ Psaiko.Dino und dem Labelgründer von Chimperator Sebastian Andrej Schweizer erzählt. Am 8. Oktober ist das Buch „Easy does it: Cro, die Maske und der ganze Rest“ erschienen. rap.de traf sich mit den beiden Autoren und sprach mit ihnen über die Idee zum Buch, Cros Anfänge sowie die ein oder andere Anekdote.
rap.de: Wann kam euch die Idee, den unaufhaltsamen Aufstieg von Cro noch mal näher und in Buchform zu beleuchten?
Psaiko.Dino: Es war einfach irgendwann mal so ’ne Schnapsidee, auf irgend ’ner Party oder so. Dann hat das Ganze aber ernste Züge angenommen und wir dachten uns, wir haben gerade eh so viel Zeit, lass das doch mal machen! Dann haben wir uns eine Woche in Barcelona ins Hotelzimmer eingeschlossen und das ganze runtergerockt. Abends immer gegenseitig vorgelesen um zu schauen, wie weit der andere gekommen ist. Und jetzt sitzen wir bei rap.de.
rap.de: Okay, das heißt, ihr habt das ganze Buch in nur einer Woche geschrieben?
Psaiko.Dino: Richtig, und auch komplett recherchiert. Wir sind aber auch echt den ganzen Tag dran gesessen. Wir wollten extra irgendwo hin, wo uns niemand ablenken konnte, niemand mal vorbei geklingelt kommt.
rap.de: Weswegen ist dann die Wahl auf Barcelona gefallen?
Psaiko.Dino: Ist doch der nächste logische Schritt (lacht). Ich weiß gar nicht, wie wir auf Barcelona gekommen sind.
Sebastian Schweizer: Wir hatten ja die Schnapsidee, das irgendwie zu machen, immer mal drüber gequatscht. Dann hat Psaiko mal ’ne halbe Seite geschrieben, ich ’ne halbe Seite geschrieben. Und wir haben gleich gemerkt, so wird das nie was.
Psaiko.Dino: Ja stimmt, jetzt fällt’s mir wieder ein (lacht)
Sebastian Schweizer: Dann dachten wir uns, wir machen das jetzt voll autorenmäßig und gehen nach Dänemark, in ’ne schöne alte Hütte, nehmen eine Flasche Wein mit und eine Pfeife, zünden den Kamin an und haben’s dann schön gemütlich. So hatten wir uns das vorgestellt. Dann haben wir dem Kollegen Loesch von Chimperator Live geschrieben. Der meinte dann, Barcelona wäre viel billiger als Dänemark oder Finnland. Also dachten wir halt: Gehen wir nach Barcelona. Aber eigentlich wars auch egal, wir hätten auch nach Bremen oder sonstwohin können. Wir haben das Hotelzimmer eigentlich eh nie verlassen.
Psaiko.Dino: Und es hatte keine Fenster. Wir haben halt in den Innenhof schauen können. Und dieser Hinterhof hätte echt überall sein können.
rap.de: Das Buch wurde fälschlicherweise auch als Biographie von Cro bezeichnet, das ist es aber nicht.
Sebastian Schweizer: Nein. Es geht nicht darum, wie ist Cro aufgewachsen, wie war es bei ihm im Kindergarten, wie war seine erste Freundin. Gar nicht. Es ist eine Bestandsaufnahme über das erste Zusammentreffen mit Carlo, wie haben wir ihn kennengelernt, wie war das erste Treffen, wie haben sich Psaiko und Carlo kennengelernt. Wie haben wir die Strategie für ihn festgelegt, die ersten Verhandlungen mit Majors, als wir überlegt haben sollen wir es allein machen oder nicht. Der „Easy„-Videodreh bis kurz nach Zeit nach dem ersten Album. Und das das Konzept von dem Buch ist, wir haben am Anfang das Inhaltsverzeichnis geschrieben, zehn Kapitel, kurze Stichpunkte zu jedem, und dann haben beide immer das gleiche Kapitel geschrieben. Einmal Psaiko aus der Sicht der Band, ich aus der Sicht des Labels. So haben die Leser beide Seiten. Es überschneidet sich an manchen Stellen, aber man bekommt jeweils nochmal den persönlichen Blickwinkel, deswegen ist es glaub ganz spannend, man bekommt alles mit. Sind auch witzige Sachen dabei, wenn es sich überschneidet, wenn er zum Beispiel eine Geschichte anders erzählt als ich.
rap.de: Das Buch ist im Stil eines Blogs geschrieben. War das euer Ansatz?
Sebastian Schweizer: Wir wollten keine Fachliteratur schreiben. Cool, dass du es sagst, es sollte wirklich so wie ein Blog bzw. ein Tagebuch geschrieben sein. Wir wollten die Leute ja auch mitnehmen und es sollte leicht zu lesen sein.
Psaiko.Dino: So twittermäßig
Sebastian Schweizer: Ja, Twittersprache. Beziehungsweise auch unsere Sprache, so wie wir quatschen, so wollten wir schreiben. Das wir die Leute wirklich dabei haben und sie alles miterleben können.
rap.de: Diese Twittersprache schlägt sich auch in Begriffen wie „Wodka Schnell Homie“ wieder, die im Buch vorkommen.
Sebastian Schweizer: (lacht) Ich glaube, heute sagen wir das gar nicht mehr. Damals haben wir das halt immer gesagt.
Psaiko.Dino: Das ist doch auch so ein Rick Ross-Ding gewesen, oder? „Blowin Money Fast„. Nee, das ist damals mit Casper aufgekommen ist. Es war so ein Insider mit uns allen damals. Er hat doch das auch mal auf so einem Song gesagt. Der hat doch auch auf „Blowin Money Fast“ gerappt und im Intro sagt er dann „Wir trinken Wodka schnell, Homie„. Uns war wie gesagt einfach wichtig, dass das Buch in unserer Sprache gehalten wird. Kein abgechecktes Deutsch, sondern auch mal gern der ein oder andere Insider.
rap.de: In dem Buch taucht ab und an auch ein gewisser UB the Don auf. Wer ist das, und warum hält er soviel Reden?
Sebastian Schweizer: Das ist eine Stuttgarter Legende. Den kennt man von ein paar alten Releases von Kodimey.
Psaiko.Dino: Und der war auch in dem Making-Of von „Traum„.
Sebastian Schweizer: Ist auf jeden Fall auch ein Kumpel von Kodimey, mittlerweile auch ein Kumpel von uns. Naja, wenn du auf ’ner Party bist, die cool ist, dann ist sie halt cool. Wenn UB the Don mit am Start ist, wird die halt nochmal zehn mal cooler. Das ist so ein Multiplikator. Der ist irre witzig und hält gern auch mal Reden zu verschiedenen Themen. Große Reden (lacht).
rap.de: Inwiefern war Cro in den Schreibprozess des Buches eingebunden?
Psaiko.Dino: Eigentlich gar nicht. Außer, dass er halt das Vorwort geschrieben hat und im Hörbuch mit dabei ist.
Sebastian Schweizer: Wir haben das Buch geschrieben, haben es dann nach Carlo dem Rest von Chimperator gegeben und es gemeinsam besprochen, die haben uns Feedback gegeben. Davide Bortot der ehemalige Chefredakteur der Juice, war unser Lektor. Wir hatten nach jedem Kapitel eigentlich so ein Interview-Ding geplant. Da sollten dann alle Beteilligten nochmal zu Wort kommen. Aber Davide meinte, dass wird so viel zu aufwendig. Also haben wir es rausgenommen. Carlo hat nur das Vorwort geschrieben. Und beim Hörspiel spricht jeder seine Rolle selbst. Das wird dann nochmal etwas aufwendiger als das Hörbuch. Da liest ja dann nur jemand ab. Beim Hörspiel haben wir Musik, Special Effects und so weiter.
rap.de: Im Buch steht auch, euch wäre schnell klar gewesen, dass Cro eine absolute Hitmaschine ist. War das wirklich so?
Psaiko.Dino: Ja. Das sich halt jeder Scheiß-Song im Ohr festgesetzt hat, nachdem man ihn hörte. So war es zumindest bei mir damals. Anfangs hatte ich das auch noch gar nicht verstanden, wo jetzt Kody und alle dieses ganze Potential gesehen haben. Ich fand’s zwar cool, aber die Bestätigung ist erst mit den ganzen Hits gekommen.
Sebastian Schweizer: Bei „Einmal um die Welt“ und „Wir waren hier“ hat er am Anfang nur ’ne absolut roughe Version gehabt. Und selbst die hätte man schon im Radio laufen können. Auch wenn sie nur zuhause mit den billigsten Mitteln aufgenommen wurde. Das war schon krass. Ich will uns nicht als die Mega-Fachmänner darstellen, die da jetzt etwas gehört haben, was sonst niemand gehört hat. Das hätten andere wahrscheinlich auch so gehört. Wobei, wir sind am Anfang vor dem „Easy„-Video und den ganzen Klicks bei den Verlagen und Labels gewesen und die haben das noch gar nicht so gefeiert. Die haben das erst gefeiert, als er dann quasi durch die Decke ging. Manchmal hat man da das Gefühl, es würde erst interessieren wenn es genügend Klicks gibt und die Leute drüber reden. Musik ist dann oft eher sekundär.
rap.de: Euer Leben mit Cro geht ja weiter. Wird es eventuell eine Fortsetzung geben?
Psaiko.Dino: Ich könnte mir das schon vorstellen, da, wo das Buch jetzt aufhört, ging’s ja bei mir erst los. Ist ja jetzt schon auch n bisschen was passiert jetzt (lacht). Das Problem war dann nur, dass wir irgendwann immer nur noch die Themen abklappern hätten können, sich das quasi wiederholt. Rock am Ring hier, anderes Massenevent dort. Hätten wir da jetzt noch mich mit reingenommen, hätten wir ohne Probleme nochmal hundert Seiten schreiben können. Aber es ist noch genügend Material vorhanden. Wobei, ich hätte jetzt eher Lust auf was Fiktives.
Sebastian Schweizer: Naja, die Zeit, über die wir jetzt im Buch schreiben, war halt auch für uns total krass. Weil halt alles so neu war. Inzwischen nehmen mich die TV Dinger gar nicht mehr so mit. Damals war das krass, Echo und so weiter. Aber es wiederholt sich ja alles. Also würde ein zweiter Teil glaube kein Sinn machen. Wenn, dann übertragen auf Psaiko.Dino. Aber wir haben uns überlegt, ob wir uns nochmal autorenmäßig zusammensetzen und was raushauen. Mal schauen.
Easy does it: Cro, die Maske und der ganze Rest