Das Glo Up Dinero Gang-Movement rund um Money B… ähh YSL Know Plug wurde jahrelang mehr belächelt als ernst genommen. Mittlerweile hat sich das vielköpfige Swag Rap-Gespann jedoch zum festen Bestandteil deutschen HipHops gemausert. Kann man lieben oder hassen, akzeptieren und neidlos anerkennen muss man es trotzdem. Ein Künstler dieses Kollektivs veröffentlicht am Freitag sein Debütalbum „Hinter der Hauptrolle„. Das dieser Spinning 9 jedoch alles andere als ein daher gelaufener Internet Larry ist, sollte spätestens nach diesem Gespräch klar sein. Wir sprachen mit dem gebürtigen Wuppertaler über sein Album, den Deal mit Soulja Boy, USA-Reisen samt Vorgruppenslots bei den Migos und Pop.
Für die Leute die dich noch nicht kennen: Kannst du ein wenig erzählen, wie du zum Musik machen kamst und in das Game reingekommen bist?
Ich habe mit neun Jahren angefangen Breakdance zu machen. Durch die Flying Steps, das waren meine größten Vorbilder. So kam ich damals zu den ersten Hiphop-Elementen. Mit 13 Jahren habe ich in der Bravo zum ersten Mal Eminem gesehen. Ich bin ein Riesenfan geworden und habe mit 13 meinen ersten Song auf Englisch aufgenommen, ein halbes Jahr später dann auch auf Deutsch. Damals haben wir schon mit Handykameras Videos gedreht, richtig Untergrund. Dann haben wir auch angefangen, alles im Internet zu präsentieren. Mit 15, 16 Jahren hatten wir dann auch schon Shows quer durch die Stadt. Das muss 2005 oder 2006 gewesen sein.
Größere Bekanntschaft hast du durch das Signing bei Soulja Boy erlangt. Wie wird so jemand eigentlich auf einen deutschen Künstler aufmerksam?
Ich habe damals über Myspace mit einem ehemaligen Künstler von Soulja Boy namens Lil Playboii connected. Ich war ein richtiger Myspace-Junkie und Stecks On Deck-Fan. Ich habe damals mit Lil Playboii über ein Feature geredet, das ich sogar kaufen wollte. Der hat es aber nie geschafft, den Song zu machen, da er durchgehend mit Soulja Boy auf Tour war. Ein halbes Jahr später, 2009, kamen die im Rahmen einer Europatour nach Deutschland. In der ganzen Zeit hatte ich mit Lil Playboii Kontakt, weil er das Geld für das Feature- und ich das Feature wollte (lacht). Er hat es mir dann ermöglicht, dass ich Soulja Boy nach deren Show im Club Index in Osnabrück im Hotel treffen konnte. Dann war ich erstmal ganz normal als Fan da und habe mit ihm ein Foto gemacht, kurz geschnackt und eigentlich nur noch einen guten Flug nach Amerika gewünscht. Irgendwie wurde mein Name aber in der Crew zu einem internen Insider, da ich damals schon so Internet aktiv war, was die SOD betrifft. Zwei Wochen später hatte ich dann immer wieder Kontakt mit Soulja. Er hat mir Shoutouts gegeben auf Ustream vor 3000 Leuten und hat mir auf Twitter immer zurückgeschrieben. Im Dezember 2009 kam ich dann mit der Idee, einen deutschen Ableger des Labels Stacks On Deck Money Gang zu machen, mit dem Namen Stacks On Deck Money Gang Germany. Soulja Boy war überzeugt von der Idee, hat sich meine Sachen angehört und mich im Februar 2010 dann in die Gang geholt.
Wie kann man sich eine musikalische Zusammenarbeit mit Soulja Boy vorstellen?
Der Song auf dem Album („Cashed Out„) ist schon etwas älter, ich habe den auch nochmal überarbeitet. Den haben wir damals auch in Amerika aufgenommen. Wir machen das meistens wirklich zusammen, wenn wir auf Tour sind oder wenn ich bei Soulja zuhause bin. Weil Verses einfach mal rübersenden ist mit ihm nicht so einfach wie bei deutschen Künstlern. Soulja vergisst das dann, oder hat am nächsten Tag keinen Bock mehr drauf weil ein anderes Projekt vorzieht. Der hat eine ganz andere Mentalität, dessen Kopf ist echt irgendwo ganz anders. Ich glaube, ich habe es nur einmal geschafft, einen Song mit ihm zu machen, bei dem wir uns die Sachen zugeschickt haben (lacht).
Wie du schon erzählt hast, machst du schon länger Musik. Wieso erscheint dein Debütalbum erst jetzt?
Ich hatte davor schon vier Albumdeals bei Indie-Plattenfirmen. Leider ist das aber alles aus dem Ruder gelaufen mit den ganzen Management-Deals und Verträgen. Ab 2011 hätte ich eigentlich schon längt eine Platte deutschlandweit in den Läden gehabt, aber es ist leider immer wieder in die Brüche gegangen. Ich musste das alles auch irgendwie erstmal lernen und kennen lernen. Letztes Jahr hat es sich dann mit der Versunkenen Fabrik ergeben, dass wieder ein Albumdeal zustande gekommen ist. Jetzt hat es endlich funktioniert, wenn auch ein bisschen spät.
„Krieg der Sterne“ war die erste Single zum Album. Ein sehr straighter Song, der soundtechnisch wenig mit Trap oder Swag-Rap zu tun hat. Wieso gerade diesen Song ausgewählt?
Ich bin ein Riesenfan von diesen Cloud-Sachen die zum Beispiel LGoony und Yung Kira machen. Ich wollte mit dem Cloud-Ding aber so ein bisschen in eine andere Richtung gehen. Als ich „Krieg der Sterne“ aufgenommen habe, habe ich daran gedacht, dass es nicht gebitet klingen soll. Ich wollte nicht auf einen Zug aufspringen, sondern meinen eigenen Cloud-Stil machen. Wenn man sich den Song anhört, merkt man dass ich trotzdem extrem viele Anglizismen drin habe und versuche das Ganze auf US-Basis zu machen. Der Flow ist auch so ein bisschen Migos, Atlanta mäßig.
Auf dem Album erzählst du immer wieder von verschiedenen Orten und Reisen. Wo fühlst du dich Zuhause?
Ich bin mittlerweile wirklich überall zuhause, weil wir so viel am touren sind. Wo ich mich aber extrem zuhause fühle, ist in Los Angeles und Atlanta. Dort war ich in den letzten fünf Jahren bestimmt schon 14 bis 16 Mal.
Du warst auch vor kurzem wieder in den USA und mit Soulja Boy unterwegs. Wie sieht so eine Reise dann aus?
Ich bin eigentlich nur mit den Leuten unterwegs. Zweimal bin ich auch schon als Soloact in den USA aufgetreten. Im Dezember 2013 war ich zum Beispiel Support Act für die Migos in Florida und habe zwei Songs gespielt. Wenn ich mit Soulja unterwegs bin, bin ich immer als Entertainer auf der Bühne, wie man das zum Beispiel auch bei uns von der Glo Up Dinero Gang kennt. Da hat YSL (ehemals Money Boy) ja auch immer die ganzen Boys mit auf der Bühne, die auch ohne Mikrofon in der Hand upturnen. Das macht Soulja genauso. Manchmal tanzen wir auch „Crank Dat“ zusammen. In Atlanta habe ich zusätzlich noch zwei Musikvideos für das Album gedreht.
Dein Album bietet auch durchaus poppig angehauchte Tracks wie „Retro“ oder „Alles glänzt“. Woher kommt der Hang dazu?
Ich bin ein Riesenfan von radiotauglichen Sachen. Ich finde auch die melodischen Sachen von Casper oder Cro extrem geil. Dadurch das ich zweieinhalb Tage die Woche noch einen normalen Job habe, höre ich sehr viel Radio auf der Arbeit und feier poppig angehauchten Sachen. Deswegen sind die Songs auch auf dem Album, weil ich das einfach feier. Nicht weil ich dachte, dass das Album kommerzieller werden müsste damit ich mehr verkaufe. Trotzdem sind auch in diesen Songs immer wieder Anglizismen und meine US-Affinität zu hören. Das geht also alles trotzdem in meine Richtung, auch wenn es Pop-HipHop ist.
Hast du Angst vor der Kritik deiner Fans, wenn sie diese Tracks hören werden?
Ja, schon. Also was heißt Angst? Angst nicht wirklich, aber es ist natürlich schwer weil ich ja eigentlich eine extrem andere Fanbase habe. Aber man muss trotzdem immer das machen, was man selber mag und wonach man sich fühlt. Trappigere Projekte kann ich ja immer noch machen, aber auf meinem Debütalbum war es für mich klar, dass ich das mache, was ich selbst feier.
Du hast die komplette Entwicklung der GUDG von Anfang an hautnah mitbekommen. Hand aufs Herz? War der heutige Erfolg 2010 so absehbar?
Niemals! Absolut nicht. Bei YSL und mir gab es 2012 auch immer noch das Problem, das viele Leute uns gesagt haben, dass die amerikanischen Beats in Deutschland nicht ankommen und die Leute das hier nicht feiern. Das wurde ins immer wieder von Leuten aus der Szene und privaten Freunden gesagt. Deswegen war es für uns absolut nicht absehbar, dass wir irgendwann mal auf dem Splash! auftreten zum Beispiel. Das ist auch für uns ein wenig Weltfremd, dass das alles so geklappt hat und wir freuen uns natürlich wahnsinnig.
Fiel es euch dementsprechend schwer, euch immer weiter zu motivieren?
Ja, auf jeden Fall. Ich glaube für YSL war das sogar noch ein wenig einfacher, für mich war es oft schwerer. YSL ist in Deutschland halt auch viel mehr am Start als ich und hat immer seinen Stil weitergefahren, während ich auch schon zu der Zeit immer wieder melodische Sachen versucht habe. Das kam damals aber alles noch nicht so gut an. Deswegen war es für mich schwerer, aber trotzdem bin ich am US-Stil immer weiter dran geblieben.
Was wäre für dich die ideale Hauptrolle?
Habe ich eigentlich nie so richtig drüber nachgedacht. Wenn ich komplett erfolgreich von Rap leben könnte und überall präsent wäre, viele Views hätte und ich monatlich von der Musik leben könnte, dann könnte ich mich glaube ich als Hauptrolle dazu zählen.