Das Internet ist voller Schätze. Nicht selten stößt man auf einen wenig beachteten Rohdiamanten. Das Format „Fundkiste“ gibt eben jenen Juwelen die Möglichkeit, einem größeren Publikum vorgestellt zu werden. In unregelmäßigen Abständen werden handverlesene Künstler, Tapes oder Songs vorgestellt. Ob aktuell oder alt – Hauptsache dope.
Heute: Kodyak
Kodyak ist ein Internetphänomen. Über den Produzenten gibt es so gut wie keine Informationen. Er gehört dem Künstlerkollektiv TeamSESH an und kommt vermutlich aus Island. Vermutlich. Als Facebook-Profilbild wird ein im Schnee stehender Bär verwendet, die Cover der bisherigen fünf Releases sind düstere Aufnahmen von Bäumen, Landschaften oder verschwommenen Lichtern. Und genauso klingt das Ganze auch: Die Beats auf dem jüngst erschienen Tape „The place i call home“ sind verspielt und atmosphärisch. Primär springen die reduzierten, smoothen Drums ins Ohr. Kodyak verwendet hölzerne Snares, klackernde Hi-Hats und drückende Kicks. Im Gegensatz zu einigen zeitgenössischen Produktionen werden diese Elemente hier jedoch verhältnismäßig sparsam verwendet. Keine durchlaufenden Hi-Hat-Rollen oder überladen Kicks, sondern rar, aber dafür umso gezielter gesetzte Drums.
Diese werden mit minimalistischen Melodien unterlegt. Verträumte Pianos, Xylophon-ähnliche Klänge und unaufdringlich platzierte Gitarren rollen einen Soundteppich aus, der eine wohlige Melancholie verbreitet. Mit Erfolg: Kodyaks Tracks haben auf Soundcloud bis zu 150.000 Klicks. Die Beattapes dieses Produzenten zu hören ist tatsächlich ein wenig so, wie seine Cover aussehen: Die Instrumentale lassen den Hörer, bildlich geschrieben, über eine dunkle, verschneite Berglandschaft blicken oder bei der Morgendämmerung durch einen dichten Wald spazieren. Klingt pathetisch bis zum geht nicht mehr, trifft aber durchaus zu. Glaubst du nicht? Hör’s dir an!