Alle Jahre wieder, am 8. März, ist der Weltfrauentag, der vor ungefähr 100 Jahren im Kampf um die Gleichberechtigung der Frau entstand. Während gesellschaftlich (zumindest oberflächlich betrachtet, aber das sprengt an dieser Stelle den Rahmen) eine Gleichstellung zwischen Mann und Frau herrscht, mangelt es dennoch nicht an Individuen, die sich aufgrund ihres meist unterdurchschnittlich bemessenen Penisses als die überlegene Lebensform betrachten. Gerade in der Rapszene herrscht ein geradezu medievales Verständnis vom Zusammenleben zwischen Mann und Frau vor. Klar kann das verdammt witzig sein, gerade in der überspitzten Form, in der das meistens praktiziert wird. Unsere Kommentatorin Melissa Bittner schilderte kürzlich, dass durchaus auch Frauen Spaß an sexistischem Rap haben.
Wie Afrob schon sagte: „und jetzt zum Schluss, Rap ist nicht frauenfeindlich / Selbst den schmutzigsten Text feiern Frauen heimlich“ – das muss allerdings nicht zwingend so sein. Man sollte es niemandem verübeln, diese Songs zu feiern, ebenso wenig aber, sich von Lyrics wie den folgenden angegriffen zu fühlen. Nicht nur, dass Frauen im Rapgame noch zu oft nur die rolle des knapp bekleideten Kühlergrills einnehmen. Wenn dann mal eine mutige Frau wie Lady Bitch Ray daher kommt und den Spieß einfach umdreht, verkündet, dass deutsche Schwänze nichts taugen und Männer für sie nur Spielzeuge sind, dann stehen die Herren der Schöpfung plötzlich auf dem Kopf, finden das widerlich und unweiblich. Frauen als folgsame Objekte mit warmen Löchern – in den Augen vieler leider immer noch Realität, auch wenn die vorgestellten Songs allesamt einige Jahre auf dem Buckel haben und aus der Battlerap-Hochzeit in Berlin stammen. Der Weg zur Gleichberechtigung ist eben immer noch weit. Gerade im Rapgame, wie diese – durchaus dopen – Beispiele illustrieren.
Kool Savas – Pimplegionär
Ein unumstrittener Klassiker aus dem Jahr 2000. Verdammt dope, aber nicht minder frauenverachtend. Die Frau wird zum Sexobjekt degradiert, der „Pimplegionär“ kann sie ohnehin alle haben, denn er ist schließlich „potenter als ein Ochse“ . Außerdem schlägt er Frauen. Das Komplettpaket.
King Orgasmus One – Du nichts, ich Mann
Der selbstgekrönte König der Misogynie: King Orgasmus One, der schon mit dem Titel dieses Songs ein unmissverständliches Statement abgibt. „Du nichts, ich Mann“ ist richtig harter Tobak – ein Augenzwinkern oder gar eine ironische Brechung sucht man hier vergeblich. Klar sorgt Orgi mit Nummern wie „Liebe ist schön“ auch für den ein oder anderen Lacher, aber ebenso oft fragt man sich, was nur in diesem Kopf vorgehen mag.
Rhymin Simon & Vokalmatador – Gutes Reiten, schlechtes Reiten
„Gutes Reiten, schlechtes Reiten“ von Rhymin Simon und Vokalmatador fand sich zwar auf Orgis „Orgi Pörnchen – der Soundtrack“ von 2003, spielt aber nicht in der selben Frauenverachtungs-Liga, wie „Du nichts, ich Mann“ . Rhymin Simon, der es lediglich pflegte, sich als den nicesten Ficker aller Zeiten, der mehrfach täglich zum Schuss kommen muss, zu inszenieren, redet weder von Gewalt gegen Frauen, noch zelebriert er den Hass auf diese – sie sind in seinen Augen lediglich Löcher zum reinbumsen. Kein besonders fortschrittliches Frauenbild zwar, aber durchaus humorvoll dargestellt.
Frauenarzt & King Orgasmus One – Teilen macht Spaß
Wieder Orgi – nicht sonderlich überraschend. Auch „Teilen macht Spaß“ stammt von „Orgi Pörnchen – der Soundtrack“ , was vielleicht das frauenfeindlichste Release der deutschen Rapgeschichte darstellt. Was geteilt wird muss wohl nicht erklärt werden. Dass jede Frau zu einem Gangbang bereit ist, darf wohl bezweifelt werden, aber in der Realität der beiden Berliner gilt offenbar: „Meine Frau geht rum, wie ein Bier“
Royal TS – Schlampen
Sido und B-Tight haben eine Feststellung gemacht: „Alle Frauen sind Schlampen: Deine Mutter, deine Oma, deine Freundin, deine Tanten“ – gewagte These. Ficken gerne, aber mehr nicht, lautet die devise. Gestalten die beiden sich ihr Weltbild da möglicherweise etwas zu einfach? Und was ist mit Sidos oft gelobter eigener Mutter?
Bonus: Bushido & Fler – Dreckstück
Mit „Vom Bordstein zur Skyline“ revolutionierte Bushido 2003 deutschen Rap. Darauf fand sich auch „Dreckstück“ mit Fler, ein Storyteller, der nicht vom Schlampen ficken handelt, oder Frauen konkret herabwertet – daher auch die Bonus-Platzierung. Denn auch wenn hier nichts Orgieskes praktiziert wird und die thematisierte Frau Bushido etwas bedeutet – hier wird ein Frauenbild aus grauer Vorzeit propagiert. Wie kann diese ehrenlose Schlampe es nur wagen, in den Club zu gehen? Aber immerhin scheint Bu in einer Hinsicht gleiches Recht walten zu lassen: „Nur weil du eine Frau bist und man dir in den Bauch fickt, heißt das nicht, dass ich dich nicht schlage, bis du blau bist.“ – trotzdem verdammt guter Song!