Das Internet ist voller Schätze. Nicht selten stößt man auf einen wenig beachteten Rohdiamanten. Das Format „Fundkiste“ gibt eben jenen Juwelen die Möglichkeit, einem größeren Publikum vorgestellt zu werden. In unregelmäßigen Abständen werden handverlesene Künstler, Tapes oder Songs vorgestellt. Ob aktuell oder alt – Hauptsache dope.
Heute: Tripsixx
Nachdem sich die ersten beiden Teile der Fundkiste mit inländischen Künstlern beschäftigten, wagen wir heute den ersten Ausflug. Es geht ins 6,474,63 Kilometer Luftlinie entfernte Toronto. Kaum eine Metropole hat in den vergangenen Jahren so sehr einen eigenen Stil entwickelt, wie die meistbesiedeltste Stadt Kanadas. Der Rap-König dieser Stadt ist und bleibt natürlich Drake. Zusammen mit seinem OVO-Team hat dieser ein stetiges Ohr auf den Straßen der Six und gibt hoffnungsvollen Talenten im hauseigenen OVO Sound Radio immer wieder die Chance, einem breiteren Publikum vorgestellt zu werden. Tory Lanez, PartyNextDoor oder ILoveMakonnen sind nur ein paar Künstler, die es in der Vergangenheit zu internationaler Berühmtheit brachten. Ein weiterer, bisher hierzulande sträflich unbeachteter Artist steht dabei in den Startlöchern: Tripsixx.
Der Künstler hat den Verweis auf die Heimatstadt bereits im Namen verankert. Doch auch musikalisch hört man den Einfluss der Six, der Stadt die einst ins sechs Teile aufgeteilt war. Auf seiner im Januar erschienenen EP „We own the night“ adaptiert Tripsixx gängige Styles und verbindet sie mit seinem eigenen Talent. Autotune-SingSang-Parts gesellen sich neben technisch höchst anspruchsvoll gerappte Verse. Kurzum: Dieser Typ bietet die ganze Bandbreite. Von gefühlvolleren, melodielastigeren Songs (Team Rocket) bis zu gradlinigen Trap-Bangern (Boss Up) bieten die fünf Anspielstationen ein weites Spektrum.
Ein Vergleich der sich aufdrängt, ist der mit PartyNextDoor. In der Tat haben die Soundbilder der beiden Kanadier etwas gemeinsam, jedoch ist die Musik von Tripsixx weitaus raplastiger. Der Sound ist eine Verschmelzung von allem, was Torontos Rap-Szene in der zurückliegenden Zeit so groß gemacht hat: Detailverliebte, gefühlvolle Produktionen und ein gutes Gespür für Melodien und Autotune. Mit seinem sehr individuellen Rapstyle, der sich immer irgendwo zwischen Doubletime, Halftime und Stop-and-Go bewegt, hebt sich der Kanadier schlussendlich von reinem Cloud-R’n’B/Rap ab.