Montag, 5. Mai 2025
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Verwirrung um Playboy51

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War alles doch nur ein Promogag? Vor drei Tagen wurde über den Facebook-Account von Kultfigur Playboy 51 das Aus der Sendung verkündet (rap.de berichtete). Dabei wurde Playboy 51 Geldgier und Realitätsverlust unterstellt. Die Erklärung klang nach einer endgültigen Absage an das bisherige Format von 51.tv.

Doch nun sieht plötzlich alles wieder ganz anders aus. Gestern abend twitterte Sido, neben DJ Desue einer der beiden Produzenten von 51.tv, plötzlich: "Playboy 51 reloaded!".

Ebenfalls gestern wurde auf dem YouTube-Channel von 51tv unter dem Titel 51TV News 1.0 ein 45 Sekunden langes Video gepostet, das eine Art Trailer für die Sendung am kommenden Sonntag zu sein scheint. "Das war alles nur Spaß", versichert ein aufgekratzter Playboy 51 dort mehrmals.
 

Der Wahnsinn kann allem Anschein nach also doch weitergehen – spätestens nächsten Sonntag wissen wir Bescheid. 

Kool Savas exklusiv über „Aura“

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Nicht wenige warten gespannt auf den 11. November, also den Tag, an dem das dritte Soloalbum von Kool Savas "Aura" das Licht der Welt bzw. die Beleuchtung der Elektronikmarktketten erblicken wird.

Die erste Single daraus, die ebenfalls auf den Namen "Aura" hört, ist bereits erschienen und kann hier käuflich erworben werden. Wie zu hören ist, kratzt das Ding auch schon heftig an der Tür zu den Top 20 der deutschen Singlecharts – und das, obwohl das Video noch gar nicht veröffentlicht wurde.

In einem kurzen exklusiven Interview mit rap.de erklärte Savas näheres über den Song.

rap.de: Wo und wie hast du den Song aufgenommen?

Kool Savas: Im Kellerstudio meines damaligen Hauses in Paderborn. Sir Jai hatte das Instrumental und ich die passenden Worte dazu. Beim Schreiben habe ich mir dabei ausreichend Zeit gelassen und versucht, mich immer wieder in den richtigen Vibe zu bringen, damit das Ding so sehr unter die Haut geht.

rap.de: Wie bist du auf den Beat gestoßen?

Kool Savas: Sir Jai hat mir mal wieder seine neusten Produktionen präsentiert und plötzlich ertönte dieser musikalische Epos, der das Album aus meiner Sicht genau auf den Punkt brachte. Danach wussten wir alle genau, wo es lang geht.

rap.de: Was hat dich dabei inspiriert?

Kool Savas: Ich war einfach im Highlander-Modus: Großes Kino. Große Worte: "Durchquere die Stratosphäre, die Sterne sind zum greifen nah" – das steht für sich.

rap.de: Wie lange hast du insgesamt an dem Track gearbeitet?

Kool Savas: Ca. zwei Tage. Ich habe alleine schon drei Stunden für mich im Dunkeln mit dem Beat verbracht, um zu 100 Prozent im richtigen Film zu sein. Ich darf jetzt aber nicht zuviele meiner Geheimnisse verraten…(lacht)

rap.de: Der wievielte Track im Enstehungsprozess des Albums war es?

Kool Savas: Eigentlich der erste, den ich bewusst für das Album geschrieben und recordet habe. Davor hatte ich in Bamberg schon "Nie mehr gehn" zur Hälfte geschrieben. Aber "Aura" war definitiv der Startschuss.

Kollegah live in Hamburg

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Hamburger gelten gemeinhin als kühl und zurückhaltend. Der Hanseate an sich geht nicht aus sich heraus, sondern beobachtet alles mit distanzierter Höflichkeit, so sagt man. Ja, von wegen. Wenn dieses Diktum wirklich stimmt, dann waren beim gestrigen Auftritt von Kollegah in der Hamburger Markthalle keine Hamburger zugegen.

Bereits anderthalb Stunden vor dem Beginn der Show ist der tausend Leute fassende Große Saal gut gefüllt. Unermüdlich rufen die Fans nach ihrem Idol, jeder Techniker oder Securitymann, der kurz über die Bühne huschte, wurde von der ausgelassenen Menge beklatscht und bejubelt. Eine lockere und gelöste, trotzdem von einer freudigen Anspannung geprägte Stimmung herrschte im Saale. Das Publikum war in der Mehrzahl noch jung und knackig, und dementsprechend auch durch die lange Wartezeit nicht zu entmutigen.
 

Denn während draußen schon die Meute tobte und Kollegahs DJ Dasmo ob seiner optischen Ähnlichkeit mit einem gewissen Berliner Rapper mit "Sido, Sido"-Sprechchören bedachte, chillte der umjubelte Boss noch entspannt im Backstage, alberte fröhlich mit Special Guest und Labelkollege Favorite herum und zeigte dabei keinerlei Anzeichen von Anspannung oder gar Lampenfieber.

Um kurz nach Acht war es dann endlich soweit. Favorite enterte unter begeistertem Gejole die Bühne und feuerte Songs von seinem letzten Album "Christoph Alex", aber auch ältere Stücke in die Menge, die sofort euphorisch mitging und den Saal umgehend in ein Tollhaus verwandelte.
 

Nach einer guten Dreiviertelstunde war es dann Zeit für den Hauptact, der auch während Favs Auftritt immer wieder in Sprechchören gefeiert wurde. Mit einer leichten Lederjacke und Sonnenbrille angetan, betrat Kollegah die Bühne und machte sich gleich mit einer paar seiner unverwechselbaren Ansagen mit der Menge vertraut. Mit dem Charme eines Zuhälters auf Ibiza und seinem charakteristischen rheinischen Akzent  umwarb er die Menge, feierte sich selbst ("Punchline-Rap – revolutioniert. Doubletime-Rap – revolutioniert. Dafür hat der Boss schon mal einen kleinen Applaus verdient, ne?"), ließ ungeliebte Kollegen ausbuhen (u.a. 23, Fler und natürlich Laas Unltd.) und war sich auch für den einen oder anderen Sparwitz nicht zu schade ("Was sagt der Tornado zur Palme? Halt deine Nüsse fest, ich fang gleich an zu blasen."). Die Masse dankte es ihm, indem sie jede Hook bereitwillig mitgrölte, jedes Call-and-Response-Spielchen mitmachte und jeden Satz, den Kollegah anfing, zuende brachte: "Rapper xy ist…" – "Ein Hurensohn!" erschallte es aus tausend Kehlen und Kollegah grinste schelmisch: "Das habt ihr jetzt gesagt, meine Freunde."
 
Rapmusik gab es natürlich auch. Vom neuen Album spielte er u.a. "Für immer", "Bossaura", "Business Paris", "Jetlag" und "Mondfinsternis", bei einigen Songs kam auch sein neuer Kollege Sun Diego zum Einsatz, der sich von der zahlreich erschienenen Meute nicht beeindrucken ließ und ein paar saubere Doubletime-Flows kickte. Klassiker wie "Kuck auf die Goldkette" oder ein Acapella-Reimmassaker durften natürlich auch nicht fehlen. Favorite kam auch immer wieder mal für gemeinsame Songs auf die Bühne und überreichte Kollegah schließlich noch einen (selbstgebackenen?) Schokoladenkuchen mit Glückwünschen zu Platz 5 in den Charts.
 
Nach gut neunzig Minuten und einer Zugabe war dann Schluss. Geradezu euphorisch klatschten sich alle Beteiligten im Backstage ab, Worte wie "Bestes Konzert jemals" machten die Runde.

Vor dem Konzert gab uns Kollegah natürlich auch ein Interview, das ihr nächste Woche auf rap.de finden werdet.

Cro begleitet Madcon

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Okay, natürlich kuckt niemand den Eurovision Song Contest. Der eine oder andere wird sich dennoch noch an "Glow" erinnern, den Song, den die Norweger von Madcon beim eben jenem Eurovision Song Contest 2010 mit einem gigantischen Flashmob auf der Bühne spielten. 125 Millionen Fernsehzuschauer weltweit haben das nämlich anscheinend verfolgt.

Madcon kommen aus Norwegen und sind dort, das kann man ruhigen Gewissens so sagen, Superstarts. Das hipHop-Duo hat siebenfach Platin erreicht und bereits diverse hochkarätige Acts wie Wu-Tang Clan, Busta Rhymes, 50 Cent und Alicia Keys auf deren Touren begleitet.

Nun werden sie selbst von einem hoffnungsfrohen jungen Rapper auf ihrer nächsten Tour begleitet. Es handelt sich dabei um niemand anderen als Cro, der erst kürzlich einen Vertrag beim Vorzeige-Indie Chimperator unterschrieben hat (rap.de berichtete) und dessen neues Mixtape "Easy" am 2. Dezember als Free Download erscheinen wird. Deren Chef Sebastian Schweizer will dem Neu-Signing damit die Möglichkeit geben, zum ersten Mal großem Publikum zu spielen. "Cro muss ins Radio und damit ist er auf dem besten Weg dort hin", so Schweizer.

Steffen Posner, Bookingchef bei Chimperator, bekundet, man wolle so den Bekanntheitsgrad von Cro schnell erhöhen. "Wir wollen bei Chimperator Live (der soeben neu gegründeten Booking-Firma, Anm. d. Verf.) auch unseren neuen Künstlern schnell und unkompliziert gute Möglichkeiten bieten Live zu spielen und eine Fanbase aufzubauen." Die "Glow“-Tour von Madcon sei dafür genau das richtige.

Damit verfolgt Chimperator seine Taktik, eigene Künstler auf den Touren größerer Acts unterzubringen, konsequent weiter. Vor kurzem gab man bekannt, dass die Orsons Herbert Grönemeyer auf seiner anstehenden "Schiffsverkehr"-Tour begleiten werden (rap.de berichtete).

Den Clip zu "Glow" von Madcon seht ihr zur Erinnerung hier:
 

 

Fler geht auf Tour

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Nachdem Fler kürzlich sein erstes Buch und sein neues Album veröffentlicht hat, die beide auf den Namen "Im Bus Ganz Hinten" hören, geht er nun auch auf eine gleichnamige Tour.

Im rap.de-Interview meinte der Südberliner dazu: "Ich möchte, dass die Tour gut läuft. Wir geben viel Gas und viel Geld aus, machen eine geile Show. Wir geben alles, was wir können. Vor 2.000 Leuten Hallen zu spielen ist mein nächstes Ziel." Wie er dieses Ziel erreichen will, verriet er auch. "Ich hab krass Energie, und ich weiß auch, alle Sachen, die ich anpacke, funktionieren, weil ich Herzblut reinstecke."

rap.de präsentiert die "Im Bus Ganz Hinten"-Tour, die am kommenden Samstag in Berlin beginnt. Hier findet ihr die Tourdates und hier ein Sound & Video-Special mit Nicone, der neben den Maskulin-Signings Silla und G-Hot ebenfalls auf der Tour dabei ist.

Außerdem verlosen wir 2×2 Tickets für den ersten Tourstopp am Samstag im Berliner C-Club. Hier geht es zur Verlosung.

 

Kinderzimmer Productions: Tschüss

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Die einen feiern mehr oder weniger furios ihr Comeback, andere kündigen es erst an und machen dann wieder einen Rückzieher – und wieder andere sind eigentlich schon weg und senden noch einen letzten Gruß aus dem Jenseits von Rap.

Die Ulmer Jungs von Kinderzimmer Productions waren in der Rap-Szene nie besonders wohlgelitten. Zu strange, zu eigensinnig, zu wenig greifbar war das versponnene Zeug, das MC Textor und DJ Quasi Modo da zusammenschraubten. Seit 1994 am Start, bleiben ihre Veröffentlichungen stets zuverlässig unter dem Radar der meisten Rapfans. Vor vier Jahren verabschiedeten sich die beiden Sonderlinge dann endgültig aus dem Rapspiel, nicht ohne vorher noch eine saubere Abrechnung mit der Rapszene und der Musikindustrie unter dem Titel "Manifest eines Rappers" in der Tageszeitung taz zu lancieren.

Doch das bleibt nicht das allerletzte Wort der beiden. Gemeinsam mit dem Radio-Symphonieorchester des Österreichischen Rundfunks spielte man alte Songs live vor Publikum in einer Neuinterpretation. Einen Mitschnitt dieses Konzerts gibt es nun auf dem Album "Gegen den Strich" zu hören, das soeben erschienen ist und so etwas wie das endgültige leise Servus zum Abschied von Kinderzimmer Productions darstellt.

Der taz sagte Textor, seine Schwerpunkte hätten sich verschoben. "HipHop hat mich über 20 Jahre beschäftigt, die wird man nicht so einfach los. Ob das ein Fluch oder ein Segen ist, weiß ich noch nicht. Es gibt jedenfalls Dinge, die ich nicht ablegen sollte: Sprechen über Beats zum Beispiel." An der Frage, wie rum man die Caps zu tragen habe, sei er allerdings nicht mehr interessiert.

Sendepause für 51tv

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"Brille, bitte kommen Sie helfen!" – auf dadaistische Sprüche wie diesen werden Fans des gepflegten Trash in Zukunft wohl verzichten müssen. Wie gestern über den Facebook-Account von Kultfigur Playboy51 verkündet wurde, steht die Internet-TV-Sendung 51tv vor dem Aus. "Es wird kein 51tv mit Playboy51 mehr geben", heißt es da klipp und klar.

Die Erklärung, die anscheinend von DJ Desue verfasst wurde, gibt als Begründung den wachsenden Größenwahn des Hauptdarstellers der grotesken TV-Satire an: "Playboy denkt, er wäre Michael Jackson und verlangt unverschämte Summen an Geld. Er hat die Möglichkeiten nicht erkannt, die ihm geboten wurden."
Weiter wird der hohe Kostenaufwand betont, der offenbar in keinem Verhältnis zum Ertrag stand. "Ein Paar T-Shirts und ein paar Gäste reichen eben nicht aus, um eine Mietfläche von 150 qm zu unterhalten…..da zahlt man mal ganz locker drauf."

Schließlich wird Playboy51 vorgeworfen, keinen Sinn mehr für die Realität zu haben und eine wachsende Habgier an den Tag zu legen. "Er träumt weiterhin von seiner Disco am Strand und Bugatti. Tja, manche Menschen werden früher oder später eben doch immer gieriger und verlieren den Realitätssinn."

Das war's dann wohl. Kulturpessimisten werden aufatmen, während die Fans schriller Borderline-Unterhaltung sich nun eine neue Beschäftigung für den Sonntagabend ausdenken müssen. Die 51tv-Sendung war genau das, was gemeinhin als Kult bezeichnet wird: Trashig, sinnfrei, verrückt, teilweise enervierend und nur schwer zu ertragen, aber immer wieder überraschend,originell und manchmal auch einfach saukomisch.

Kollegah – Bossaura

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Jeder Künstler, der über einen gewissen Zeitraum hinweg Alben veröffentlicht, sieht sich irgendwann mit einem Dilemma konfrontiert: Entweder er bleibt seinem Stil von einigen wenigen Modifizierungen abgesehen weitgehend treu – dann wird ihm mit Sicherheit vorgeworfen, sich nicht weiterzuentwickeln. Oder er versucht irgendwann, sich neu zu erfinden, neues auszuprobieren und neue Prioritäten zu setzen – dann wiederum wird ihm wahlweise Beliebigkeit oder Anbiederung an den Mainstream unterstellt.

Kollegah entscheidet sich mit seinem neuen Werk “Bossaura“, dessen Titel womöglich nicht nur rein zufällig an den des bald erscheinenden Albums eines nicht unbekannten deutschen Rappers erinnert, für die vermeintlich sicherste, oft aber in Wahrheit gefährlichste Lösung: Den Mittelweg. Bereits im pathetisch betitelten Intro “Für immer“ beteuert er vehement, dass sich eigentlich nichts verändert hat, dass er immer noch derselbe ist: “Immer noch der Porsche voll mit Chicks/ der Big Boss ist back und Rapper sehen mit sorgenvollem Blick/ dass seine Pläne langsam aufgehen wie die Morgensonne, Bitch“.
Auch das nachfolgende “Drugs in den Jeans“ bietet sattsam bekanntes, sprich hübsch ausgeschmückte Geschichten aus dem Leben eines Drogengroßhändlers mit so großem Geschlechtsorgan wie Ego, die einem Baron von Münchhausen durchaus zur, naja, Ehre gereicht hätten: “Früher machte ich Geschäfte wie Anthony Soprano/ heute rapp‘ ich meine Parts und bin ständig in der Bravo“ – sicher ist das in etwa so nahe an der Realität wie Rick Ross‘ Behauptung, er verticke Drogen via iPhone, aber dafür ist es auch, dank Kollegahs hinlänglich bekannter Qualitäten in Sachen originelle Vergleiche, mindestens genauso unterhaltsam. In dieselbe Kerbe schlagen  Tracks wie “Jetlag“, “Mondfinsternis“ und der Titeltrack: “Ich schmuggel im Benz Pep kiloweise/ angespannter Sixpack, Men’s Health Titelseite“. Blitzschnell, dabei stets gut verständlich rattern die Punchlines.

Soweit, so gewohnt. Doch wie es bereits der erste Videovorbote “Flex, Sluts and Rock’n Roll“ andeutete (der ursprünglich als Titeltrack vorgesehen war), will Kollegah sich mit seinem dritten Soloalbum nicht allein auf Altbewährtes verlassen. So schlagen Songs wie “Spotlight“, “Bad Girl“, “Billionaire’s Club“ oder “I.H.D.P.“ Töne an, die eher an French House als an französischen Straßensound, eher an Ibiza als an Miami erinnern. Nicht, dass Kollegahs Musik bisher völlig frei von Kitsch und Trash gewesen wäre, ganz im Gegenteil, aber das geht dann doch etwas zu weit. Dazu gesellen sich mitunter grenzwertige Hooks, gerne auch mit massivem Autotune-Einsatz aufgepeppt, die meistens aus der Kehle von Kollegahs neuem Partner (jaja, no homo) SunDiego stammen und dem Rezensenten in ihrer permanenten Dreistigkeit ganz schön auf die Nerven gehen. T-Pain war halt vor vier Jahren noch lustig, ihn jetzt noch als Referenz heranzuziehen, wirkt wie ein zu oft erzählter Witz. Ein gesunder Schuss Pop ist ja durchaus zu begrüßen und heutzutage ohnehin kein Tabubruch mehr, aber dann bitte mit ein wenig mehr Geschmackssicherheit.

Zum Glück sind – Stichwort Mittelweg – längst nicht alle Songs damit infiziert worden. “Kobrakopf“ mit Farid Bang und einem glänzend aufgelegten Haftbefehl (“Ach, geh zur Seite“ – allein für diese Line hat Haft einen Preis verdient) kommt ohne große Spirenzchen daher. Das melancholische “Money“ zeigt, dass melodiös nicht gleich käsig bedeutet und gesungene Hooks einem nicht zwangsläufig die Schuhe ausziehen müssen. Auch bei “Business Paris“ stimmt das Gleichgewicht zwischen Gangsta und Guetta einigermaßen, wozu auch der raue Part eines gewissen Ol Kainry aus Paris beiträgt.

Doch nicht nur im Soundbild, auch inhaltlich versucht Kollegah hier und da, ein paar neue Topics anzusprechen. Tatsächlich überraschend ist dabei “Du“ (mit einem gewissen Sahin am Gesang) ausgefallen, das eine Seite an Kollegah zeigt, die man so bisher nicht kannte: Anscheinend war der selbsternannte Boss tatsächlich auch schon verliebt und, nein, wer hätte das denn gedacht, auch noch unglücklich. Wunder über Wunder! Aber Spaß beiseite, der Song ist glaubwürdiger als viele andere, die zu diesem Thema geschrieben wurden, gerade weil Kollegah auch bei Herzschmerz seine Bossaura nie zu verlieren droht.
Ob das alles – mehr Melodien und mehr Gefühl – nun einer zunehmenden Reife, dem Anspruch, nicht einfach auf der Stelle zu treten oder  dem profanen Wunsch nach höheren Verkaufszahlen geschuldet ist, entzieht sich der Kenntnis des Rezensenten. Möglich wäre ja auch, dass alle drei Faktoren eine gewisse Rolle spielen.

Nun denn, obwohl das Wagnis, Neues auszuprobieren, an sich durchaus löblich ist, sind es doch die im traditionellen Kollegah-Stil gehaltenen Songs, die “Bossaura“ hörenswert machen. Seine Stärke sind und bleiben (neben seiner bereits erwähnten überragenden Technik) die verbalen Kurzfilme, die er schiebt und auf die er fast schon ein Patent anmelden könnte. “Rapper sind seltsam/ rappen dass sie Geld ham/ obwohl jeder sieht, ihr Biz läuft schleppend wie Hotelpagen/ die meine Gepäckkoffer voll Geld tragen/ sich hechelnd und schnell atmend hoch die Treppen in Stock elf plagen“ (“Bossaura“). Statt den Mittelweg zu wählen, hätte sich Kollegah also ruhig voll und ganz auf diese Schiene verlassen können.
 

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