Mittwoch, 9. April 2025
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Nicone – Ich lege noch ein drauf (Exklusiv)

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Ein bisschen ungewöhnlich erscheint es zunächst schon: Nicone war früher auf Shok Muzik gesignt, das Label also, das heftig gegen Aggro und Fler schoss. Und heute ist er mit Fler unterwegs, zum Beispiel auf dessen "Im Bus Ganz Hinten"-Tour. Wie es dazu kam, erklärt er im Interview. Und seinen Song "Ich leg noch einen drauf" vom "Maskulin Vol. 1"-Mixtape haben wir euch auch klargemacht.
 
Nicone – Ich leg noch ein drauf by rap.de1
 
rap.de: Bitte ein paar Hintergründe: Warum angefangen, wann angefangen zu rappen?
 
Nicone: Dadurch, dass mein Vater aus Jamaica, Queens/New York stammt, wurde es mir in die Wiege gelegt. Musik hatte ich im Blut, seit ich das Licht der Welt erblickte. Dazu kam dann natürlich, dass ich aus der 90er-Jahre-New York-Musikgeneration stamme (Nas, CNN, Mobb Deep, AZ, Cormega, Biggie, Jay-Z etc.), so dass es nur eine Frage der Zeit war, bis ich den Stift selber in die Hand nahm. Mit 14, 15 fing ich dann an, meine ersten Texte auf Nas-Beats zu schreiben, weil ich noch keine Instrumentals hatte. Es war zwar noch sehr ausbaufähig, doch merkte ich von vornherein, dass alles flowte und ich Taktgefühl wie kaum ein zweiter in meinem Alter hatte. Bis ich eines Tages einfach bei einem alten Freund an der Vierspur begann aufzunehmen und erstmal einmal haufenweise Lieder auf seine Kling-Klang-Beats sammelte (lacht). Meine Mutter fütterte mich dazu noch von klein auf mit einer gesunden Portion 80er und 90er Jahre R&b und Soul. Durch alle diese Einflüsse bin ich heute musikalisch, wer ich bin.
 
rap.de: Welche Rolle spielt Rap für dich? Was/wo wärst du ohne Rap?
 
Nicone: Rap spielt für mich ganz klar die größte Rolle nach Gesundheit und meiner Familie. Ich weiß nicht, was oder wo ich ohne Rap wär. Ich hab zwar ein guten Schulabschluss und eine abgeschlossene Berufsausbildung, doch kann ich mich mit dem richtigem Arbeiterleben (morgens bis abends, montags bis freitags) leider bis heute keinesfalls anfreunden. Ich hab hier und da natürlich schon richtig gearbeitet, bis ich mal wieder gemerkt habe, dass Geld, was auf der Straße liegt, mir in einer Woche mehr bringt als ich bei einem richtigem Job manchmal nach einem Monat raus hatte. Und dazu bin ich noch ein Mensch der auch nur 100 Prozent reinstecken kann, wo auch 100 Prozent Herz drin steckt. Und so langsam rollt der Rubel ja (lacht).
 
rap.de: Welche Ziele setzt du dir mit Rap?
 
Nicone: Es gibt kein wirkliches Ziel, denn nach oben ist immer noch Luft, egal, wie weit oben du bist. Aber na klar ist es mein Ziel, von Album zu Album mehr zu verkaufen, mich und meine Familie davon zu versorgen und irgendwann in ausverkauften Hallen zu spielen zu können, so das ich mir finanziell um nix mehr Gedanken machen muss.
 
rap.de: Du bist auf dem Maskulin Mixtape vertreten und bei der Tour dabei, dein Video hast du u.a. im Fler-Store gedreht. Wie eng bist du mit Fler und seinem Label Maskulin?
 
Nicone: Fler und ich kennen uns, seit wir kleine Straßenköter waren. Durch Graffiti kreutzen sich unsere Wege bereits im Alter von 16, 17 Jahren und man hat nur Kacke zusammen gebaut (lacht). Dann hatte man sich mit den Jahren aus den Augen verloren und er wurde über Nacht mit Aggro zum Star. Ich wurde von Shok Muzik unter Vertrag genommen, welche ein halbes Jahr nach meinem Signing auf einmal begannen, gegen Aggro zu schiessen. Doch mit Fler und auch mit Hengzt blieb mein Verhältniss trotz der ganzen Beefgeschichte immer gut, da Crackavelli und ich uns da ja auch immer ganz bewusst raushielten. Bis sich dann durch den Kontakt zu Reason und Silla der Kreis wieder geschlossen hat und die Chemie menschlich, freundschaftlich sowie musikalisch immer noch sehr stimmt.
 
rap.de: Siehst du dich als Teil der Maskulin-Gang?
 
Nicone: Naja, sagen wir es mal so…. Die Jungs sind neben der Musik auch gute Freunde und musikalisch seh ich leider keine Gang deutschlandweit, die uns vieren das Wasser reichen könnte. Mein Album kommt jetzt am 18. November über I Luv Money, aber das ist nur ein Vertriebsdeal für dieses eine Album. Und über das, was danach passiert, möchte ich eigentlich noch nicht öffentlich reden. Jetzt kommt erstmal unser Mixtape am 28.10., dann geh ich nach der Silla-Instinkt Tour auch noch mit Fler und G-Hot auf die "Im Bus Ganz Hinten"-Tour, dann kommt mein Album "Nicotin" am 18.11. pünktlich zu Flers Tourende und was danach passiert (lacht)…wer weiß, wer weiß…
 
rap.de: Kannst du uns nicht doch ein bisschen mehr über deine weiteren Pläne verraten?
 
Nicone: Ich werde gleich nach der Fler-Tour anfangen, für mein zweites Album zu schreiben, Beats vom meinen Brüdern DJ Desue und MC Cabe zu picken und soviel Gas wie noch nie zu geben. Jeder von uns wird 2012 ein Soloalbum bringen und vorher kommt natürlich noch "Südberlin Maskulin 2" von Fler und Silla. Und noch etwas Großes, worüber wir aber noch nicht öffentlich sprechen…

Dazzle – Schlechter Einfluss

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Dieses interessant gemacht Video zeigt auf, woher der "Schlechte Einfluss" wirklich kommt, nämlich nicht von den achso bösen Rappern, in diesem Fall Dazzle, dessen Debütalbum im November erscheinen soll, sondern  – na, schaut's euch einfach an. Der Clip stammt aus der jungen Talentschmiede Beste, die vorhaben, mit vielen weiteren Projekten im Bereich Video ihre eigene Gewürzmischung zur HipHop-Suppe hinzuzufügen. Sollte man mal im Auge behalten.

Ginex – Zeig deine Flagge

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Auf den ersten Blick erfüllen Ginex alle Klischees vom brutalen Russen, die besonders in Westdeutschland jahrzehntelang gehegt und gepflegt wurden, Stichwort: Die Russen kommen. Sie nennen ihr Album "Platoon" und zeigen sich auf dem Cover und ihren Pressebildern in voller Kampfmontur, scheinbar jederzeit bereit, in einer kleinen Kaukasus-Republik einzufallen und einen Völkermord zu begehen. Doch wie das mit Klischees meistens so ist: Sie sind mal wieder Quatsch. Das beweist nicht zuletzt das Interview, das wir mit Ginex geführt haben und euch zusätzlich zur Premiere ihres neuen Videos hier präsentieren.
rap,de: Ihr gebt euch recht martialisch auf Cover und Pressefotos. Ist euer Leben denn wirklich so ein harter Kampf?
 
Beny Krik: Das ganze Leben ist ein Kampf. Egal was du machst, ob du um ein Mädchen, Anerkennung oder für deine berufliche Zukunft kämpfst. Du musst was tun, um deine Ziele zu erreichen und darfst dich niemals ausruhen. Als Ausländer hast du es immer schwerer, aber das bezieht sich nicht nur auf Deutschland. Momentan kämpfen wir an vielen Fronten.
 
rap.de: Wie geht ihr mit der in der Presseinfo beschriebenen Identität zwischen Deutschland und Russland um? Sprich, was an euch ist russisch, was deutsch?
 
Som: Wir sprechen in der Familie, zu Hause zu 90 Prozent russisch. Im Freundes- und Bekanntenkreis sind auch die meisten Russen. Wir hören russische Musik, gucken russische Filme, aber natürlich auch deutsche. Mein Charakter ist aber russisch. Beny Krik: Offiziell habe ich erst seit diesem Jahr eine deutsche Staatsangehörigkeit, weil ich bisher den Status eines "Kontingentflüchtlings“ hatte. Die Jungs Som und Don A haben dagegen schon am Anfang einen deutschen Pass bekommen. Mittlerweile sind wir sehr organisiert und ordnungsliebend wie ein "Otto-Normal-Deutscher“ (lacht). Aber wir essen trotzdem gerne russisches Essen und trinken gerne russische Getränke. Außerdem leben wir unsere russischen Familientraditionen weiter, wo es noch eine klare Rollenverteilung zwischen Mann und Frau gibt, ohne, dass die Frauen dadurch weniger Rechte hätten. Und das Wort Respekt ist sehr wichtig. Wir sind auch alle christlich-orthodox getauft und feiern alle russischen, kirchlichen Feiertage.
 
rap.de: Orientiert ihr euch mit eurer Musik mehr am deutschen Rapgeschehen oder am russischen Rap?
 
Beny Krik: Wir orientieren uns an niemanden, nur an dem, was uns gefällt und Spaß macht. Aber natürlich wurden wir von der russischen und deutschen Rapszene beeinflusst. Ich glaube sogar, von der deutschen Szene mehr als von der russischen.
 
Don A: Ich orientiere mich an mir und dem, was mir gefällt, aber zu 80 Prozent höre ich deutschen Rap.
 
rap.de: Findet russischsprachiger Rap in Deutschland überhaupt viel Gehör?
 
Beny Krik: In den letzten 10 Jahren immer mehr. Letztendlich verstehen viele Leute, die Ami-Rap hören auch kein Wort. Aber natürlich wird der russische Rap niemals so groß werden. Wir hoffen jedoch, mit unserer Musik einen Beitrag für einen höheren Bekanntheitsgrad des russischen Rap in Deutschland geleistet zu haben.
 
rap.de: Ihr wart auch auf dem "New Russian Standard"-Sampler von Optik Russia vertreten. Wie war das damals?
 
Beny Krik: Das war am Anfang unserer Karriere und wir wollten natürlich dabei sein. Aber es waren zu viele Intrigen um den Sampler herum und es haben sich viele Leute zerstritten, weshalb wir rückwirkend nichts mehr damit zu tun haben wollen.
 
rap.de: Seid ihr mit anderen russischsprachigen oder -stämmigen MCs in Deutschland vernetzt?
 
 
Don A: In der letzten Zeit arbeiten wir mehr mit anderen Künstlern, die nicht den gleichen oder ähnlichen Style haben wie wir. Dadurch sammeln wir mehr Erfahrung und weiten unsere Fanbase aus.
 
Som: Ja, wir halten mit einem der ersten und anerkanntesten russischen Rapper in Deutschland einen engen Kontakt. Er nennt sich Czar und ist auf jedem unserer Alben vertreten. Mit vielen anderen talentierten Rappern haben wir zusammengearbeitet und alle anderen schlechten Rapper gedisst (lacht). Somit kann man sagen, dass wir in irgendeiner Form mit jedem nennenswerten russischen Rapper aus Deutschland zu tun gehabt haben.
 
rap.de: Gibt es eine eigene russisch-deutsche Szene?
 
Beny Krik: Es gibt einige gute Rapper wie zum Beispiel Czar, Kla$ oder Mafyo, aber insgesamt ist das zu wenig, um von einer echten Szene sprechen zu können. Som: In Deutschland gibt es rund 5 Millionen Bürger mit russisch-sprachigem Hintergrund, also gibt es da schon genug Leute, die sich für HipHop und das Rappen an sich interessieren, aber viele sehen keine Perspektive und hören nach kurzer Zeit auf mit dem Rappen. Somit kann sich keine Szene auf lange Sicht entwickeln. Aber wir lassen uns gerne überraschen.
 
rap.de: Erklärt doch bitte allen, die kein Russisch können, was die Thematik auf dem Album alles umfasst.
 
Beny Krik: Der Name des Album ist "Platoon“, was übersetzt eine kleine taktische Kampfeinheit bezeichnet. Deshalb dreht sich das Meiste um den täglichen Kampf an verschiedenen Lebensfronten. Ich beende gerade mein wirtschaftswissenschaftliches Studium und schreibe an meiner Bachelorarbeit, was meinen momentanen Kampf darstellt. Auf dem Album sind auch lustige und traurige Tracks dabei. Des Weiteren haben wir versucht, neue Wege zu gehen, indem wir bei einem Song "Deine Tränen“ Rap mit House gemischt haben, woraus ein richtig geiler Song geworden ist.
 
rap.de: Was bedeutet Rap für euch? Wofür ist er gut in eurem Leben?
 
 
Don A: Rap ist auf jeden Fall viel mehr als nur ein Hobby. Es ist wie eine Therapie, ich kann alle meine Gedanken und Gefühle ausdrücken.
 
rap.de: Hält euch Rap manchmal auch von anderen Dingen ab, die euch wichtig sind?
 
 
Don A: Bei mir ist Rap nach dem Internet der größte Zeitdieb. Im Jahr 2009 war das Problem so gravierend, dass ich meine Fachoberschule abgebrochen habe. Aber in jeder negativen Sache gibt es was Positives. Ich mache jetzt eine schulische Ausbildung, schlage also zwei Fliegen mit einer Klappe.
 
Beny Krik: Du könntest die Frage auch andersherum stellen, also ob andere Dinge uns vom Rap abhalten (lacht). Aber selbstverständlich gibt es einen Zeitkonflikt. Bei mir war es in den letzten drei Jahren mein Rap und mein Studium und außerdem habe ich immer nebenbei gearbeitet. Ich nehme diese Herausforderung gerne an, weil ich aus meinem Leben was machen möchte und meine Eltern stolz machen will, weil sie vieles für mich geopfert haben.
 
rap.de: Bitte diesen Satz zu Ende vervollständigen: Mit Russen legt man sich besser nicht an, weil… ?
 
Beny Krik: … man sich mit ihnen lieber als Menschen auseinander setzten sollte, um nicht gleich in diese stereotypen Gedanken zu verfallen, dass die Russen nur Gewalttäter seien. Denn Gewalt hat keine Nationalität. Deine Frage zielt auch etwas in diese Richtung…

Cazino – Face Hook

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Cazino aus Hamburg, der demnächst sein Album "Wenn nichts mehr geht" veröffentlicht, stellt sich mit einem exklusiven Track und einem kurzen Interview vor. 1977 geboren in Ghana kam er mit neun Jahren nach Deutschland. Aber niemand kennt seine Geschichte so gut wie er selbst – deshalb, aus der Sicht und mit den Worten von: Cazino.
Cazino – Face Hook (rap.de Exclusive) by rap.de1
rap.de: Wie hast du diese Zeit und die Veränderungen erlebt?
 
Cazino: Ich kann mich sehr gut an alles erinnern und als Kind kommt dir alles viel heftiger vor. Ich muss grad daran denken, wie ich aus dem Flugzeug ausstieg und die Kälte mir entgegen kam wie ein bissiger Hund. Meine Mum hatte mir davon berichtet, aber ich hatte gar keine Vorstellung davon, denn soviel Kälte kannte ich bis dahin nur aus dem Gefrierschrank! In  Ghana wird es abends auch kühler, aber ich konnte nicht begreifen, dass die ganze Welt plötzlich so kalt ist. Vieles war neu für mich. Das Essen, die Menschen. Die gesamte Ordnung der Straßen viel mir besonders auf. In Ghana leben auch einige Europäer und die waren auch eher gutgelaunte Menschen, so wie die Ghanaer. Ich habe ein sehr freundliches Land erwartet und war überrascht, wie stil und kühl die Menschen hier sind. Ich habe lange gebraucht, um mein Heimweh zu überwinden. Heute bin ich dankbar, dass ich beide Welten sehen darf.
 
rap.de: Hast du noch Kontakte nach Ghana? Interessiert dich, was da passiert?
 
Cazino: Ghana ist ein sehr schönes Land und seit ein paar Jahren fühle ich mich dem wieder etwas näher verbunden. Ein Großteil meiner Familie lebt dort. Ich war das letzte Mal vor zwei Jahren dort und politisch gesehen bin ich nicht auf dem neuesten Stand, aber mein Dad berichtet mir ab und dann mal, wenn was Krasses und Außergewöhnliches passiert.
 
rap.de: Wie bist du zur Rapmusik gekommen?
 
Cazino: Die Geschichte ist ganz schön lang. Durch meinen Dad hab ich schon immer gern Soul gehört und als die Ära kam mit New Jack Swing, nahm Rap langsam für mich Gestalt an. Ich habe "Yo Mtv Raps“ verschlungen und die meisten Rapper und deren Styles studiert. Ich habe Nächte lang mit meinem besten Freund Videos und Kassetten aufgenommen. Meine Liebe für die HipHop Kultur war größer als die für die Frauen – ganz ehrlich. Eines Tages nahm mich ein Freund mit zum African Heritage, eine Sonntags-Schule für die afrikanische Musikkultur. Dort entstanden die ersten Gruppen. Ich wurde in eine Gesangs- Gruppe eingeteilt und zum ersten Mal nahm ich Stift und Papier zur Hand, um nicht zu imitieren, sondern um meine eigenen Gedanken nieder zu schreiben.
 
rap.de: Was bedeutet Rapmusik für dich, welche Rolle spielt sie in deinem Leben?
 
Cazino: Ich habe Rap als einen sehr guten und schwierigen Freund kennengelernt. Ich habe mit ihm mehr durchgemacht als manche in ihren Beziehungen. "Er" gab mir ein zu Hause, hat mich getröstet und hat mich gewarnt. Rap hat mit mir geweint, gab mir Kraft und Hoffnung und war vor allem geduldig, und heute gebe ich es "ihm“ zurück.
 
rap.de: Welche Ziele hast du? Was willst du erreichen, mit Rap, aber auch sonst?
 
Cazino: Ich bin ein Zwilling. Ich habe nicht nur ein Ziel.(lacht) Einer der wichtigsten Ziele ist die geistige Entfaltung, meine Welt so zu gestalten, wie ich es mir denke und ausmale. Freiheit findet im Geiste statt und ich habe keine Angst, ihm zu folgen, auch nicht in schwierigen Tagen. Ich falle lieber, denn ich komme mit Niederlagen besser klar als mit Fragen über Fragen. Rap ist für mich der Ausdruck meiner geistigen Freiheit – darin bin ich wie ich bin: ehrlich und ungeschminkt.
 
rap.de: Was dürfen wir von deinem Album "Wenn Nichts Mehr Geht" erwarten?
 
Cazino: Dieses Album ist von selbst entstanden, es war noch nicht mal geplant. Wir haben einen Song nach dem anderen gemacht und wollten sie nach und nach rausballern. Als der Track "Schmerz“ seinen Weg zum Publikum fand, kam das erste mal das Wort "Album“ zur Sprache. "Wenn nichts mehr geht“ ist ein Herz-Blatt von
 
Cazino. Es steckt viel Liebe drin und sehr wenig Getue. Überwiegend ist es ruhig und sehr thematisch. Es ist kein Straßen-Album sondern mehr ein New-Verse-Album mit vielen Features aus der Hamburger Underground-Szene. Dieses Album ist ein Puzzle-Stück meines Lebens. Und wenn man genau hinhört, hört man mehr als nur Rap und Musik.

Pyro One – Tanz den Zeitgeist

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Pyro One entstammt einer dieser Paralleluniversen, von denen es im Rap mittlerweile immer mehr gibt. Tracks über Drogen und Nutten sind seine Sache nicht, er verbindet mit Rap eher Dinge wie Freiräume zu schaffen und Denkanstöße zu liefern. Hört euch seinen Track "Tanz den Zeitgeist" an und lest das kleine Interview, das wird mit ihm geführt haben.
 
 
rap.de: Bitte gib uns ein paar Hintergründe zu dir.
 
Pyro One: Meine musikalische Sozialisation ist die klassische Blaupause: 90er Jahre Schulzeit und während dieser angefangen, sich mit HipHop zu beschäftigen. Alles aufgesaugt, Ice -T, Cypress Hill, das erste Wu Tang-Album, das erste Nas-Album, Mobb Deep, Fugees, Mos Def… dann irgendwann plötzlich "Die Quadratur des Kreises“ von Freundeskreis, Stieber Twins, die Liste ließe sich beliebig lang weiter führen. Holzfällerhemden und Dickies und damit über den Schulhof flanieren und alles ganz wichtig nehmen. Irgendwann kommt dann der Punkt, wo man versucht selber ein DIN A4-Blatt völlig unstrukturiert zu beschreiben. Das Zeilenende dort, wo das Blatt zu Ende war und im Idealfall reimte sich dass auch irgendwie noch. Dann habe ich mich mit Freunden zu einer ersten Crew zusammengeschlossen, darauf folgte die Zweite. Mit denen habe ich ab 2000 die ersten Gigs gespielt. 2002 gründete sich die Band Monkey Mob, mit der ich ab diesem Zeitpunkt ein paar Sachen releaste und Gigs spielte. Seit 2009 bin ich mit der Unterstützung eines kleinen Teams solo unterwegs.
 
rap.de: Welche Rolle spielt die Frankfurter Allee, der du einen Song und ein video gewidmet hast, in deiner Biographie?
 
Pyro One: Ich lebe seit ein paar Jahren im Friedrichshain und da gehört die Frankfurter Allee, die eine Trasse zwischen dem Nord- und dem Südkiez bildet, zu den prägendsten Straßen. Ich wohne am einen Ende und LeijiONE, der fast alle meine Sachen produziert, genau an dem anderen. So lauf ich zum und vom Studio immer schön geradeaus die Allee runter und hänge meinen Gedanken nach. Wettbüros, Fressbuden, Döner, Asiatisch, der Bio-Imbiss, eine Menge Spätis, ein Billigladen, Discounter-Frisöre usw. Ich nutze natürlich diese Infrastruktur, beobachte aber auch, dass die charmanten, charakteristischen Ecken immer mehr verschwinden. Friedrichshain wird zu einer krassen Hostel-Hochburg und dementsprechend verändert sich die Gegend den Bedürfnissen der Besucherinnen und Besucher entsprechend. Man selber versucht, sich irgendwie damit zu arrangieren, da ich keinen Bock habe, irgendwo anders hinzuziehen. Schwierig wird es, wenn Freiräume in denen ein alternativer, dem normativen Standard nicht entsprechender Lebensentwurf gelebt werde kann, verschwinden. Die Liebig14 ist da so ein Beispiel. Alle stehen auf diesen "Berliner Charme“. Diese crazy Hausbesetzer, die aus nichts ganz vielen machen… aber bitte schön leise und ohne Dreck, damit die Nachbarschaft nicht gestört wird. Das passiert schon reichlich Absurdes.
 
rap.de: Mit wem bist du in Berlin vernetzt?
 
Pyro One: Das ist schnell zu beantworten, da dieser Kreis sehr übersichtlich ist und sich vor allem aus Menschen speist, mit denen man zuerst Gigs gespielt hat. Im Laufe der Zeit entwickelten sich daraus freundschaftliche Beziehungen. Da reicht ein Blick auf die Featureliste meines "Irrlicht“ Albums oder auf Flyer, da wir häufig in den gleichen Konstellationen unterwegs sind. Namentlich sind dass die Menschen von den Schlagzeiln, KaiKani, MisterMo, Refpolk, Kobito, dazu Sookee, DJ Boogie Dan, LeijiONE, Beat2.0 etc. rap.de: Welche Rolle spielt Rap in seinem Leben? Pyro One: Die tägliche Bedeutung schwankt immer vor dem Hintergrund, welches Projekt gerade ansteht. Im Rahmen unserer aktuellen Albumveröffentlichung und den Vorbereitungen für die Releaseshow spielt es eine große Rolle, da es ständig etwas zu tun gibt. Aber auch ansonsten hat die Musik einen großen Stellenwert für mich. Sie ist eine meiner großen Leidenschaften. Sie eröffnet mir die Möglichkeit, den ganzen Mist und Quatsch, mit dem Mensch so konfrontiert wird, konstruktiv zu verarbeiten. Die abgedroschene Floskel vom Künstler, der ohne die Kunst an der Realität verzweifeln oder scheitern würde, passt da immer noch wunderbar. Die Musik hält mich in einer Balance, die mir sehr gut tut und auf die ich nicht verzichten möchte.
 
rap.de: Wo verortest du dich in der gegenwärtigen Rapszene?
 
Pyro One: Andersherum wäre es ganz spannend, wie verortet mich die gegenwärtige Rapszene und wer oder was ist diese Rapszene? Keine Ahnung, als interessierter Raphörer ist natürlich schon eine Veränderung wahrnehmbar. Es wird musikalischer, es wird sich mehr getraut und die inhaltliche Vielfalt nimmt zu. Das ist natürlich absolut positiv und schön, sich als erwachsender Mensch, nicht ständig rechtfertigen zu müssen, warum man diese merkwürdige und peinliche Rapmusik hört. Für mich als Künstler hat das aber eigentlich keine Konsequenzen. Es ist natürlich gut, auch auf einem Forum wie rap.de, stattzufinden, ansonsten gibt es für uns aber kaum Überschneidungen zur konventionellen HipHop-Szene. Das liegt daran, dass wir da zum Teil einen Bogen drum machen. Ich könnte mir nicht vorstellen mit jemand einen Gig zu spielen, der seiner Hörerschaft bzw. seinen "virtuellen Gegnern“ mit homophoben oder rassistischen Lines gegenübertritt. Wir finden ja häufig in politischen Freiräumen statt und den Menschen dort ist die aktuelle Entwicklung reichlich egal. Wir hatten Anfragen für Gigs, als im Rap nur geschossen und auf den Straßen abgegangen wurde, und wir haben jetzt auch Gigs, also tangiert uns das nur teilweise.
 
rap.de: Welche Ziele steckst du dir mit deiner Musik?
 
Pyro One: Mein erstes Ziel ist es natürlich, die Musik zu machen, zu der ich hundertprozentig stehen und die ich hoffentlich auch in fünf Jahren noch feiern kann. Wenn es dann Menschen gibt, die dazu einen Zugang finden und meinen Gedankengängen folgen können, ist das natürlich großartig. Wenn sich dieses gegenseitiges Verständnis in energetischen Gigs entlädt, bin ich künstlerisch absolut zufrieden. In erster Linie möchte ich weiterhin live stattfinden und hoffe, dass es uns gelingt dort Menschen zu bewegen. Alle anderen Entwicklungen schaue ich mir an, ohne diese überzubewerten.

Spax & Mirko Machine

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Spax und Mirko Machine – ein Duo, von dem in dieser Konstellation lange nichts mehr zu hören war. Das ist nun vorbei. Auf ihrer 96 Til Infinity-Tour werden die beiden ihr neues Album unter dem Namen "Die Profis" weitgehend exklusiv zum Verlauf anbieten. Einen ebenso exklusiven Vorgeschmack darauf, nämlich den Song "Wir waren da" sowie ein Interview mit Spax präsentiert euch rap.de.
rap.de: Was habt ihr denn so in der Zwischenzeit getrieben?
 
Spax: In den vergangenen zehn Jahren, die wir nicht zusammen auf der Bühne standen, sind eine Menge Sachen passiert und wir haben eine Menge Sachen gemacht. Alles aufzuzählen würde den Rahmen sprengen, aber eine Sache, die uns beide betrifft, ist, dass wir beide – mit ein wenig Zeitunterschied – Väter geworden sind. Das war schon eine einschneidende Sache in unseren Leben. Ansonsten hat Mirko ultraviel aufgelegt, macht eine erfolgreiche Partyreihe im Grünen Jäger in Hamburg und hat auf dem ein oder anderen Album z.B. dem der Funkverteidiger, Cuts und Beats beigesteuert. Ich habe viele Workshops und Projekte gemacht – hauptsächlich im Bereich Jugendarbeit, habe Theater gespielt, Moderiert und viel geschrieben und aufgenommen.
 
rap.de: Was hat euch bewegt, ein gemeinsames Projekt gerade jetzt wieder zu starten?
 
Spax: Mirko und ich haben uns, nachdem wir uns 2000 getrennt haben, ca. sieben Jahre nicht gesehen oder gesprochen. Dann wurden wir beide unabhängig von einander von der HipHop-Academy Hamburg engagiert und dadurch trafen wir uns fast wöchentlich. Durch diese Arbeit haben wir dann auch wieder zu einander gefunden und konnten entspannt die Dinge, die uns zur Trennung bewogen haben, klären. 2010 wurden wir – vermittelt durch unseren alten Freund Storm – vom Goethe Institut gemeinsam nach Singapur eingeladen, um dort ein Projekt zu machen. Während dieser Reise  und während des Projektes haben wir gemerkt, dass es uns einfach Spaß macht gemeinsam auf der Bühne zu stehen. Wir beide passen einfach zusammen – wir haben eine ähnliche musikalische Sozialisation erfahren, haben eine ähnliche Idee von unseren Beweggründen und teilen viele gemeinsame Erinnerungen. Wenn man sich "Wir waren da“ von unserem Album anhört, dann hört man aus welcher Zeit wir kommen und was wir erlebt haben. Diese Gemeinsamkeiten und einfach auch die Lust wieder zusammen auf die Bühne zu steigen waren der Grund. Um es simpel zu sagen – und ich zitiere mich mal selbst aus einem anderen Song unseres Albums "... Wir wollen nichts beweisen – wir hatten einfach wieder Lust ins Rampenlicht zu steigen – die Teller anzuwerfen und das Mic zu nehmen – wir sind noch nicht bereit zu gehen!
 
rap.de: Was glaubst du denn, dem aktuellen Rapgeschehen hinzufügen zu können, was es ohne dich nicht gäbe?
 
Spax: Wenn ich mir die Frage stellen würde, dann dürfte ich mir "Nichts!“ antworten. Ich meine, ich frage dich ja auch nicht: "Was glaubst du, kannst du dem aktuellen Online-Magazin-Geschehen hinzufügen, was es ohne dich nicht gäbe?“ Es gibt doch schon alles, alles wurde schon gesagt, jeder Ton gespielt, aber es ist doch die Einzigartigkeit, die jeder von besitzt oder besitzen sollte. Meine Gedanken mit meinen Worten auf die Beats, die ich mag und die in mir etwas bewegen. Man darf sich nicht immer die Sinnfrage stellen, denn da würden sich vielleicht ganze Berufszweige kollektiv das Leben nehmen. Ich schreibe und wem es gefällt, der hört mich und wem es nichts gibt, der hat doch jegliche Entscheidungsgewalt, etwas anderes anzumachen. Vielleicht bin ich ja für manche ein Missing Link in ihrem Rap-Universum. Ich weiß es nicht. I am what I am.
 
rap.de: Warum beziehst du dich in "Wir waren da" so dezidiert auf Gangsta Rap, obwohl dieser Trend offensichtlich gar nicht mehr so bestimmend ist?
 
Spax: Wenn man sich "Wir waren da“ anhört, dann gibt es eigentlich nur eine Zeile, die dieses Thema aufgreift: "…wir waren da… bevor jeder einen auf Gangster machte – war das SM58 die einzige Waffe – jetzt zieht jeder schnell sein Butterfly….“ – einen großen Bezug auf dieses Thema kann ich beim besten Willen nicht erkennen – außer, man möchte dieser einen Zeile eine große Bedeutung geben. Allerdings trenne ich auch zwischen Szene – gibt es eine gemeinsame? – und dem Gros dessen, was auf dem Schulhof läuft. Da wir viele Workshops an Schulen geben, bin ich täglich mit Jugendlichen konfrontiert, die sich selbst dem Gangsta Rap verordnen und für sie sind Gangsta Rapper identitätsstiftend und realitätsbildend. Ist Gangsta Rap ein Trend oder einfach ein Teil unserer musikalischen Gegenwart? Aber am Ende bleibt die einfache Antwort auf die Frage: "Wir waren da“ geht nicht gegen Gangsta Rap.
 
rap.de: Ist der Song eher als Geschichtsstunde oder als Abrechnung mit der heutigen Szene gemeint?
 
Spax: "Wir waren da“ ist nichts weiter als ein "I was here“ auf jedem Klo. Der Track ist ein Taki Tag – ein Song, der sagt "Wir waren da!“ und zudem noch erklärt, wann. Wir positionieren uns lediglich im Bezug auf die Geschichte des HipHop in Deutschland. Außerdem gibt es für uns gar keinen Grund, mit der heutigen Szene abzurechnen. Warum auch? Es hat uns niemand etwas getan und es gibt doch viele tolle, innovative Schreiber und Produzenten.
 
rap.de: Findest du nicht sogar, dass deutscher Rap inzwischen vielfältiger und bunter ist als je zuvor, inklusive der vermeintlich guten, alten Zeit?
 
Spax: Ich finde nicht, dass es vielfältiger geworden ist. Es ist mittlerweile mehr möglich und erlaubt als früher, wo man sich für alles mögliche vor der Szene rechtfertigen musste, aber vielfältig war es auch früher. Das Künstler wie Casper oder Materia mittlerweile szeneübergreifend funktionieren, ist super. Tolle Menschen, super Sound, großartige Texte. Es hängt ganz vom Blickwinkel ab. Mich würde da interessieren, welche Dinge bunter und vielfältiger sein sollen als das, was es gab. Ich möchte nicht altklug rüberkommen, aber wir sind zu alt für so eine Schwarz/Weiß-Position.
 
rap.de: Wo genau in der heutigen Szene verortest du dich denn?
 
Spax: Ich verorte mich in keiner Szene, ich verorte mich bei den Menschen, die die Musik mögen, die ich mag, die eine bestimmte Vorstellung haben von dem, was in der Musik eine Rolle spielen soll und was nicht. Menschen, die ähnliche Wertevorstellungen teilen. Ich habe nicht vor, die Welt zu erobern, die Charts zu stürmen oder irgendwem irgendwas zu beweisen. Ich will einfach meine Gedanken teilen. Wenn Impulse dabei rauskommen, dann freut es mich. Impulse sind wichtig, Impulse sind inspirierend. Trends sind nicht mein Ding. Was sind Trends? Modeerscheinungen – heute da, morgen weg.
 
rap.de: Was darf man von dem ganzen Album denn erwarten? Neoklassische BoomBap-Beats? In welche Richtung gehen die Themen?
 
Spax: Erwarten kann man uns. Wer uns kennt, wird uns wieder erkennen. Beattechnisch eher BoomBap, nichts modernes. Nicht, weil wir modernes ablehnen, wir hatten einfach mal Bock auf so ein Album. Von meinen insgesamt drei Soloalben sind zwei aus der gemeinsamen Zeit mit Mirko, aber das waren dann meistens Fremdproduktionen in Sachen Beats  – Glamerlicious von Main Concept bei dem "Privat"-Album, Lord Wax bei "Alles Relativ". Bei diesem Album hat Mirko 80 Prozent der Beats gebaut, wir haben Cuts und Themen in Teamarbeit abgesprochen. Dieses Album ist ein hundertprozentiges Mirko Machine und Spax-Album. Textlich geht es um verschiedene Dinge. Ich habe versucht, eine Mischung zu machen aus dem, wie und was ich jetzt schreibe und dem, was ich zur Zeit des "Privat"-Albums geschrieben habe. Es geht um unsere Geschichte, unsere Re-Union, um die Liebe zum BoomBap, zum HipHop und um das Leben.
 
rap.de: Was wollt ihr mit dem Album erreicht werden? Oder wen? Und was kommt danach?
 
Spax: Nichts. Oder sagen wir mal – nichts bestimmtes, nichts großes. Wir haben ein Album gemacht, weil wir Lust hatten, ein Album zu machen. Und das schöne ist, jeder darf es hören. Erreicht werden soll niemand – wir haben keine Zielgruppe. Diese Marketing-Ding ist nicht unseres. Wir denken nicht mal so. Mirko hat gerade so Kofferraum-mäßig – um mal seine Facebook-Aktion so zu nennen – die komplette Vinyl Auflage verkauft. CDs machen wir auch, haben aber keinen Vertrieb. Wir haben keine Ambition auf großes Kino, aber wir freuen uns, wenn unsere Sounds und unsere Shows einigen Leuten gefallen und wir wieder ein paar Shows zusammen spielen können. Und was danach kommt entscheidet dann der Bauch. Wir sind da, wo wir angefangen haben und da war es für uns kein Geschäft. Klar haben wir Merchandise, aber unsere Motivation ist einfach, zu machen, was wir lieben.

T-Jey-Das Spiel

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T-Jey aus Bautzen/Sachsen bringt euch mit "Das Spiel" den neusten rap.de-Exclusive. Der Track passt von Stimmung und Text her perfekt zum gerade einsetzenden Herbstbeginn. T-Jey konnte sich bereits in einigen Battles durchsetzen, u.a. beim CityBattles Cup von unseren rappers.in-Kollegen. Sein aktuelles Tape "T-Time/Broken Mind“ gibt’s für unglaubliche 0 € auf kittelberg.de.
T-Jey – Das Spiel (rap.de-exclusive) by rap.de1
rap.de: Zuerst mal die Basics: Erzähl uns doch mal deine Vorgeschichte. 
 
T-Jey: Erstmal ein herzliches Hallo! Ich habe im Frühjahr 2006 richtig angefangen mit Rap. Davor habe ich hin und wieder mal einen Text geschrieben – und das war es dann auch schon. Die ersten Künstler aus der US-amerikanischen Szene, die ich gehört habe, waren Mobb Deep, Busta Rhymes, Wu-Tang Clan und viele andere. Mit der deutschen Szene kam ich eigentlich anfangs durch die ersten Scheiben von Samy Deluxe in Berührung. Ich hörte Rap natürlich auch schon weit vor meinen ersten Versuchen in dieser Musikrichtung. Meine erste Motivation waren eigentlich nur Spaß und Langeweile. Aber dann hatte ich Blut geleckt.  Ich wollte auch solche Geschichten erzählen wie meine damaligen großen Rap-Helden. Es hat mir selber auch Spaß gemacht zunehmend zu beobachten wie sich das alles entwickelt und wie man immer mehr Kontakte zu anderen Leuten knüpfte, die beispielsweise heute zu meinen besten Kollegen zählen. So setzte sich das dann fort mit Freestylebattles, Battleturnieren im Internet sowie der RBA, in der ich auch noch heute ab und zu unter dem Namen Stosef unterwegs bin. Ich hab mich da so tief rein gelebt, dass Rap ein fester Bestandteil von mir und meinem Leben wurde. rap.de: Du hast einige Battles gewonnen. Ist Battlen für dich noch ein wichtiger Bestandteil von Rap? T-Jey: Battlerap ist definitiv noch ein wichtiger Bestandteil für mich. Wenn wir mit Kollegen zu einer Party fahren, dann stehen meistens mein Kollege Bermuda B und ich draußen vorm Eingang und battlen uns im  Freestylemodus. Oftmals bildet sich da auch eine kleine Menschenmasse um uns und erfreut sich daran. Wie gesagt, bin ich auch noch in der RBA tätig und nehme teilweise immer noch an Battleturnieren teil. Ich mag es einfach, mir Punchlines zu überlegen und diese dann mit Reimen auszuschmücken.
 
rap.de: Du kommst aus Bautzen. Wie muss man sich die dortige Szene vorstellen?
 
T-Jey: Eigentlich beschäftige ich mich nur sehr wenig mit der hier vorhandenen Szene. Es gibt hier einfach viele Künstler, mit denen ich mich selber nicht richtig identifizieren kann. Die machen ihre Musik und ich mache meine Musik.
 
rap.de: Du studierst Mechatronik – das klingt bodenständig. Bist du ein bodenständiger Typ?
 
T-Jey: Ich denke schon, dass ich bodenständig bin. Ich bin jetzt nicht jemand, der sagt, dass er Rap-Star werden will und Himmel und Hölle dafür in einem epischen Krieg gegeneinander kämpfen lassen würde. Ganz und gar nicht. Ich hatte schon vor meiner Einschulung gesagt, dass ich auf jeden Fall studieren will, ein sorgenfreies Leben in einem Haus mit einer wunderschönen Frau und zwei Kindern führen will. Das ist eigentlich alles, was ich mir für meine Zukunft wünsche.
 
rap.de: Was wäre dein Leben ohne Rap?
 
T-Jey: Das kann ich mir gar nicht mehr vorstellen. Es geht mir dabei nicht primär um die Auftritte und das ganze Zeug, sondern viel mehr um mein Privatleben und die Türen, die sich durch Rap geöffnet haben. Zum Beispiel meine Crewkollegen von Kittelberg Entertainment – die  habe ich vor paar Jahren über eine gute Freundin kennengelernt, weil sie dachte, dass die cool sind und ich vielleicht mal mit denen zusammenarbeiten könnte. Jetzt sind die Jungs und der kleine Haufen drum herum meine besten Kollegen und ich liebe diese Drecksäcke. Oder, auch sehr wichtig, meine Freundin. Die habe ich durch Rap Silvester 2009/10 kennengelernt. Wir hatten halt paar Rapper aus Hessen zu einem Gig eingeladen und die fragten uns, ob wir den Jahreswechsel bei ihnen verbringen wollen. Und da habe ich dann meine Freundin kennengelernt. Sicherlich machen die ganzen kleinen Dinge wie Auftritte oder die Aufnahmesessions auch riesigen Spaß, aber durch Rap habe ich eben Menschen für mein Leben gewonnen, die ich sonst niemals kennengelernt hätte und die mir so wichtig geworden sind, dass ich sie nicht mehr aus meinem Kopf streichen wollen würde.

NMZS – Rapdarwinismus

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NMZS von der Antilopen Gang mit seinem rap.de-Exclusive "Rapdarwinismus". Ihr könnt euch also erst ein bisschen Rapbiologie-Grundkurs geben und anschließend sein Interview mit rap.de lesen. Oder umgekehrt. Oder… Ach, macht doch einfach, was ihr wollt.

NMZS – Rapdarwinismus (rap.de-Exclusive) by rap.de1<

rap.de: Wer oder was ist die Antilopen Gang?
 
NMZS: Eine Rapcrew, die seit 2009 existiert und sich aus Koljah, Panik Panzer, Danger Dan und meiner Wenigkeit zusammen setzt. Zudem werden wir nun seit zwei Jahren tatkräftig vom Düsseldorfer Produzententeam Pitlab unterstützt. Davor waren wir mit ein paar anderen Verrückten bereits einige Jahre als Anti-Alles-Aktion unterwegs. Wir wohnen in verschiedenen Städten, sind labellos, broke und man kann sich fast alles was wir bisher released haben auf antilopengang.de herunterladen. Wir sind sehr gut, aber leider den Dummen zu schlau und den Schlauen zu dumm.
 
rap.de: Was passiert, wenn die Antilopen Gang auf die Wolf Gang trifft? Oder auf Wolfgang (Schäuble?)?
 
NMZS: Auf die Wolf Gang sind wir natürlich angesichts der offensichtlichen Biterei sehr sauer, von daher würde es vermutlich eine Messerstecherei geben. Andererseits sind wir ja auch verzweifelt und famegeil, dementsprechend wäre es schön, wenn wir stattdessen der lächerliche deutsche Ableger der Wolf Gang werden könnten, so wie Big Jay für The Game oder Spinning Nine für Souljah Boy. Hampelmann-Style halt, das wär unser Ding. Wolfgang Schäuble würden wir nach ein paar Verbrüderungsbieren um finanzielle Unterstützung bitten, der ist doch auch alt und braucht bestimmt nicht mehr so viel Geld.
 
rap.de: Ein bisschen was über deine Vorgeschichte?
 
NMZS: Ich komme aus Düsseldorf, rappe seit 2001 und habe einen Bart. Ich bin sehr nett und versuche immer, es allen Recht zu machen, was gerade aus diesem Grund leider nicht immer klappt. Ich bin aber auch sehr faul und oft traurig, weil ich lieber noch ein Kind wäre. Briefe von Krankenkassen, der GEZ oder vergleichbaren Institutionen öffne ich prinzipiell nicht, da ich den Stress nicht vertrage. Ich sollte mich besser und regelmäßiger ernähren.
 
rap.de: Warum rappst du? Was bedeutet dir Rap?
 
NMZS: Rap ist nach Comics und Videospielen meine dritte große Liebe, von daher bedeutet es mir recht viel. Andererseits muss ich zugeben, dass sich bei mir mittlerweile eine gewisse Müdigkeit eingestellt hat und ich mich nicht mehr so auf neue Alben meiner Lieblingskünstler freuen kann wie früher… Ich hoffe aber, dass das nur eine Phase ist. Was mich selbst anbetrifft hat es mir einfach immer sehr viel Spaß gemacht, was sicher auch damit zusammen hängt dass ich mich die ersten Jahre vorrangig mit Freestylen beschäftigt habe, so haben mich vor allem die Sessions in der Icklack, einem Düsseldorfer Freestyletreff, sehr geprägt. War eine lustige Zeit damals, Farid Bang konnte noch nicht rappen und Olson Rough hieß noch Olson Roughlexxx und war dick. Dort habe ich auch überhaupt erst gelernt, selbstbewusst vor einer kritischen Crowd zu performen statt nur im heimeligen Kreis mit ein paar bekifften Freunden.
 
rap.de: Wie gefällt dir das deutsche Rapgeschehen im Allgemeinen wie Besonderen? Und wo verortest du dich darin selbst?
 
NMZS: HipHop is still okay! Natürlich sind die meisten Rapper Idioten, aber das kommt einfach daher, dass die meisten Menschen Idioten sind. Vieles hat sich auseinander entwickelt, aber ich finde das nicht so tragisch – es gibt ja viele alte Hasen, die dieses "Szenegefühl" von früher vermissen, ich kann da ja auch nur bedingt mitreden weil das ja eigentlich schon halbwegs gegessen war als ich selbst anfing mitzumischen – aber ich finde das ganz normal und angenehmer als eine dogmatische, inzestuöse Szene. Ansonsten stimme ich in den Chor ein, den viele optimistische Rapfans gerade von sich geben: Es ist im Moment so bunt wie schon lange nicht mehr und das ist cool so. Es gibt coole Leute die mehr Aufmerksamkeit verdient hätten und andersrum, aber das war immer so und ist kein Grund zum Heulen. Traurig finde ich, dass die Intro, wenn sie Casper auf ihren Titel packt, den zugehörigen Artikel praktisch komplett in Form einer Rechtfertigung für das Cover formuliert, so nach dem Motto "Er ist ein Rapper, aber…". Das ist echt Trauer. So sehr Rap mittlerweile im Mainstream angekommen ist hat sich diesbezüglich in der deutschen Medienlandschaft halt doch wenig verändert. Andererseits ist es natürlich witzig, wenn VOX jetzt mit so einer Sendung wie "Cover my Song" um die Ecke kommt. Da packen sie dann zwar immer noch den Beat eines Tracks unter ein live gerapptes Acapella, so dass es total asynchron wird, aber naja, immerhin.
 
rap.de: Was möchtest du mit deinem Rap erreichen? Und wen?
 
NMZS: Ich hätte gerne ein paar superreiche Fans, die begreifen, dass ich broke bin und mein Leben finanzieren. So als Mäzene quasi. Ansonsten freue ich mich über jeden Mensch, der damit was anfangen kann, auch dumme. Mit meinem kommenden Album möchte ich die Ekelhaftigkeit ins Game bringen, es wird dementsprechend "Der Ekelhafte" heißen. Was die Mittel anbetrifft verlasse ich mich auf mein Umfeld, also Pitlab und den Rest der Gang, ohne die auch das "Egotrip"-Release nix geworden wäre und die alle gerade viel motivierter sind als ich. Ich sehe mich da wie eine Bienenkönigin, die unbeweglich rumliegt und versorgt wird. An dieser Stelle noch mal vielen Dank, Jungs!
 
rap.de: Was darf man von NMZS sowie der Antilopen Gang in Zukunft noch erwarten?
 
NMZS: Einiges! Danger Dan und ich haben jeweils Soloalben fertig aufgenommen plus ein weiteres, das wir zusammen gebastelt haben. Letzteres könnten wir auch schon raushauen wenn der feine Herr sich nicht gerade mit der notwendigen Festplatte in afrikanischen Krisengebieten herumtreiben würde – Realtalk. Das macht aber schon mal drei Alben, mal gucken, wie lange wir brauchen bis die fertig sind. Zudem arbeiten wir an einem Antilopensampler und Koljah schreibt auch schon wieder was… Es ist ekelhaft viel, wenn ich ehrlich bin, aber wie ich uns kenne, brauchen wir wieder ewig, bis die Sachen dann ready sind. Ich kann nur jedem vernunftbegabten Menschen raten, regelmäßig facebook.com/antilopengang zu checken und sich per "Gefällt mir"-Button immer mit den aktuellen Neuigkeiten zu versorgen.

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