Dinge die Olson tut oder: Wieviel Satire verträgt Deutschrap?

Satire darf alles? Klar. Auch im Deutschrap. Da allerdings nur, wenn man richtig Bock auf eine gebrochene Nase hat. Denn deutscher Rap ist eben nicht nur Rap, sondern auch noch deutsch, und damit doppelt humorlos. Oder?

In letzter Zeit gerät diese lange als unumstößlich geltende Eingangsthese immer mehr ins Wanken. Zwar gibt es gemessen am amerikanischen Vorbild immer noch recht wenig Formate, die sich satirisch mit Rap auseinandersetzen. Aber: Es tut sich was. Schließlich ist gerade unser Lieblingsgenre so eine reichhaltige Quelle an Absurditäten, dass es förmlich danach schreit. Ein erster Schritt waren die famosen Coverkidz, die sich über die allzuoft unfreiwillig komischen Cover deutscher Rapalben lustig machten. Leider liegt die Seite seit mittlerweile drei Jahren brach. Auch die Facebook-Formate Deutschrap Memes und Graphizzle Novizzle trugen durchaus dazu bei, dass das durchaus vorhandene satirische Potential unter den Deutschrap-Rezipienten nicht länger nur in Kommentarspalten seinen Ausdruck findet. Jüngstes Mitglied im Club der Witzbolde ist der Sprechgesangskurier, der nach dem Vorbild des Postillons in scheinbar seriöser Weise absurd verzerrte Meldungen bringt, die allzuoft (genau wie bei besagtem Vorbild) allzu ernst genommen werden.

Es geht also was. Deutschrap kann auch Satire. Zunehmend wird auch die geradezu ideal dafür geschaffene Plattform Twitter endlich genutzt. Und inzwischen scheinen auch die Künstler selbst, sonst meist sofort um Coolness und Image besorgt, zu verstehen, dass es im Grunde eine Ehrerweisung, zumindest aber Relevanzbestätigung ist, verarscht zu werden. So ist sich Olson nicht zu schade, den ein oder anderen Tweet des Satire-Accounts Olson Rach zu retweeten. Ganz anders war das noch beim guten Miamifler, der von seinem realen Vorbild wenig Liebe für die satirische Zuspitzung dessen öffentlich bekannter Amerika-Liebe bekam. Olson hingegen scheint zu begreifen, dass es keinen besseren Beweis für den eigenen Wiedererkennungswert gibt, als das Ziel von Satire zu sein. Satire ist elegantes Haten für Fortgeschrittene.

Olson scheint sogar so relevant zu sein, dass er gleich zwei Satire-Accounts als Vorbild dient. Der zweite heißt Dinge die Olson tut und ist sehr offensichtlich an das US-Vorbild Stuff Drake does angelehnt – was Olson Rach seinem Nebenbuhler in einem in dessen Style verfassten Tweet auch vorwirft. Metaebene to the fullest. Entertainmentfaktor trotzdem oder/und gerade deshalb: Sehr hoch.

Auch Sierra Kidd bewies Mut zur Lächerlichkeit, als er die zahllosen Memes nach seinem ersten unmaskierten Videointerview nicht einfach pseudocool ignorierte, sondern sich im Gegenteil amüsiert zeigte und seine Fans aufforderte, ihm das beste zu schicken. Freilich ist klar, dass auf Seiten der sog. Straßenrapper nach wie vor weniger Verständnis für Humor herrscht. Auch wenn Haftbefehl einige der zahllosen Memes über sich öffentlich gefeiert hat – der überspitzte Ehrbegriff sowie der Druck zur Aufrechterhaltung des Mit-mir-ist-nicht-zu-spaßen-Images verhindern oft noch einen lockeren Umgang mit Satire. Gut möglich aber, dass sich auch hier die Parameter langsam verschieben. So unterschiedliche Künstler wie SSIO und Massiv haben bereits bewiesen, dass sie durchaus über sich selbst lachen können. Die Videoblogs eines Majoes, in denen der sich gerne als Muskelprotz mit großer Fresse inszeniert, der aber im Angesicht eines noch breiteren Kontrahenten sofort einlenkt, müssen gar nicht mehr satirisch von z. B. den Habibibrüdern aufgearbeitet werden. Selbiges gilt für den Kollegen Al-Gear, der ebenfalls immer wieder seine satirische Ader in Videoformaten zur Schau stellt. Bis Bushido allerdings etwas von Shit Bushido says retweetet, dürfte noch etwas Wasser die Spree hinunterfließen.