Musik ist doch die Lösung: Alligatoah #Highlights2015

Der feine Herr Gatoah hatte 2015 ein weiteres umtriebiges Jahr des Schaffens. Nachdem sein letztes Solo-Album „Triebwerke“ Goldstatus erreichte und er mit seiner Gang TrailerparkCrackstreetboys 3“ rausbrachte, machte er sich wieder auf die Reise ins innere Ich, sprich, releaste ein Soloalbum, und heimste sich mit dem Ergebnis auch prompt eine 1LIVE Krone für „Bester HipHop-Act“ sowie Platz 3 der deutschen Albumcharts ein.

Musik ist keine Lösung“ behauptet Alligatoah, und etabliert sich damit in die Reihen der Rap-Highlights 2015. Mit seiner einzigartigen Stimme, seinen Sing-Sang-Ohrwurm-Hooks und seiner ganz eigenen Art, die Welt und seine Existenzen zu betrachten versetzt er sich in die verschiedensten Perspektiven eben jener Existenzen und erschafft Parallelwelten, in denen alles möglich ist. Seine Fantasie scheint grenzenlos.

Seine Privatperson dagegen scheint weiterhin im Hintergrund zu verbleiben. Vielleicht stimmt sie auch mit der Künstlerpersönlichkeit überein, man weiß es nicht. Lieber erfreut man sich an der Art, wie er sich  außerhalb seiner Lieder gibt. Ob er wohl Englischlehrer, Gespensterjäger, Sänftenträger, Tanzende-Bären-im-Schritt-Tättowierer oder high wie ein Drache ist, man weiß es nicht. Ob ein einstündiges Interview mit ihm nur halb so lang geworden wäre, wenn er in „normalem Menschentempo“ reden würde? Man weiß es nicht.

Das ist auch alles nicht so wichtig, denn bei Alligatoah stehen seine Musik und seine Kunst im Vordergrund. Einblicke in seine Arbeitsweise erhält man in seiner zweiteiligen „Schöpfungsgeschichte“ auf seinem YouTube-Kanal, Einblicke in seine Denkweise erhält man in Interviews, wie das mit Rap.de-TV zum neuen Album, oder auch bei seinem Besuch bei „Zum Goldenen V“ mit Visa Vie.

 

Wie nah Alligatoah der Musikalität ist und bleibt, zeigt die erwähnte Akustik-Special-CD „Straßenmusik ist auch keine Lösung„, bei dem alle Songs des Albums mit Straßenkünstlern aufgenommen wurde. Die Entstehung dokumentiert er ebenfalls per YouTube-Doku. So gibt er nicht nur den Straßenmusikern eine Stimme, sondern auch deren verschiedenen Instrumenten. Gleichzeitig verdeutlicht er die Liebe zur Musik in ihrer reinsten und einfachsten Form, genauso verleiht er dem gesprochenen Wort mehr Importanz, da es so ganz allein neben den Klängen einer Gitarre oder eines großen Xylophons ohne jegliche elektronische Untermalung steht.

So eignet sich das was Alligatoah da macht sogar durchaus für eine literaturwissenschaftlich basierte Textanalyse und -interpretation, da seine Texte so Metaphern-schwanger daher kommen, und begleitet von Ironie und Satire eine interessante Art von Sozialkritik abliefern, die durchaus eine nähere Betrachtung wert sind.

Alligatoah ist Künstler aus vollem Herzen, was sich nicht in ausgeweitet übertriebener Promo oder in intime Einblicke seines Privatlebens ausdrückt. Eben durch seine Bodenständigkeit und gleichzeitiger Unnahbarkeit zeichnet er sich als Rapper im Jahre 2015 hervor, der hätte jeder sein und alles machen können, gerade nach seinem bahnbrechenden Erfolg von „Triebwerke„. Doch er hat sich dafür entschieden, kritisch und sich selbst treu zu bleiben. Musik ist für ihn eben doch die Lösung – danke dafür.