IS-Sympathien bei Toptier Takeover? Ein radikaler Promostunt, mehr nicht

Die Battlerap Gemeinde ist geschockt. Auf der Toptier Takeover stand ein Fotograf mit einem IS-Logo auf dem Shirt. Ein Beweis für die Radikalisierung der Hiphop Szene? Die Auflösung überrascht. Ein Drama in drei Akten.

Akt 1: Der Vorwurf

„Wir haben ein Problem!“ So eröffnete Hubertus Koch vom Youtube-Channel „Einigkeit & Rap & Freiheit“ die Debatte, welche die deutsche Battlerap-Szene tagelang verunsichern sollte.

Auf einem Video der Toptier Takeover-Liveshow vom 8. Februar in Frankfurt war ein junger Mann auf der Bühne zu sehen, der Fotos schoss und dabei ein schwarzes T-Shirt mit dem weißen Logo der Terrororganisation IS trug.

„Hier wird eine rote Linie überschritten“, so Hubertus. Er verwies dabei auf sein Interview
mit Ben Salomo, das Tage zuvor erschien, und der Rapszene eine Radikalisierung und Ideologisierung durch muslimische Migranten unterstellte.

Hubertus rief deshalb die Toptier Takeover-Crew auf ein Statement abzugeben, um sich zu erklären und die Frage zu beantworten, ob die Battlerap-Szene mit radikalem Terror sympathisiert.

Akt 2: Die Antwort

Tierstar und Cihan, die Verantwortlichen der Toptier Takevover-Crew, meldeten sich mit einem Videostatement auf ihrem Kanal zu Wort.

Dort erklärten sie, der Träger des radikalen Shirts sei kein Teammitglied der Takeover Crew, sondern ein externer Fotograf. Dies macht Sinn, da mit Kollegah und Noir prominente Gäste am Start waren, die auch Vertreter externer Medien anlocken, die Fotos und Interviews machen wollen.

Tierstar entschuldigte sich dennoch ausdrücklich damit, die provokante Symbolik weder vor Ort, noch auf den Videos, bemerkt zu haben und distanzierte sich deutlich von jeglichen politischen Implikationen.

Man könnte glauben, das Thema sei hiermit abgehakt, doch überraschenderweise nahm die Story eine weitere interessante Wendung.

Akt 3: Die Auflösung

„Statement vom IS-Shirt-Träger“ hieß das neueste Video von Huberts Youtube-Kanal zum Thema.

In diesem Video verkündet Hubertus, er habe exklusiv das Manifest des radikalen Shirt-Trägers erhalten und präsentiert es seinem Publikum.

Das Pamphlet des Shirt-Trägers liest sich wie ein Essay eines Langzeit-Philosophie Studenten, der moralisierend die HipHop-Szene anklagt:

„Das Shirt zu tragen war eine Beuys ́sche Handlung. Die Badewanne, die zum Putzen provoziert.“

In diesem hochgestochenen Ton beklagt der angebliche Shirt-Träger den angeblichen
Werteverfall der Rap Szene und greift dabei die etablierten Talking Points des Mainstream auf: Deutsch-Rap sei antisemitisch, radikal und ideologisiert.

Auch die HipHop-Medien kriegen ihr Fett ab, denn sie seien Komplizen in diesem Dilemma, da sie sich nicht getraut hätten, die Probleme des Deutschrap offen zu diskutieren. Nur der GEZ-finanzierte Youtube-Kanal von Hubertus sei dazu in der Lage.

All dies liest Hubertus ohne zu lachen seinen Zuschauern vor und verlinkt ihnen das Manifest des radikalen Shirt-Trägers in der Kommentarsektion zum selberlesen.

Auflösung: Der IS-Shirt Skandal war ein Publicity Stunt

Seit dem Echo-Skandal sind sich die Massenmedien einig, es gibt gefährliches, islamistisches Gedankengut in der HipHop-Szene. Rap böse, Islam böse, voíla. Dass nun bei Toptier Takeover jemand mit einem Terrorlogo-Shirt auf der Bühne stand, scheint
dieses Narrativ zu bestätigen.

Doch was geschah wirklich? Der IS Shirt-Träger war gar kein radikaler Fanatiker, der das Terrorshirt aus Überzeugung trug. Nein, es war ein intellektueller Deutscher aus der Medienbranche, der einen Publicity Stunt abziehen wollte.

Die Vorfall hat also keineswegs bewiesen, dass die Rapszene radikalisiert ist. Der Vorfall hat bewiesen, dass es Medienleute gibt, die krampfhaft verbreiten wollen, dass die HipHop Community radikal sei, und das mit allen Mitteln – selbst wenn sie dafür selbst in das Shirt einer Terrororganisation schlüpfen müssen.

Die Massenmedien spielen mit

Der „Skandal“ wird nun auch in den Massenmedien aufgegriffen. Die Überschrift eines anderen Artikels lautet „Salafisten-Takeover“[]. Diese Medien verbreiten den Vorfall nun verkürzt als Untermauerung für das Narrativ der radikalen Rapszene. Indem sie den Vorfall als Aufhänger für eine Radikalismus-Debatte verwenden, manipulieren sie ihr Publikum, denn sie ignorieren bewusst, dass der Shirt-Träger gar kein Mitglied der HipHop Community war.

Was sie dagegen nicht deutlich machen: Der IS-Shirt-Träger war weder Muslim noch Rapper. Der Vorfall des IS Shirts auf der Top Tier Takeover-Bühne war also schlicht der Publicity Stunt eines Fremdkörpers, der sich mit provokantem Shirt vor die Kamera geschlichen hat, um Aufmerksamkeit zu generieren – mit freundlicher Unterstützung des angeblich kritischen Journalisten Hubertus Koch. Nicht mehr, nicht weniger.