Retrogott zu Kollegah & Farid: Hirnlose Verteidigungsstrategie im Deutschrap gängig

Der gute Retrogott äußert sich auch zur Debatte um Kollegah, Farid Bang, den Echo und Antisemitismus. Und da der Kölner es sich nicht nehmen lässt, meinen eigenen Beitrag zu dieser Debatte als Beispiel für eine „hirnlose Verteidigungsstrategie“ zu erwähnen, lasse ich es mir nicht nehmen, darauf zu antworten.

Erst lesen, dann schreiben

Ganz offenbar hat der Mann meinen Artikel in den falschen Hals bekommen. Denn: Dass ich die Zeile, von der die Debatte ausging, nicht für antisemitisch halte, sondern „nur“ für geschmacklos, heißt keineswegs, dass ich Deutschrap oder in diesem Fall Kolle und Farid von irgendetwas freisprechen, sie gar „hirnlos verteidigen“ möchte.

Im Gegenteil: Ich habe Kollegahs Hang zu Verschwörungstheorien (der in seiner Erwiderung an den Außenminister Heiko Maas einen neuen, traurigen Höhepunkt gefunden hat) mehrfach ausgiebig kritisiert.

Es sollte aus meinen beiden Kommentaren zu der von Anfang an falsch geführten Debatte klargeworden sein, was ich kritisiere: Nicht, dass Farid und Kolle arme Opfer der „Lügenpresse“ wären. Sondern dass eine Zeile herausgepickt wird, die nicht das eigentliche Problem ist, während das eigentliche Problem, der ganze Scheiß mit Chemtrails, Pizzagate und „gesteuerter Massenzuwanderung“, den Kollegah seit Jahren verbreitet, bisher keinen Bild-Reporter gestört hat.

In diesem Zusammenhang habe ich auch darauf verwiesen, dass ich der Ansicht bin, dass die Antisemitismus-Vorwürfe gegen Farid und Kollegah mit deren muslimischen Glauben zu tun haben. Dieser Ansicht bin ich nach wie vor, denn die Diskussion um „importierten Antisemitismus“, die von jeder Statistik widerlegt wird, geht in Deutschland ungebremst weiter. Das heißt aber nicht, dass ich in Schwarz-Weiß-Manier nun alle Verantwortung für dumme Äußerungen, fatale Verschwörungskacke oder menschenverachtende Lines von ihren Schultern lupfe, wie Retrogott es mir unterstellen möchte. Ganz im Gegenteil.

Und sonst?

Die Diskussion um problematische Inhalte im Rap, um Grenzen von Kunst- und Meinungsfreiheit wird auf rap.de seit Jahren geführt. Ich habe mir dafür schon jede Menge Kritik gefallen lassen, was auch völlig normal ist und mich nicht davon abgebracht hat, mich stets deutlich zu positionieren. Diese Diskussion muss und wird weitergeführt werden – und das wird nicht ohne Ärger, Wut und Meinungsverschiedenheiten ablaufen.