Lil Peep ist im Alter von nur 21 Jahren gestorben. Verdammt tragische Scheiße, das. Nicht nur, weil der junge Kerl ein großartiger und vielversprechender Musiker war. Aber das hier soll kein Nachruf werden. Dieser Artikel ist ein nüchterner, pragmatischer Schlag auf den Tisch. Ihr und euer Umgang mit der Sache widert mich an. Nicht, weil ich mir als moralische Instanz aufspielen will – ihr seid es, die sich aufspielen. Und ich rede nicht von streitbarem schwarzen Humor oder Ignoranz.
Ich habe ewig die Kommentarspalten unter diversen Beiträgen durchgescrollt und mir kam fast die Kotze hoch. Das mag daran liegen, dass ich diese Zeilen mit einem miesen Kater in den Knochen schreibe, aber eben auch an euch. An denen, die Dinge von sich geben, wie: „Nur weil er berühmt war. Er war ein Junkie und bei jedem anderen Junkie juckt das keine Sau. Einer weniger halt.“ oder besonders beliebt: „Verdient, hat er sich selbst zuzuschreiben.“.
O-Ton jedenfalls: Der hat den Tod verdient, wenn er mit Drogen nicht umgehen kann. Ist wohl besser so, war ein schlechtes Vorbild für die Kids. Ich reite jetzt nicht weiter auf eurer pietätlosen Scheiße herum, gebe euch nur den Rat, nächstes Mal für den Hauch einer Sekunde nachzudenken, ob ihr das wirklich so von euch geben wollt. Das Problem ist aber nicht, dass dieser Tod von einigen nicht mit dem gebührenden Respekt kommentiert wird -geschenkt.
Das Problem sind die impulsiven und falschen Schlüsse, die daraus gezogen werden. Thesen schwirren durch den Raum wie lästige Insekten. Drogen, Einfluss auf die Kinder, Vorbildfunktion blablabla. Am Arsch, Leute! Ihr seid es, die das feiern. Klar, jetzt, wo der Kerl tot ist, haben alle einen kurzen Moment des vorgeblichen Erwachens; doch genau das sind die verklärten Momente. Stunden vor seinem Tod hat Lil Peep noch ein Foto mit Pillen auf der Zunge hochgeladen. Das hat knapp 250.000 gefällt mir Angaben auf Instagram erhalten.
Das ist das Problem. Nicht die Rapper machen die Kinder drogenabhängig. Rapper posen mit Substanzen – ob nun visuell oder lyrisch – weil ihr das cool findet. Ich will nicht über den Verstorbenen herziehen, aber dieses Foto, das nur eines von vielen ist, ist genau dasselbe wie 14-Jährige, die mit Bierflaschen oder Zigaretten posen und sich so cool und erwachsen fühlen. Das findet jeder lächerlich. Aber erwachsene Menschen, die mit verschreibungspflichtigen Medikamenten posen oder stolz die Lines auf dem Tisch fotografieren – das liked ihr? Das findet ihr cool?
Ihr, als große Masse, hattet den Einfluss auf Lil Peep, nicht andersherum. Angebot und Nachfrage. Im Grunde greift in sozialen Medien, in denen Bestätigung die Währung ist, nichts anderes als das Prinzip der modernen Marktwirtschaft. Statt dass jemand dafür verlacht wird, mit Drogen zu posieren – so wie ein Teenager, der vermeintlich lässig seine Zigarette pafft – gibt es allgemeine Bestätigung. Cooler Kein-Fick-Lifestyle, genau. Das fällt euch aber erst ein, wenn jemand schon tot ist. Plötzlich ist die „Denkt auch mal jemand an die Kinder?“-Polizei auf 24/7 Patrouille.
Der Mann hatte Probleme, unstreitbar. Auch ein Drogenproblem. Und ich sage nicht „Oooh, eure Likes haben ihn ins Grab gebracht“. Doch jetzt, wo der nur 21-Jährige nicht mehr lebt, wird er plötzlich verteufelt. Niemandem gefällt es, dass Lil Peep sterben musste. Doch sein Weg ins Grab gefällt 250.000 Leuten.
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