rap.de: Dann ist da noch der sehr traurige Schlusstrack, mit dem du das Album beendest, "Burak". Kannst du die Geschichte dazu erzählen?
Eko Fresh: Ich höre den Song total ungern, weil er mir ein total unbehagliches Gefühl gibt, aber dennoch musste ich das durchziehen, weil ich das versprochen hatte und weil der Junge das auch verdient hat.
Ich hätte mir gewünscht, dass er den Track noch hören kann, das ist leider nicht der Fall, weil er schon von uns gegangen ist. Da musste ich das halt festhalten, ihm zu Ehren, weil ich ihm das versprochen habe.
Das ist ein Junge, der jahrelang gegen den Blutkrebs gekämpft hat und da hat mich mein Management angeschrieben, dass der ein großer Fan von mir ist und sein größter Wunsch wäre es, mich zu treffen. Man wäre ja der größte Wichser, wenn man bei so was nicht mitmachen würde. Da hab ich sofort mitgemacht und da er aus Langenfeld kam, da wo auch ein guter Freund von mir herkommt, hab ich mir den geschnappt und wir sind zusammen hingefahren. Das war ein super korrekter Junge, der auch geistig voll auf der Höhe war. Man konnte mit ihm über alles reden. Er konnte zwar leider nicht mehr sprechen, weil die Krankheit schon seine Stimmbänder angegriffen hatte, er konnte sich nur über seinen Laptop ausdrücken. So haben wir zwei drei Tage verbracht. Er erinnert mich an jeden Fan, den ich habe. Das war halt ein Fan, dem es megaschlecht ging und das hab ich als meine Verantwortung gesehen, ihn zu besuchen und ihm zumindest ein gutes Gefühl zu geben. Ich hab auch seinen Schwestern von dem Track erzählt, die haben sich sehr gefreut. Ich bin gespannt, wie sie den Track finden werden. Eine echt traurige Geschichte, über die ich ungern rede.
rap.de: Nun fragt sich der rap.de-User auch, was macht Eko Fresh, wenn er keine Mucke macht? Ist Musik das, was du jeden Tag machst oder gibt es auch Zeiten, wo du dich gar nicht damit beschäftigst?
Eko Fresh: Im Moment ist es sehr stressig. Aber positiver Stress, weil das Feedback gut ist und das gibt mir wieder Kraft. Jeder Künstler will ja nur, dass seine Kunst anerkannt wird von den Leuten.
Ich bin im Moment einfach glücklich, dass es läuft, das sehe ich als positiven Stress, davor hab ich eigentlich ein halbes Jahr nur rumgehangen und wenn nicht irgendwelche Fernsehgeschichten oder Auftritte waren, war ich zuhause.
Ich bin auch ruhiger geworden, was mein normales Leben betrifft, ich feiere nicht mehr viel, nur wenn’s wirklich was zu feiern gibt. Ansonsten bin ich mit meiner Frau und meinem Hund und mach Köln unsicher. Ich fühl mich gut, ziehe in nächster Zeit vielleicht um, weil die Wohnung mittlerweile so klein geworden ist. Ich hoffe, das Album läuft gut, so dass ich viele Auftritte kriege, so dass ich das alles realisieren kann.
rap.de: Was hörst du denn selbst zurzeit?
Eko Fresh: Das erste MC Eiht Album habe ich in der Produktionsphase hoch und runter gehört, auch weil ich mich sehr über das Feature gefreut habe.
In letzter Zeit hör ich auch viel Too Short, aber die alten Sachen, die mir Spaß machen, wo ich denke, boah cool. Als ich jung war, waren das die Gs, die haben diesen richtigen "Ich gebe keinen fick"-Sound gemacht und hatten damit Erfolg.
Das Neue ist mir halt irgendwie zu angepasst und zu larifari. Klar sind immer mal wieder Lieder dabei, von Lil Wayne oder Rick Ross, die mir gefallen, aber das gibt mir nicht dasselbe Gefühl wie die Oldschool-Tracks, und dieses Gefühl, von dem ich spreche – ich finde, ich hab das auf der neuen Platte hingekriegt.
rap.de: Das Gefühl von früher mit den Mitteln von heute zurückholen?
Eko Fresh: Auf jeden. Darum sag ich auch, das ist unser Sound, ich brauche keinen Producer, der dann den neuesten Amibeat nachmacht, das ist nicht mein Ding. Ich mach immer straight unseren Sound, ein bisschen Westcoast ist mit drin, Oldschool ist mit drin und einfach diese "Ich geb keinen Fick"- Grembranx-Attitüde.
rap.de: 2011 ist ja, zumindest chartmäßig betrachtet, ein gutes Jahr für Deutschrap. Rechnest du dir auch Chancen aus?
Eko Fresh: Klar, ich wäre gern Top Twenty, noch lieber natürlich Top Ten, aber ich mach mir dieses mal nicht so den Druck, weil ich weiß, dass das Produkt so gut ist, dass ich mein Gesicht nicht unbedingt überall zeigen muss, damit ich darauf stolz sein kann. Darum hab ich mir den Druck von vornherein genommen, weil das ein wirklich straightes Album ist, egal, welche Position dann dabei raus kommt, es ist gut.
Außerdem: Die Newcomer von heute werden meine Verkaufszahlen von damals nie toppen können. Natürlich gibt es auch Leute, die darüber liegen, ob es Sido oder Bushido oder andere Leute sind, aber auf jeden Fall nicht viele. Von den Kanackenrappern hab ich auf jeden Fall am meisten von allen verkauft. Mein Lebenswerk steht sowieso schon und das, was ich jetzt mache, ist nur Bonus, das ist mein eigener Luxus.