rap.de: Du willst damit schon zum Nachdenken und Diskutieren anregen, indem du dich selber da auch ganz bewusst zurück hältst mit dem Urteil und die Leute selber nachdenken lässt.
Eko Fresh: Auf jeden Fall. Das ist eine der schrecklichsten Sachen, die heutzutage in Deutschland noch passieren. Eines der letzten Probleme, das Deutschland noch nicht im Griff hat. Das wollte ich thematisieren, um wie gesagt eine Gesprächsrunde anzuführen. Ich nehme mich da auch raus, ich sag auch nicht, dass in dem vorher genannten Fall, der Bruder ein schlechter Mensch ist. Ich zeig einfach nur, wie er ist, warum er es macht und wie. Er wird nur gezeigt, nicht extra böse gemacht. Jeder hat ja eine ganz eigene Geschichte und derjenige wurde so erzogen, dass er überhaupt auf so was kommt.
Da sind Problematiken, die Deutschland nicht im Griff hat. Die Ursachen dafür sind schon viel früher und nicht erst, wenn es passiert. Das fängt ja in der Erziehung an.
rap.de: Deshalb hab ich den Track auch in Verbindung mit "Straßendeutsch/ Türkenslang" gesehen: Natürlich ist es einerseits eine rapinterne Geschichte, andererseits auch eine gesellschaftliche, beispielsweise zwischen Deutschen und Türken, Deutschtürken, türkischen Deutschen, was auch immer.
Eko Fresh: Auf jeden Fall. „Straßendeutsch/Türkenslang“ spricht alle an. Auch Deutsche, die gern wissen würden, was diese Slangwörter bedeuten. Das Türkendeutsch in Deutschland ist ja das Pendant zum Schwarzenslang in den Vereinigten Staaten.
rap.de: Zu der beschriebenen Grembranx-Attitüde passt natürlich auch der Song „Grembranx“, wo du beschreibst, wie du die Taunusstraße entlang gehst. Bist du wirklich einfach nur die Straße entlang gelaufen und hast dir aufgeschrieben, was du gesehen hast oder hast du das aus dem Kopf heraus geschrieben?
Eko Fresh: Den hab ich aus dem Kopf geschrieben. Mittlerweile kenne ich die Straße sehr gut. Mein halbes Leben spielt sich hier ab. Manchmal freiwillig, manchmal unfreiwillig. Ich habe bei dem Track von vornherein ein Video im Kopf gehabt, deswegen hab ich da so detailliert wie möglich erzählt, um zu zeigen, was in der Straße los ist. Ich hebe das ja auch nicht in die Höhe, nach dem Motto: Wir sind ja so die Gangster. Sondern ich versuche so nahe wie möglich am eigentlichen Geschehen zu bleiben.
Ich habe das noch mit einem Beat unterlegt, wo wir ein bisschen die Musik von „Boyz in da Hood“ nachgespielt haben, weil wir ja alle Westcoast- Fans sind in der Grembranx. Die Begriffe German Dream und Grembranx hört man bei mir halt ziemlich oft, ich dachte, bei diesem Album muss ich die beiden Sachen mal in einem Track festhalten und erklären, was es damit auf sich hat. Darum gehören die Tracks „German Dream“ und „Grembranx Attitude“ für mich zusammen.
Die „Grembranx“ ist die Straße, in der wir wohnen. Eine coole Straße, sehr lässig, man hat viel Spaß, andererseits passieren auch unschöne Sachen und das halte ich in dem Track fest. So detailliert wie möglich, quasi schon mit Hausnummer. Bei „German Dream“ wiederum erzähle ich die Geschichte von German Dream. Das ist ein historischer Track und hört auf bei der Entdeckung von Farid Bang.
rap.de: Farid Bang ist ja ein Thema für sich. Jaysus hat uns im Interview gesagt, wie sehr er bewundert, dass du ihm seinen Erfolg so wenig neidest und ihn shinen lässt. Ist ja nicht unbedingt normal für einen deutschen Rapper…
Eko Fresh: Das ist vielleicht auch der Grund, warum es GD noch gibt. Der Junge hat sich das verdient. Der wurde von einem Straßenjungen, den wir quasi aufgegabelt haben und der früher teilweise noch einen recht eckigen Flow hatte, aber unbedingt Teil von HipHop sein wollte, zu einem führenden Akteur im deutschen Rapgeschehen. Ich hab ihm die Plattform gegeben, aber letztlich hat er sich das selber erkämpft, seine Skills verbessert, Humor reingebracht, einfach gerafft, wie man es macht.
Meine persönlichen Erfolge von vor sieben acht Jahren, damit können sich die Newcomer ja gar nicht mehr vergleichen, weil die Industrie ganz anders ist. Von daher bin ich einfach gechillt. Ich kann da jetzt ganz anders angreifen und in der Zeit, wo ich nicht so viel gemacht habe, war das cool, dass er das machen konnte und shinen konnte. Und da hab ich ja nix dagegen und sag ihm nicht, du darfst nicht mit dem und dem arbeiten, du kannst das und das nicht machen oder so. So wie das früher mit mir teilweise gemacht wurde.
Bei Farid läuft’s gut. Ich hab auch meine Position, ich komm in die Mainstream-Medien rein, wo die Hardcore Rapper quasi nicht reinkommen. Wir ergänzen uns gut.
Mein Auftrag ist nicht unbedingt, über den oder den zu kommen. Ich will nur den Kreis schließen, den Kreis meiner Karriere. Dass ich soweit bin, ein Résumé zu ziehen, in Form eines Buches oder Filmprojekts oder so etwas. Das kann ich aber nur, wenn es ein Happy End gibt.