„Rap sein Grafiker“: Adopekid über Albencover

Mittlerweile ist der Name Adopekid vielen Leuten im Deutschrap ein Begriff. Und wer seinen Namen nicht kennt, hat zumindest seine Arbeit schon oft bestaunt. Denn ‚Rap sein Grafiker‘ hatte sie schon alle: Bushido, Farid Bang, Eko Fresh, Fard, Celo & Abdi und und und… Dabei zeichent Adopekid seine vielseitige Covergestaltung aus: Mal reduziert wie bei „Carlo Cokxxx Nutten 3“, mal detailiert wie bei „Eksodus“ oder „0,9“. Aber immer mit hohem Wiedererkennungswert. Wir sprachen mit ihm ausführlich über seine Erfahrungen, seine Inspirationen, seine Lieblingscover (von sich selbst und anderen) und vieles mehr. Zum Schluss erzählte er uns auch die Geschichte hinter drei speziellen Covern: Kool Savas „Essahdamus“, Hanybals „Haramstufe Rot“ und Fards „Bei Fame hört Freundschaft auf“. 

Wie kam es zustande, dass du „Rap sein Grafiker“ wurdest?

Nerven, Fleiß und das richtige Timing. Ich habe mich damals 2005, nach der Ausbildung selbstständig gemacht und angefangen für die Hamburger Strassenrapszene Grafiken zu machen.  Erst für die eigenen Jungs der Schwarzkopfclikk, dann Jentown Chryme, Doppel H Gang usw. Zu Myspace-Zeiten kamen dann Anfragen aus Berlin und über die Jahre auch viele Anfragen aus anderen Städten. Ich habe in der Zeit Gas gegeben, als sich Deutschrap und besonders Strassenrap nicht gerade gut verkauft hatten und dementsprechend das Budget eher lau war. Viele haben auch damals aufgehört und man wurde belächelt wenn man gehört hat, dass ich für Deutschrapper arbeite. Aber das war mir egal. Ich hatte Spaß dabei und irgendwie hatte man das Gefühl, dass man Deutschrap mit einer neuen Welle wieder mit aufbaut.

Dazu gehörten auch Produzenten und andere Leute, die zu der Zeit für wenig Kohle sehr viel Action gemacht haben, aber einfach Bock darauf hatten, Künstler aufzubauen. Ich denke, man merkt schnell ob jemand etwas wegen dem Geld macht, oder aus Überzeugung und mit Herzblut dabei ist. Und ich glaube das Gefühl gebe ich den Künstlern. Mir ist jede Albumphase wichtig und alles soll reibungslos ablaufen. Seitdem habe ich versucht kontinuierlich und vor allem gut abzuliefern und nun sind wir da wo wir sind und es freut mich zu sehen welchen Erfolg Jungs wie Olexesh, Farid oder Xatar heute haben. Ich gönne es vielen meiner damaligen Kunden die es einfach weiter durchgezogen haben und heute richtig erfolgreich sind.

In meinem Arbeitsraum hängen Auszeichnungen und 14 goldene Platten und das fühlt sich gut an. Es pusht einen, denn man weiß, dass man etwas richtig gemacht hat, aber irgendwann merkt man auch, dass es zu viel wird und man sich kaputt arbeitet. Denn ich habe jahrelang alleine die Arbeit einer gesamten Grafik Agentur übernommen. Von der Grafik selbst bis hin zum Papierkram und Rechnungen schreiben. Und wenn ein Kunde ein Comic haben wollte, dann habe ich das auch in kürzester Zeit komplett selbst gemacht und dazu noch an anderen Projekten gearbeitet.

Mein Privatleben war gleich null. Deswegen habe ich beschlossen, nicht weniger zu machen, sondern einen Schritt weiter zu gehen. Dieses Jahr haben wir Adopekid zu einer fünfköpfigen Agentur gemacht. Das sind Power- und vor allem fleißige Jungs und weil so viele verschiedene Auftragsanfragen kommen, decken wir das komplette Servicepaket ab. Vom Artwork, Fotoshoot, Videoschnitt, Merch bis zur Website-Programmierung. Morgens wird im Office alles vorbereit, nachmittags besprochen und nachts sind wir Kreativen am arbeiten. Eigentlich ein 24-Stunden-Grafik-Service. So habe ich auch alles im Griff, aber kann mich auf das Wesentliche konzentrieren und Kunst machen. Also machen, machen, machen, macht dich zu „Rap sein Grafiker“.

Wie unterscheidet sich die Arbeit mit Rappern zu anderen Projekten?

Ich finde, in der Rapszene geht alles etwas lockerer zu, was seine Vor- und Nachteile hat. Früher hatten die wenigsten Rapper einen Deal oder einen Manager und dementsprechend war es auch das totale Chaos. Viele müssen erst verstehen, dass es für mich kein Hobby ist, sondern ich meine Rechnungen damit zahlen muss. Nerven behalten und auch mal damit rechnen, dass ein Rapper im Promostress regelrecht zickig wird, wegen was auch immer.

Also man ist für andere Projekte abgehärtet wenn man 90 Prozent seiner Grafik-Karriere mit Deutschrap zu tun hatte. Aber das ist okay. Man muss eine gewisse Brücke finden, zwischen Rap und anderen Kunden. Die sind oft erstmal vom Logo voreingenommen und es klingt für sie auch komisch, dass wir nicht im Büro arbeiten und dann auch noch nachts. Find ich geil. Am Ende muss man einfach was Gutes abliefern und alles ist wunderbar.

Ist es dir lieber, der Künstler kommt mit einer festen Idee oder dass du erst einmal freie Hand bekommst?

Es ist schon cooler, wenn der Künstler mit einer Idee kommt. Wenn diese dann auch noch richtig gut ist, dann bockt es, die Idee weiter zu entwickeln und sie fertig umzusetzen. Das sind die Nächte, wo es auf einmal 8:30 ist und man sich nervt, dass der Körper schlafen muss. Eher schwieriger ist es dann, wenn der Kunde sich von Anfang an unsicher ist, was er als Cover haben möchte. Dann werden leider auch oft die coolsten Ideen verworfen, weil diese Unsicherheit herrscht, ob es z.B. den Fans oder dem Labelchef gefallen wird. So eine Situation kommt zwar selten vor, aber auch das ist am Ende kein Problem.

Woher holst du dir deine Inspirationen?

Schwierige Frage. In erster Linie muss ich alleine sein. Und dann denkt man eben viel nach. Nachts habe ich keine Ablenkung, die meiste Ruhe und die besten Ideen. Das finde ich extrem wichtig. Wenn dann noch nebenbei Bob Ross läuft, Killer. Außerdem achtest du als Grafiker ganz anders auf deine Umgebung. Man wird also ständig inspiriert, könnte man sagen.

Deine Arbeiten sind sehr vielfältig. Gibt es jedoch einen Stil der es dir besonders angetan hat?

Nö, es bockt mich einfach alles, solange die Idee dazu gut ist. Aber ich glaube, gezeichnete Cover bringen mir zurzeit am meisten Spaß.

Was macht für dich ein gutes Cover aus?

Wenn ich es mir sehr lange angucken kann. Das kann aufwendig, mit vielen Details aber auch schlicht sein. Wenn es raffiniert umgesetzt ist und auch zur Musik und zum Albumtitel passt, dann ist es für mich Power.

Was sind deine Lieblingscover von dir selbst und allgemein?

Von mir:

Eko Fresh – Eksodus
Xatar – 415
84 – Aufstand
SSIO – BB.U.M.SS.N und 0,9
Kontra K – Labyrinth
Kool Savas – Essahdamus
Bushido – Sonny Black

Von anderen Grafikern:

Hiob & Morlokk Dilemma – Kapitalismus jetzt & Omega edt.
Megaloh – Regenmacher
Sido – Mein Block
Azad – Leben & Leben 2
Marsimoto – Grüner Samt
Olexesh – Makadam

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