Milz hat vor kurzem seine neue EP „Lichtenhagen“ veröffentlicht. Der Rostocker rückt dabei einen Stadtteil in den Fokus, der deutschlandweit vor allem wegen sehr trauriger Ereignisse in den 90er Jahren bekannt ist. Darüber sowie über seinen Begriff von Heimat, seine Zeit in Berlin und sein früheres Idol David Hasselhoff sprachen wir mit ihm.
Deine kommende EP ist nach dem Rostocker Stadtteil Lichtenhagen benannt. Auch inhaltlich dreht sich einiges um diesen. Ist das für dich Heimat?
Ich habe nie die Leute verstanden, die ein Jahr in Neuseeland wohnen und dann in Bangkok oder so. Heimat ist für mich wie ein Anker, der mir halt gibt. Die Idee zu der EP kam mir, weil so viele Menschen Urlaub an der Ostsee machen und keine 20 Minuten entfernt von Rostock am Strand liegen. Gleichzeitig denken viele sofort an die Ausschreitungen in Lichtenhagen oder an Nazis, wenn sie von Rostock hören. Diese Verbindung ist sofort da, obwohl die Stadt so schön ist. Ich wollte da einfach mal ein Statement setzen. Genau dieses Lichtenhagen Thema aufzugreifen und zu zeigen, was da heute so passiert, fand ich sehr passend.
Wie du sagst: Lichtenhagen stand 1992 schon mal ganz groß in den Medien, als Neonazis unter dem Beifall der Anwohner eine Asylunterkunft angegriffen haben, was auch auf deiner EP erwähnt wird. Siehst du da Parallelen zur aktuellen Flüchtlingssituation auf die du aufmerksam machen möchtest?
Keine fünf Minuten vom Ort der damaligen Anschläge ist seit neuestem eine Unterkunft für alleinreisende Asylsuchende. Dort gibt es immer wieder Ausschreitungen und Rechte die Stimmung machen. Man merkt das wieder eine Wut auf alles bei vielen Menschen entsteht. Als wir mit Axel das FDR zu „Bring sie um“ gedreht haben ist ein Opa auf dem Fahrrad vorbeigefahren und rief: „Überall Kanaken“ – ich meine, ich sehe jetzt auch nicht wie dein klassischer Ausländer aus.(lacht) Das Thema ist mir schon wichtig, deshalb auch der Song Alien mit Manuellsen. In dem Video geht es ja um die zwei Kids, die in Lichtenhagen die Aliens sind, obwohl sie nichts machen außer Kind zu sein.
Du hast auch eine Zeit in Berlin gelebt. Bist du nur für die Musik her gekommen?
Ich habe genau genommen zwei mal in Berlin gewohnt. Das erste mal sind wir nach Berlin gezogen, weil mein Vater dort gearbeitet hat, ich wurde in Hellersdorf eingeschult. Beim zweiten mal habe ich meine Ausbildung bei der SAE in Berlin gemacht. RAF war damals übrigens auch da fällt mir gerade ein.
Die Hansa Rostock-Hymne „Bomber auf Orange“ ist auch auf deiner EP vertreten. Reine Gratulation zum Klassenerhalt oder Hansa for life?
Beides. Hansa ist für mich einfach Herzenssache. Ich meine, ey, ich habe einen Song zum Klassenerhalt in der dritten Liga gemacht. (lacht)
Musikalisch wurdest du wirklich von David Hasselhoff geprägt? Das hört man ja eher selten. Wie kam es dazu?
Als kleiner Junge in den 90ern war er für mich schon ein krasser Einfluss. Da war erst der Sandmann und dann kommt da der Cowboy aus den USA mit schwarzer Lederjacke in einem Auto was du hier noch nie gesehen hast. Auf meiner ersten Kassette war dann „I’ve been looking for freedom“ hinter „Beinhart„von Torfrock. Später habe ich dann „Dance tonight“ oder „Freedom for the World“ gehört. Ob das alles seinen Weg in meine Musik gefunden hat, kann ich Dir aber nicht sagen…
Du erzählst viel Autobiographisches. Auffällig sind vor allem sehr persönliche Passagen wie „Papa, vielen Dank für nichts“ aus „Alien“. Gehört das für dich zum Prozess des Verarbeitens oder erzählst du einfach und hast halt viel düstere Scheiße zu berichten?
Da gibt es schon eine Menge düsterer Sachen, die ich erzählen kann aber ich drehe das Ganze für mich ins Positive. Viele sagen, sie verarbeiten ihre Probleme, wenn sie sie aufschreiben. Ich durchlebe alles irgendwie noch einmal und es wird schlimmer. Oft mache ich es mit Sarkasmus. Mittlerweile kann ich das ganz gut. Das ist wie die Zeile die du angesprochen hast. „Darf ich grüssen, Papa vielen Dank für nichts.“ Jeder denkt es folgt eine nette Danksagung.
Butter bei die Fische: Was hat es mit deiner Liebe zu Kirschlikör auf sich?
Pfeffi ist eklig, Kirschlikör einfach lecker. (grinst)