Der junge Produzent Ninety schwirrt noch im Untergrund herum. Trotzdem sollte man den Münchner so langsam auf dem Schirm haben. Für Planemo produzierte er schon den Track „Levels“. In unserem Producer’s Mind erzählt Ninety unter anderem was ihn inspiriert und welcher Stil ihm besonders gut gefällt. Dazu fachsimpelt er über die Entstehung seiner Produktionen.
Your Story:
Das ist einer meiner Favoriten. Dass es das „Your Story“-Sample von Jay-Z ist, erkennt man sofort. Es stammt aus dem Song „Sunshine“, dessen Promo Vinyl ich bei dem Diggin Days Event, von hhv 2014 im Cassiopeia in Berlin, gefunden habe. Ich war da auf Sample-Suche, weil ich im Betty Ford Boys-Fieber war und unbedingt auch so Sample-basierten HipHop produzieren wollte. Dieses Vocal Sample hat mit den Rhodes super harmoniert. Dadurch klingt der Beat zum einen Oldschool, zum anderen aber durch die Wahl der Drums und des Basses auch wieder etwas moderner, ein guter Mix. Mir gefällt an dem Beat sehr gut, dass er als Solotrack, also ohne Rap, gut funktioniert. Sonst bieten meine anderen Produktionen immer genug Raum für Vocals. Diesen Beat habe ich allerdings fast zwei Jahre für mich behalten, bis ich ihn im Rahmen des „Your Story“ Beattapes gedroppt habe.
Ihr Hasenfüße raucht nicht einmal Crack (mit Crack Milla):
Den Beat hatte ich schon vorher auf meiner Soundcloud released. Da hatte ich versucht einen Beat zu bauen, der so nach dunklem, dreckigen Trap klingt, wie die Sachen $uicideboy$. Allerdings wurde er für mich erst fertig, als Crack Milla bei uns vorbeikam. Ich kannte ihn zu dem Zeitpunkt nur über das Internet – nämlich durch den Swag Mob – und er ist ebenfalls ein $uicideboy$-Fan. Als er dann bei uns vorbei kam, hat er sehr guten Input gegeben und wir haben den Track zu dem gemacht, was er jetzt ist: ein legitimer Hit, der leider zu wenig geahnt wurde. Bleibt also weiterhin ein Geheimtipp. Crack Milla und ich haben schnell rausgefunden, dass wir denselben Sound feiern und deswegen wird es auch in Zukunft mehr von uns geben. Shoutout an den Swag Mob, ohne den es diese Connection womöglich nicht geben würde.
0052:
Mir war danach etwas neuartiges, futuristisch-spaciges zu produzieren und da meine Produktionen immer in so viele verschiedene Richtungen gehen, hatte ich mir ein paar Monate zuvor ein Producer Tag zugelegt, den man auch am Anfang hört, um alle meine Sachen beisammen zu halten. Ich arbeite hauptsächlich mit Reason und was mir dabei besonders gut gefällt, ist die Rack-Ansicht beziehungsweise die Rückseite, wo alles analog dargestellt wird. Dort kann ich dann meine Instrumente und Effekte so routen, wie ich möchte, alles als Preset abspeichern und easy wieder darauf zurückgreifen. So habe ich mir zum Beispiel meine Mixkonsole und Drumkonsole gebaut, die ich fast immer verwende und auch immer wieder nachbessere. Diesen Workflow habe ich bei diesem Beat beibehalten. Ein Pad Sample war aber das ausschlaggebende. Ich habe wirklich lange daran gesessen, bis ich es so zurechtgestutzt habe, dass es weit und offen klingt, wie der Weltraum eben. Und eigentlich war ich dann schon zufrieden, bin aber durch Zufall über einen Synthesizer gestoßen, der den Track noch mehr geöffnet hat. Durch die Rhodes wurde der Beat perfekt. Ich wünschte, ich hätte so ein Rhode Piano nicht nur als Patch, sondern auch als richtiges Instrument. Was ich dafür tun würde, erzähle ich aber lieber nicht.