Interview mit Qriffin über „Dope Pope“

Der Newcomer Qriffin aus dem Nugod-Camp hat ein Tape namens „Dope Pope“ veröffentlicht, auf dem er in 16 Songs Geschichten aus dem Vatikan und der heiligen Stadt erzählt. Darauf wird Rom zu Miami und Wasser zu Lean gemacht, Girls aufgrund des Zölibats abgewiesen und am Trevi-Brunnen abgeturnt. Wir trafen uns mit dem Papst des Raps um unter anderem über seine Verbindung zum Christentum zu sprechen.

Wie stehst du zum Christentum? Bist du einer, der als Kind immer zum Religionsunterricht und Sonntags in die Kirche gezwungen wurde und nun sein Frust mit dem „Dope Pope“ rauslässt?

Ich will auf jeden Fall Beef mit der katholischen Kirche anfangen – nein. Ich komme aus einer sehr katholischen Gegend und war auf einer Klosterschule – insofern ist „Klostergarten“ sogar Realtalk. Sonst würde ich den ganzen Jizz auch gar nicht kennen. Ich bin aber nicht gläubig und war es auch nie wirklich. Aber ich hab‘ jetzt keine hard feelings gegen das Christentum. Religion ist halt Unfug, aber ich würde niemals irgendwie jemanden fronten, der irgendwie gläubig ist. In gewisser Weise beneid‘ ich das – es ist sicher schön zu glauben. Aber „Dope Pope“ hat halt überhaupt nichts mit dem echten Christentum zu tun. Es hat halt ein paar katholische Referenzen, es ist ja alles mehr die Couture drum rum.

Also ist es eher als Witz gedacht?

Nein. Also nicht im Comedy-Sinne einer Lyrik-Lounge. Es gibt auf „Dope Pope“ eine Gangster-Ebene und darüber diese katholische Ebene. Ich wollte eine Geschichte erzählen, die meine echten Issues in einer großen Metapher verpackt erzählt. Und es gibt extrem viele Parallelen zwischen dem Katholischen: was der Papst trägt, wie das alles representet wird, Weihrauch, diese ganze Hierarchie – das hat halt gewisse Parallelen zu den ganzen Gangster-Storys. Die Idee kam übrigens zusammen mit Buy Some: wir saßen beim Brunch und haben rumgefreestylet und uns in gewisse Rollen versetzt – das war schon ein bisschen Lyrik-Lounge. Als wir dann beim Papst waren, haben wir angefangen zu schreiben und irgendwann hatte jeder so vier 16er und wir haben gemerkt, dass es voll gut funktioniert.

Musstest du dir für das Tape extra Christen-Knowledge aneignen oder hast du alles straight aus dem Kopf gedroppt?

Nee, ich bin da einfach so tief drin. Klar, gab es ein oder zwei Begriffe, die man dann gegoogelt hat, aber ich bin jetzt nicht bei Wikipedia rumgehangen und hab‘ mir was zum Papst durchgelesen.

Krass, wenn man so viel Knowledge am Start hat.

Ach, das ist nicht so krass. Rechne mal hoch wie viele Messen ich gesehen hab‘. Okay, das muss man jetzt nicht ausrechnen. Dann noch Reliunterricht und alle zwei Wochen in der Schulmesse. Ich hab‘ mich auf jeden Fall dafür interessiert. Es ist auch irgendwie krass. Das hat jetzt nichts mit „Dope Pope“ zu tun: wir haben alle seit drei Generationen überhaupt nichts mehr mit Religion zu tun, aber Spiritualität übt immer noch eine gewisse Faszination auf uns aus. Das hat dann auch vielleicht was mit Drugs zu tun, und das hörst du auch viel in Musik. Es gibt viel Rap wo du noch Gospel oder wo du einfach diese Trippiness, die was Spirituelles hat, raushörst.

Haben dich deine Eltern gezwungen, in die Kirche zu gehen?

Die mussten mich dafür nicht zwingen. Ich hab‘ irgendwann einfach aufgehört damit. Aber als Kind ist das doch selbstverständlich, dass man da mitgeht. Du schaffst es ja erst so mit 13, 14 Jahren das in Frage zu stellen und dann gehst du natürlich nicht mehr mit.

Was sagen deine Eltern zu deinem Tape?

Ja, die sind jetzt nicht begeistert. Aber die vertrauen mir, dass ich mir dabei schon was denke. Ich will damit ja nicht provozieren oder so – das ist denen auch klar geworden.

Hast du nicht die Sorge, dass du mit deinem Sound untergehst und vielleicht – etwa wegen der Omnipräsenz der Glo Up Dinero Gang – als Künstler nicht ernst genommen wirst?

Nein, mir ist es relativ egal ob ich mit „Dope Pope“ ernst genommen werde oder nicht. Es wird auch irgendwann was kommen, was überhaupt nichts mehr mit Trap zu tun hat. Es sind auf „Dope Pope“ halt ein paar Trapsongs, weil ich Bock drauf hatte. Ich glaube, du kannst es auch nicht mit Glo Up vergleichen.

Was macht dein Soundbild denn so besonders im Gegensatz zu anderen Künstlern?

Das eine große Bild ist halt besonders – es gibt ja nicht so viele Künstler, die auf ihrem Tape versuchen eine Geschichte zu erzählen. Aber wir müssten das jetzt alles einzeln sezieren: Also Glo Up zum Beispiel – no front an Mbeezy – ist natürlich komplett anderes Level an Qualität. Ich finde, du kannst das am ehesten mit der Cosmo Gang vergleichen oder vielleicht mit Babba Music. Das unterscheidet sich alles null von meinem Soundbild. Klar gibt es einzelne Sachen, die ich anders mach‘, aber es ist eigentlich nichts Neues. „Wie Qriffin“ ist ein bisschen ein Yung Hurn-Track, „Fiumicino“ ist meinetwegen ein Modee-Track.

Also lässt du dich schon sehr von anderen Künstlern inspirieren?

Nein, es sind einfach Sachen, die ich ausprobieren wollte. Ich hatte einfach Bock zu rappen, einfach einen Beat gehört und hab‘ auch überhaupt nicht nachgedacht. Das kann ich halt nur guten Gewissens machen, weil ich nebenbei noch was komplett eigenes mache und das ist auch eine komplett andere Art zu arbeiten. Deswegen ist mein Soundbild bei „Dope Pope“ auch nicht großartig neu. Wenn man es mit anderen Sachen, die relativ weit oben sind, vergleicht, dann würde ich aber schon sagen, dass es qualitativ weit oben ist.

Stört dich dass dann nicht, dass dich bisher so wenige Leute kennen?

Ich hab‘ das Tape überhaupt nur rausgebracht, weil es mir die Freiheit gibt, wenn ich irgendwann viel craziere und trippigere Sachen mache, dass man das Tape hören und feststellen kann, dass ich auch einfach gut rappen kann. Das ist das Problem was viele bei Yung Hurn hatten – die denken, er steht halt druff vorm Mic und macht einfach irgendwas. Zwar verstehen viele, wie krass es ist, und es ist auch super krass, aber wenn ich das genauso machen würde, was ich nicht machen werde, dann hätte ich wenigstens noch was Qualitatives im Rücken – dass alle checken, dass ich auch machen kann was ich will. Dann hab‘ ich das einmal bewiesen und dann mach‘ ich was ich will. Ich mach‘ sowieso was ich will, aber so hab‘ ich es wenigstens einmal ein bisschen klar gestellt. Deswegen ist es mir auch egal, ob das großartig Aufmerksamkeit bekommt. Ich krieg davon jetzt keinen Fame, aber was hätt‘ ich davon wenn das jetzt zwei Millionen Klicks hätte? Das würde mir auch nicht viel bringen.

Naja, aber deiner Zukunft schon.

Meiner Zukunft schon. Aber ich bring einfach erst wieder was raus, wenn es so krass ist, dass es so oder so Aufmerksamkeit bekommt. Das nächste was ich mach‘ muss  „XOXO“ -mäßig alles over taken. Und bis dahin mach‘ ich auch nichts mehr. Außer natürlich Freetracks mit den Homies.

Du meinst ja auf „Gott ist tot [Ich bin sein Stellvertreter]“ : „Eigentlich hatte ich noch ein Haufen Pläne, zum Beispiel „Dope Pope 2″ aufzunehmen“ …

Auf keinen Fall. „Gott ist tot“ ist ja auch mit Absicht Scheiße gemacht. Es ist eine Parodie auf so Leute wie Chakuza, die auf einmal ankamen und meinten, sie sind irgendwie super traurig. „Gott ist tot“ ist null Prozent ernst zu nehmen. Und ich wüsste auch nicht wofür ich „Dope Pope 2“ aufnehmen sollte. Außer wenn jetzt zehn Artists kämen und richtig krasse, verschiedene Sachen auf einmal machen würden und ich richtig Bock hätt‘ das nachzumachen, dann würde ich das nicht einfach so machen wollen, sondern in so eine Klammer fassen wollen.

Also ist der „Dope Pope“ dein alter Ego sozusagen und du würdest den auspacken, wenn du was machen willst was nicht zu Qriffin passt?

Ja klar. Aber vielleicht mach‘ ich dann auch ein Cowboy-, Piraten- oder Astronautentape.

Du hast ja mit Buy Some und Sylvia Nels den Song „Eifelkinder“ gemacht, ist es eher eine Jugendsünde oder findest du den Track immer noch Dope?

Es ist der beste Track den ich je gemacht hab‘ und ich versuch‘ nur an meinem Erfolg anzuknüpfen – nein. Wir saßen halt zuhause und wollten mit dieser Sylvia Nels was machen, weil sie bei uns in der Gegend berühmt ist. Dann haben wir die angerufen, sie kam vorbei und hat das für uns eingesungen. Und wir fanden es mad funny. Haben dann halt noch schnell an einem Nachmittag ein Video gemacht. Weil wir das Video dann schon mal hatten, haben wir das dann auch hochgeladen. Dann ist es halt irgendwie ein bisschen explodiert. Aber das war wirklich so ein Projekt von zwei Tagen. Und es hat keiner von uns je gefeiert und gefühlt. Und jetzt war ja grade Fastnacht und das läuft auf jedem zweiten Fastnachtswagen. Aber das Erschreckende ist halt, dass es ganz viele nicht verstanden haben. Nach dem Abi hast du halt die Nase voll von allem, was das Dasein im jugendlichen Alter in der ländlichen Gegend mit sich bringt. Und irgendwann checkst du, dass du vielleicht manche Sachen mehr durchblickst als die, mit denen du die letzten Jahre verbracht hast. Und irgendwann willst du dich über die lustig machen. Das ist vielleicht auch nicht cool, aber genau das ist es ja – wir machen uns über alle lustig und keiner hat es gecheckt. Und das ist der große Witz, dass die es wirklich feiern. Nein, es ist keine Sünde, aber jeder soll sich schämen der das mehr als einmal hört.

Ich hab‘ mir das gestern mindestens drei Mal angehört, weil ich nicht auf den Song klar kam. Da kommt auf einmal diese Schlagerhook aus dem Nichts…

Ja, es stand erst diese Hook und wir dachten: „Geil, wir haben jetzt einen Schlager mit Sylvia Nels gemacht, Whoo Whoo, was machen wir jetzt? Wie kann es noch absurder werden?“ . Dann hat Buy Some halt seinen Kollegahesken Part gemacht. „Was ist noch absurder?“ Ok, Rick Ross. Dann hab‘ ich diesen Part gemacht und es hat überhaupt nicht zusammengepasst. „Wie geht es noch absurder?“ – Bridge mit Marschmusik. Das sollte einfach nur so behindert sein wie es geht. Das hat geklappt, aber keiner hat verstanden, dass es die Intention war.

Krass, dass man das nicht versteht, dass es nicht ernst gemeint ist.

Das ist auch das, was ich eben meinte. Diese reine Ironie ist in unserer Artist-Generation ja irgendwie abgelöst. „Eifelkinder“ könnte von jedem Glo Up-Member genauso gemacht werden. Das ist doch genau dieses Glo Up-Ding. Es ist genauso lächerlich, aber alle nehmen es irgendwie ein bisschen ernst. Und es ist keine Ironie. Aber es ist halt absurd. „Eifelkinder“ ist vom Ironie-Phänomen her vergleichbar mit „Dreh den Swag auf“.

Steht schon das nächste Release der Berg Money Gang in der Pipeline?

Für die Gang und so 3“ kommt wahrscheinlich im Juni. Sagt dir Neunfünf was?

Ja, „About Parks and Clouds“ hab‘ ich sehr gefeiert.

Zu recht. Ich weiß nicht wann, aber der macht – super wunderschön – „Hoodboy Arvids‚ Trunkshopstories‘“. Sonst weiß ich grade nicht was an Releases kommt, aber man muss die NUGOD CLOUD auf dem Schirm haben: Planemo, Einsnulleins, Philly Weiß, Mantineo, und bei mir kommt halt was – wie gesagt – wenn es auf „XOXO“ – Level ist. Und natürlich werden irgendwelche Free-Sachen kommen, wenn jemand vorbeikommt und wir Musik machen.

Dann gehen die letzten Worte an dich.

Bruder, muss los.

Hier kannst du „Dope Pope“ kostenlos downloaden.