Umso größer war die Freude, dass sich der erste (Hör-)Eindruck im tatsächlichen Interview dann auch noch bestätigte. Brother Ali ist tatsächlich der sympathische und bewusste Typ, als der er sich auf seinen Tonträgern präsentiert und vor allem: Er ist nicht dumm! Auch das soll ja schon mal vorgekommen sein, dass unter den total sympathischen und bewussten Typen letztendlich nur ein paar grenzdebile Idioten mit nachlässiger Halbbildung stecken und dementsprechend groß ist dann die Enttäuschung.
Ganz anders beim Bruder Alexander. Da enttäuscht nix. Auch nicht die Musik. Mit anderen Worten: Wir sprachen mit dem Mann, der Hip Hop retten könnte.
Im Ernst! Ohne Scheiß!
rap.de: Du tourst einen Monat durch Europa und wirst im Anschluss einen weiteren Monat durch die USA touren. Wie kannst Du das mit deiner Familie vereinbaren?
Brother Ali: Es ist schwierig. Das ist das große Opfer, das wir bringen müssen. Meine Frau ich und unsere zwei Kinder.
Ich habe einen 9-jährigen Sohn und eine 2-jährige Tochter. Mein Sohn ist von einer anderen Frau, aber er wächst bei uns auf. Er sieht seine Mutter nicht oft. Sie hat eine Menge emotionaler und psychischer Probleme.
Wenn ich zu Hause bin, kann ich meinen Tagesablauf selbst bestimmen. Ich verbringe sehr viel Zeit mit meinen Kindern. Ich stehe früh auf. Ich mache Frühstück. Ich ziehe sie an und so weiter. Mein Sohn geht dann zur Schule und ich fange dann an, zu arbeiten. Ich gehe ins Studio und schreibe und so.
Wenn mein Sohn nach Hause kommt, bin ich dann meistens fertig mit der Arbeit und helfe im Haushalt. Wenn die beiden im Bett sind, haben meine Frau und ich Zeit für uns. So läuft es jeden Tag.
rap.de: Ist Deine Frau auch berufstätig?
Brother Ali: Nein. Das ist der Vorteil daran, dass ich so viel arbeite. So kann sie die ganze Zeit für unsere Kinder da sein. In den USA ist das kein Standard. Die meisten Frauen gehen drei Monate nach der Geburt des Kindes wieder arbeiten.
rap.de: Das heißt aber, du verdienst genug Geld mit Deiner Arbeit?
Brother Ali: Ja und ich fühle mich echt gesegnet deswegen. Aber ich habe mich schon immer gesegnet gefühlt. Ich mache schon mein Leben lang Musik. Ich habe Musik gemacht, als ich kein Geld verdient habe, nun verdiene ich welches, aber sollte ich irgendwann keines mehr verdienen, werde ich immer noch Musik machen.
Aber ich genieße es sehr, wenn Geld reinkommt und ich versuche meine Zukunft zu planen.
rap.de: Hast Du Angst vor der Zeit, wenn du wieder kein Geld mehr damit verdienen wirst?
Brother Ali: Nein, es ist wie beim Sterben. Man weiß, man wird irgendwann sterben, also warum nicht einfach das Leben genießen?
Ich bin so wie ich bin, also warum sollte ich plötzlich versuchen jemand anderes zu sein? Wenn die Leute aufhören meine CD's zu kaufen oder mich nicht mehr auf der Bühne sehen wollen, dann hoffe ich, dass ich jüngeren Künstlern helfen kann, die dann angesagt sind.
Mein Freund Slug von Atmosphere hat mir viele Dinge beigebracht, als ich damals anfing.
Er nahm mich mit auf Tour, zeigte mir wie man überhaupt Geld macht und was man tun muss, um eine erfolgreiche Karriere zu haben im Musikgeschäft.
rap.de: Hast du einen Geheimtip, den Du mit jungen, hoffnungsvollen Künstlern teilen kannst?
Brother Ali: Als aller erstes solltest du immer du selbst sein. Du musst dir treu bleiben, denn es bringt nichts, dich zu verbiegen, damit eine gewisse Gruppe von Menschen dich mag.
Man kann nicht auf ein ganz bestimmtes Publikum abzielen. Du musst deine Musik machen bzw. deine Kunst und wer auch immer sich von ihr angesprochen fühlt, das ist dann so etwas wie deine Kommunikationsbasis.
Das ist die Beziehung, die man pflegt. Du musst immer ehrlich zu dir selbst sein, Kunst machen, die wirklich dein Inneres reflektiert, das woran du glaubst und wer du bist. Wer sich davon angesprochen fühlt, hat eine echte und reine Connection zu dir. Diese Verbindung ist einzigartig und sollte an erster Stelle stehen.
Die Beziehung zu deiner Musik und zu den Menschen, die deine Musik supporten. Alles andere kommt danach.