Sa-Ra

"Nuclear Evolution: The Age Of Love" heißt das aktuelle Album vom HipHop meets Ganzvielanderes Trio Sa-Ra. Das klingt ziemlich abgedreht, aber auch sympathisch und genau so präsentierten sich die Wahl-New Yorker auch bei ihrem Auftritt im Berliner Club Bohannon. Zwar fand das Gespräch zwischen Tür und Angel statt und wurde dann auch von dem Umstand abgebrochen, dass die Herren bereits wenige Stunden später wieder im nächsten Flieger sitzen mussten, aufschlussreich war die Unterhaltung mit Taz und Om’Mas, Shafiq war nicht dabei, aber alle mal. Wer schon immer mal wissen wollte, warum Männer vor der weiblichen Sexualität keine Angst haben und wieso eine Vergewaltigung aus derselben Energie entspringt wie das viel besungene Liebe machen: Hier erfahrt ihr es.

 

rap.de: Und, wie fandet ihr den Abend in diesem kleinen Rahmen?
 
Taz: Das ist halt Party Shit gewesen! Die Menge hat nie was damit zu tun, wie viel Spaß wir haben. Es war eine energiegeladene Show.  

rap.de: Was seid ihr Publikumstechnisch so gewöhnt? 

Om’Mas: Alles! Von 30.000 Leuten als wir Opener für Kanye West waren, bis hin zu Party Gigs wie diesem heute. Gestern waren wir in Österreich und da war mehr los. Das war eine richtig gute Show, Taz. Gute Show. 

Taz: Gute Show. Da war verdammt viel los. Bisher hatten wir heute Abend unser kleinstes Publikum. Aber wie gesagt, das hat nichts damit zu tun, wie viel Spaß wir bei einer Show haben.  

rap.de: Ich mochte die Show. Ich fand sie witzig.  

Om’Mas: (sehr ernst) Wie meinst du witzig? Was war daran witzig? 

rap.de: Na, ihr.  

Om’Mas: Wir sind witzig?  

rap.de: Ja, ihr habt Humor.  

Taz: Ja, Mann. Sie mag unseren Humor.  

Om’Mas lacht seltsam.  

rap.de: Ich dachte schon du wolltest hier einen auf Tommy DeVito machen…  

Om’Mas: Nein, keine Angst.  

rap.de: Okay. Findet ihr es schwierig witzig zu sein, wenn im Publikum nicht alle perfekt Englisch verstehen?
 
Om’Mas: Es ist schwierig, vor allem weil wir uns die ganze Zeit an den Sack packen. (allgemeines Gelächter) 

rap.de: Abgesehen davon habt ihr mehrmals versucht, die Leute näher an die Bühne zu holen und sie wollten nicht und so weiter.  

Om’Mas: Ja, aber das ist egal. Wir sind wir und wir machen, was Sa-Ra macht.  

rap.de: Wer und was ist Sa-Ra. Versucht es in Worte zu fassen! 

Taz: Du kannst Sa-Ra nicht definieren. Es ist kreativer Frieden. Frieden an sich. Frieden. Energie. Konstruktive Energie, dessen Richtung wir bestimmen, Energie, die wir  kanalisieren, Energie die Früchte trägt. Wir wollen genau das machen, was wir machen wollen. Ob es ums Musik machen geht oder kochen – Wir wollen einfach das machen, wonach uns ist.  

Om’Mas: Sa-Ra hat drei Leader, drei Produzenten. Wir sind Businessmänner, wir sind kreative Menschen, wir sind Gebildete, wir sind Lehrer. Aber wir sind nicht alt und weise, wir lernen selber noch sehr viel. Wir sind kreativer Meister. Alle in Sa-Ra sind so Mitte 30.  

rap.de: Ihr sagt ihr seid Lehrer… 

Om’Mas: Master-Teachers. 

rap.de: Okay. Was lehren Master-Teacher?  

Om’Mas: Alles Mögliche.  

Taz: Es kommt auf die Unterhaltung an. Manchmal müssen wir Menschen über Philosophie belehren und manchmal über Geschichte oder Musik. Om’Mas ist momentan Teil von Diddy’s TV-Show "Makin‘ His Band" und dort hat er die Funktion des Lehrers. Er lehrt Menschen. Im Fernsehen! 

Om’Mas: Ich lehre Menschen Lektionen des Lebens, Wissen über das Leben, über das Selbst.  

Taz: Auch über Style. Wir beraten sie. So wie Kanye, ihn beraten wir schon seit Jahren. Man kann unseren Einfluss überall in den Medien sehen. Die Leute sehen es schon seit Jahren.  

Om’Mas: Sie verstehen es vielleicht nicht oder wissen nicht, woher es kommt, aber wir sind definitiv dein Berater, dein Lehrer, dein Assistent, wenn du deine eigene Kreativität entwickeln willst.  

rap.de: Nach welchen Regeln tut ihr das? Was ist die Philosophie dahinter? Wonach lebt ihr selbst? 

Taz: Ich glaube nicht, dass ich eine Lebensphilosophie habe, nach der ich lebe. Ich habe viele…
 
Om’Mas: Eine der Sa-Ra Philosophien ist, Schicksal zu manifestieren. Reden und dann Tun. Wenn ich was ausgesprochen habe, dann werde ich dem auch folgen und es wahr machen. Ich gebe meinen Worten einen Körper, eine Form. So sind wir auch in Berlin gelandet. Wir haben uns einfach gesagt: "Yo, wir wollen nach Berlin." und jetzt sind wir hier. Wir werden mit Erykah Badu arbeiten, mit Common, mit John Legend, Dr. Dre. All das haben wir erreicht, weil wir uns gesagt haben, dass wir dahin wollen. Das ist unser Ziel. Und wir sind da. Unsere Taten und was wir der Öffentlichkeit zeigen, was wir demonstrieren – alles müssen Schritte sein, die zum Ziel führen.  So manifestiert man Ideen. Menschen hören unsere Ideen und sie wollen ein Teil dessen sein. Sie wollen mit Sa-Ra down sein, das machen Künstler. All die Künstler mit denen wir arbeiten, kommen zu uns. Sie kommen in unsere Welt, weil es cool da ist. Sie sagen, wir gehen Overground und Underground und sie haben solche Menschen wie uns noch nie kennengelernt.  

rap.de: Der Name Sa-Ra ist Sun Ra aber auch sehr ähnlich.
 
Taz: Das kann man so sagen, wir sind auf jeden Fall von ihm inspiriert und beeinflusst. "Ra" bedeutet Sonne, Licht oder Feuer. Ra, ra, ra… verstehst du? Und "Sa" bedeutet "von". Einer der Namen Jesu war Sa-Ra. Sie nannten ihn Sa-Ra. Das Kind des Lichts, der Sohn des Kosmos, Sohn der mächtigsten Energie. Diese hat viele Namen, doch einer ist Ra. Liebe ist der Wille, das Gesetz. Venus, der Planet der Liebe wird assoziiert mit Ra. Der Planet des Lichts und der Liebe. Sa-Ra. Alles ist alles. Wir sind Kinder des Universums, des Kosmos. Das bedeutet Sa-Ra. Und wir alle wollen SEX! (Gelächter) 

rap.de: Warum ist Sex bei euch so groß? Ihr hattet ganz schön viel Sex-Talk auf der Bühne.  

Om’Mas: Weil es das ist, was es ist. Sex.  

Taz (schreit): Ohne Sex wärst du nicht hier, Mädchen! Sex ist verdammt groß und wichtig. Jeder Erwachsene bis 25 hatte schon sexuelle Erfahrungen in seinem Leben. Nicht jeder schlägt sich oder raucht Weed oder hat Reichtum erfahren, aber jeder hat seine sexuellen Erfahrungen gemacht. Jeder! 

Om’Mas: Sex is gonna happen! (lacht) 

rap.de: Was denn für ein Sex? Seid ihr für freie Liebe, Polyamorie, wahllosen Sex? 

Taz: Wir wollen Liebe machen. Menschen reden viel über Sex, aber eigentlich geht es ums Liebe machen.  

rap.de: Man macht doch nicht mit jedem Liebe.  

Taz: Das sagt dir der Durchschnitt, die Allgemeinheit, aber Sex ist Kreation. Ich mache Kreation. Jedes Mal wenn ich Sex mache. Liebe ist Kreation. Wenn du fickst, kreierst du ein größeres Energiefeld! Wenn zwei Menschen ficken, egal ob sie das nun tun, weil sie horny waren oder weil sie sich lieben, kreieren sie ein riesiges Energiefeld durch den Akt des Fickens.  

Om’Mas: Welchen du als Liebe definieren kannst. Du kannst es definieren wie du willst.  

Taz: Sogar eine Vergewaltigung. Das ist eine schlimme Sache, keine Frage. Aber auch da wird eine riesige Energie kreiert. Eine feindselige, destruktive Energie, aber sie ist genau so stark. 

rap.de: Und hat einen anderen Ursprung.  

Taz: Nein. Jede Energie hat den gleichen Ursprung. Das Universum.  

Om’Mas: Wo Taz hin will ist, dass Energie stark ist und viele Variationen hat. Natürlich resultiert nichts Gutes aus einer Vergewaltigung. Aber Gut und Schlecht teilen dieselbe Geburtsstätte.  

Taz: Es geht immer um Gleichgewicht. Schau dir Ying und Yang an. Sie bilden einen Kreis und in diesem Kreis befindet sich Hell und Dunkel. Dunkel hat aber auch einen hellen Punkt und Hell einen dunklen. Aber beide sind eins.  

rap.de: Was ist der perfekte Sex? 

Om’Mas: Hmm… Ich weiß nicht. Solange es heterosexuell bleibt, also für mich persönlich, dann ist alles cool.  

Taz: Dem stimme ich zu. Ich will das nur mal schnell klarstellen. Bitte Om’Mas. (Gelächter) 

Om’Mas: Was meine persönlichen Vorlieben angeht, ist heterosexueller Sex der perfekte Sex. Es können 30 Frauen dran teilnehmen, es kann aber auch nur ich und eine Frau sein, es kann auch nur rein-raus sein. Pause. Mein Gott, wie sind wir hier gelandet? Wie sind wir bei diesem Thema gelandet? 

rap.de: Eben auf der Bühne sah es so aus, als würdet ihr gerne über Sex reden. (lacht)  

Om’Mas: Okay. Der perfekte Sex ist, wenn du richtig hart kommst! Ich komme gerne heftig.  

rap.de: Aber nur hetero. Ach, nee, mehrere Frauen geht ja. Wieso ist das okay? Zwei Frauen miteinander ist doch auch homosexuell. 

Om’Mas: Ach, da haben wir es. Du hast es nicht verstanden!  

Taz: Er mag Männer nicht auf diese Weise. Jeder kann machen was er will. Wir stehen nicht auf Männer. Aber das gilt nur für uns.  

Om’Mas: Das ist debattierbar. Denn zwei Frauen gemeinsam.. . 

Taz: … das mag er! (Gelächter)

Om’Mas: Frauen bieten immer einen gewissen Grad an Bisexualität. Frauen küssen Frauen.  
 

rap.de: Wieso ist das immer so? Zwei Frauen sind immer okay, zwei Männer nicht.  

Taz: Wieso? Wieso?!? Weil du ein Loch hast! Frauen haben ein Loch! 

Om’Mas: WHOA! 

Taz: Ist doch so! Ihr habt ein Loch und das tut niemandem was. 

rap.de: (lacht) Aber ihr habt auch Löcher. 

Taz: Ja, Nasenlöcher, Ohrlöcher. Irgendwie sind die Augen auch ein Loch. 

rap.de: Dein Mund auch.  

Om’Mas: Ja, aber das sind alles Ausgänge. Das Instrument der Reproduktion ist beim Mann kein Loch. Unseres ist eine Ausfahrt. Deins ist eine Einfahrt.  

Taz: Männer, Frauen.. egal. Menschen tun, was Menschen tun.  

rap.de: Wo seid ihr eigentlich her? 

Om’Mas: Aus Marokko.  

Taz: Aus Los Angeles.  

rap.de: Om’Mas, du bist aus Marokko? Wo bist du aufgewachsen?  

Om’Mas: In Marokko.  

rap.de: Wo lebst du in den Staaten heutzutage? 

Om’Mas: Ich bin im Nordosten Marokkos groß geworden. Das ist alles, was du von mir als Antwort bekommst.  

Taz: Wir leben aber in Mu.  

Om’Mas: Das ist das Interview.  

rap.de: Okay. Wo ich eigentlich hinwollte war… Meinen Informationen nach kommt ihr aus L.A., habt aber einen sehr universellen, futuristischen Sound. Wie kommt dieser zustande?  

Om’Mas: Der Sound kommt von unseren Vorvätern. Unseren Ahnen. Wir leiten sie durch Zeit und Raum und so entsteht der Sound von Sa-Ra. Unser Repertoire ist üppig und kommt von überall her. Wir sind das Universum. Es gibt keinen Ort an dem man zurückkehrt, Es ist ein doppelbödiger Kreis. Kein Ort, jeder Ort. Städte, Länder, Monde. 

(Das Gespräch wird gestört mit der Ansage, dass Sa-Ra morgen früh um Neun abfliegen.)  

Om’Mas: Neun Uhr morgens?! 

Taz: Wir müssen schlafen, Mann. Wir müssen gehen. Wir würden gerne weitermachen, aber wir müssen gehen, Mann.  

Om’Mas: Okay.  

rap.de: Okay. Vielen Dank.