Zion I

Zion I aus Oakland auf großer Europatournee. Wie üblich kommt die Band zu spät, und wir müssen uns die Zeit in den gemütlich, abgerockten Räumen des örtlichen K7-Labals vertreiben. Das ist kein Problem, sind die Herren Zumbi und Amplive nach ihrem Erscheinen auch äußerst engagierte und angenehme Gesprächspartner.
was macht einen Undergroundkünstler zum Undergroundkünstler und ist das überhaupt ein Genre? Warum ist Oakland nicht Atlanta und worin liegt der Unterschied? Warum ist Oakland ein Fall für sich und wie verstehen sie sich mit dem Rest der quirligen Bay Area Szene? Und natürlich das neue Album. Ein Gespräch.
Underground an hella broke!

rap.de: Wie läuft die Tour bisher?

Zumbi: Es ist verrückt! Die Tour ist echt ein bisschen chaotisch verlaufen bisher, wir haben Flüge verpasst, Estland wurde deshalb gecancellt. Heute morgen haben wir unseren Flug in London verpasst, weil der Taxifahrer uns verarscht hat und deshalb sind wir jetzt auch so spät. In London sollten wir eigentlich im Cargo spielen, aber in letzter Minute wurde die Show verlegt. Normalerweise tourt man ja auch mit einem Tourmanager, aber diesmal haben wir viel auf eigene Faust gemacht, also kannten wir die Städte nicht, wir wussten nicht immer wohin und ja, die Taxifahrer haben das gemerkt und uns ein paar teure Stadtrundfahreten beschert.

Amplive: Aber die Shows an sich waren bisher sehr, sehr cool. Die Shows sind das wirklich Positive an dieser Tour. Ich hatte das Gefühl, die Leute werden das Album mögen und uns im nächsten Jahr zurück holen nach Europa. Ich meine, manche Shows waren fast ausverkauft obwohl es eigentlich nur ein Promo-Tour für das neue Album ist. Das ist das erste  Mal, dass wir eine Promo-Tour in Europa machen und scheinbar stößt sie auf gute  Resonanz.

rap.de: Estland wurde zwar gecancellt aber eure Promo-Tour geht sogar noch durch Rumänien. Wie kommt’s? Das ist schon eher ungewöhnlich.

Zumbi: Ja, die haben uns gesagt, dass Rumänien richtig krass auf Hip Hop abgeht momentan. Ich weiß nicht, ob das stimmt. Ich war noch nie da, aber alle meinen, es gäbe dort eine richtig krasse Hip Hop-Szene.

rap.de: Ob sie so krass ist, weiß ich nicht, aber die Sachen die ich aus Rumänien kenne, sind schon lange präsent. B.U.G. Mafia, C.I.A. oder.. keine Ahnung, mehr fällt mir grad nicht ein, aber die sind schon seit mehr als 15 Jahren dabei und verkaufen auch gut.

Amplive: Aber das ist Rap auf rumänisch, oder?

rap.de: Ja, schon. Aber der Einfluss ist natürlich aus den Staaten.

Amplive: Ja, wir wären in Timisoara aufgetreten, aber da sind auch noch irgendwie Unstimmigkeiten. Wird schon alles klappen. Ich würde gerne hinfliegen, ich kann mir gar nicht vorstellen wie es da aussieht.

rap.de: Es ist auf jeden Fall die zweitgrößte Stadt in Rumänien und es gibt zwei Universitäten dort, also ist die Stadt voller junger Leute. Und es war die erste europäische Stadt mit elektrischer Straßenbeleuchtung.

Amplive: (lacht) Cool. Hört sich gut an. Tight.

rap.de: Kommen wir aber mal auf Euch zu sprechen. Was ist so passiert zwischen "Mind Over Matter“ und Auftritten in Rumänien, abgesehen von den Alben, die ihr released habt.

Zumbi: Sehr viel Studioarbeit, wir haben unser eigenes Label, LiveUp-Records, gegründet, nachdem zwei andere Labels, über die wir releast haben, dicht gemacht haben. Der Ipod kam raus, alle arbeiten mit Tools.

(Gelächter)

Amplive: Acht Jahre sind eine lange Zeit. Technik hat sich geändert, die Art Musik zu machen und Musik zu beschaffen hat sich geändert. Wir waren Indie, wir waren Major und jetzt sind wir wieder Indie. Nach der Tommy Boy-Geschichte waren wir erstmal cool was Majors anging. Wir sind da abgehauen, bevor die uns rausschmeissen konnten.

rap.de: Habt ihr musikalisch verschiedene Ziele verfolgt?

Zumbi: Wir waren einfach jung und hatten keine Ahnung vom Business, wir wussten nicht, was wir wollten und hatten mehr Interesse daran, Mädels anzurufen. Als wir den Vertrag unterschrieben, waren wir mit Metufour noch in der Wohnung des C.E.O.’s, haben gekifft und dann einfach unterschrieben. Das war mit das Dümmste, was man hätte machen können, als Businessmänner. Aber wir waren Anfang 20 und hatten einfach keine Ahnung.

Amplive: Wir haben nicht darüber nachgedacht, woher das Geld kam oder wer die Rechnungen zahlte, sondern was wir nach der Session machen oder welche Frauen wir anrufen können? Die Zeit lief uns davon, weil wir es nicht ernst genug genommen haben. Wir waren so dumm, aber wir haben sehr viel dadurch gelernt, zum Beispiel darüber, wie die Industrie dich austrocknen kann und dir auch noch genau sagt, was du dafür zu tun hast. Nachdem wir gesigned wurden, brachten sie uns nach New York und stellten uns den großen Labelbossen vor. Die haben uns erstmal erzählt, welche Musik wir machen sollten. Das war ein Brain-Freeze, unser Selbstbewusstsein war im Keller. Jetzt machen wir Kunst und stellen nicht einfach nur ein Produkt her. Wir haben Einfluss auf unser Schicksal und das beruhigt uns ungemein. Momentan leidet die Industrie sehr, nicht nur die Major Labels. Es gibt keine Künstler-Entwicklung mehr. Die Leute ziehen sich was Schickes an, nehmen ein Video mit ihren Handys auf und posten es bei Youtube. Fertig. Früher war es einfach normal, dass man einen A&R hatte, der einem dabei geholfen hat, an sich zu arbeiten und die richtige Zeit zu finden, seine Sachen zu veröffentlichen. Heute nennt sich jeder Indie und macht, was er will aber das hat nichts mit Indie zu tun. Noch ist da kein Gleichgewicht. Aber das kommt bestimmt bald.

Zumbi: Außerdem, wie du schon gesagt hast, leiden die Majors und haben nicht mehr so viel Kohle, also sparen sie an den A&R’s, aber auch weil viele von ihnen einfacht wack waren und ihren Job nicht ordentlich gemacht haben. Du musst wissen, wie alles funktioniert, wie die One-Man-Show läuft, um in diesem Business zu überleben.

rap.de: Warum habt ihr euer neues Album "The Takeover“ genannt?

Zumbi: Das Konzept hinter dem Titel und dem Album war, alle Black-Music-Richtungen auf einem Album verschmelzen zu lassen. Gospel, Blues, Jazz, Rock’n’Roll, Disco, House, Hip Hop. Retro-futuristisch. Deshalb klingt jedes Lied komplett anders. Außerdem wollten wir dieses Album zu unserer Master-Work machen, die Erfahrungen reflektieren, die wir in über 15 Jahren Business gemacht haben. Wir haben der Welt einfach viel zu geben und das hört man auf "The Takeover“ raus. Es soll unser bestes Album werden, gemacht aus purer Kreativität, komplett ohne Ego.

 

rap.de: Glaubt ihr denn aber nicht, dass Leute ein Genre wollen? Dass sie einen Namen brauchen, für das, was sie hören, eine Art Orientierung?

Amplive: Heutzutage ist Hip Hop so groß, dass Leute ein Mosaik draus machen. Sie zerteilen es in Tausend kleine Teile. Früher gab es nicht so viele Arten, es war einfacher die Musik einzuteilen. Ich nenne es einfach mal Alternativ-Hip Hop, einfach weil es nicht so klingt, wie das meiste da draußen.

Zumbi: Es ist soulful und eklektischer Hip Hop. Als wir "Mind Over Matter“ rausbrachten, hatten wir Drum’n’Bass-Tracks drauf und jeder war dann so "was ist das denn?“, die DJ’s haben alle gehatet. Aber die gleichen DJ’s haben uns am Ende auch die Props gegeben. Wir mochten schon immer so viele verschiedene Musikarten und haben noch nie eine einzige Richtung eingeschlagen.

Amplive:  Ich glaube die Leute sehen uns aber schon in dieser "Conscious Rap“ oder "Indie-Rap“ – Kategorie.

Zumbi: Ja, oder "Underground Rap“… Ich mein, was soll das heißen? Ich mag diesen Begriff gar nicht. "Conscious Rap“ ist okay für mich, aber ich glaube, das ist mehr ein Stigma als eine Kategorie, also lasse ich lieber alles offen. Je offener, desto besser.

Amplive: Ich frage mich ehrlich gesagt, was macht einen Künstler wie Common nicht Underground aber uns schon?

Zumbi: Das Budget?

(Gelächter)

Amplive: Ja, aber wenn es das ist, dann kann ich auch morgen meinen $500.000 Scheck abholen und dann bin nicht mehr Underground??? Es ist dumm. Warum kann es nicht einfach Musik sein? Wir beide waren immer irgendwo zwischen Underground und Mainstream und ich hoffe dieses Album wird eine Art Überleitung sein, denn wir hatten nie ein Label und das bring Positives und Negatives, aber deswegen war es schwer für Leute, uns einzuordnen. Wir sind mit Outkast vergleichbar, die haben auch schon immer gemacht, worauf die Bock hatten.

rap.de: Wie lange habt ihr an diesem Album gearbeitet?

Zumbi: Wir haben schon 2007 angefangen Material dafür zu sammeln. Ich glaube, es kann unser erfolgreichstes Album werden. Wir sind nie komplett zufrieden gewesen mit unseren Alben, ich glaube ein Künstler niemals zu 100% zufrieden mit seiner Arbeit, aber für uns ist es das bisher beste Album. Wir haben uns soviel Mühe gegeben, wir haben es so oft überarbeitet, die Texte, die Beats, alles. im Gegensatz zu früher, da haben wir öfter was geschrieben und es am gleichen Tag noch aufgenommen.

Amplive: Die Beats sind auf jeden Fall was ganz Neues, noch nie vorher dagewesenes. „Juicy Juice“ und „DJ DJ“ sind sick.

 

rap.de: Eins eurer Alben heißt "Heroes In The City Of Dope“. Was macht euch zu Helden von Oakland?

Zumbi: Wir versuchen einfach eine gute Message rüberzubringen, Grouch und Zion I wollen ein Lichtblick am Ende des Tunnels sein für die Leute in Oakland. Wenn die Leute zu dir kommen und dir sagen, dass das Album ihnen hilft oder sie inspiriert und sie kommen zu den Shows und amüsieren sich, dann fühlst du dich gut, wie ein kleiner Held.

rap.de: Seid ihr beide in Oakland geboren?

Amplive: Nein, ich komme aus Texas und wohne seit ’98 in Oakland.

Zumbi: Ich bin in Philadelphia geboren und bin ’84 rüber gezogen.

rap.de: Wie schwer ist es in Felix Mitchells Territorium eine positive Lebenseinstellung zu gewinnen? Amplive, du bist später gekommen, was ist dein Eindruck?

Amplive: Wir sind beide mehr oder weniger über Atlanta nach Oakland gekommen. In beiden Städten wohnen fast ausschließlich Schwarze, aber sie haben grundverschiedene Einstellungen. Es ist schwerer in Oakland. Wenn du in Atlanta rumläufst und du fragst irgendwen "what’s up“, dann kriegst du ein "what’s up“ zurück. In Oakland kann das Beef bedeuten. In Oakland kannst du nicht einfach die Leute ansprechen, wie du Lust hast. In Atlanta gibt es auch Schlägereien, aber es ist eine Partystadt. Ich komme auch aus dem Süden, da sind die Leute einfach lockerer drauf.

rap.de: Bist du froh nicht in Oakland aufgewachsen zu sein?

(Gelächter)

Amplive: Wow! Ich bin einfach ein Outsider und sehe Dinge aus einer anderen Perspektive. In Oakland geht viel wacker Scheiß ab, aber die Bay Area ist der Hammer. Ich liebe Kalifornien.

Zumbi: Jetzt hast du deine Arsch gerettet.

Amplive: Nein, ich meine das ernst. (lacht)

Zumbi: Atlanta hat Geld. Das ist die Stadt der schwarzen Colleges, der erfolgreichen Schwarzen! Die Leute, denen es in ATL weniger gut ging sind an die Küsten gegangen, aber wer erfolgreich im Süden war, kam aus ATL. In Oakland gibt es keine schwarze Mittelschicht und wenn es reiche Schwarze gibt, dann verziehen sie sich in die Hills und kommen nie wieder. Es gibt keine Clubs oder lockeren Bars in Oakland, die ohne Schlägerei oder Schießerei auskommen. Wenn, dann musst du nach Frisco fahren und das macht nicht jeder. Als ich in den 80ern dort aufwuchs war das anders, da gab es Festivals am See, zu denen Tausende übrig gebliebenen Hippies kamen. Heute ist Oakland der Enstehungsort der Waffenkultur im Rap, des Gangstarap. Ich habe letztens noch auf BET einen Doku-Film über Felix Mitchell gesehen, in dem sie zeigten, wie Crips und Bloods versuchten, Gebiete in Oakland klarzumachen, aber sie konnten es nicht. Leute in Oakland haben Existenzängste, die Stadt ist klein und dicht besiedelt, aber alle sind arm. Die Leute sind aggressiv, du kannst da nicht einfach einmarschieren und denen was erzählen.

rap.de: Was sind denn die Gründe dafür, dass es in Atlanta klappt, in Oakland jedoch nicht?

Zumbi: Schwarze Leute sind in den 1940ern nach Cali gekommen um an den Docks zu arbeiten. Diese Docks sind heute aber alle dicht. Die Leute sind alle noch da, aber es gibt nicht genug Jobs.

Amplive: Atlanta ist so was wie das Mekka für Afro-Amerikanische Kultur. Das Paradebeispiel.

Zumbi: Die Zeit, die wir in den frühen 90ern dort verbracht haben, war für uns wie eine Lektion in Afro-Amerikanischer Kultur. Schwarze Leute machen da ihr Ding.

rap.de: Okay. Aber Oakland hat auch starke historische Figuren der schwarzen Geschichte Amerikas hervorgebracht. Zwar auch gefallene Helden, wie eben Felix Mitchell, trotzdem hat Oakland die Black Panthers.

Amplive: Ja, aber das ist ja auch nicht so lange her. Und es ist einfach nicht der Süden. Schwarze Leute in Amerika kommen aus dem Süden. Da sind sie in der Mehrheit.

rap.de: Atlanta war aber früher auch arm und es ist auch nur eine Stadt. Das Gebiet drumrum, oder andere Staaten wir Louisiana, speziell New Orleans funktionierten auch nicht gerade vorbildlich.

Zumbi: Ja, das stimmt, aber trotzdem sind Schwarze in der Mehrheit und keiner wird vertrieben, es findet keine Gentrification statt und so haben die Leute eine Chance wieder hochzukommen.
In Oakland gab man ihnen Heroin und Crack. Wenn du dir Oakland jetzt anschaust, dann siehst du auch viele weiße Punkrock Kids, die hat es früher nicht gegeben. Die Bay Area wurde total gesäubert. Die Leute werden nach und nach vertrieben, weil sie die Mieten nicht zahlen können, die die weiße Mittelschicht zahlt. In Atlanta gibt es zu viele Schwarze, da wird das nicht passieren. In Oakland war mal über die Hälfte schwarz, jetzt ist es ein Hipster-Joint wie Frisco in den 80ern. Aber du kannst ATL und Oakland auch nicht direkt vergleichen. Beide haben einen ganz anderen Hintergrund.

Amplive: Ganz anders. Wie Apfel und Birne. Als ich klein war, dachte ich, Cali ist ein Traum mit Stränden und Sonne ohne Ende. Aber abgesehen vom Wetter, gibt es in Nord-Kalifornien echt Probleme.

 

rap.de: Wie schafft man es dann so positive Musik zu machen, wie eure?

Zumbi: Ich bin in verschiedenen Städten groß geworden. Philly, Cincinnati, Rhode Island, Atlanta.. Ich hatte Glück, ich hatte eine Mutter, einen Vater und Großeltern, die mir Geld schenkten, wenn ich in der Schule gute Noten bekam. Es gab Struktur. Ich musste nie draußen hustlen um zu essen. Aber ich habe es jeden Tag gesehen, aber das ist alles eine Frage der Entscheidung. Du musst früher oder später eine Entscheidung treffen. Es liegt an dir selbst, entweder du raffst dich auf und gibst nicht auf oder du fügst dich deinem Schicksal.
Schau dir Immortal Technique an. Er war im Knast und alle seine Texte handeln von politischer Korrektheit. Er hätte auch ein weiterer Thug-Rapper sein können, aber er hat sich dazu entschieden, eine Message rüberzubringen.

rap.de: Auch wenn es eine Weile her ist, verbinden die meisten Leute Cali mit dem Hyphy-Movement, mit Mac Dre.

Zumbi: Wir mögen den Scheiß aber auch. Wir haben einen Track mit Mac Dre "Ride On Out“. Wir sind auch Teil des Ganzen. Aber Hiero auch. Wir sind alle aus der Bay Area. Das ist das Geile an unserer Gegend, du hast einfach verschiedene Richtungen, keiner muss sich da festlegen. Wir haben die Gangsta-Rapper, die Hyphy-Rapper und die Conscious-Linie plus Hispanic Rap und wahrscheinlich noch tausend andere Sachen, die ich noch nie gehört habe.

rap.de: Aber ist es nicht trotzdem schwerer für euch und eure Musik in dieser Gangsta-Rap-Domäne?

Zumbi: Nein, Leute respektieren uns. Too Short wollte sogar einen Track mit uns machen, Mistah F.A.B. ist unser Mann. Nicht jeder mag unserer Mucke, aber sie respektieren uns. Wir machen ehrliche Musik. Sie würden uns weniger respektieren, wenn wir den ganzen Tag über Bitches and Hoes rappen würden.

rap.de: Aber Mac Dre rappt ab und zu über Bitches und Hoes und Too Short erst recht. Ich meine, wenn man nicht von da ist und Mac Dre das erste Mal sieht mit seinem "Thizz Dance“ dann denkst du dir nur, okay, Crack is back in Cali!!

(Gelächter)

Zumbi: Ich kann dich verstehen, aber ich glaube die Bay Area ist der seltsamste Ort, was Hip Hop Kultur betrifft. Mac Dre, E-40 und all diese Cats kommen alle aus der gleichen Ecke..

rap.de: .. aber E-40 ist was anderes. Er ist für mich ein guter Rapper mit verschiedenen Styles. Mac Dre war eher witzig und seltsam und Gangsta zugleich. Er hat mich stark an Shock-G erinnert.

Amplive:  Und wenn er nicht gestorben wäre, dann hätter er auf jeden Fall eine post-Digital Underground-Ära hinter sich her gezogen. Nur dass Shock-G ein Studio-Witzbold ist, Mac Dre hingegen, war ein echter Gangsta. Aber sie sind alle unsere Homies. Von Shock-G bis The Jacka.

Zumbi: Wir arbeiten alle zusammen. Ich bin auch auf Jackas neuem Album. Wir haben sogar eine Festivalreihe gegründet namens "Paid In Full“, um alle verschiedenen Künstler auf eine Bühne zu bringen und um zu zeigen, dass wir alle klarkommen miteinander. In Amerika vergisst man The Bay gern mal auf der Rap-Landkarte. Die Städte sind NY, L.A., ATL  und jetzt Chicago, seit Kanye. Aber außer E-40 und Too Short, und die sind auch nicht mehr aktiv, gibt es keinen der uns repräsentiert.

rap.de: Für mich ist Cali einfach zu anstrengend und zu regional. Die Styles kommen und gehen wie Modetrends und man muss die ganze Zeit am Ball bleiben, wie bei einer Seifenoper um zu wissen, was da gerade abgeht, weil die Leute da wie gesagt ihre lokalen Styles fahren.

Zumbi: Ja, das stimmt. Das ist weil L.A. alles aufsaugt und wir uns dann denken, scheiß drauf, wir machen unser eigenes Ding. Den Leuten gefällt es Gott sei Dank trotzdem.

Amplive: Momentan gibt es im Hip Hop so viele verschiedene Styles, wie noch nie. Der Pool ist so groß! Jeder kann was finden und jeder kann gefunden werden, weil einfach für jeden was dabei ist. Kommerziell sind die Südstaaten immer noch Nummer 1, aber das Publikum ist rundum bedient. Du wirst zufrieden gestellt, egal welche Richtung du magst. Sogar Rock und Skateboarding sind jetzt Teil der Hip Hop Kultur. Das ist eine aufregende Zeit für Hip Hop.
Als Hip Hop Künstler bist du momentan überall in der Welt zuhause.

rap.de: Mir fällt immer wieder auf, ganz allgemein, wie oft der Begriff Hip Hop Künstler/Hip Hopper fällt. Kann ich da annehmen, dass ihr jetzt auch Graffiti malt und Breakdance und Beatbox drauf habt?

Amplive:  Ich respektiere alle Elemente, aber ich habe nix mit ihnen zu tun. Ja, die Definition der ganzen Kultur beinhaltet mehr als Rap, aber nur weil ich nicht male oder tanze, nimmt es den Hip Hopper in mir nicht weg. Es hat sich einfach so entwickelt, dass Rap im Vordergrund steht, so was wie der Leadsinger einer Band wurde, und die Leute haben die anderen drei ein wenig ausgegrenzt. Viele alte Hip Hop Heads regt so was auch auf, aber wie gesagt, heute ist sogar Skaten irgendwie Teil von Hip Hop geworden. Dinge verändern sich. Man muss lernen, loszulassen. Die anderen Elemente werden kommerziell nicht mehr gepusht, aber sie sind da. Die Menschen halten sie am Leben.

Zumbi: Die Leute hier in Europa nehmen Hip Hop viel ernster. Sie sehen es als Kultur mit DJs, Writern und allen, sie konservieren die Kultur mehr. In den Staaten ist Hip Hop so selbstverständlich und so vielfältig, dass sie einfach gute Musik mögen. In Frankreich und Deutschland pflegen sie die Kultur mehr. Diese Welle gab es in den Staaten Anfang der 90er, im Golden Age. Da hat man Rap als Werkzeug genutzt, als Identitätssymbol für Hip Hop.
Jetzt ist Hip Hop groß geworden, wie Amplive schon sagte, man muss lernen loszulassen. Für die Kids heute sind 2Pac und Biggie schon Old School. Abgesehen davon ist es für uns zumindest keine Kultur in dem Sinne, es ist einfach wie unser Leben nun mal ist. Wenn du etwas dein Leben lang kennst und lebst, dann musst du nicht ständig darüber reden, dann ist es eine Normalität, die du zu schätzen weißt.

Amplive: Ich liebe Jazz zum Beispiel, aber ich höre es nicht so, wie meine Eltern oder Großeltern das gehört haben, für die das noch der Club-Shit war. Genres ändern sich.

rap.de: Wenn es für euch so eine Selbstverständlichkeit ist, wer sticht dann noch aus der Masse für euch?

Zumbi: Mos Def, MF Doom, Santogold, André 3000 ist immer dope. Von den Newcomern, Blu auf jeden Fall.

Amplive: Jay-Z, Nas, Snoop und T.I. Snoop kann machen, was er will, der hat seinen Status. Und Rich Boy Newcomer-technisch.

rap.de: Alles klar, ich danke euch vielmals!

Zumbi: Wir danken dir auch, auch wenn du frech bist. Ihr könnt alle unser neues Mixtape runterladen auf zionicrew.com/mixtape.