SEEED, die Erfolgsband aus Berlin, released nun ihre Kinder und währen Kollege Bound Zound mittlerweile schon an seinem zweiten Soloalbum bastelt, veröffentlich der Rotschopf seinen ersten Longplayer.
Teilweise vom Babelsberger Filmorchester eingespielt, ist "Stadtaffe“ bestimmt das ambitionierteste Projekt in diesem Herbst und für so manchen eines der besten (Rap-)Alben in diesem Jahr.
rap.de zu Besuch beim Orang Utan von Berlin. Im Gespräch über eben jene Affen, Hunde, Steine und Tauben.
rap.de: Warum sieht es hier so aus?
Peter Fox: Hier war gestern eine kleine Welcome-Party für die vier Drummer Jungs aus North Carolina, die „Cold Steel Drumline“. Die sind vorgestern angekommen und als wir bei denen waren, um eine Audition zu machen beziehungsweise das Video zu drehen, haben die auch eine Welcome-Party für uns gemacht. Deswegen mussten wir uns natürlich revanchieren und das ist etwas aus dem Ruder gelaufen. Die ist quasi liegend zu Ende gegangen.
rap.de: Das sind diese vier Drummer, die auch mit dir auf Tour gehen?
Peter Fox: Richtig. Die fängt am 28.11. an und das sind glaube ich 13 Termine.
rap.de: Am S-Bahnhof Yorckstraße habe ich vorhin entdeckt, dass es schon einen Zusatztermin für Berlin gibt.
Peter Fox: Genau, wir spielen dann zweimal in der Columbiahalle, der zweite Termin ist aber auch schon ausverkauft.
Peter Fox: Keine Ahnung, das weiß ich nicht. Es werden sicherlich auch Seeed-Fans dabei sein. Ich habe aber auch Reaktionen von Leuten gekriegt, die Seeed eigentlich immer nicht so geil fanden, das jetzt aber cool finden. Ob die jetzt aber auch aufs Konzert kommen, weiß ich nicht.
rap.de: Wo siehst du den genauen Unterschied zwischen deinem Sound und dem von Seeed?
Peter Fox: Ich weiß nicht, ich finde es selber auch immer blöd, so was zu erklären. Das müssen die Leute selbst hören. Am geilsten sind immer die Reaktionen wie „Deine Platte ist so toll. Das ist richtige Gute-Laune-Mucke zum Chillen!“, wo ich mir dann denke „Ok, für die Leute scheint es gar keinen Unterschied zwischen mir und dem Seeed-Zeug zu geben“. Es kommt aber wahrscheinlich auch darauf an, wie genau man hinhört.
rap.de: Wo liegen die Unterschiede bei der Arbeitsweise? Liegt dir die Arbeit,als Diktator ein eigenes Album zu machen mehr, als noch zehn andere Leute dabei zu haben, die die Entscheidungen mit fällen?
Peter Fox: Das hat beides Vor- und Nachteile. Was die reine Studioarbeit angeht, liegt mir das schon mehr. Wobei ich auch nicht gerne alleine arbeite. Ich habe auch an der Platte nicht alles alleine gemacht, sondern mit Leuten zusammengearbeitet und das finde ich auch total gut. Aber es ist auch cool, wenn man in der Wahl der Leute, mit denen man zusammenarbeitet, flexibel ist, was ja bei einer Band nicht so ist.
Peter Fox: Ja, der war da dabei gewesen.
rap.de: Was ist aus Moabit eigentlich geworden?
Peter Fox: Da rede ich ungern drüber, weil da sage ich vielleicht auch was Falsches. Aber Monk zum Beispiel hat gemerkt, dass er eigentlich nicht gerne auf der Bühne steht und dass dieses ganze Rap-Ding nicht so seins ist. Obwohl er der totale Rap-Fan und auch sehr talentiert im Texte schreiben ist. Mit der Band haben die aber einfach nichts hingekriegt, was so wirklich funktioniert hat. Die wollten auch in fünf Richtungen gleichzeitig und das ist halt immer schwierig. Am Besten fragt ihr die da aber selbst.
Peter Fox: Ja, auf der Bühne sehr gerne. Im Fernsehen und bei anderen Situationen eher weniger.
rap.de: Gibt es Termine, die dich noch nervös machen? Die WM-Eröffnungsfeier zum Beispiel.
Peter Fox: Ob ich bei der WM-Eröffnungsfeier vor zwei Jahren Lampenfieber hatte? Nein, ehrlich gesagt nicht so. Bei Seeed waren wir irgendwann auch auf einem Level, wo wir wussten, wie man es macht und was für uns funktioniert. Da hält sich das mit dem Lampenfieber in Grenzen und man freut sich eher auf die Konzerte und die Shows. Ich sorge auch jetzt bei dem Solozeug dafür, dass ich weiß, dass es heiß ist, was wir bei den Konzerten machen. Um nicht zu lange zu quatschen: Lampenfieber habe ich, aber Angst, oder dass man sehr aufgeregt oder nervös ist, ist nicht mehr der Fall. Man muss einfach dafür sorgen, dass man sich gefälligst so vorbereitet, dass das nicht sein muss. (lacht)
Peter Fox: Ja, ich habe die Platte ja auch sozusagen ans Label verkauft, als sie fertig war und habe da einen Vorschuss gekriegt, der zumindest die von mir ausgegebenen Kosten abdeckt.
rap.de: Wie sind die Verkäufe bisher gelaufen?
Peter Fox: Gut.
rap.de: Das heißt, du hast an der Platte jetzt auch schon wieder verdient?
Peter Fox: Ich bin jetzt nicht so der Geschäftsfuchs und mir das auszurechnen, habe ich noch nicht geschafft. Aber ich würde jetzt sagen, nein, habe ich nicht. Wir machen ja auch drei Videos und ich weiß nicht wie viel, aber wir müssen auf jeden Fall noch mehr als jetzt verkaufen, um an der Platte zu verdienen. Andererseits gibt es ja auch Geld von der GEMA, aber mir ist es zu blöd, das jetzt auszurechnen. Ich mache lieber was so gut wie ich kann und am Ende erzählt mir dann jemand, dass ich was damit verdient habe.
rap.de: Glaubst du, dass du ein Erfolgstyp bist?
Peter Fox: Absolut! Nee, wie? Was meinst du damit? (lacht)
rap.de: Na ja, es gibt ja so Leute, die sagen „Das, was ich anfasse, klappt!“
Peter Fox: Also, im musikalischen Bereich hatte ich Glück, seitdem ich das mit Seeed angefangen habe. Aber früher im Posaunenchor auf dem Steglitzer Straßenfest gab es auch mal Scheißzeiten. Oder mit der Schülerband – ich mach das ja auch schon länger, als seit der Zeit, seit der ich bekannt bin. Ich bin ja nicht mit 18 berühmt geworden und habe nie etwas anderes als Erfolg gekannt.
Peter Fox: Ich weiß schon, was du meinst, aber es gibt ja Langeweile und Langeweile. Man braucht schon einen Antrieb, weil es ja auch Arbeit ist und zwar nicht zu knapp, wenn man es denn ernst meint. Ich meine, jeder füllt sein Loch, jeder versucht, sein Leben interessant zu gestalten. Manche haben vielleicht auch gar kein Loch, das sie füllen müssen, und haben dann auch keinen Antrieb, irgendwelche krassen Sachen zu machen, sondern sitzen im Schneidersitz auf dem Rasen und sind glücklich. Das bewundere ich auch, aber dazu gehöre ich nicht und die Vorstadtbands aus England vielleicht auch nicht, von denen du eben gesprochen hast.
rap.de: Deine Platte "Stadtaffe“ hat etwas Gehetztes und Getriebenes, wie zum Beispiel "Alles Neu“, wo man das Gefühl hat, dass du gar nicht zur Ruhe kommst. Spiegelt sich das auch so in deinem Leben wieder?
Peter Fox: Ja, das ist auf jeden Fall ein Teil von mir. Das produktiv sein macht ja auch Spaß. Da ist dann was fertig und ich habe schon wieder Bock auf tausend neue Sachen. Das ist dann nicht nur so ein hetzendes getrieben sein, sondern es ist ja auch ein geiles Gefühl, ein Knöpfchen drücken zu können und dann passiert irgendwas. Das ist was, was man auch einfach macht, weil es Spaß macht und weil man mit Leuten zusammenarbeitet und es einfach auch ein Schiff gibt, auf dem man zusammen fahren kann. Irgendwann ist das natürlich mal vorbei, aber es ist ja auch ein positives getrieben sein. Es gibt aber auf jeden Fall auch den Tritt in den Arsch, auf den ich manchmal gerne verzichten würde.
rap.de: Der aber aus dir selber kommt?
Peter Fox: Ich weiß nicht so genau, wo der herkommt.
Peter Fox: Ja, wobei ich in dem Haus am See auch ein Studio im Keller haben würde und alle müssten dann vorbeikommen und mit mir da auch was Geiles machen. Ich würde da dann auch nicht nur angeln, aber alles irgendwann mal so ein bisschen entspannter anzugehen, ist auf jeden Fall erstrebenswert.
Peter Fox: Sprache an sich hat sich ja so entwickelt, dass man was ausdrücken will und dafür Bilder benutzt. "Stein“ ist ein schön knackiges, kurzes, gut klingendes deutsches Wort – aber was wirklich schon fast lächerlich oft vorkommt auf der Platte ist der Hund. Ich glaube in jedem zweiten Song kommt was mit Hunden vor, deswegen hatte ich sogar überlegt, ob ich das Album "Hunde, Tauben, Stadtaffen" nennen soll, um so eine Flucht nach vorne anzutreten, damit keiner einem im Nachhinein sagen kann "Hunde kommen ja ganz schön oft vor“. Aber das wär irgendwie auch Quatsch und ausserdem ein viel zu komplizierter Album-Titel.
Peter Fox: Das mit den Affen ist wirklich aus allen Richtungen gekommen und hat sich am Ende so ergeben, dass alles so zusammenpasste. Es gab einen Song namens "Stadtaffe", der auf einem Beat war, der Dschungelsounds hatte und so ein bisschen uga-aga-mäßig ist. Da war dann dieses Bild von diesem traurigen King Kong, der mit stinkendem Pelz durch die Stadt latscht.
Das 2. ausschlaggebende Ding war das Orchester mit den Affenmasken. Erst fürs Foto, dann für das erste Video. Ein Orchster sollte unbedingt den Sound des Albums repräsentieren, aber eigentlich sehen so 30 klassische Musiker mit ihren Frisuren und Brillen im Frack nicht soo endcool aus. Aber in Affenmasken rockt´s total !
Wir haben dann im Internet nach Masken gesucht und da habe ich irgendwann diese Glatzenmasken mit den Ohren gefunden und die fand ich so geil, weil es egal, was man mit denen gemacht hat, einfach gebombt hat. Mit denen haben wir dann auch diese MTV-Spots gedreht, wo wir einen Tag durch Berlin gehonkt sind. Wir hatten Narrenfreiheit mit den Affenmasken auf und es macht auch Bock mit denen abzuspasten.
rap.de: Du hast scheinbar einen großen Anteil an den Videos.
Peter Fox: Ja, komplett. Vom Entwurf bis zur Realisierung mit Unterstützung von Daniel Harder, der auch bei den meisten Seeed-Clips immer Regie gemacht hat. Jetzt übernehme ich das mehr und mehr selbst, aber er macht immer noch mit, weil er sehr viel Erfahrung hat. Die Videos machen ist etwas, das mir seit Seeedzeiten schon sehr viel Spaß macht, in dem ich mich austobe und in das ich viel Arbeit stecke.
rap.de: Wäre das was für dich? Videos für andere Künstler entwerfen?
Peter Fox: Eigentlich schon. Da hätte ich Bock drauf, vor allem weil es ein kurzes und überschaubares Projekt ist. Man geht nicht ein, zwei Jahre lang ins Studio wie beim Album, von daher fände ich das schon mal ganz cool. Problem ist aber das Budget. Um geile Sachen zu machen braucht man Geld, was die meisten Künstler nicht mehr haben. Auch wenn viele meinen "Ey Mann, mit einer richtig guten Idee kann man auch mit wenig Budget was Geiles machen.“ Dann kommen sie immer mit dem Fatboy Slim-Video, in dem er diese RentnerTanzgruppe im Supermarkt filmt. Was die Leute da aber vergessen ist, dass er ein DJ ist, der sich nicht als Künstler darstellen muss, bzw ohne Vocals muss natürlich auch keiner den Text performen. Man kann auch mit 15.000 was Geiles machen, aber der Spielraum wäre bei 50.000 natürlich größer.
rap.de: Bleiben wir mal beim Thema Geld. Was kostet so eine Platte in der Produktion?
Peter Fox: Das kann ich dir nicht sagen, ich kann dir nur sagen wie viel meine Platte gekostet hat und die hätte man auch teurer machen können. Es ist dann bei 150.000 Euro ungefähr geblieben.
rap.de: Ich habe gelesen, du hast Drums in Frankreich aufnehmen lassen? Warum fährt man da nach Frankreich?
Peter Fox: Weil es bockt ! Weil es cool ist, mal nicht in Berlin zu sein. Keiner stört, Handy klingelt nicht. Man ist total konzentriert. Wir haben aber nicht nur die Drums aufgenommen, sondern wir haben da die Grundlagen für 30 Instrumentals gelegt, auf denen das Album basiert. Wir haben die ganzen Beatgerüste mitgenommen, ruffe Diktiergerät-Ideen etc, und haben dann da – Zack – die Drums aufgenommen. Dafür braucht man nämlich gute Räumlichkeiten und gute Mikrofone und ausserdem gab es in dem Studio genügend Platz und Räume, dass Illvibe, Monk und ich an verschiedenen Stationen parallel arbeiten konnten. Außerdem geiles Wetter und nicht in Berlin. Hätte man NATÜRLICH auch in Kreuzberg im Keller machen können. Ist aber nicht so geil !
rap.de: Dafür haben wir volles Verständnis. Bist du da Perfektionist?
Peter Fox: Auf jeden Fall. Vor allem, weil ich weiß, dass ich das nächste halbe Jahr dann in meiner Butze in Kreuzberg am Computer hängen werde, dann kann man sich doch die dreiwöchige Studiosession in Südfrankreich gönnen. Es ist ja nicht so, dass ich nur auf einem Penthousedach mit Pool sitze und meine Texte schreibe, aber der Luxus am Anfang sollte sein.
rap.de: Dann sei es dir gegönnt. Vielen Dank.