Blokkmonsta & Uzi

Einem Großteil der Raphörer wurde der Name "Hirntot Records" wohl erst dann ein Begriff, als Blokkmonsta, Uzi und Schwartz nach einer Studiointernen Razzia vor Gericht gestellt und in Teilen wegen ihrer doch recht expliziten und Gewalt darstellenden Texte verurteilt wurden. Wie weit dürfen Musiker in ihren Texten gehen? Bei Hirntot Records wurde diese Frage sogar vor Gericht geklärt – ein Präzedenzfall für die deutsche Rapszene. Das haben wir uns zum Anlass genommen, der Thematik "Kunstfreiheit" mal genauer auf den Zahn zu fühlen, außerdem haben uns Blokkmonsta und Uzi noch einmal aus eigener Sicht erzählt, wie es ist, wenn plötzlich das SEK vor der Tür steht.

rap.de: Im letzten Jahr seid ihr wegen dieser Razzia-Geschichte sehr durch die Medien gegangen. Wie ist das Ganze aus eurer Sicht abgelaufen?

Uzi: Wer soll anfangen?

Blokkmonsta: Mach du erst deine Sicht, dann kommt das Krasse.

Uzi: Ok, also wie es bei mir abgelaufen ist? Ich glaube um halb Vier sind die bei mir eingeritten, haben erst mal die ganze Wohnung auf den Kopf gestellt und alles durchwühlt. Eigentlich sollte ich denen die Sachen geben, aber ich habe die nicht schnell genug gefunden.

rap.de: Was haben die gesucht? Computerdateien, CDs…?

Uzi: Den Computer haben die sowieso mitgenommen. Die haben halt CDs gesucht, die weiße Sturmmaske und Waffen. Nachdem die alles hatten, was sie wollten, haben die mich verhaftet, mich auf’s Revier zu dieser Kennung gebracht und dann freigelassen. Das hat insgesamt sechs Stunden gedauert.

rap.de: Und wie sind die auf euch gekommen? Ihr wart ja nicht so wahnsinnig medienpräsent, sondern habt mehr im Untergrund stattgefunden.

Uzi: Ich glaube die eine Anzeige war von der BPJM.

Blokkmonsta: Die lag schon ein Jahr zurück. 2006 haben wir einen Brief von der BPJM bekommen, die wissen wollten, was diese „Erster Mai Steinschlag“-EP ist. Wir haben denen einen frechen Brief zurück geschrieben und gesagt, dass wir nichts damit zu tun haben und die uns mal nicht beleidigen sollen.

rap.de: Das haben sie euch dann irgendwie nicht so geglaubt.

Blokkmonsta: Ja, ich glaube, die waren ein bisschen sauer. Dann wollten sie unser Postfach ermitteln, da haben sie aber auch verkackt und es ist nichts bei raus gekommen. Dann waren wir bei Spiegel TV mit Kaisa, Abu und Skinny und da sind sie dann erst richtig aufmerksam auf uns geworden. Auch weil wir in den Videos immer schön mit Waffen, AK und so, posiert haben.

rap.de: Dann kam das aber alles ja nicht so überraschend und ihr hättet eigentlich damit rechnen können, oder?

Blokkmonsta: Spiegel TV ist ja eigentlich unter dem Vorwand gekommen, was über Gangs und Kieze zu machen. Dabei ist denen dann eine Rockergang abgesprungen und die haben uns dann dazwischen geschoben. Im Beitrag ging es dann auch eher darum, dass wir Leuten von der Straße die Perspektive bieten, Musik zu machen anstatt auf die Straße zu gehen und Blödsinn zu machen. Was ja eigentlich positiv ist, auch wenn man harte Texte macht, denn das ist meiner Meinung nach Kunstfreiheit. Wir haben eben vielen Leuten die Möglichkeit gegeben, bei uns aufzunehmen und lieber so Geld zu machen. Im Beitrag haben die das alles irgendwie verdreht und behauptet, dass wir Gangsterrapper und Drogendealer seien.

Uzi: Das mit den Waffen war aber glaube ich durch Ermittlungen. Am Anfang kannten sie nur dieses Politikerlied und haben dann durch Recherchen im Internet das Lied „Meine AK“ gefunden.

rap.de: Was waren da die konkreten Vorwürfe euch gegenüber?

Uzi: Volksverhetzung, Gewaltdarstellung, Beleidigung, Bedrohung, Brandstiftung…

rap.de: Also war das so eine Sammelklage?

Uzi: Ja, am Ende waren das acht Anzeigen, die in einem Prozess verhandelt worden sind.

rap.de: Es werden, zumindest von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien, immer konkret die Zeilen genannt, an denen die sich dann aufhängen. Wisst ihr noch, was es bei euch war?

Blokkmonsta: Oh, Entschuldigung, wenn ich dich jetzt unterbreche, aber die Frage davor war ja eigentlich, wie wir das damals erlebt haben. Das war jetzt aber nur seine Geschichte. Soll ich da auch noch mal…?

rap.de: Natürlich! Gerne auch ausführlich.

Blokkmonsta: Ich glaube nämlich, dass das die Leute auch interessiert.

rap.de: Eigeninitiative. Sehr gut.

Blokkmonsta: An dem Tag, wo das passiert ist, hatten wir eigentlich geplant, mit Smoky ein Covershooting zu machen für „Zu Hart Für Den Markt“ und die scheinen uns auf jeden Fall schon vorher für einen längeren Zeitraum abgehört zu haben. Die hatten auch richtige, ausgedruckte Fotos von uns, die sie dann später mit uns verglichen haben. Eigentlich hatten wir geplant, zwei Statisten Strapsen anzuziehen, ihnen eine Knarre in den Mund zu drücken und im Hintegrrund diese Regenbogenflaggen zu verbrennen. Man muss ja provozieren heutzutage um aufzufallen.

rap.de: Ja gut, da kommen wir dann nachher noch mal drauf zurück. Erzähl mal weiter.

Blokkmonsta: Auf jeden Fall war das dann soweit alles abgeklärt. Wir sollten uns am Priesterweg treffen und Smoky sollte da auf uns warten. Wir sind mit dem Taxi dahin gefahren und es kam mir schon komisch vor, weil der Taxifahrer uns die ganze Zeit im Rückspiegel angeguckt, als hätte er schon was gewusst. Auf jeden Fall kamen wir dann am Priesterweg an und ich habe noch zu meinem Kumpel Arno, der die Fotos schießen sollte, gesagt „Scheiße, stell dir mal vor, jetzt kommt die Polizei und durchsucht uns!“. Ich hatte eine Mac11 dabei, diese Maschinenpistole. Keine Echte, nur so fürs Cover. Wir kommen also am Priesterweg an, die Taxitür geht auf und ich kriege erst mal so ein Ding ins Gesicht. Die werfen mich auf den Boden und kommen von allen Seiten angerannt. Ich habe nur noch Geschrei gehört. Ein SEK-Team war da und hat ihre Maschinenpistolen auf uns gerichtet. Auf einmal fesseln die mich, ziehen mir einen Sack über den Kopf und auf einmal merke ich nur noch Schläge und Tritte von allen Seiten. Ich war total geschockt und habe die ganze Zeit gesagt, dass ich keinen Widerstand leiste und die mal nicht übertreiben sollen. Die meinten aber nur „Monsterbacke, halt den Mund jetzt!“ und haben meinen Kopf weiter auf den Asphalt geknallt. Die hatten mir auch bewusst was über den Kopf gezogen, damit ich nicht sehe, welcher von den Polizisten mich schlägt. Als sie mir das dann wieder abgenommen hatten, habe ich gesehen, dass auch alle anderen gefesselt waren und ich dachte mir nur „Scheiße, was ist denn jetzt los?“. Irgendwann haben sie dann meine Personalien aufgenommen und mich mit dem Steckbrief verglichen. Dann kam Smoky, wie immer zu spät, sieht nur, dass die Polizei da ist, will sich wieder umdrehen und dann sehen die ihn, rennen alle zu ihm hin und nehmen ihn auch fest. Als wir im Auto saßen, haben sie sich dann daneben noch darüber amüsiert, wie sie mich geschlagen haben. Ich war total schockiert, alleine schon, dass das so passiert ist, weil es im Endeffekt ja auch nur Musik ist. Wenn jemand irgendeinen krassen Film raus bringt, bei dem es um einen Banküberfall geht, werden die auf dem Cover auch mit irgendwelchen Waffen posieren und nicht mit Blumensträußen. Dann haben sie natürlich die Wohnung und das Studio durchsucht und alles verwüstet. Die haben alles mitgenommen und danach mit Absicht Mülleimer in der Wohnung ausgeleert, Pizzareste verteilt, Kabel aus der Wand gerissen – die hatten schon einen richtigen Hass auf uns. Der Eine wirft eine Kiste mit hundert CDs zu dem anderen und sagt „Hier, fang mal!“ und der geht einen Schritt weg, damit alles auf den Boden fällt und kaputt geht. Ich saß die ganze Zeit mit Handschellen gefesselt auf einem Stuhl, neben mir zwei SEK-Beamte.

rap.de: Hattet ihr das Gefühl, dass ihr provoziert wurdet?

Blokkmonsta: Ja, auf jeden Fall. Die waren sicher sauer wegen dem Polizei-Track und das verstehe ich auch, aber die vertreten das Gesetz und können nicht im gleichen Atemzug gegen das Gesetz handeln. Die haben uns provoziert, die wollten unbedingt, dass ich nur ein falsches Wort sage. Das hätten die nicht machen dürfen. Später haben sie mich auch in einen kleinen Raum gesteckt, der angeblich neu gestrichen war. Alle SEK-Beamten kamen rein und haben sich um mich gestellt und mich beleidigt. Ob ich ne Schwuchtel wäre, ob ich zum Christopher Street Day gehe, ob wir Rapper alle schwul sind und uns gegenseitig einen blasen. Die waren da alle richtig schwulenfeindlich und da habe ich mir dann auch gedacht: „Einerseits gehen die G-Hot verhaften und machen da so einen großen Aufriss, weil der einmal was in einem Text gegen Schwule gesagt hat, andererseits stellen die sich dann in einen Raum und sagen solche Sachen.“ Da stimmt doch was nicht.

rap.de: Und nachdem eure gesamten Sachen da beschlagnahmt wurden, kamen die Anklagen?

Uzi: Das hat ziemlich lange gedauert. Ich glaube ein halbes Jahr, bis die Anklageschrift kam, und insgesamt dann ein Jahr.

rap.de: Was habt ihr in diesem halben Jahr gemacht? Auch weiterhin Musik?

Uzi: Wir waren erstmal übertrieben schockiert. Ich habe auch erstmal nur noch Features gemacht, keine Alben mehr.

Blokkmonsta: (lacht) Er hat gesagt, er hört auf mit Musik. Wir waren wirklich eingeschüchtert. Ich meine, wenn man mal so einen SEK-Einsatz miterlebt hat – das ist kein Spiel oder so. Die wissen ja auch nicht, womit sie es zu tun haben. Die sehen nur, dass wir Waffen haben und dann gehen die etwas härter ran, weil man ja nie weiß, was passiert. Aber hätten die vorher ihre Hausaufgaben richtig gemacht, hätten die mal richtig ermittelt, dann hätten die gewusst, dass das nur ein Image ist. Im Nachhinein haben wir dann mitgekriegt, dass die uns ein halbes Jahr lang verfolgt und observiert haben. Die sind uns mit Autos hinterher gefahren und haben unsere Telefone abgehört. Nachdem jetzt die Verhandlung zu Ende war, haben dreißig Leute Nachrichten von der Staatsanwaltschaft bekommen, dass die Abhörmaßnahmen gegen uns auf ihren Handys eingestellt worden sind.

Uzi: Das waren ja alle, mit denen du Kontakt hattest.

Blokkmonsta: Ja, genau. Einer hatte mich nur mal angerufen, weil er irgendein PC-Problem hatte, und der wurde dann auch direkt einen Monat lang abgehört. Eigentlich hätten die allein durch die Telefonate schon wissen müssen, dass das alles Image ist.

rap.de: Hat euch das überrascht, dass ihr da so ernst genommen wurdet?

Uzi: Ja, eigentlich schon beziehungsweise, dass so maßlos übertrieben wurde.

Blokkmonsta: Wir haben auch in Interviews davor auch schon immer gesagt, dass diese Musik nicht ernstzunehmen ist, sondern bloß eine Art Horrorfilm in Musikform ist. Die Charaktere in den Liedern haben ebenfalls nichts mit uns als Menschen zu tun. Wir sind ganz normale Menschen. Ganz normale Atzen, wir wollen auch nur unsere Ruhe haben und feiern. Man muß Berufliches und Privates zu trennen wissen. Ich vertrete privat nicht die Ansichten die in unseren Tracks zu finden sind. Wenn ich wirklich Leute umbringen wollte, dann würde ich jetzt nicht hier sitzen.

rap.de: Es sind gerappte Filmszenen sozusagen..

Blokkmonsta: Ja, genau.    

rap.de: Aber glaubt ihr dann, dass es jeder versteht, der eure Musik hört?

Blokkmonsta: Wenn jemand die Original-CD kauft und im Booklet die Texte liest, dann ja. Wir haben darin ja auch einen Disclaimer, der erläutert, dass wir uns von den Texten distanzieren.

Uzi: Die Texte sind ja auch so überzogen und übertrieben, dass es nun wirklich niemand wirklich ernst nehmen kann.

Blokkmonsta: Ich meine, wenn ich rappe, dass ich schon 100 Menschen abgeschlachtet habe und immer noch in Tempelhof wohne und jeden Tag da chille, dann sollte doch wirklich jeder verstehen, dass alles rein fiktiv ist. Als ob ich jetzt jedem, der mir dumm kommt, den Hals durchschneide und seine Körperteile in den Fluss werfe. Das ist doch wirklich überzogen.
Das gibt es doch gar nicht. Bring doch mal in Deutschland jemanden um – du wirst sofort verhaftet.

rap.de: Wie seid ihr denn dazu gekommen, euch eben diese Inhalte vorzunehmen? Es gibt Leute, die sind im Ghetto aufgewachsen und machen daher Gangsterrap. Ihr macht Horrorrap. Wie kam es dazu? Und warum diese Thematik in Kombination mit Rapmusik?

Uzi: Bei mir war es so, dass ich schon immer gerne Horror- und Splatterfilme geguckt habe. Mit fünf habe ich das erste Mal "Gesichter des Todes“ gesehen.

rap.de: Glaubst du, dass es dir geschadet hat?

Uzi: Nein, das denke ich nicht. Auf jeden Fall habe ich aber angefangen Insane Clown Posse zu hören und andere amerikanische Splatterrap Sachen, die mich dazu angeregt haben, solche Musik zu machen.

rap.de: Seid ihr in erster Linie Rap-Fans oder Horror-Fans?

Blokkmonsta: Ich höre fast ausschließlich US-Rap, vorzugsweise Westcoast- und Südstaaten-Sachen. Diese Sachen höre ich schon, seitdem ich klein bin. Ich habe auch gar keine Zeit, Deutschrap zu hören, außer von den Leuten, mit denen wir zusammenarbeiten.

Uzi: Ich höre kaum noch Rap. Wenn dann eher Polnischen und sonst Heavy Metal.

rap.de: Warum rappt ihr dann? Wäre die Thematik nicht auch im Bereich Death Metal einfacher durchzusetzen?

Blokkmonsta: Es wäre vielleicht passender. Eisregen machen das ja auch so. Wir hatten ja auch mal so ein Projekt vor und haben auch schon ein Metal Album produziert, aber nach der Beschlagnahmung der PCs war alles weg. Ich habe mir schon damals die Sachen von Kaisa angehört und so was wie "Das Massengrab“  hat mich fasziniert. 1997 habe ich schon versucht, das was 19:34  in Amerika gemacht hat, nachzumachen. Auch auf Englisch, aber das war alles Kinderkacke. In Deutschland gab es so was halt nicht, Abschlachten, Familien auslöschen… Das gab es nicht. Kaisa hat sich am Ende in eine andere Richtung geändert und das, was Basstard gemacht hat, war ja wirklich Horrorrap. Irgendwelche Fantasy- und  Geistergeschichten erzählen. Wir wollen eher die menschliche Psyche zeigen, dass es Leute gibt, die wirklich so drauf sind. Die in ein Haus reingehen und eine ganze Familie abschlachten, nur weil sie Stimmen hören, die ihnen so etwas befehlen. Das ist eine Marktlücke in Deutschland.

rap.de: Ihr wollt also mehr die psychologische Seite aufarbeiten?

Uzi: Das könnte man so sagen.

rap.de: Fühlt ihr euch als Künstler manchmal missverstanden, weil es bei den meisten Leuten ganz anders ankommt?

Blokkmonsta: Es kommt nur beim Staat falsch an weil dieser es auch mit Absicht falsch annimmt. Der Staat sucht einen Sündenbock, weil er in anderen Gebieten versagt. Computerspiele sind als Sündenbock bereits ausgeschöpft, also pickt man das nächste Feld – Musik. Warum er das macht, weiß ich nicht, denn unsere Fans schreiben uns oft Emails, in denen sie uns beteuern, wie unsere Musik ihnen dabei hilft Aggressionen abzubauen. Wenn die sauer sind, hören die unsere Musik, genau so wie Metal. Das reagiert ja auch ab. Da aber nicht jeder Metal hört, sondern lieber Hip Hop, bieten wir eine gute Alternative zum Rausgehen, sich prügeln oder sonstiges. Und wie gesagt: Die Emails, die ich bekomme, bestätigen mich darin, weiterzumachen.

rap.de: Seht ihr euch als richtige richtige Hip Hop-Künstler, die in dem Sinne auch Wert darauf legen, dass es Flow-technisch, Doppelreim-technisch anspruchsvoll ist oder fokussiert es sich bei euch ausschließlich auf die Aussage?

Blokkmonsta: Hast du unsere Musik schon mal gehört?

rap.de: Natürlich.

Blokkmonsta: Hast du darin irgendwelche Doppelreime gefunden?

rap.de: Nein, deswegen frage ich ja. Könnt ihr nicht oder wollt ihr nicht?

Blokkmonsta: Ich sag mal so, ich habe für viele bekannte Leute produziert in Deutschland. Nicht nur produziert, ich habe auch als Ghostwriter fungiert für viele, deren Namen natürlich ungenannt bleiben, denn sonst wären die ein bisschen angefickt, aber da habe ich die Texte gut auf die angepasst. Da hat man dann in den Kritiken Sachen gelesen wie "Woah, krasse Lyrics und Reime", aber bei uns passt das nun mal nicht. In dem Sinne legen wir keinen Wert darauf.
Wenn ich rappe, ist meine Stimme beim Einrappen schon so verstellt, da kannst du nicht auf einmal triplen und Doppelreime einwerfen. Hier geht es wirklich rein um den Inhalt. Ich muß auch gar nicht reimen denn es kann auch wie ein Hörbuch aufgebaut sein. Wenn du dich für das Thema interessierst oder dafür, wie genau jetzt die und die Familie abgeschlachtet wurde, dann hörst du dem auch genau zu. Du hörst der Story zu, der fiesen Stimme, die den Hass deutlich rüberbringt. Da braucht man nicht irgendwelche Doppelreime, um den Sinn zu erklären.

rap.de: Was habt ihr denn da so für Fans? Sind das Leute, die hauptsächlich auch Rap hören, oder habt ihr Fans, die sich genauso wenig stilistisch festlegen wollen wie ihr?

Uzi: Ich weiß, dass viele Leute aus der Metalszene unsere Musik hören oder generell Leute, die keinen Hip Hop hören. Wir kriegen bei Myspace viele Anfragen von Gothic-Leuten, die uns auch schreiben, dass sie eigentlich gar keinen Rap hören, aber wir die Ausnahme für sie bilden. Die Leute sind auch von 14-40 Jahre alt. Oder die Mütter von Fans schreiben uns, dass sie uns auch mögen oder so. Alle möglichen Leute finden es gut. Viele finden es auch scheiße aber auf die kann man sich ja nicht konzentrieren!

rap.de: Was ist das Hauptargument der Leute, die euch scheiße finden?

Blokkmonsta: Das wir kein Hip Hop sind. Keine Reime, kein Flow, die reden ja nur übers Abschlachten und so was. Wir bringen keine Message rüber und so, aber genau das wollen wir ja nicht. Es gibt ein paar Sachen, die auch Message haben, aber größtenteils geht es schon einfach um die Splatterseite.

rap.de: Kommen wir zum Thema Jugendschutz noch mal zurück. Ihr habt ja jetzt eure Musik auch mit Filmen verglichen, bei denen es ja sehr wohl auch Altersrichtlinien gibt. Glaubt ihr, eure Musik bräuchte auch eine? Wäre es sinnvoll so was durchzusetzen?

Blokkmonsta: Wer setzt das denn durch? Wenn ich auf die CD drauf schreibe „Ab 18“ steht es bei Media Markt oder so nur rum, denn es gibt keine "Ab 18"-Abteilung für Musik oder generell keine FSK für Musik. Selbst wenn ich es selber darauf schreiben würde, könnte es sich rein rechtlich trotzdem ein 10-Jähriger kaufen. Es bewirkt also nichts.

rap.de: Seid ihr der Meinung, man sollte so was durchsetzen?

Blokkmonsta: Das wär das Beste! Dann würde ich auf jede CD draufschreiben, dass sie ab 18 ist. Es wäre mir dann auch egal, ob die jüngeren Fans die CD nicht mehr im Großhandel kaufen können. Dann hätten wir auch echt kein Problem mehr. Andererseits macht eine Indizierung das Produkt attraktiver auch für Leute, die gar nicht in unserem Fankreis sind.. Es gibt ja sogar Leute, die indizierte Sachen sammeln wegen dem Marktwert. Demnach schadet sich der Staat durch eine Indizierungdie selbst.

rap.de: Lenken wir mal von euch weg. Wo hört allgemein Künstlerfreiheit auf?

Blokkmonsta: Bei rechtsradikalen Texten, Nazi-Scheiße…

rap.de: Wobei die Medien euch da schon in die rechte Sparte eingeordnet haben. In der Anklage war ja auch Volksverhetzung mit drin, oder?

Uzi: Ja, richtig. Irgendjemand hat da mal so was geschrieben ,aber wir hatten Volkverhetzung als Anklagepunkt, weil wir was gegen Bullen gesagt haben und die Polizei als Volksgruppe gilt. Deutsche zählen nicht als Volksgruppe, aber Polizei schon. Hat keiner verstanden. Aber unsererseits hat das nichts mit Rechtsextremismus zu tun.

rap.de: Ihr meint, man sollte rechtsradikale Texte verbieten, aber findet ihr nicht, dass homophobe Texte genau so gegen eine bestimmte Gruppe Menschen gerichtet ist und deshalb auch verboten gehören?

Blokkmonsta und Uzi: Nein.

rap.de: Warum nicht? Das ist doch genau das gleiche.

Blokkmonsta: Nein. Schwul sagt jeder. Das wird als Schimpfwort verwendet, genau wie Wichser, Arschloch und so. Geh mal auf die Strasse und hör mal wie oft jemand schwul sagt! Ich wette du hast in deinem Leben schon hundert mal schwul gesagt. Das ist halt Umgangssprache, unsere Sprache. Nigger oder Polacke ist dagegen die Umgangssprache von Nazis und Rassisten. Wenn ein Schwarzer sich selber Nigger nennt ist das natürlich was anderes, und es gibt sicher auch Schwule die sich selber Schwuchteln nennen.

rap.de: Aber ihr wolltet ein Albumcover machen, auf dem ihr zeigt, wie ihr knienden Männern in Strapsen Waffen in den Mund steckt. Es ist doch egal, ob ich das oder einen Ausländer zeige. Ich zeige einen Menschen, der niemandem etwas angetan hat.

Blokkmonsta: Das Ding ist, das Album hieß "Zu Hart Für Den Markt", also mussten wir etwas machen, was zu hart ist.

rap.de: Du scheinst jedoch etwas gegen Homosexuelle zu haben, da du auch meinst es gehöre verboten.

Blokkmonsta: Ich hab nichts gegen Schwule, sind ja auch Menschen wie ich und du. Aber was die machen find ich halt übertrieben ekelhaft, und wenn ich an sowas nur denke muss ich schon kotzen. Können die ja machen wie sie wollen, aber ich will davon nichts mitkriegen.

Uzi: Wir haben Probleme mit Homosexualität, wir wurden so aufgezogen, keine Ahnung. Das ist einfach so. Das liegt, denke ich, auch an der Erziehung.

rap.de: Aber du hast ja einen Kopf und die Chance, dir selber Dinge beizubringen oder sie zu hinterfragen. Warum ist die Hemmschwelle davor, was gegen Schwule zu sagen soviel kleiner, als die, was gegen Ausländer zu sagen?

Uzi: Weil wir unter Ausländern aufgewachsen sind. Das sind unsere Freunde und alles.

rap.de: Wenn du unter Schwulen aufgewachsen wärst, hättest du das Problem nicht?

Blokkmonsta: Ich wäre nie unter Schwulen aufgewachsen! Man kann auch im Raum stehen lassen, ob es anders wäre, wenn ich es kennen würde, denn ich will es weder kennen noch will ich es kennenlernen.

rap.de: Aber kann man es nicht einfach akzeptieren?

Blokkmonsta: Ich akzeptiere sie. Ich habe noch nie Musik gegen Schwule gemacht. Außer dem geplanten Cover haben wir nie was anti-homosexuelles gemacht oder gesagt. Es ging nur um das Cover, welches nun mal aus der Reihe tanzen sollte. Ich würde mich nie irgendwo hinstellen und eine anti-schwule Einstellung vertreten. Da wirst du direkt gefickt.

rap.de: Sämtliche Vorwürfe eurer Musik gegenüber sind also nicht wirklich gerechtfertigt?

Blokkmonsta: Die Todesdrohung Monika Griefhan gegenüber schon. Da bin ich jetzt reif genug, dass ich das einsehen kann, weil das war 2005 und damals haben wir uns auch nur hingesetzt und einen Track gegen die BPJM gemacht, ohne viel nachzudenken. Wir waren einfach angepisst.

Uzi: Wir haben 10 Minuten für den Track gebraucht und er war nur im Internet zum Download parat. Das auch nur für zwei Monate und dann haben wir den selber rausgeholt weil er zu krass war.

Blokkmonsta: Aber da hatten die Fans ihn schon längst bei Youtube hochgeladen und so sind die auch erst auf uns aufmerksam geworden. In der Anhörung haben sie uns so viele Profile gezeigt und uns gefragt, ob wir das sind aber das waren alles irgendwelche Fans. Diesen Anklagepunkt habe ich verstanden aber dass die mit SEK kamen war zu hart. Vergewaltiger, Pädophile, Irre, all die kriegen Bewährungsstrafen, aber mit SEK auf Künstler losgehen. Die Waage wird da nicht gehalten, es gibt für andere immer Ausreden. Schlechtes Umfeld, schwere Kindheit, was weiß ich. Aber wir sagen nur etwas, drücken es in Musikform aus und werden angeklagt.

rap.de: Geht ihr jetzt anders ans Musikmachen ran?

Uzi: Nicht mehr diese krasse Gewaltschiene. Ich hab keinen Bock wegen Rap im Knast zu landen. Ab jetzt laufen wir nur noch an der Grenze lang, statt sie zu übertreten.

Blokkmonsta: "Im Fadenkreuz" haben wir inhaltlich vom Anwalt prüfen lassen, damit es keine Probleme gibt.

rap.de: Wo genau werden Texte kritisch?

Blokkmonsta: In einem Track sage ich, dass der Staatsanwalt uns gewisse Dinge antun wollte. Da zum Beispiel musste ich es ändern, da es sonst wieder böse Behauptungen wären. Bei so was muss man echt aufpassen.

rap.de: Wie nehmen eure Fans die softere CD jetzt auf?

Uzi: Überraschend gut. Sie sagen, das wäre die beste CD, die wir je gemacht haben.

Blokkmonsta: Ich habe ja auch im Vorfeld angekündigt, dass Gewaltdarstellungen hier ausfallen werden, weil dieses Thema es ja gar nicht zulässt. Wir wollten was zum Thema Kunstfreiheit machen und da hätte es nicht reingepasst. Die CD ist nicht soft, sie erzählt von harten Sachen, aber harte Sachen, die UNS passiert sind und keine ausgedachten Szenarien.
Die Fans wussten, was auf sie zukommt, sie waren gespannt und unsicher aber im Nachhinein haben sie es gefeiert.

rap.de: Ihr habt ein Lied namens "Hurensöhne In Der Szene" und im Pressetext stand, dass damit mit der konservativ-dogmatischen Szene abgerechnet wird.

Blokkmonsta: Bei dem Track beschreibe ich, wie ich damals klein angefangen habe und keinen Namen hatte. Dann sind auf einer Seite deine Atzen, die dich unterstützen, auf der anderen Seite die, mit denen man arbeiten will, zuerst nein sagen aber Jahre später ankommen und auf einmal was von dir wollen. Sie sehen du verkaufst gut und kriechen auf einmal.

rap.de: Wieviel verkauft ihr so? Ich meine, eure Musik ist schon ein Sparten-Ding, oder?

Blokkmonsta: Wir sind mit Kaisa und Frauenarzt Top-Ranker bei Distributionz. Da kann niemand mithalten.

rap.de: Ihr bringt eine gleichnamige DVD raus. Was erwartet uns da?

Blokkmonsta: Es wird eine Dokumentation werden mit vielen Künstlern, die auch mit Indizierung zu tun hatten. Deutsche und Amis. Wir treffen Smudo, der ja der erste war, der auf der Liste gelandet ist mit den Fanta 4 wegen dem Weihnachtslied. Wir haben Anwälte mit drauf, wir haben Journalisten, Spezialisten was den Index, BPJM und Kunstfreiheit angeht und natürlich unsere Schilderung der Geschehnisse.

rap.de: Glaubt ihr, dass ich diese ganze Sache mit der Razzia und der Anklage ein bisschen geholfen hat was eure Medienpräsenz angeht?

Uzi: Ja, die haben eigentlich gut Werbung gemacht für uns.

Blokkmonsta: Auf jedem Fernsehsender kam ja irgendein Bericht über uns. Wir waren bei Taff, bei Spiegel TV, beim RBB, bei Sat1 und RTL… Ich habe zuhause 30 Zeitungsartikel über uns und das sind noch nicht mal alle.

Uzi: Die haben genau das Gegenteil von dem erreicht, was sie wollten.

Blokkmonsta: Das einzig Gute an der Sache, auch wenn es jetzt so krasse Rückschläge gegeben hat, psychisch und businessmäßig, ist, dass sie dafür gesorgt haben, dass wir alle doch mal so ein bisschen über unser ganzes Business nachdenken. Mit gewissen Sachen haben die ja Recht, man muss schon Verantwortung übernehmen. Man muss natürlich nicht alles ändern, aber wir werden jetzt auf jeden Fall bessere Sachen rausbringen und auch mehr Message rüber bringen. Die haben uns schon einen Tritt in den Arsch damit gegeben, damit wir uns ein bisschen verbessern.

rap.de: Abschließend also einen Dank an die Medien, die euch bekannt gemacht haben?

Blokkmonsta: Danke an die ganzen komischen dpa-Medien und die ganzen Zeitschriften wie Juice und Backspin. Das sind auf jeden Fall sehr krasse Hurensöhne. In den ganzen Zeitungen war immer nur deren Sicht. Was die falsch ermittelt haben, was die falsch von den dpa-Medien kopiert haben und daraus haben die dann ihre Story gemacht.

rap.de: Was wurde denn falsch rüber gebracht?

Blokkmonsta: Die haben mir schon bei der Festnahme beim LKA gesagt „Ja, ja, da werden wir heute Abend eine schöne Pressemitteilung rausgeben, damit wir euch noch mal richtig fertig machen.“ Als ich aus der U-Haft entlassen wurde, bin ich auch erst mal ins Krankenhaus gegangen und habe mir ein Attest geholt. Dadurch, dass die mich geschlagen haben, hatte ich eine Gehirnerschütterung, Prellungen, blaue Flecken und Abschürfungen. Sonst hätte mir das ja auch niemand geglaubt, aber auf der DVD werde ich auch alle Atteste und so zeigen. Als ich dann nach Hause gekommen bin, habe ich im Internet gesehen, dass alles voll war mit diesen ganzen dpa-Meldungen davon, dass sie ein Waffenlager und eine Luger M1, eine Nazipistole, gefunden hätten. So ein Blödsinn, das gab es gar nicht! Die wissen ganz genau, was die gefunden haben. Ich musste denen jede Waffe noch beschreiben, weil die zu dumm waren, um die selber zu erkennen. Uzi, Mac11 – das sind die Standard-Waffen, die jeder kennt. Ich musste das denen sogar noch buchstabieren und dann machen die daraus eine Nazipistole. Das war auch der Grund, warum wir so ein bisschen in die rechte Ecke gedrängt wurden: weil wir angeblich Naziwaffen zuhause hatten. Spiegel TV hat auch so einen Scheiß gebracht: „Gerade auf Bewährung verurteilt, doch ihr aktuelles Interview sieht so aus“ und dann zeigen sie was auf Youtube, wo dann oben noch „2007“ steht, obwohl die Verhandlung 2008 war. Da sagen wir dann „Unsere Musik bleibt trotzdem noch so hart und wir ändern uns niemals!“ und das stellen die als neues Interview hin. Die verfälschen da doch die ganzen Tatsachen.

rap.de: Die "Fadenkreuz“-DVD stellt das dann praktisch alles klar?

Blokkmonsta: Ich habe zwei Aktenordner voll mit diesen ganzen Überwachungssachen. Die haben unsere Handys überwacht und jede SMS abgeschrieben. „Herr Soundso befindet sich zurzeit in Tempelhof in der und der Straße in der Zelle soundso, hat gerade das zu dem und dem geschrieben. Vermerk: Kann jemand das hier mal übersetzen? Kann jemand einen Dolmetscher für die und die Sprache besorgen?“ – so eine Kacke stand da drin. „Wir verfolgen Herrn Soundso diese Straße entlang. Wie immer geht er in dieses Haus rein. Morgens um Acht Uhr verlässt er das Haus wieder und ist um Acht Uhr Dreißig im Studio angekommen.“ Die haben uns wirklich richtig krass observiert, als wären wir Terroristen, und diese ganzen Sachen werde ich auf jeden Fall auf der DVD zeigen

rap.de: Fühlt ihr euch immer noch verfolgt?

Uzi: Ich schiebe schon ein bisschen Paranoia wenn ich rausgehe.

Blokkmonsta: Überkrass! Ich habe so einen Verfolgungswahn gehabt nach der ersten Razzia. Das schlimme war, ein halbes Jahr danach ging es wieder, auch weil ich eine Therapie gemacht hatte. Aber dann, einen Tag vor der Gerichtsverhandlung, kommen die noch mal rein. Dabei hatte mein Anwalt mit dem Staatsanwalt abgemacht, dass, wenn noch mal was ist, wir alles freiwillig rausrücken. Die müssen noch nicht mal was sagen, wir geben alles freiwillig raus. Dann kommen die auf einmal wieder mit dem SEK, obwohl die schon bei der ersten Durchsuchung festgestellt haben, dass die Waffen nicht echt sind und wir keine Terroristen sind. Also wurden wir wieder auf den Boden geworfen und die haben unsere Wohnung durchsucht. Da hatte ich dann wieder einen Schock fürs Leben und wieder Verfolgungswahn. Frag Uzi! Wenn ich irgendwo hingehe rufe ich ihn an und sage ihm, dass ich meine Wohnungstür abgeschlossen habe und er sich das bitte merken soll. Zehn Minuten später rufe ich wieder an und sage „Ey, habe ich meine Wohnungstür abgeschlossen? Ja? Boah nee, ich weiß nicht, ich glaube, ich gehe noch mal zurück!“. Ich denke wirklich, dass die in meine Wohnung gehen, wenn ich nicht da bin.

Uzi: Ich kriege aber auch Paranoia, wenn es klingelt und ich weiß nicht, wer da vor der Tür steht. Ich denke immer, dass es die Polizei ist.

rap.de: Ihr seid also fürs Leben geschädigt?

Blokkmonsta: Also wenn die noch ein drittes Mal kommen, dann bekomme ich einen Herzinfarkt.