Massaka36

Kaum ein anderer Bezirk in der Hauptstadt hat soviele verschiedene Gesichter wie Kreuzberg. Der wohl multikulturellste Bezirk in Berlin hat vieles zu bieten und auch in Sachen Rap bringt dieser Bezirk sehr interessante Gruppierungen ans Tageslicht. Eine von ihnen ist "Massaka36". Wir sprachen mit den zwei Rappern Murdoc und Monstar von Massaka36 über Ihr Kreuzberg,  ihr Album "Blutbeton" und dessen Bedeutung.

rap.de: Seit wann gibt es die Gruppe Massaka?

Murdoc: Massaka haben wir 2002 gegründet, aber die intensive Arbeit begann dann Mitte 2003.
rap.de: Wer gehört alles zu Massaka36?

Murdoc: Ganz Kreuzberg gehört zu Massaka, wir sind sehr viele, doch es gibt nur zwei Sprecher und das sind wir: Monstar im Gebiet 61, ich im 36er-Bereich. Somit schließt sich Kreuzberg zu 361.

         

rap.de: Wart ihr bei eurem erstes Album „36 Night Crime“ nicht noch zu dritt? War damals nicht NHT auch mal bei euch Mitglied?

Murdoc: Nein er war kein Mitglied, er war nur ein Projekt damals, was auch nur einmalig war.
rap.de: Und ihr arbeitet auch nicht mehr mit ihm zusammen?

Monstar: Nein, nicht mehr! Das wird auch in der Zukunft so bleiben.
rap.de: Euer aktuelles Album „Blutbeton“ hat einige Zeit auf sich warten lassen. Ich habe schon vor ca. 1 Jahr in Kreuzberg Sticker gesehen, die "Blutbeton" angekündigt haben. Warum hat es sich so lange verzögert?

Murdoc: Etwas Gutes braucht immer seine Zeit, aber nicht nur das war der Grund, sondern auch, dass unsere Anspüche von manchen nicht erfüllt worden sind, also kurz und knapp: Viele kamen nicht aus’m Arsch!
rap.de: Was genau meinst du damit?

Murdoc: Genauer gesagt haben wir auch auf ein gutes Angebot gewartet, was den Vertrieb des Albums anbelangte. Es gab eben ein paar Vertriebsprobleme und wir haben für dieses Album sehr, sehr viel Geld und Zeit investiert. Es war einfach viel zu wichtig für uns. Wir haben sogar viel mehr als nur Cash und Zeit in die Produktion des Albums gesteckt, in dem Album steckt auch viel Persönliches mit drin.
rap.de: Was bedeutet der Titel „Blutbeton“ für euch?

Monstar: Noch besser kann man Kreuzberg nicht beschreiben, denn die Strassen von Kreuzberg sind blutig und hart. Was hier alles passiert, dass könnte dir der Beton erzählen, hätte er doch nur einen Mund zum sprechen. Wir vergessen niemals, was alles gewesen ist und lassen alles in unserer Musik widerspiegeln. So kam der Hammertrack "Blutbeton" zustande. Es war nicht schwer, unsere Gefühle zu Kreuzberg in diesen Track und euch somit unsere Erlebnisse, in den Text zu packen und für euch da draußen wiederzugeben.

rap.de: Wer hat für das Album produziert und welche Featuregäste habt ihr auf dem Album?

Murdoc: Das Album wurde hauptsächlich von unserem Produzent Woroc produziert. In der Zukunft werdet ihr noch viel von uns und dem besten Producer Deutschlands hören. Wir von Massaka arbeiten nur mit den besten zusammen und Woroc gehört einfach zu den besten. Haltet eure Augen und vor allem eure Ohren immer geöffnet. Wir haben aber unter anderem auch Beats von DJ Ses aka. Aksit für das Album genommen.
rap.de: Wie entstand der Kontakt zu euren Featurgästen z.B. Deso Dogg oder Kaisa?

Monstar: Kaisa war schon bei unserem ersten Projekt „36 Night Crime“ dabei gewesen und da wollten wir einfach noch einmal mit ihm zusammenarbeiten. Die Zusammenarbeit mit Deso war reiner Zufall, er kam einfach ins Geschehen. Massaka arbeitet jetzt nur noch intern, also seid gespannt, wer alles im Boot von Massaka sitzt. Was wir euch schon im Vorraus sagen können: Es wird Einiges bei Massaka passieren.

      

rap.de: Wie entstand das Feature mit Ceza, der ja in der Türkei ein richtiger Rapstar ist?

Murdoc: Naja, vor einem Jahr kamen Killa Hakan und seine Crew zu uns ins Studio für eine Zusammenarbeit. So ergab sich eben diese Zusammenarbeit mit unseren Volksleuten aus Kreuzberg, die Chemie mit Ceza und natürlich auch mit dem gesamten Killa Clan stimmte einfach. So entstand eben auch der Track „Katliam“, das auch übersetzt Massaka bedeutet.
rap.de: Arbeitet ihr nach wie vor mit Killa Hakan, Ceza u.s.w. zusammen?

Murdoc: Ja, auf jeden Fall, es kommt immer zu einer Zusammenarbeit mit unserem Bruder Killa Hakan und Ceza, unserem Bruder aus Türkei/Istanbul. Seid gespannt, was euch erwartet. Mit den besten türkisch Rappern von Deutschland und der Türkei .
rap.de: Murdoc, auf dem Track „Katliam“ rappst du auf türkisch, hast du vor, in Zukunft öfter auf türkisch zu rappen?

Murdoc: Kann schon sein, mal gucken. Wenn ich Bock dazu habe! Wenn ich denke, dass mich meine Leute hier und in der Türkei verstehen sollen, rappe ich eben auf türkisch. „Katliam“ war ja auch mein erster Track, bei dem ich auf türkisch rappe. Das musste einfach so sein, da ich ja mit Türkischrappern auf dem Track bin. Wenn Massaka türkisch rappt, dann hört es sich so für alle interessant an.
rap.de: Im Track „Dunkle Gestalten“ rappst du „Ihr seid in Wedding nur ein Opferbezirk….“ Was ist dein Problem mit Wedding? Mit wem hast du aus Wedding ein Problem?

Murdoc: Entweder ihr könnt kein deutsch oder ihr hört nur das, was ihr hören wollt. Auf dem Track sage ich wortwörtlich: „Ihr seid in Wedding nur ein Opfer im Bezirk“! Damit meine ich es, wie ich es gesagt habe, also es gibt in jedem Bezirk Opfer, nur das die Opfer in Wedding nicht mal aus Wedding sind, versteht ihr, was ich meine. Ich kenne viele aus Wedding, die sich für die Rapper in Wedding schämen, aber ich kenne keinen in Kreuzberg, der sich für uns schämt. Ich sage dir auch warum, denn wir sind nicht nur die Stimme der Strasse, sondern wir sind die Strasse.
rap.de: Also willst du damit sagen, dass die Leute in Wedding nicht authentisch sind, in dem was sie machen?

Murdoc: Die Leute in Wedding, die authentisch sind brauchen es gar nicht zu sagen, denn man sieht und spürt es auch, dass es so ist. Aber die Leute, die hochspringen und rumschreien, dass sie authentisch wären, die kann oder muss ich nicht ernst nehmen.
rap.de: Siehst du es nicht so, das alle Berliner eher zusammenhalten sollten, um Berliner Rap weiter nach vorne zu bringen?
            
Monstar: Na klar, aber die Frage ist doch eher, ob wir die selbe Ansicht über Rap haben. Ob wir den selben Rap unterstützen. Wir würden niemals Leute unterstützen, die nicht authentisch sind und die nicht aus unserer Welt sind. Denn unsere Welt ist Massaka, unser Lebensstil ist Massaka, unsere Musik ist Massaka und wir vergessen nie, wer wir sind und wo wir herkommen. Sobald sich jemand auch an diese Kriterien hält, ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis man uns zusammen sieht. Aber da es wenige gibt, die unsere Ziele verfolgen, bestreiten wir zum größten Teil unseren Weg in diesem scheiß Geschäft alleine.

 
rap.de: Du sprichst es gerade an. Wie kann man sich Massaka als Lebensstil vorstellen?

Monstar: Es ist einfach eine ganz andere Welt. Es ist Zusammenhalt zwischen sehr vielen verschiedenen Nationen. Wir erkennen – und viele andere auch – durch unseren Lebensstil, zu wissen, wie weit man gehen kann und wird.
       

rap.de: Ihr habt zu dem Track „Blutbeton / Königsrasse“ ein sehr krasses Video gedreht. Woher hattet ihr das Budget für dieses sehr teuer aussehende Video?
           
Murdoc: Über Geld oder über Geschäfte sollte man nicht in der Öffentlichkeit reden, aber wenn du fragst, wie wir es zu diesem Kunstwerk und so etwas Einmaligem geschafft haben, dann kann ich dir nur sagen, dass das alles uns selber widerspiegelt und aus unserer eigenen Kreativität entstanden ist. Aber was ich noch sagen kann, ist, dass jeder einzelne Cent von Massaka für Massaka von uns selber kommt. Wir haben keine Leute, die uns Cash in unsere Ärsche stopfen. Wenn es so wäre, dann wären wir jetzt ganz wo anders!
rap.de: Wie lange habt ihr für das Video gedreht und wo habt ihr gedreht?

Murdoc: Wir haben nicht lange gebraucht. Wir haben drei Tage fast durchgemacht, damit das alles im Kasten ist. Die Drehorte waren wie immer meist bei uns im Kreuzberger Kiez, aber auch im Umfeld haben wir gedreht.
rap.de: Das Album „Blutbeton“ ist über VS Recordz erschienen. Seid ihr dort jetzt auch unter Vertrag?

Murdoc: Nein, es kam zwar über VS Recordz raus, aber das war nur wegen der Vertrauensbasis. Man weiß ja nie, wem man heutzutage noch trauen kann. Sobald wir unser eigenes Label ans Tageslicht bringen, dann werden alle zukünftigen Veröffentlichungen über „Königsrasse“ erscheinen.
rap.de: Also arbeitet ihr gerade konkret an einer Labelgründung?

Monstar: Ja, genau. Es fehlt in Berlin nur noch ein Label, was auch die richtigen Leute rausbringen und unterstützen kann. Es kommt eine Bewegung mit dem Namen Königsrasse!

 
rap.de: Mit wem werdet ihr in Zukunft zusammen arbeiten? Was wird in Zukunft von Massaka 36 zu erwarten sein?

Monstar: Das kann ich dir so nicht beantworten, denn wir wissen ja nicht, was morgen abgeht, verstehst du? Es kann passieren, dass ein Freund morgen zu einem Feind wird. Vielleicht kommt noch ein weiterer Verräter daher, dann kann sich auch alles ändern. Aber was ich dir von heute erzählen kann, ist, dass wir auch in der Zukunft mit Woroc, unserem Produzenten und Buaka (atomsound), CO-Produzenten und Beatmaker, zusammenarbeiten werden. Mit Künstlern wie Killa Hakan und Ceza wird es immer eine Zusammenarbeit geben. Ebenso wie mit unseren Brüdern aus Kreuzberg. In der Zukunft erwartet euch sehr viel. Der nächste Schritt von uns wird eine Doppel-DVD mit EP sein, wo wir das widerspiegeln werden, wie uns die Menschen auch kennen, ob nun durch die Musik oder Privat. Ihr werdet zum ersten mal so einen tiefen Einblick in Kreuzberg haben wie noch nie zuvor. Also scheißt auf die Medien und die Kritiken der Statistiker. Entscheidet selbst, wie ihr uns Kreuzberger seht. Also wir werden nie aufhören, bis jeder Einzelne mitbekommen hat, was Sache ist.
rap.de: Wann werdet ihr diese DVD rausbringen? Ist da schon etwas geplant?

Murdoc: Ja das wird der beste Einblick in Kreuzberg für alle in Berlin und in Deutschland sein. Natürlich auch weltweit, aber über den genauen Inhalt wollen wir uns dazu nicht äußern. Lasst euch einfach überraschen. Aber wir können sagen, dass die DVD noch dieses Jahr erscheinen wird.
rap.de: Was habt ihr den rap.de-Usern zum Abschluss des Interviews mitzuteilen?

Monstar: Ihr werdet uns nur kennen lernen, indem ihr unsere Musik verfolgt und auch versteht, was wir damit ausdrücken wollen. Es geht viel mehr als nur um Musik, es geht um den Aufbau einer neuen Richtung. Wir wollen niemals mit Gangsterrap oder so einem Scheiß in Verbindung gebracht werden, denn Massaka zeigt euch was ganz anderes,. Massaka ist neu und echt. Wir haben etwas Neues aus Berlin-Kreuzberg erschaffen mit dem Namen Königsrasse!
rap.de: Vielen Dank für das Interview.