"First, let’s say a prayer for the souls of all the urban youth", rappt Wise Intelligent auf seinem kürzlich veröffentlichten unmixed tape „Blessed Be The Poor?", womit er sowohl die alten Hasen als auch die New Jacks überraschte und mit einem zeitgemäßen Style überzeugte. Denn ein Debüt war das nicht. Mit gerade mal 17 unterschrieb Wise Intelligent bei Profile, um mit den Poor Righteous Teachers (PRT) in der Folge vier maßgebliche Alben zu veröffentlichen (Holy Intellect, Pure Poverty, Black Bizness und The New World Order, die allesamt auf intelligentmuzik.com kostenlos runtergeladen werden können). Spricht man daher heute von HipHop’s „Goldener Ära“, kommt man um PRT nicht herum. Mit dem Album „Killin’ U For Fun“ trat Wise Intelligent 1996 auch solo in Erscheinung und gab seinen Ragga-beeinflussten Flow einmal mehr zum Besten.
Der heute 35-jährige kann also bereits auf eine beachtliche Rap-Karriere zurückblicken und hat seine Erfahrungen in der Musikindustrie gemacht: „I used to think that Rap would change somethin’ / But then Rap changed (…) / It ain’t about how good you rap / That’s the reason why 85% of this shit is whack”. Also fasste Wise Intelligent den Entschluss, sich mit einer eigenen Firma, Intelligent Muzik, unabhängig zurückzumelden. Als Singleauskopplung erschien bereits „A Genocide“, auf der sich der Five Percenter gewohnt conscious gibt – gelten in der 5% Nation doch nur 5% der Menschheit als weise und damit eben als Poor Righteous Teachers. Nach „Blessed Be The Poor? The UnMixed Tape“ erscheint nun das Album „Wise Intelligent Iz… The Talented Timothy Taylor“. Produziert haben u.a. The Havknotz, bestehend aus PJ, Masada und Wise Intelligent, sowie Wise’ Wegbegleiter der ersten Stunde, Tony D., und Madlibs jüngerer Bruder Oh No.
Der Weisheit letzter Schluss ist Wise Intelligent nicht, doch weiß Wise viel Wissenswertes zu berichten, wenn es, wie in folgendem Interview, z.B. um HipHop, die Situation der Afroamerikaner und die Geschichte Afrikas geht. Der erste Teil dieses exklusiven Interviews für rap.de handelt u.a. von den Poor Righteous Teachers und ihrer Heimatstadt Trenton, von Wise’ Alltag und der 5% Nation, von der Jugend und HipHop’s fünftem(!) Element, sowie von Wise’ No-Profit-Organisation Intelligent Muzik Pro.
rap.de: Wise Intelligent, ursprünglich hätte dein Album„Wise Intelligent Iz… The Talented Timothy Taylor“ bereits 2005 erscheinen sollen. Wieso wurde die Albumveröffentlichung mehrmals verschoben und was hast du in der Zwischenzeit gemacht?
Wise: Der Grund, weshalb das Album verschoben wurde, ist auf Veränderungen bezüglich des Vertreibers, des Managements und auf die üblichen Geschäftsprozesse zurückzuführen. In der Zwischenzeit habe ich „Blessed Be The Poor? The UnMixed Tape“ veröffentlicht, das auf www.intelligentmuzik.com erworben werden kann. Außerdem habe ich innerhalb der USA mehrere Auftritte gehabt.
rap.de: Wie war denn bisher die Resonanz auf deine Rückkehr und das unmixed tape„Blessed Be The Poor?“ in den USA und allgemein?
Wise: Sehr gut in Anbetracht von Zeiten, in denen jeder buchstäblich für dumm verkauft wird. Andererseits sind es eben Zeiten wie diese, die nach solchen Platten verlangen.
rap.de: Abgesehen von der kraftvollen Singleauskopplung„A Genocide / Youth & Thugz“ und dem beliebten „Blessed Be The Poor? The UnMixed Tape“ hast du schließlich auch das lang erwartete Poor Righteous Teachers-Album „Declaration of Independence“ veröffentlicht, das ursprünglich ja bereits 1997 hätte erscheinen sollen. Wie ist es heute um die Poor Righteous Teachers bestellt? Und da Culture Freedom und Father Shaheed nicht auf deinem Album vertreten sind, welchen Dingen gehen die beiden mittlerweile nach?
Wise: Ja, sowohl „Declaration of Independence“ als auch der gesamte Poor Righteous Teachers-Katalog werden in kürze als digitale Downloads auf www.intelligentmuzik.com erhältlich sein. Die Fans können sich dann die PRT-Klassiker auf ihre Desktops, ipods usw. runterladen. Was Culture Freedom undFather Shaheed angeht, sie produzieren beide noch. Cultures Firma heißt Cult-Free Music und Father Shaheeds Fugitive Entertainment (www.fugitiveentertainment.com). Wir denken darüber nach, ein neues PRT-Album namens „In The Beginning!“ zu veröffentlichen.
rap.de: Im Anfangsstadium derPoor Righteous Teachers habt ihr mit Eric IQ Gray von Northside Productions zusammengearbeitet. Einerseits ist IQ, der eine zeitlang in Deutschland gelebt hat und in die hiesige HipHop-Szene integriert war, hierzulande dafür bekannt, der Gründer und Executive-Producer der jungen PRT gewesen zu sein. Er selbst hat mir das im Interview so gesagt. Andererseits heißt es, PRT hätte es bereits gegeben bevor ihr mit Eric IQ Gray zusammengekommen seid. Auch eure Kooperation sei angeblich nicht so harmonisch gewesen, wie Eric IQ Gray es versucht aussehen zu lassen. Gerüchte besagen, Eric IQ Gray wäre ein Dopedealer gewesen, der euch unter der Bedingung, dass sein Name mit aufs Album kommt, Geld gegeben hätte, um die Platte aufnehmen zu können. Könntest du das für die Heads in Deutschland vielleicht mal aufklären und erzählen, was sich wirklich zugetragen hat?
Wise: Eric IQ Gray hat nicht die Poor Righteous Teachers entdeckt, eher haben die Poor Righteous Teachers IQ entdeckt.Eric IQ Gray hat niemals auch nur einen Cent für irgendeine PRT-Aufnahme ausgegeben. Was sein Drogendealer-Dasein betrifft: falls er einer war, war er kein besonders guter, denn er war broke! Wir waren damals Streetkids. Wir waren nicht immer schon diePoor Righteous Teachers. Etwa 40% unserer unmittelbaren Freunde waren Drogendealer, einschließlich Mitglieder unserer Gruppe. Wir hatten es gar nicht nötig, IQ um finanzielle Unterstützung zu bitten. Er hatte ein Indielabel namens North Side Records. Wir hatten bereits mehr als die Hälfte des Albums (Holy Intellect, das Debütalbum PRT’s; Anm. d. Verf.) aufgenommen, als IQ in Erscheinung trat. Ursprünglich sollte die Single „Time to Say Peace“ bei Diversity Records von Tim Bailor und dem Rapper YZ erscheinen, die ich später beide dafür disste, dass sie mit meinem Produkt Scheiße gebaut haben. Daher kam die erste PRT-Single schließlich über IQ’s Label raus. All das Geld für die Anfertigung des Vinyls und der Kassetten kam von Rock Steady und Rush, die mit Culture und mir befreundet waren.
rap.de: Soweit ich weiß, wohnst du immer noch in den Sozialbauten von Trenton, New Jersey. Es gibt nicht viele erfolgreiche Rapper, die über die Straße sprechen und immer noch im Ghetto leben. Bei dir ist das anders. Und das, obwohl du als einer der klassischen Rapper aus HipHop’s „Goldener Ära“ geltest. Offenbar bist du buchstäblich ein poor righteous teacher geblieben, wie du ja auch in„Can’t Afford 2 Luv Her"andeutest: “My rap’s overlooked and underrated / I make my life amongst the have-nots”. Andererseits, in Anbetracht deines frühen Erfolges mit PRT möchte man annehmen, dass du in der Lage gewesen sein müsstest, aus den Sozialbauten in eine wohlhabendere und sicherere Gegend ziehen zu können. Wie kommt’s, dass du immer noch im Ghetto lebst? Und was bedeutet das für dich?
Wise: Ja, ich wohne noch in Trenton, NJ, wenn auch nicht mehr in den Sozialbauten. Aber ich wohne nur einen Katzensprung von Tod und Chaos entfernt. Wir nennen diese Straßen die murder blocks. Letztendlich werde ich Trenton verlassen, weil ich für meinen Rückzug u.a. ein schwarzes Kulturcamp im Süden plane. Gegenwärtig habe ich aber noch etwas in Trenton zu erledigen, wie etwa unsere No-Profit-Organisation, mit deren Aufbau wir noch schwer beschäftigt sind.
rap.de: Wir werden später darauf zurückkommen. Ich habe gehört, dass Rap für dich „nur“ ein Hobby ist. Was ist denn dann deine Profession? Und wie sieht ein durchschnittlicher Tag im Leben Wise Intelligents aus?
Wise: Ich bin ein Student, ein Lehrer. Ich verbringe die Tage mit Studieren, und zwar hauptsächlich Geschichte aus der Perspektive eines Schwarzen bzw. Afrikaners.
rap.de: Es heißt, dass du, der Teacher, nach euerm letzten Album „The New World Order“ (1996) selbst wieder zur Schule gegangen bist, der Lehrer also wieder zum Schüler wurde. Heißt das, du bist aufs College gegangen? Wenn ja, was waren deine Fächer? Wenn nicht, wo hast du dich stattdessen weitergebildet und mit wem?
Wise: Ich gehe immer noch zur Schule. Lernen ist für mich eine endlose Angelegenheit. Ich habe mich gerade erst für weitere Collegekurse eingeschrieben. Schwerpunkt meines Studiengebiets ist, wie gesagt, Geschichte. Meistens studiere ich allein, das genieße ich. Aber ich ziehe es vor, gemeinsam mit anderen zu studieren, to build, mit Leuten, die meine Interpretation von gewissen historischen Ereignissen und deren Auswirkungen herausfordern. Auf diese Weise bleibt man scharfsinnig.
rap.de: An welcher Universität studierst du?
Wise: An einem Community-College ganz in der Nähe meines Viertels, das ist nicht besonders teuer. Doch nach meinen Freunden werde auch ich das College wechseln.
rap.de: Für viele Studenten ist es ein Krampf ihr Studium zu finanzieren. Wie bestreitest du deinen Lebensunterhalt während deines Studiums?
Wise: Ob du’s glaubst oder nicht, aber ich war mal ein bekannter Rapper!
rap.de: In einem anderen Interview sagtest du, sowohl die 5% Nation (auch bekannt als Nation of Gods & Earths) als auch Five Percenter-Rapper hätten in der „Goldenen Ära“ dafür gesorgt, dass es im Ghetto cool wurde, Bücher zu lesen und zu lernen. “I’m the reason why you study lessons”, wie du in“The Prince of Power” rappst. Wie ist das heute? Bist du immer noch in der Lage die Jugend für Wissen und Bildung zu begeistern?
Wise: Ja, es ist tatsächlich so, dass die Jugend nach Wissen verlangt. Die Grund, weshalb es so aussieht, als ob sie Wissen verschmäht, ist, dass ihr Wissen von sich selbst, häufig der Auffassung von anderen, d.h. von Europäern bzw. Europäischen Amerikanern entspricht. HipHop spricht nicht mehr das wahre Wissen an, das der schwarze Mensch von sich selbst hat. Stattdessen zieht HipHop es gegenwärtig vor, konsumorientierten Materialismus zu verherrlichen. Gleichzeitig gibt der „Underground“, der so genannte „real HipHop“, nur weltfremdes Psychogeschwätz von sich, in der Absicht, weiße snowboardfahrende Kids zu begeistern. Heutzutage ist HipHop um einiges konformer als ursprünglich, als er nämlich revolutionär bzw. aktivistisch war.
rap.de: Inwiefern war „HipHop ursprünglich revolutionär bzw. aktivistisch“?
Wise: HipHop begann als eine Bewegung, die von Leuten wie Afrika Bambaataa (Zulu Nation for Peace, Love, Unity, and Having Fun) ins Leben gerufen wurde. Bambaataa brachte es fertig die urbanen Kulturelemente Graffiti, Rap, Breakdancing und DJing zu vereinen, um die urbane Jugend zu motivieren, sich positiv auszudrücken und positive Lebensstile zu entwickeln. Das war ein Mittel, die Gewalt in den Vierteln zu beenden: Aktivismus! Das fünfte Element! Dieses Element wurde in der Musik von vielen der ersten Rapper reflektiert, die die sozialen und politischen Bedingungen der schwarzen Menschen im Ghetto behandelten, siehe Melle Mel, Public Enemy, PRT usw.
rap.de: Du bist selbst aktivistisch tätig. Könntest du bitte etwas über deine No-Profit-Organisation Intelligent Muzik Pro erzählen? Darüber, was du genau tust und vor allem wie, um der Jugend in Deutschland einen Eindruck zu vermitteln!?
Wise: Intelligent Muzik Pro soll demnächst ausIntelligent Muzik hervorgehen. Das Label soll in eine No-Profit-Organisation umgewandelt werden, die der Jugend Karrieremöglichkeiten in und außerhalb der Musikindustrie verschaffen soll. Die städtische Jugend wird jede einzelne Stellung des Labels besetzen: Marketing, Promotion, Fotografie, Graphik-Design, Radio- und Konzert-Promotion, Musikproduktion und –aufnahmen etc.
rap.de: Von welchen Menschen, bekannte oder private, wurdest du besonders beeinflusst?
Wise: Von meiner Mutter, meinem Vater, meinen Schwestern und meinen Brüdern. Von Clarence 13X, Cheik Anta Diop, Dr. Yosef Ben Yochannan und dem Ehrenwerten Elijah Muhammad. Von Drusilla Dunjee Huston, Dr. Henrik Clarke, Leonard Jefferies und Ishaka Musa Barashango. Von Del Jones, Chancellor Williams, Rudolph R. Windsor, Jawanzaa Kunjufu etc. Außerdem von vielen Musikern, wie Bambaataa, Kool Herc, Chuck D, KRS-ONE, Rakim, Bob Marley, Yellowman,Eek-A-Mouse und vielen mehr.
rap.de: Und auf welche Weise haben sie dich beeinflusst?
Wise: Auf vielerlei Art. Ich habe von allen so viel gelernt. Sowohl ihre Erfolge als auch ihre Misserfolge haben mir viel beigebracht!
rap.de: Welche Bücher würdest du gerne weiterempfehlen?
Wise: “Afrikan Origin of Civilization” von Cheik Anta Diop, “Wonderful Ethiopians of the Cushite Empire” von Drusilla Dunjee Houston und alles vonDr. Yosef Ben Yochannen, Gerald Massey und Count Constantine De Volney.
rap.de: Warum diese Bücher? Und wovon handeln sie?
Wise: Ich empfehle diese Bücher, weil sie von vielen verschiedenen Autoren, schwarzen und weißen, geschrieben wurden. Sie alle helfen das Bild des Schwarzen Menschen wiederherzustellen, das zuvor, um die Sklaverei zu rechtfertigen, von Europäern bzw. Europäischen Amerikanern erbarmungslos zerstört worden ist. Zu diesem Zweck entmenschlichten sie den Schwarzen Menschen, den Schöpfer der Zivilisation!
rap.de: Du hast selbst ein Buch geschrieben namens „C.R.E.A.M.“, das eigentlich schon 2005 hätte erscheinen sollen. Wann kommt das raus?
Wise: Bald…
rap.de: Im Vergleich zu den Poor Righteous Teachers-Alben habe ich den Eindruck, dass du auf „Blessed Be The Poor?” weit weniger über die 5% Nation sprichst und nur noch relativ wenig Five Percenter-Terminologie verwendest. Zwar hast du diese Thematik bereits auf „The New World Order“ (1996) eingeschränkt zugunsten einer detaillierteren Behandlung von Problemen. Aber wie kam es zu dieser Wandlung?
Wise: Ich möchte sozusagen keine offenen Türen mehr einrennen. Ein Arzt bringt auch niemandem Nutzen, wenn er die Medizin nur anderen Ärzten verabreicht.
rap.de: Nun ist es ja so, dass, obwohl du der 5% Nation angehörst, stets auch Musik mit „Weißen“ gemacht hast, wie in den Anfangstagen (und jetzt wieder) mit Tony D. und zuletzt mit Blue Sky Black Death oder der deutschen Gruppe Snowgoons. Wie wichtig also war und ist dir denn die Unterscheidung zwischen „schwarzer“ und „weißer“ Haut? Ist sie nicht eher hinfällig, gerade in Anbetracht deiner Bemühungen eine Bewegung zu organisieren? “I shine the light that knowledge ignites / Excite Blacks AND Whites through the things that I write”, wie du z.B. in “We Dat Nice” rappst.
Wise: Ja, ich arbeite mit Menschen aller Rassen, Klans, Stämme usw. zusammen. Es gibt kein „Gesetz“, das den Handel mit anderen verbietet. Ich sehe es so: wann immer wir es zuließen Europäer bzw. Europäische Amerikaner in unserer Kultur zu akzeptieren, haben sie uns getötet, vergewaltigt, ausgeraubt und versklavt. Das ist gemeint, wenn Brother J sagt: „Jealousy of what are we…/ Becomes tendency for their thievery”.
rap.de: Kannst du dir vorstellen, dass „Schwarze“ und „Weiße“ mehr miteinander zu tun haben als bloß auf Handelbasis? Ich meine, dein persönliches Umfeld wurde doch auch nicht zerstört, nur weil du mit Tony D. und anderen „Weißen“ zusammengearbeitet hast.
Wise: Stimmt, es wurde nicht zerstört, aber es hat nicht viel gefehlt. Da gab es allerlei Teufelei, die sich in diesen Beziehungen ereignete. Dinge, über die ich in diesem Interview nicht sprechen möchte!
rap.de: Im Juni meldete sich auch Lord Jamar von Brand Nubian mit seinem Solodebüt namens „The 5% Album“ „zurück“. Ich weiß, dass ihr gemeinsam aufgetreten seid, z.B. in Chicago. Entsprechend überrascht war ich, dich, als einen der Five Percenter im HipHop, nicht auf seinem Album zu finden. Wie kommt’s? Und wie denkst du über dieses erste strikte Five Percenter Rap-Album?
Wise: Das Album ist eine wunderschöne Aufnahme! Und was meine Teilnahme bzw. Nichtteilnahme betrifft, so haben lediglich unsere Terminpläne das nicht zugelassen.
rap.de: Ich habe den Eindruck, dass Lord Jamar eher um den kulturellen Teil der 5% Nation bemüht ist, während es dir mehr um den politischen Aspekt geht. Würdest du damit übereinstimmen? Ich meine, einen Song wie „A Genocide“ wirst du auf seinem Album nicht finden.
Wise: Mir geht es zu 100% um den schwarzen Mann, seine Frau und deren Kinder, um das Kollektiv! Es ist meine Pflicht als zivilisierter Mann, civilized man, bzw. als jemand, der behauptet über Selbstkenntnis zu verfügen, eben jenes Wissen über die Zivilisation zuallererst meinem Volk zu vermitteln – und dann erst dem Rest der Welt. Mir geht es nicht um Titel, Sekten, Gruppierungen oder Splittergruppen welcher Art auch immer. Die Unterdrückung der Schwarzen Familie weltweit rührt nicht daher, dass wir Moslems, Christen, Juden, Zulus oder Five Percenter sind. Man unterdrückt uns seit etwa 2000 Jahren in erster Linie weil wir schwarz sind! Das muss unser gemeinsamer Nenner sein, wenn wir als ein Volk wieder zu Glanz gelangen wollen!
rap.de: In unserem ersten Interview fragte ich dich, ob die 5% Nation offen für alle „Rassen“ wäre. Du sagtest, nein. In der Zwischenzeit habe ich von einem „weißen“ Typ namens Azreal erfahren, dem sich damalsClarence 13X aka Father Allah im Matteawan State Hospital angenommen hatte und der noch heute gesehen werden könne, wie er den Eingangsbereich der Allah School in Mekka (alias die Bronx) sauberhalte. Auch Lord Jamar erwähnt ihn im Booklet von „The 5% Album“. Was ist nun richtig, was falsch?
Wise: Ich bin nicht der Father. Ich bin nicht Lord Jamar. Die Geschichte des schwarzen Mannes zeigt uns allerdings nur allzu deutlich, was passiert, wann immer dem „weißen Mann“ Zugang zu Orten gewehrt wird, die ihm zuvor verwehrt gewesen waren, wie beispielsweise Delta, Memphis, Theben, Napata, Meroe, Ghana, Timbuktu, Mali, Kuba, Israel, Indien, Arabien, Babel, Erech, Ur, Ninive usw. Abgesehen davon: die Folge jener Einladung zu schwarzen Zivilisationen ist, dass heute noch ich als ein „Gefangener“ hier stehe und daran erinnere mit einem Sprichwort der Mossi: „Mit dem ersten weißen Mann, der ins Land gelassen wird, wird unsere Nation untergehen.“
rap.de: Wer sind die Mossi? Ich habe von einem Stamm namens Mossi gehört, der einst ins Ashanti-Reich des heutigen Ghana eingegliedert wurde. Und könntest du bitte die Qulle dieses Sprichwortes nennen?
Wise: Ja, das sind die Mossi, von denen ich spreche. Das Zitat stammt von Chancellor Williams Destruction of Black Civilization, Chapter IX, S. 220, Third World Press, Chicago…
Lest in Kürze im zweiten Teil auf rap.de von Wise Intelligents angestrebter Revolution und ob der Kapitalismus das richtige Mittel dazu ist, über Wise’ Meinung zum vermeintlichen Comeback der conscious Künstler und seine Auffassung von Demokratie, sowie natürlich was euch bei „Wise Intelligent Iz… The Talented Timothy Taylor“ erwartet!