Remedy

Never Again! („Jakob & Esau“ I.)

Als ich Remedy vor vier Jahren zum ersten Mal interviewte, tourte er mit den Killabeez (Timbo King, Killarmy, Shabazz the Disciple und Cilvaringz) durch die Bundesrepublik. Mich interessierte, wie Remedy seine „weiße“ Haut und seinen jüdischen Glauben mit den teils rassistischen, teils antisemitischen Weltanschauungen der „Götter“ der 5% Nation ( und Timbo KingKillarmy) oder Nation of Islam-Sympathisanten (Shabazz the Disciple) unter einen Hut brachte. Schließlich plädiert z.B. Shabazz the Disciple einerseits für die Todesstrafe für „the pale face, devil race“ (Death Be The Penalty) – was ihn andererseits nicht davon abhält mit „weißen Teufeln“ wie Curse ins Studio und mit Remedy auf Tour zu gehen. Damals hieß es von beiden Seiten, es gäbe zwar unterschiedliche Ansichten, aber ansonsten: „it’s all good“. Ein Jahr später berichteten US-amerikanische und israelische Medien von der gemeinsamen Reise Remedys und Killah Priests nach Israel, allerdings ohne auch nur ein Wort über die Kuriosität dieser Formation zu verlieren. Schließlich bezeichnet sich Killah Priest, als ein Anhänger der Black Hebrews, als „echter Jude“. Die herkömmlichen „weißen“ Juden seien lediglich Konvertiten, die sich einst der „jüdischen Kultur“ bemächtigt und zu einer Religion umgewandelt hätten. Außerdem ist Killah Priest bereits, wenn auch nur in wenigen Internetforen, für teils antisemitische Aussagen in seinen Texten kritisiert worden. Wie also brachten diese beiden „echten“ bzw. „falschen“ Juden ihre Gegensätze in Einklang, um eine gemeinsame Reise nach Israel zu unternehmen? Nach zwei Jahren unbeantworteter Interviewanfragen bot sich nun doch noch die Gelegenheit Remedy am Telefon sowohl zu seinem Verhältnis zu Killah Priest als auch zu seinem Deutschlandaufenthalt, seiner Familiengeschichte und Wu-Tang-Connection, zu Antisemitismus im HipHop, dem Phänomen „Heeb Hop“ und zu seinen nächsten Projekten zu befragen.           

rap.de: Wie war das vor vier Jahren für dich in das Land zu reisen, das deiner Familie so viel Leid angetan hat?

R.medy: Das war großartig! Das war meine Revanche! Verstehst du, ein Ausgleich! Vergeltung durch meine Musik, Mann, besonders mit „Never Again“ [Erschien erstmals 1998 auf Wu-Tang Killa Bees: „The Swarm“, dann auf Remedys erstem Album „The Genuine Article“ (2001), sowie auf dem Zweiten „Code:Red“ (2002); Anm. d. Verf.]. Bei jeder meiner Shows dort fragte ich: „Welches Jahr haben wir? Was wäre mir passiert, wenn ich in den 40ern in Deutschland hier in dieser Straße gewesen wäre?“ C’mon, man, it’s sick.

rap.de: Bist du auch mit jüdischen Deutschen zusammengekommen und hast du auch ein paar historische Orte aufgesucht?

R.: Ich hatte keine Zeit, um historische Orte aufzusuchen, aber ich habe ein paar deutsche Juden getroffen. Vor allem aber traf ich gewöhnliche Deutsche, die nicht jüdisch waren. Mir kam es vor als sei die deutsche Jugend leicht durcheinander, weil ihre Großväter teilweise direkt in den Holocaust involviert waren und so. Mir schien es, als ob sie leicht verwirrt darüber wäre, wie und warum das alles mit anderen Menschen geschah. Außerdem wachsen einige der deutschen Kids immer noch mit Hass auf, aber der kommt halt aus ihren Familien.  

rap.de: 2002, war das dein erstes und letztes Mal in Deutschland?

R.: Ja, das heisst nicht mein letztes Mal. Ich würde schon gerne noch mal nach Deutschland kommen. Ich hatte dort ne tolle Zeit! Ich bin ausgeflippt, Mann, durch Berlin, München, Stuttgart und so weiter zu fahren. Das war alles irre für mich. Ich hätte auch gerne eins der Lager in Deutschland besucht, aber dafür hatte ich leider keine Zeit.

rap.de: Hast du noch Verwandte in Europa?

R.: Heute? In den 40ern, da hatte ich welche! Mein Großonkel Boris wurde ermordet, von hinten erschossen. Seine Familie wurde in die Lager gebracht und nie wieder gesehen. Das war in Polen.

rap.de: Stammt deine Familie aus Polen?

R.: Meine Familie stammt aus Polen, Österreich und Ungarn. Doch der Großteil meiner Familie hat es hier rüber geschafft als es losging. Aber mein Großonkel Boris, der hat’s nicht geschafft. Heute also, habe ich, glaub ich, keine Verwandten mehr in Europa.

rap.de: Du hast viel über diese Zeit von deiner Großmutter erfahren, stimmt’s!?

R.: Ja, meine Großmutter… Sie wurde 95, Gott sei Dank. Sie hat mir viel beigebracht über das, was passiert ist, darüber, wer es geschafft hat zu fliehen und wer nicht. Ich spreche oft mit älteren Menschen, denn Weisheit hat viel mit dem Alter zu tun, und mit Menschen, die das alles durchgemacht und gesehen haben. Von ihnen versuche ich mein Wissen und meine Richtung zu bekommen! Und Gott sei Dank habe ich einige gesegnete Menschen um mich herum, die wirklich auf mich aufpassen und versuchen, mir zu helfen. Wir reden ständig miteinander.  

rap.de: Wie bist Du mit Killah Priest zusammengekommen?

R.: Tja, ich kenne Killah Priest schon seit Jahren, Mann, Wu-Tang! Verstehst du!? ist ein echter Bruder, Mann, mein Bruder! Priest ist sehr spirituell.

rap.de: Ich war überrascht als ich von Eurer gemeinsamen Reise nach Israel vor drei Jahren hörte.

R.: Ja, Mann, das war schön! Von Killah Priest gibt’s ein Album namens „View from Masada“, also nahm ich ihn mit nach Israel, auch nach Masada. Wir machten all seine Lyrics real! Ich fragte ihn: „Willst Du mit nach Israel?“, und er sagte: „Hell, yeah!“ Und dort war’s unglaublich, Mann! Wir haben all die Sehenswürdigkeiten besucht, einfach alles, Mann. Wir haben an die 15 Shows gegeben, ein Album aufgenommen, wir haben ne Menge gemacht. Übrigens war ich letzten Sommer wieder in Israel, diesmal für drei Monate.

rap.de: Hast du dort Verwandte?

R.: Ja, und zwar sechs Millionen (lacht)!

rap.de: Soweit ich weiß, ist Killah Priest ein Anhänger der Black Hebrew-Bewegung. Einige Black Hebrew-Gruppen behaupten, sie würden die wahren Juden sein im Gegensatz zu den falschen „weißen“ Juden, die einst den „schwarzen“ Juden ihre Kultur genommen und sie fortan unterdrückt hätten. Wie hast Du das mit Deinem „gewöhnlichen“ Judentum in Einklang gebracht?

R.: Mann, ich habe überhaupt nichts in Einklang gebracht! Ich bin, was ich bin, da kann ich nichts dran ändern. Ich habe die Geschichte nicht gemacht, weißt du!? Ich habe niemandem etwas weggenommen! Ich meine, wenn die solche Behauptungen aufstellen wollen, bitte, von mir aus! Aber keiner (lach) kann mir erzählen, dass ich nicht jüdisch bin! (lach) Keiner kann mir erzählen, dass ich oder die Menschen in Israel nicht jüdisch seien, komm schon, Mann, das sind die Juden! Aber weißt Du was, auch die schwarzen Israeliten, Schwarze überhaupt, wurden im Holocaust getötet!

rap.de: Killah Priest rappt in „Information“: “Allah´s far amazing / than any God or for a pagan / raised in synagogues of Satan"  Die Terminologie „Synagogen des Satans“ stammt aus der Bibel und wird seit ehedem von Antisemiten, wie z.B. Farrakhan von der Nation of Islam, genutzt, um Juden zu diffamieren. Wie denkst Du über solche Verse von Killah Priest?

R.: Ich denke, Killah Priest liest ne Menge und wusste nicht wirklich, was er da sagt (lacht). Priest betrachtet sich als Jude. Natürlich, er ist schwarz, aber er ist von der alten Schule, Mann. Er sagt nicht, dass die weißen Juden keine echten Juden seien. Priest betrachtet sich als Jude, und ein Jude ist ein Jude! Es gibt Juden und Nichtjuden! Wenn du ein schwarzer Jude bist, dann bist du halt ein schwarzer Jude. Bist du ein weißer Jude, bist du halt ein weißer Jude.

rap.de: Er sagt zwar nicht offen, dass die „weißen“ Juden keine echten Juden seien, aber er sagt, dass die wahren Juden „schwarz“ seien. Also frage ich mich, wen er für die falschen Juden hält.

R.: (Lacht) Das musst Du ihn fragen! (s. Interview mit Killah Priest; Anm. d. Verf.)

rap.de: Habt du und Priest dieses Thema diskutiert?

R.: Oh, Mann, wir führen ständig solche Gespräche! Ich und RZA diskutieren darüber, wer der erste Mensch auf Erden war. RZA sagt, er war schwarz, und ich sage, dass ich nicht weiß, was er war. Aber es bringt nichts darüber zu streiten. Die Wahrheit ist die Wahrheit, egal, wer was sagt. Auch wenn man die Wahrheit nicht kennt, bleibt sie doch die Wahrheit. In Israel haben Priest und ich von der Geschichte der Juden und von Israel gelernt, verstehst du, wir haben einfach unseren Geist und unsere Gedanken erweitert!

rap.de: Mir kommt da halt einiges widersprüchlich vor und ich wollte wissen wie du diese Widersprüche in Einklang gebracht hast. Aber schließlich war ich froh zu hören, dass du und Killah Priest gemeinsam in Israel wart.

R.: Sicher, aber wir reisten als Einheit. Wir reisten nicht als der schwarze Jude und der weiße Jude. Wir waren nicht dort, um unsere Probleme und Unterschiede in Einklang zu bringen. Wir waren dort, um zu lernen, um uns zu entwickeln und zu wachsen! Ich bin nicht da, um mich zu streiten. Diese schwarzen Juden auf den Straßen von New York, die rufen, dass sie die wahren schwarzen Juden seien und so ne Scheiße, diese Scheiße finde ich wack! All die schwarzen Juden, und damit meine ich die äthiopischen Juden, leben in Dimona in Israel. Das ist ein Ort in Israel, wo all die schwarzen Juden leben.

rap.de: Zum Beispiel die Falaschen (recht orthodoxe Juden aus Äthiopien, die in den 80ern von Israels „Law of Return“ Gebrauch machten und zu Tausenden nach Israel übersiedelten; Anm. d. Verf.).

R.: Ja. Das sind auch Juden. Wenn jemand z.B. aus Äthiopien kommt und erklärt, jüdisch zu sein, dann habe ich damit kein Problem! Verstehst du, I represent humanity, man, my nationality is reality!





rap.de: Was hat dich in Israel am stärksten beeindruckt?

R. Der stärkste Eindruck? Jerusalem, Mann, die alte Stadt. Salomos Tempel.
(Fängt an zu rappen): 
"Let’s take a trip through history / Around the time 3000 BCE / They asked me to teach and to bring the news / Going way, way back to the story of the Jews" (es folgen ca. 40 Lines bis zur Staatsgründung Israels; Anm. D. Verf.)

rap.de: Word! Neues Zeug?

R.: Ja, „The Story of the Jews“. Ich und Priest haben in Israel auch ein paar Songs zusammen gemacht. Einer heißt „The Testimony“, ein anderer „The Prayer“ mit alten jüdischen Gebeten dabei, verrückte Sachen.

rap.de: Wo wird das veröffentlicht?

R.: Hast Du schon mal von Subliminal (ein erfolgreicher israelischer Rapper & Produzent; Anm. d. Verf.) gehört? Ein paar Sachen sind auf seinem neuen Album, wieder andere werden auf meinem neuen Album sein.

rap.de: Subliminal ist Teil meiner nächsten Frage. Ich habe schon gehört, dass Ihr gemeinsam aufgetreten seid. Aber hast Du auch schon mal daran gedacht mit palästinensischen HipHoppern zusammenzuarbeiten?

R.: Ja, da gibt’s einen Typ namens P.N., ein so genannter palästinensischer Rapper. Mit ihm wollte ich was machen, aber dann fand ich heraus, dass er gar nicht von Palästina, sondern ein arabisch-jüdischer Rapper ist. Er ist kein Palästinenser. Also hielt ich das für Zeitverschwendung. Er hat nur versucht die Phrase „palästinensischer Rapper“ zu nutzen, um Publicity zu bekommen. Aber ja, ich würde gerne was mit palästinensischen Rappern machen! Hab ich sogar schon gemacht! Hast Du von dem Ding mit RZA und mir gehört?

rap.de: „Muslim and a Jew“!?

R.: Ja, und der dritte dabei ist zwar auch kein palästinensischer Rapper, sondern… Cilvaringz, kennst Du den!?

rap.de: Ja, er ist aus den Niederlanden.

R.: Ja, genau.

rap.de: Hat er nicht auch einen arabischen Hintergrund!?

R.: Ja, genau.

rap.de: Wie denkst du über den Konflikt im Nahen Osten?

R.: Weißt du, es gibt keinen Krieg ohne Frieden und keinen Frieden ohne Krieg. Für mich wird der Konflikt niemals enden. Aber ich bin für einen palästinensischen Staat, doch sollte der in einem der angrenzenden arabischen Länder errichtet werden.

rap.de: Was ist eigentlich aus deiner Wu-Tang-Zugehörigkeit geworden?

R. Ich bin immer noch dabei! Es ist nur so, dass jeder sein eigenes Ding macht. Ich habe z.B. das letzte Cappadonna-Album „The Struggle“ über mein Label raus gebracht. Das Wu-Tang-Ding läuft noch, ich mein, ich hab erst vor zwei Tagen getroffen, mit Ghost Face und  RZA habe ich auch vor ein paar Tagen gesprochen. Auch Raekwon kommt in mein Studio. Alles ist im Lot, nur arbeitet jeder an seinem eigenen Projekt.

rap.de: Ich denke, dein erstes Album war recht erfolgreich. Aber soweit ich weiß, wurde dein zweites Album „Code Red“ hier drüben nicht vertrieben. Wie lief das Album denn in den USA?

R.: Da hab ich einen Fehler gemacht. Ich hatte bei meinem zweiten Album nicht den richtigen Großhändler. Ich dachte, ich könnte da jemandem vertrauen, aber dann hat er mich sitzen lassen. 

rap.de: Und was ist mit deiner Website los? Die ist schon seit ner ganzen Weile nicht mehr auf dem neuesten Stand.

R.: Ja, definitiv nicht, Mann. Ich muss da mal was machen (lach), jemanden engagieren, der das für mich erledigt (Was just geschehen ist; Anm. d. Verf.). Sieht fast so aus als wär ich weg vom Fenster, was!?

rap.de: Ein bisschen schon.

R.: Nein, ich bin immer noch am Ball, Mann! Ich war in Israel und habe dort ein komplettes Album mit israelischen Künstlern aufgenommen. Ich weiß noch nicht, wie es heißen wird, vielleicht einfach „Remedy presents New York to Israel – HipHop Vol. 1!“ Außerdem arbeite ich an einem neuen Album für Amerika. Ich arbeite noch an dem Album mit den Israelis und werde es bald veröffentlichen, überwiegend in Israel, aber auch in den USA. Eigentlich sollte man es in der ganzen Welt bekommen können, aber ich weiß nicht…Zurzeit mach ich noch ne Menge für mehrere jüdische Organisationen. Ich war viel an Universitäten, habe dort Reden gehalten und bin aufgetreten. Aber basierend auf „Never Again“, Mann, da kriege ich immer noch täglich Feedback und Emails! Die Leute erzählen mir, wie der Song sie jedes Mal zum Weinen bringt, wie sogar einige Rabbis anfangen mussten zu weinen! „Never Again“ hat mein Leben verändert, was ich nicht kommen sah. Aber als der Song dann auf dem Album war, haben ihn so viele Menschen gehört, dass Juden aus aller Welt mit mir Kontakt aufnahmen. Das ist schon unheimlich.




rap.de: Mit wem arbeitest du bei deinem Label Code Red Entertainment zusammen?

R.: Mit allen, Mann! Kennst Du JoJo Pellegrino? Er ist ein weißer Typ aus Staten Island und war vorher bei „Violator“. Solomon Childs! Mein Mann LoungeLoe, der Bruder von Cappadonna. Ich versuche auch was mit Guru zu machen, das ist mein Mann. Nächste Woche treffe ich mich mit G Rap. Verstehst du, ich mach immer noch mein Ding, Mann! Außerdem hab ich jetzt ein Studio in meinem Büro. Wir machen einfach Musik, Mann. Kennst Du ESPN? Das ist ein Sportsender, für den ich viel mache. Denen hab ich grade erst 30 Instrumentals verkauft, außerdem zwei Songs für deren 25stes Jubiläum!

rap.de: Und was wurde zuletzt bei Code Red Ent. veröffentlicht?

R.: Meine letzte Veröffentlichung war das Cappadonna-Album vor knapp zwei Jahren. Danach ging ich dann für ein paar Monate nach Israel, wo ich einfach gearbeitet und gechillt habe. Ich habe wieder angefangen meine Bücher zu lesen, verstehst du!?

rap.de: Was für Bücher?

R.: Ich lese alle möglichen Bücher, über Geisteskrankheiten, über Israel, den Konflikt, über die Schlachtfelder.

rap.de: In Internetforen wird öfter darüber diskutiert wie antisemitisch HipHop ist. Was ist deine persönliche Erfahrung mit Antisemitismus im HipHop?

R.: Heutzutage gibt es eine Menge jüdischer Leute im HipHop, verstehst du!? Also werden keine besonders lauten antisemitischen Anspielungen gemacht. Was mich persönlich angeht, so hat mir noch keiner etwas ins Gesicht gesagt über mein Jüdischsein. Ich meine, die Leute können sagen, was sie wollen – hinter meinem cken. Ich bin auch sicher, dass sie das tun. Aber es hat sich noch nie jemand mit etwas Antisemitischem direkt an mich gewendet. Also, was die Musik angeht, habe ich da nicht viele Erfahrungen gemacht. Andererseits erfahre ich das jeden Tag, denn schließlich kann Remedy es nur bis an eine gewisse Grenze schaffen, weil er halt der weiße, jüdische Rapper ist. Verstehst du, das ist dieser versteckte Antisemitismus. Er wird nicht wirklich gesehen und gehört, aber er ist da.

rap.de: Wie denkst du über Mos Def’s als antisemitisch kritisierten Track „The Rape Over“?

R.: Mos Def? Ich halte ihn für einen Rassist (lacht). Ich halte nicht besonders viel von Mos Def. Er mag keine Weißen, geschweige denn Juden! Er hasst alle Menschen, außer Schwarze. Ich weiß nicht, der muss mal nach Israel gehen! Ich finde überhaupt, dass jeder einmal Israel besuchen sollte, ob man nun jüdisch ist oder nicht.

rap.de: Was glaubst du, würde das bewirken?

R.: Ich glaube, dass es sie in Staunen versetzen würde. Israel ist wirklich beeindruckend! Ich meine, wenn man durch Jerusalem geht, da fühlt man buchstäblich etwas, das man nirgendwo sonst auf der Welt fühlt! Ich weiß nicht, ob es daran liegt, wie manche behaupten, dass es der nahste Ort zu Gott ist. Aber allein das Gefühl in Israel ist beeindruckend. Und wenn man dann noch anfängt, sich mit der Geschichte, den historischen und biblischen Orten auseinanderzusetzen, dann fühlt man da einfach was. Das fühlt man nicht, wenn man in den Vereinigten Staaten oder sonst wo ist. Wenn man sich dann mal mit den Menschen auseinandersetzt, dann merkt man auch mal, dass das Menschen sind. Israelis sind Menschen! Sie sind nicht bloß etwas, das man auf CNN in den Nachrichten sieht. Und das ist das Problem: überall außerhalb von Israel ist alles, was man zu sehen bekommt CNN und was CNN über Israel sagt! Natürlich will dann keiner mehr nach Israel, wenn man das alles glaubt! CNN irritiert die Leute. Ich meine, sogar die Christen und Moslems halten Israel für den heiligsten Ort der Welt, alle Menschen egal welcher Rasse, Hautfarbe oder Glaubensrichtung!  

rap.de: Praktizierst du eigentlich den Judaismus?

R.: Ja, ich praktiziere ihn auf meine eigene Art! Ich bin kein orthodoxer Jude. Ich bin ein amerikanischer, säkularer Jude!

rap.de: Was ist deine Meinung über das Phänomen „Heeb Hop“?

R.: Heeb Hop? Diese Scheiße finde ich wack! „Heeb Hop“! Das macht doch überhaupt keinen Sinn. HipHop ist HipHop, Mann! Wenn du Rap-Musik machst und jüdisch bist, dann machst du immer noch HipHop. Nur weil du jüdisch bist, heißt das nicht, dass du dann „Heeb Hop“ machst! Ich finde diese Scheiße lächerlich. So ne Scheiße macht alles nur schlechter! Verstehst du, Leuten Etiketten zu verpassen. Das ist wie eine Anklage, Mann, das ist schlecht! Ich habe mit diesem „Heeb Hop“ nichts zu tun, ich mache HipHop! Und trotzdem bin ich glücklich, jüdisch zu sein!

rap.de: Haben „Heeb Hop“-Künstler wie Etan G mal versucht mit dir Kontakt aufzunehmen?

R.: Ich weiß nicht. Um Dir die Wahrheit zu sagen, ich werde ständig von Hunderten von jüdischen Rappern angerufen! Kids, die versuchen, was auf die Beine zu stellen, die Respekt für mich haben und so. Die rufen mich ständig an und fragen, ob ich einen Song mit ihnen mache. Diesen „Heeb Hop“-Kram beachte ich gar nicht (lacht)! Ich seh das so: wir machen Musik, Mann. Wenn jemand anfangen will zu diskriminieren, Etiketten zu verpassen und Leute in Stereotypen einzuteilen, dann soll er das tun, aber ohne mich!

rap.de: Das war’s dann auch mit meinen Fragen, aber vielleicht willst du zum Schluss noch erzählen, was in Zukunft von Code Red Ent. zu erwarten ist!?

R.: Zurzeit arbeitet Remedy an dem Remedy/Israel-Album mit den israelischen Künstlern. Außerdem arbeite ich an einem neuen Mixtape und an einem neuen Album für Amerika. Unterdessen mach ich ein paar Dinge für ESPN, auch versuche ich ein paar Werbesendungen zu machen. Ich arbeite halt, mache Musik, Mann. Das ist meine Liebe und der geh ich nach. Außerdem werde ich versuchen, diesen Sommer wieder nach Israel zu gehen.