Yukmouth

Die „grüne Brille“ durch die Yukmouth schaute, als das Interview anstand, hatte schon ziemlich dicke „Gläser“. Dementsprechend langsam und zögerlich war auch seine Artikulation, uknowimean. Einzig seinen Fingern schien das ganze inhalierte Rauchwerk nicht viel auszumachen, denn die (Finger) waren bereits fleißig damit beschäftigt, den Nächsten zu rollen, danach zu kleben und schließlich anzuzünden. So machte Yukmouth, Rapper und Labelboss von Smoke A Lot Records, seinem Label alle Ehre.
Offiziell waren jedoch die Luniz angekündigt, aber Yuk war alleine, ohne seinen Partner Numskull, in Berlin erschienen. Num hatte Probleme mit seinem Pass, wie Yukmouth zögernd bemerkte. Davon mal abgesehen konzentrieren sich beide MCs zur Zeit mehr auf ihre Soloprojekte. Ein neues Luniz Album ist in Kürze, also 2006, nicht zu erwarten, meinte Yuk. Mit dem Erfolg von „I Got 5 On It“, hatten sich die beiden, aus Oakland, CA stammenden Künstler, in die HipHop Championsleague geschossen. Und währeind Numskull ein paar Probleme mit dem Gesetz bekam und sich die Entwicklung der HipHop-Szene eine Weile durch Schwedische Gardienen hindurch anschauen musste, baute Yuk sich sein eigenes Imperium auf.
Yukmouth ist inzwischen ein ebenso erfolgreicher Geschäftsmann wie Rapper und hat standesgemäß den Hals mit einer Menge "Ice" verhängt. Es wird bestimmt kein billiges Blech sein, was da so glitzernd an ihm herunterbaumelt.
Yukmouth war gekommen, um einige Tracks von seinem bald erscheinenden Album „Million Dollar Mouthpeace“ zum Besten zu geben. Deshalb war die Zeit für Interviews auch leider mehr als knapp, frei nach dem Motto: "time is money". Nach einigen Zügen aus seiner „Selbstgedrehten“ und einer recht gelungenen Parodie zu Arnold Schwarzenegger: „I’ll be back“, dem unfähigen Gouverneur von Kalifornien, wie Yuk behauptete, konnte das kurze, rauchige Frage-Antwort-Spielchen beginnen.

rap.de: Da Numskull ja leider nicht kommt, nutzt du den Trip, um neuen Stuff von dir zu präsentieren?

Yukmouth: Yeah, genau. Ich werde erst mal ein Mixtape rausbringen, „The Million Dollar Mixtape“, wo es schon einige Tracks von meinem kommenden Album „Million Dollar Mouth Peace“ zu hören gibt. In den Läden hier werden diese Mixtapes nicht verkauft, soweit ich weiß, deshalb ist es was Besonderes, das die Leute sie bei meiner Show bekommen können.
(holt eine CD aus der Tasche)

rap.de: Du hast dein Mixtape als CD am Start wie ich sehe. Arbeitet ihr auch mit MP3s, bietest du es auch zum Download an?

Yuk: Nein nicht zum Download, aber wir arbeiten auf jeden Fall mit MP3s. Besonders in der Produktionsphase werden eine Menge Beats als MP3s durch die Gegend geschickt, yaknowimean. Auch über den großen Teich. Leute von hier aus Europa schicken mir Beats rüber, wie z.B. die Jungs von Large Money Entertainment aus Schweden. Von denen kommen eine Menge Beats via E-Mail rüber.

rap.de: Wie siehst du die Entwicklung des Internet? Glaubst du, dass du in absehbarer Zeit deine Alben nur noch als MP3 Format zum Download auf den Markt bringen wirst, weil Audio CDs nur noch von wenigen Leuten gekauft werden?

Yuk: Ich bin mir nicht sicher. Ich meine, Computer sind ja inzwischen überall dabei, bestimmen immer mehr unseren Alltag, aber ich denke nicht, dass es bald keine Discs mehr geben wird. Wie soll das denn auch aussehen, wenn jemand z.B. mit Platin ausgezeichnet wird? Bekommt der dann das Abbild eines Computers oder einer Festplatte im Rahmen verliehen? (lacht) Shit.
Nein, Tonträger, wie die CD, wird es noch lange geben.

rap.de: Soweit ich weiß, produzierst du selbst nicht. Warum eigentlich nicht?

Yuk: Stimmt, ich konzentriere mich aufs rappen, aber produziere nicht selbst. Weißt du, ich hab einfach nicht die Zeit dazu, mich mal in Ruhe mit dem Produzieren und allem was dazugehört auseinanderzusetzen. Natürlich mache ich eine Menge Co-Produktion. Ich sage den Produzenten immer ziemlich genau, was ich haben will und wie ich es haben will; welchen Beat ich will, welche Drum-Patterns usw. Meistens ist es aber so, dass die Leute, mit denen ich zusammenarbeite, mich gut kennen. Die wissen, vorauf ich stehe und machen mir dann genau solche Beats klar.

rap.de: Auf welchen Style fährst du im Moment gerade besonders ab?

Yuk: Ich mag diese hohen, klirrenden Sounds. That Conan the Barbarian shit! Mit so richtig kranken Drums und ner fetten Bassline. (machte die Sounds mit dem Mund nach) Das ist der Shit den ich mag. Insgesamt stehe ich auf Uptempo-Zeug. Beim Rap, also den Lyrics, mag ich besonders Stories. Ich bin selbst ein Storyteller, erzähle Geschichten in meinen Raps, wie Slick Rick. Das ist meine Stärke. Aber die Beats müssen schnell sein. Vergiss den langsamen Scheiß.


rap.de: Dabei kommst du doch aus Oakland. Und da hat kein geringerer als der Ober-Pimp Too Short den langsamen Rap bis zur Extase zelebriert.

Yuk: Das stimmt, aber ich bin ein, zwei Generationen nach ihm im Game. Mit jeder neuen Generation in der Bay wurden die Beats etwas schneller und heute geht es sogar bis in den Bereich von 150 BPM. Ich mag schnelle Beats, aber das ist mir einfach zu schnell. Das sind die Jüngeren, die werden immer schneller (lacht). Wenn ich von schnellen Beats spreche, dann bin ich bei 95 bis 100 BPM. Das reicht.

rap.de: Was hörst du momentan sonst noch?

Yuk: Anderen Rap?

rap.de:
Ja.

Yuk: Ich mag Reality-Rap, in denen Geschichten über das Leben erzählt werden. Aber mir gefallen auch Party-Tracks, so was muss auf jeden Fall auch sein. Etwas das man hört, um einfach nur richtig abgehen zu können. Ich mag Kanyes Zeug, das ist für mich Fun-Rap. Oder Julez Santana, er hat beides, Street und Fun. Am meisten höre ich aber meine eigene Crew, The Regime. Das ist überhaupt das Wichtigste. Ich versuche gar nicht, den anderen zu viel Aufmerksamkeit zu schenken, dadurch kommst du nur in die Versuchung etwas abzukupfern. So was haben wir nicht nötig. Das Regime hat alles was Rap braucht.

rap.de: Die Crew besteht ja schon recht lange…

Yuk: Ja das stimmt. Und dabei kommen wir aus den verschiedensten Ecken der USA. Dru und ich sind dabei die einzigen aus Oakland. Wir haben Leute aus L.A., Houston, DC, New Jersey, Ohio, Kansas City, Chicago, wir haben die ganze amerikanische Landkarte abgedeckt. Und soll ich dir noch was sagen, wir sind schon lange vor dem G-Unit am Start gewesen und hatten MCs aus verschiedenen Teilen des Landes in der Crew. Das G-Unit hat in Queens angefangen, wo die Typen herkommen, die es gegründet haben. Meine Crew, ich, Tech N9ne, Phats, Poppa lq, Dizzle, u.a., sind Leute, die von überall herkommen. Wir haben diesen Move schon 1997 gemacht und sind immer noch am Start. They be bitin‘ and shit, man. Wir waren die Ersten, sie sind nur die Kopie. Punkt! Jetzt versuchen sie unsere Idee zu klauen.

Mehr wollte Yuk zu dem Thema G-Unit leider nicht sagen, dafür aber über seine Heimat, die Bay Area.

rap.de: Die Bay Area rund um San Francisco und Oakland war und ist eigentlich immer ziemlich eigenständig gewesen. Es kamen oft neue, eigene Stile und Wortkreationen aus der Bay, die man anderswo noch nicht gehört hatte.

Yuk:
We got our own shit. Wir haben unsere eigene Lebensphilosophie, unsere eigene Art uns zu kleiden und eine eigene Art zu sprechen. Das kannst du mit nichts anderem vergleichen. Bei uns gibt es kaum Gangbanging, wie in L.A. Die Leute hustlen um Kohle zu machen. We pimp bitches. Oh, und natürlich rauchen wir eine Menge Weed.
Wir kamen zuerst mit dem Wort Playahata an den Start und haben ne Menge von solchen Wörtern geprägt. Wie „for sheezy“ und so´n Zeug. Das ist unser eigener Slang.

rap.de: Aber du lebst nicht mehr in Oakland, oder?

Yuk: Nein, ich lebe in L.A. Ich habe mitten in den Project gelebt, aber sobald du Kohle verdienst siehst du zu, dass du da rauskommst. Denn es ist nicht gerade angenehm, dort zu leben.

rap.de: Ihr seid beide nach dem ersten Luniz Album nach L.A. gezogen?

Yuk: Ja. Das Label, bei dem wir zu dieser Zeit unter Vertrag standen (Noo Trybe Records/Virgin Records) war in L.A. und wir waren es irgendwann leid, immer hin und her fahren zu müssen. Also haben wir uns dafür entschieden, gleich dort hin zu ziehen.

rap.de: Du bist ja nicht nur Rapper, sondern auch Geschäftsmann. Du hast zum Beispiel dein eigenes Label Smoke A Lot Records. Was war das schwerste auf dem Weg zur Eigenständigkeit?

Yuk: Als Geschäftsmann oder besser gesagt Labelboss, ist es das schwierigste, deine Künstler auf dem Boden der Tatsachen zu halten. Die kommen an, bekommen ihren Vertrag, sehen mich und was ich alles erreicht habe und denken, dass sie das alles auch sofort bekommen. Millionen Dollar, Schmuck usw. Die sehen einfach nicht, dass da jahrelange Arbeit drinsteckt. Es hat erst mal Jahre gedauert, bis ich überhaupt einen Vertrag bekommen habe. Ich rappe seit der Junior High. Erst Jahre später haben Num und ich bei einem Label unterschrieben. Die jungen Künstler denken, dass wenn sie unterschreiben, sofort alles angeflogen kommt. Wenn das nicht passiert, gibt es schnell Neid und Unzufriedenheit und sie wollen weg. Das ist der schwerste Part.
Der Grund, warum ich das überhaupt gemacht habe, den Schritt in die Selbstständig, ist, weil ich mich nicht weiter von der Industrie verarschen lassen wollte. Ich wollte selbst die Kontrolle haben, Anspruch auf den ganzen Kuchen, nicht nur auf ein Stück davon. Ich hab alles in der Hand, ein eignes Studio mit eigenen Produzenten usw. Ich bin down mit vielen Rappern und so ist es leicht, jemanden anzurufen und zu sagen: "Komm du auf meinen Track, ich rappe auf deinem." So tut jeder dem anderen einen Gefallen. Ich weiß schon wie man sich im Business verhält und, ganz wichtig, ich habe ein großartiges Team um mich herum. Auch Anwälte gehören dazu.
(macht eine kurze Pause)
Sag den Leuten, dass sie meine Webseite checken sollen, www.smokealotrecords.com. Da finden sie alles von mir, nicht nur Musik.

rap.de: Was können die Leute denn außer Musik sonst noch so finden?

Yuk: Mann, alles mögliche. Mixtapes, Movies, auch XXX und natürlich Klamotten. Auf der Webseite ist auch Stuff von allen anderen Künstlern, die bei mir gesignt sind. Ich versuche meine Fühler so weit wie möglich auszustrecken. Ich will demnächst einen Laden für Auto-Felgen eröffnen, Car-HiFi und so ein Zeug in Nord-Kalifornien. Das wird großartig.

rap.de: Du bist ein erfolgreicher Geschäftmann. Wie sieht es damit aus, etwas an die Community zurückzugeben?

Yuk: Sure. Das mache ich die ganze Zeit. Und ich meine nicht nur, dass ich die Klamotten, die ich nicht mehr brauche, abgebe. Ich spende viel Geld. Das geht an gemeinnützige Einrichtungen in der Hood. Die können das Geld am besten verteilen, bzw. wissen, wie man es am besten einsetzt. So gebe ich der Community etwas zurück. Ich habe nicht vergessen, wo ich herkomme, you know!

rap.de: Vielen Dank für das Interview.