The Herbaliser

10 Jahre ist es inzwischen her, dass die beiden Briten Jake Wherry und Ollie Teeba als „The Herbaliser“ unter der Katalognummer ZEN18 ihren Debüt-Longplayer „Remedies“ über Ninja Tune veröffentlichten. Seit wenigen Wochen ist nun ihr fünftes Studio-Album „Take London“ erhältlich, welches den Nachfolger des 2002 erschienenen „Something Wicked This Way Comes“ bildet, das sich weltweit bisher 70.000-mal verkaufte. Als ich anlässlich der Neuveröffentlichung in einem Berliner Hotel zum Interview eintreffe, hat Ollie Teeba gerade ein Paar brandneue Shelltoes aus Singapoor auf dem Tisch stehen, zieht frische Fatlaces ein und beschwert sich über das ewige Neugestalten der Klassiker: „I don ´t know why they feel the need to constantly redesign these sneakers… The shape of the original campers was fine, as well as the original shelltoes were fine.” Da die Jungs schon so lange unterwegs sind, hat sich der Schwerpunkt zwischen den Standard-Hobbys eines jeden HipHoppers mittlerweile zugunsten von Turnschuhen verlagert. „Früher war das definitiv anders – wenn wir unterwegs waren und ein paar Stunden frei hatten, haben wir die meistens komplett in den örtlichen Plattenläden verbracht. Auf diesen Trips haben wir inzwischen aber so viel Kram gekauft, dass wir immer noch damit beschäftigt sind, ihn durchzuhören. Es kann immer mal wieder passieren, dass ich mit einer Idee von einer Platte komme, die wir 1996 auf Tour gefunden haben. So gesehen besteht kein großer Bedarf mehr, noch Platten zu kaufen“, meint Ollie und stellt die neu geschnürten Shelltoes in die Ecke. Das Interview mit den beiden verlief äußerst unterhaltsam – anlässlich einer Frage zu Prinz Harrys Nazi-Kostüm warteten Ollie und Jake mit überraschend starker Kenntnis der britischen Historie auf. Aber auch bei klassischen HipHop-Themen wie Samples glänzten sie mit einem Abriss über Serge Gainsbourgs Wiederbelebung durch die Beatnuts. Lest schließlich auch von ihren Soundtrackbeiträgen zu Videospielen und EPSN-Sendungen sowie von billigen Mikrophonen.

rap.de: Bei euch wurde ja gerade gewählt, wir haben es nun wieder vor uns. Seid ihr mit eurem Ergebnis zufrieden?

Jake: Ich denke, es ist gut gelaufen, denn was wäre die Alternative gewesen? Eine konservative Regierung? Nein danke! 
Ollie: Mr. Blair ist im UK sehr unbeliebt, und ich denke, dass die Stimmen, die Labour bekommen hat, nicht wirklich für ihn abgegeben wurden. Ich glaube, dass viele Leute darauf bauen, dass er bald zurücktritt. Jeder wollte Gordon Brown eine Chance als Premierminister geben. Er sollte es vorher sowieso schon machen. Bei Labour sah es ja schon so aus, als würden sie die Wahl gewinnen, als John Smith der Kopf der Partei und Gordon Brown sein zweiter Mann war. John Smith ist dann aber an einem massiven Herzanfall gestorben, und als die Wahlen anstanden, wurde Tony Blair der neue Führer, weil er jünger ist und so schön lächelt. Ich denke aber, dass Labour auch ohne ihn gewonnen hätte, weil zu diesem Zeitpunkt für die Konservativen kein Vertrauen mehr existierte. Seither sind sie eigentlich auch nur schlimmer geworden – dieses Mal haben sie zwar besser abgeschnitten, aber das hängt nur damit zusammen, dass Blair so unpopulär ist. 
rap.de: Habt ihr gewählt?

Jake: Ja – das ist Bürgerpflicht in einer Demokratie.

Ollie: Ich habe Labour gewählt. Man kann sich nicht darüber beschweren, dass die Dinge schlecht laufen, wenn man noch nicht mal von seiner Stimme Gebrauch macht. Am Ende des Tages sind sie natürlich alle Politiker und Lügner – die Frage ist aber eben, wie groß und böse der Lügner sein soll, den du haben willst. Ich denke nicht, dass Blair böse ist, aber Michael Howard ist furchterregend.
rap.de: Was haltet ihr von Prinz Harry und seinem Nazi-Kostüm?

Ollie: Das Ganze wurde durch die Medien natürlich etwas überdimensioniert – die Massen-Hysterie, die das auslöste, war schon etwas absurd. Wahrscheinlich sollte ich vorsichtig sein, was ich sage (lacht).

rap.de: Wir sind ja hier in Deutschland, also…

Jake: Unsere königliche Familie ist ja deutsch.
rap.de: Aha…

Ollie: Queen Victoria war mit einem Deutschen verheiratet und ihr Großvater wurde in Deutschland geboren. Das meiste Blut in der königlichen Familie stammt also aus Deutschland.
Jake: Ja – die königliche Familie hat ihren Namen an einem bestimmten Punkt im ersten Weltkrieg in Windsor geändert. Die Bomben, die sie auf London geworfen haben, trugen einen deutschen Name, an den ich mich nicht mehr erinnere. Das war derselbe Name, den auch die königliche Familie trug.
Ollie: Sachsen-Coburg Gotha war ihr Name.
Jake: Doch zurück zu Harry: Er ist ein Idiot, er ist irrelevant und wird das Land auch nicht führen.
Ollie: Er ist begriffsstutzig, nicht besonders clever. Er war so dämlich, dass seine Lehrer in der Schule seine Tests für ihn zu Ende schreiben mussten.
rap.de: Ich hörte, dass er bei den jungen Engländern sehr populär sein soll…

Ollie: Ja – weil er Dope raucht und immer in Problemen steckt. Das ist aber nichts Besonderes, denn es gab schon immer diese Playboy-Prinzen mit einem Mangel an Verantwortungsbewusstsein. Wir hatten z.B. auch schon einen König, der abdankte, um eine amerikanische Frau zu heiraten.
Jake: Edward.
Ollie: Ja – Edward. Er wollte kein König sein, weil er ein Playboy war und nur rumreiten wollte, in jeder Hinsicht [Edward dankte 1936 nach 326 Tagen ab, um die Amerikanerin Wallis Simpson zu heiraten – großer Skandal, weil die junge Frau ihrerseits damals bereits geschieden war, Anm. d. Red.]. Das ist so die Art Persönlichkeit, die Harry wohl auch hat. Aber gut, heute sind die Mitglieder der königlichen Familie eigentlich alle sehr bedeutungslos – sie verkaufen halt Zeitungen, das ist alles.
rap.de: Ich habe gerade festgestellt, dass ihr inzwischen im zehnten Jahr Alben über Ninja Tune veröffentlicht.

Ollie: Erstaunlich, nicht wahr? Einen Plattenvertrag über 10 Jahre zu haben, ist heutzutage doch schon selten. Allerdings haben wir den Vertrag zwischenzeitlich natürlich neu verhandelt. Nun läuft er allerdings aus – es bleibt also abzuwarten, was passiert. Wahrscheinlich werden wir gedroppt (lacht). Obwohl – sie können uns ja eigentlich nicht mehr droppen, wenn der Vertrag schon ausgelaufen ist. Nein, im Ernst – wir sind sehr optimistisch und denken, dass sich das neue Album noch besser verkaufen wird, als sein Vorgänger.
Jake: Die meisten Bands haben ja nur ein erfolgreiches Album und können daran nicht anknüpfen. Bei uns hat jede neue Platte mehr als ihr Vorgänger verkauft. Wir gehen nicht davon aus, dass es immer weiter so läuft, aber unsere Entwicklung läuft definitiv gegen den Trend. Allerdings haben wir vom letzten Album weltweit auch nur 70.000 verkauft, was immer noch nicht viel ist. Wir sind aber sehr zufrieden.
rap.de: Gab es in eurer Karriere nennenswerte Auseinandersetzungen?

Jake: Wir hatten mal einen Streit, als wir 1999 in Neuseeland mit Amon Tobin auf Tour waren. Ollie fing in der Öffentlichkeit an, mit mir über Geld zu diskutieren, das ich ihm schuldete und ich schrie ihn an, er solle das lassen…
Ollie: Nein – darüber haben wir uns nicht gestritten, es ging um Remixe…
Jake: Und Geld. Zu dieser Zeit haben wir ein paar ziemlich arme Remix-Jobs für ein paar schlechte Bands angenommen, weil wir das Geld brauchten. Wir wollten unser Studio erweitern und brauchten das Geld für Equipment. Ich habe Ollie angeschrien, und er hat zwei Tage nicht mehr mit mir gesprochen, obwohl wir alle gemeinsam mit einem weiteren DJ in einem Auto saßen und über Land fuhren. Das war stimmungsmäßig schon sehr seltsam und unangenehm.

rap.de: Habt ihr zufällig „Some Kind Of Monster“ von Metallica gesehen? Die kamen ja an einen Punkt, an dem sie eine Therapie brauchten, um als Band zusammen zu bleiben…

Ollie: Die stehen ja sicher auch unter einem riesigen Druck. Stell dir nur mal vor, wie viele Metallica-Fans es weltweit gibt. Damit geht ja auch einher, dass die sich aller Wahrscheinlichkeit nach denken „Wir machen so und so viele Millionen Dollar, wenn wir eine neue Platte veröffentlichen“. Deshalb beißen die sich lieber auf die Zunge und machen eine neue Platte. Deshalb machen sie weiter und fangen irgendwann an, sich zu hassen. Außerdem sind es eben auch extrem viele Fans, die traurig wären, wenn die aufhören würden. Ich bin mir aber sicher, dass es auch ein paar Herbaliser-Fans gibt, die traurig wären, wenn wir aufhörten…
Jake: Ja – unsere Mütter.

rap.de: Plant ihr denn eine Art Jubiläumsparty?

Jake: Ich plane heutzutage hauptsächlich Geburtstagspartys für meine Kids. Meine Kinder sind nun vier und sechs Jahre alt.

rap.de: Ich habe gerade „Need For Speed Underground II“ gespielt, wo es u.a. einen Snoop-Dogg-Exclusive-Song gibt. Auch ihr habt ja schon Soundtrackbeiträge zu Videozocks geliefert…

Ollie: Ja, für „NBA Street“ wollten die EA-Leute einen DJ-Mix, der mit dem Spiel harmoniert. Sie haben sich ein paar Ninja-Tune-Tracks ausgesucht, die sie in dem Spiel benutzen wollten – die sollten zusammengemixt und gescratcht werden Wir haben da noch ein paar weitere Tracks beigesteuert. Die hatten ein sehr interessantes Programm, das sich „Path Finder“ nannte. Wir haben die Tracks dann mit Pro Tools aufgenommen und gemixt. Je nachdem, was du im Spiel getan hast, hat dieses Programm dann bestimmte Tracks oder Soundsequenzen angesteuert – wenn du z.B. einen Steal hattest, gab es irgendeinen Scratch oder was Vergleichbares. Der Soundtrack war dadurch nie gleich. Das fand ich schon cool, dieses Zusammenwirken verschiedener Technologien hat mir sehr die Augen geöffnet.

Jake: Noch interessanter ist, vielleicht, dass wir vor vier Jahren die Musik für die amerikanische Football League komponiert haben. In England haben wir eine Fußballsendung, die jeden Samstag läuft und „Match Of The Day“ heißt. Da gibt es dann die Highlights all der Premier-League-Matches zu sehen. Das Äquivalent in den USA heißt „Sunday Night“ und läuft auf ESPN. Die nutzen unsere Musik nun bereits im vierten Jahr. Es ist kein Herbaliser-Song, weil wir ihn nie veröffentlicht haben. Er würde nicht so Eins-Zu-Eins zu uns passen, weil er etwas rockiger und synthielastiger ist.

Ollie: Ja – etwas mehr Chemical-Brothers-Style.
Jake: Im UK gibt es eine Guiness-Reklame, in der sie einen Leftfield-Song benutzen. Da kommen Pferde aus dem Wasser, die durch eine Animation so aus den Wellen morphen. Diese Reklame hatte ich im Kopf, als wir für die Fernsehsendung angefragt wurden. Es kostete cirka zehn Minuten, den Song zu schreiben und vier Tage, um ihn zu produzieren.

rap.de: Wie bewertet ihr dieses immer stärkere Zusammenwachsen von Videospielen und HipHop?

Ollie: HipHop hat in den USA vor zig Jahren Country Music als die Musik überholt, die sich dort am besten verkauft. Danach fandest du HipHop überall. Die heutige Pop-Kultur ist eine HipHop-Kultur oder zumindest eine Kultur, die in allen Bereichen Anleihen aus dem HipHop zieht. Als ich vor 15 Jahren als Teenager die Straße lang lief…
Jake: Vor 25 Jahren, meinst du wohl…
Ollie: … konnte ich dir sofort sagen, wer HipHop hört. Du musstest den Leuten nur auf die Schuhe schauen. Heute ist dieser Shit überall und jedes Kid trägt ein paar hiphopangehauchte Sachen.

Jake: Und in fast jeder Rockband gibt es einen DJ, der nichts tut.

Ollie: So gesehen ist es keine große Überraschung, dass HipHop auch so einen massiven Einfluss auf Videospiele hat. Was uns selbst angeht, denke ich, dass wir eine Menge Aufträge für Videospiele bekommen, weil wir einerseits viele Breakbeats einsetzen und so gesehen HipHop-Sound machen, aber generell eher soundtrackhafte Songs schreiben, als noch mehr atmosphärischen Sound machen und den dramatischen Anforderungen an den Spielesound daher gerecht werden. Unsere Instrumentals entstehen auch häufig so, dass wir uns eine dramatische Szene vorstellen, für die wir den jeweiligen Song schreiben – auch wenn wir keinen Soundtrack machen. Wir sind generell von Filmsoundtracks sehr beeinflusst.
rap.de: Aus welchen Filmen stammen deine Lieblingssoundtracks?

Ollie: Enter The Dragon, Dirty Harry, Takin Of Pelham One Two Three…
rap.de: Was ist das denn für ein Film?

Ollie: Das ist ein Film mit Robert Shaw und Walter Matthau von 1974, in dem vier Leute in Trenchcoats und Hüten eine U-Bahn in New York überfallen. Sie haben alle Namen wie in „Reservoir Dogs“, also Mr. Green, Mr. Black usw… Die Idee in „Reservoir Dogs“ kommt eigentlich aus diesem Film. Sie fordern eine Millionen Dollar von der Stadt New York oder sie bringen alle Leute um. Es ist ein großartiger Film – vor allem fragt man sich, wie zur Hölle die Typen da raus kommen wollen. Der Film nimmt da eine richtig gute Wendung. The Soundtrack of this movie is fucking amazing. Der Typ, der den Soundtrack gemacht hat, heißt David Shire – ich habe von ihm sonst keinen einzigen Soundtrack gehört, obwohl er wohl noch ein paar andere gemacht haben muss, allerdings keinen in der Liga. Ansonsten sind wir große Fans von Lalo Shiffrin, Roy Budd und Quincy Jones, weil sie konstant großartige, dramatische, funky, action-packed Soundtrack Musik machen


rap.de: Der letzte Song auf eurem Album heißt schlicht „Serge“ und ist ein Hommage an Serge Gainsbourg. Erklärt doch mal, weshalb er für euch so bedeutend ist.

Jake: Als die Beatnuts als erste einen der Tracks des Albums „Histoire de Melody Nelson“ sampleten, fingen die Leute und Plattensammler an, sich zu fragen „Who the fuck is this sample from?“ und fanden heraus, dass es von Serge Gainsbourg stammt. All seine guten Platten wurden mit Alan Hawkshaw aufgenommen, einem Session-Musiker, der in den 60ern und 70ern richtig gute Sachen geschrieben hat. Generell waren die Leute, mit denen er aufgenommen hat, richtig talentiert, und deshalb diggen die Sammler seine Sachen. Wir lieben die funky Drums und die dramatischen Streicher, die bei ihm oft zum Einsatz kommen. Auf dem Album „L’homme à tête de Chou“ gibt es einen Track, der einen Loop beinhaltet, den wir wirklich mochten, und zuerst dachten wir daran, ihn zu samplen. Aber da gab es gewisse Elemente in dem Loop, die nicht so gut passten, und das Ganze klang dann auch zu wiederholend. Also entschieden wir uns, alle Instrumente nachzuspielen – damit konnten wir dann rumspielen und auch mehr mit dem Arrangement machen. Als der Beat fertig war, gaben wir ihn Roots Manuva, um ihn darauf rappen zu lassen. Er entschied sich aber für ein anderes Instrumental, und so blieb der Beat quasi übrig. Wir haben dann überlegt, was wir damit machen könnten und entschieden uns dafür, mit einem französischen Spoken-Word-Künstler zusammen zu arbeiten. Da wir aber niemand kannten, fragten wir bei dem Typen, der sich in Frankreich um unsere Angelegenheiten kümmert, nach einer Empfehlung, und er schickte uns ein paar CDs. Wir entschieden uns für Philippe Katerine. Er kam dann nach London und hat mit uns aufgenommen.
Ollie: Wir haben seine Musik vorher nie gehört, aber unser Mann von der Publicity Company kannte zwei, drei Künstler, von denen er annahm, dass sie sich für den Track eignen könnten. Philippe Katerine schien wirklich auf einem Serge-Gainsbourg-Vibe zu sein, nach allem, was man seiner CD entnehmen konnte. Wir wussten auch nicht, dass er tatsächlich einen Song über Serge Gainsbourg schreiben wollte. In dem Song beschreibt er quasi, wie er Serge Gainsbourg als Stalker verfolgt. Ich denke, er schrieb den Song so, weil wir den Beat „Serge“ genannt haben – wir geben unseren Beats immer Arbeitstitel, die oft darauf hindeuten, was uns inspiriert hat. Das Ergebnis war auf jeden Fall cool, aber es war eben nicht so, dass wir von ihm erwartet hätten, dass er über Serge schreibt. Wir weisen unsere MCs nie an, was sie schreiben sollen. Ausnahmen gibt es nur dort, wo die MCs erst im Studio schreiben. Jean Grae schreibt z.B. nie im Voraus, sie fängt immer erst im Studio an. Das ist cool für uns, weil wir dann Konzepte mit ihr gemeinsam entwickeln können. „Close Your Eyes“ war z.B. ein Song, wo wir vielleicht ein wenig angedeutet haben, wo wir gerne hin würden.

rap.de: Ihr seid seit jeher dafür bekannt, viele Sachen selbst einzuspielen…

Jake: Ja, aber die Balance hat sich stark geändert – auf dem ersten Album hatten wir vielleicht 5% Live-Instrumente, heute sind es eher 50%.
Ollie: Das liegt auch daran, dass es anfangs wesentlich schwerer war, einen vernünftigen Sound hinzubekommen. Wir hatten am Anfang z.B. viel billigere Mikrophone und dafür aber kaum Kompressoren. Außerdem konnten wir das, was wir aufgenommen hatten, auch nicht so gut bearbeiten. Als wir anfingen, hatten wir noch kein Cubase VST oder Logic. Wir arbeiteten mit einem Computer über Midi und wenn wir Instrumente aufnehmen wollten, mussten wir sie auf Tape aufnehmen. Wir konnten auch nichts verschieben bzw. mussten die auf Tape aufgenommenen Sachen dann in einen Sampler laden, was alles ein sehr mühsamer Prozess war. Anfangs hatten wir auch nur ein SM-58-Mikrophon, was…
Jake: Ein 80-Pfund-Mikrophon.
Ollie: … sicher das billigste Mikrophon ist, das du bekommen und gerade noch so in einem Studio einsetzen kannst. Die Instrumente, die wir aufnahmen, klangen wie 1993 mit einem SM-58 aufgenommene Instrumente und passten nicht zu der Musik, von der wir sampleten. Die Musik, die wir samplen, stammt aus den 60ern und 70ern, and they didn’t fuck around back then. They recorded music properly. Als Phil Specter mit riesigen Orchestern in Studios ging… Deshalb war es am Anfang schwer, die Sounds zu mischen, wohingegen wir heute genau den Sound aufnehmen können, den wir aufnehmen wollen. Heute ist es so, dass man beim Endergebnis gar nicht mehr sagen kann, was wir selbst aufgenommen haben, und was gesamplet wurde.

rap.de: Ein Kommentar zu Roots Manuve, der auch auf eurer Platte ist.

Jake: Very good.
Ollie (lacht): Ein sehr netter Typ, er ist ein Freund von uns. Jake: Er hat definitiv seinen eigenen Style.

Ollie: Das setzt ihn von anderen MCs im Allgemeinen ab. Egal, ob sie aus England, Frankreich oder den USA kommen – viele MCs klingen sehr ähnlich. Sie nutzen dieselbe Sprache und Vokaltechniken, whereas Rodney is in a class of his own. Er ist wie MF Doom – er sticht heraus und steht über jedem sonst. Er ist international gesehen ein perfektes Beispiel für einen britischen MC, weil seine Musik eine perfekte Kombination seiner West-Indischen Wurzeln mit dem UK und dem Einfluss amerikanischer und jamaikanischer Musik ist.

Jake: Er ist der perfekte Botschafter für britischen HipHop.
  rap.de: Vielen Dank für das Gespräch.