RA The Rugged Man

To anybody who tends to feel offended easily: STOP READING right now! RA The Rugged Man ist einer der ganz wenigen wirklichen Charaktere im Game. Wahre Charakterköpfe stehen sich jedoch nicht selten selbst im Weg, denn früher oder später steigen sie aus, weil gewisse Kompromisse ihren Überzeugungen zuwiderlaufen. RA stieg ziemlich früh aus, so ungefähr als er 19, 20 war. Das war in den frühen 90ern, als ihm Jive Records nach und nach einen Vorschuss von insgesamt 300.000 Dollar auf ein Album gezahlt hatte, das er bis heute nicht aufgenommen hat. Stattdessen wurde er zum nie versiegenden Quell stets unterhaltsamer, in aller Regel äußerst abstoßender Gerüchte. So wurde ihm etwa nachgesagt, er habe in einem Studio ein Mischpult zugeschissen oder sich während einer Show mit dem Blut einer Katze, der er zuvor live den Kopf abgeschnitten habe, den Schwanz eingerieben. All das ist nicht wahr. Doch selbst die Dinge, die er tatsächlich erlebt hat, sind teilweise so bizarr, dass sie die Vorstellungskraft zentraleuropäischer Mittelstandsjugend schnell übersteigen können. Einen Großteil seiner Erlebnisse veröffentlicht er nach nunmehr 18-jähriger Karriere auf seinem Debüt-Album „Die, Rugged Man, Die“ , einem Brett von einer Platte, vorgetragen mit einer Stimme, die von irgendwo unter euren Holzdielenböden zu kommen scheint. Man spürt, dass diese Platte im Kern echt ist. Hier battlet niemand, der sonst nichts zu erzählen hätte, und hier sülzt auch niemand von irgendwelchen Cluberlebnissen, die er sich für den formatierten Konsumenten ausgedacht hat. Das ist schon viel viel mehr, als man von 95% des Rests erwarten darf, und dennoch wird der Rugged Man vor allem auch dadurch interessant, dass unter der Schale aus Dreck und Straßengeschichten ein intelligenter, humorvoller Typ steckt. RA schreibt u.a. für die Magazine Massappeal und Vibe und ist außerdem gerade im Begriff, ein Buch über Testify Books zu veröffentlichen. Er ist ein Filmfreak, mit dem man in einem Atemzug über Buster Keaton, Martin Scorsese, Paris Hilton und Tracy Lords sprechen kann. Er nimmt kein Blatt vor den Mund und gehört für mich definitiv zu den beiden unterhaltsamsten Gesprächspartnern des Jahres 2004. Seine Mama ist übrigens Deutsche – wie sich zeigen sollte, war ich jedoch auch in Bezug auf sie nur mit sehr unsicherem Halbwissen ausgestattet…
rap.de: Ich habe gehört, deine Mutter kommt aus Heidelberg…

RA: Nein – sie stammt aus einem Ort, der zirka 40 Minuten von Heidelberg entfernt liegt, einem kleinen Ort namens Siegelsbach. Das kennt eigentlich keiner, es ist winzig. Hast du kürzlich von diesem Kid gehört, diesem Sohn eines Bäckers, der in eine Bank ging und da jeden abgeknallt hat?
rap.de: Nein. Wie lang soll das her sein?

RA: Vor ein paar Wochen. Das Kid ist aus Siegelsbach. Es ist ein netter, friedlicher Ort auf dem Land. Ich bin da früher jedes Jahr zwei Monate hin, als ich noch ein Kind war. Da leben hauptsächlich Bauern, und es war ein großer Schock, als dieses Kid so abging.
rap.de: Wann warst du das letzte Mal da?

RA: Ungefähr 1998. Ich habe damals ein paar Shows in Deutschland gespielt – Stuttgart, München, Frankfurt. Meine Oma lebt immer noch da, auch meine Onkels Ralf und Manfred. Meine Cousins Jörg und Sebastian, auch Dennis.
rap.de: Sprichst du demnach auch etwas Deutsch?

RA: Mein Deutsch is ned so gudd, isch vergäss viel Deutsch. Wenn isch war kleiner, mein Deutsch war sehr gudd. Ich schbrech ein bissl Deutsch mit mein Muder, aber if she sprechen Deutsch schnell, ich wais nisch, was ich iör sagn soll…
rap.de: Ein Freund von mir erzählte mir, dass er einen Artikel gelesen habe, in dem es hieß, du hättest bis vor ein paar Jahren noch mit deiner Mutter zusammen gelebt und in der Wohnung Pitbulls oder irgendwelche Kampfhunde gezüchtet?

RA: Nein – das ist alles etwas verdreht. Ich bin bei meiner Mutter ausgezogen, als ich 13 war, und habe dann bis zum 17. Lebensjahr bei meinem Vater gelebt. Als die mich besuchen kamen und diese Kampfhunde am Start waren, habe ich in einem Haus mit fünf anderen Typen gelebt, die alle verrückt waren. Die waren alle auf Steroiden, einer von ihnen hat eine Menge Drogen verkauft, und der andere hat Hundekämpfe veranstaltet. Er hielt acht Hunde bei uns, die in der Küche gegeneinander gekämpft haben. Er ließ sie auf Laufbändern laufen, so was, was es in Fitnessstudios gibt. Er hatte das halt für Hunde. Die mussten regelmäßig mit Stöcken voneinander getrennt werden. Außerdem hat eine Stripperin bei uns gelebt, die auf unserem Küchentisch Sex mit ihrem Handy und Dildos machte. Meine Mutter ist nach North Carolina gezogen, als ich in der Highschool war. Danach war ich bei meinem Vater. Bei ihm bin ich dann auch noch mal eingezogen, als die Dinge mit Jive schief liefen. Er ist allerdings verrückt, er ist eigentlich genauso verrückt, wie die Typen, von denen ich gerade erzählt habe.

rap.de: In einem deiner Songs meinst du, er sei ein Vietnam-Veteran…

RA: Er ist eine Legende, ein Kriegsheld. Er hat eine Purple Heart-Auszeichnung, er hat ein Distinguished Flying Cross, er hat so viele verdammte Medaillen an der Wand… Er hat den Präsidenten getroffen, als sie ihm den Scheiß verliehen haben. Der Krieg war die beste Zeit seines Lebens. Als er zurückkam, war er für den Rest seines Lebens pleite. Er hat ein paar behinderte Kinder in die Welt gesetzt und hatte ein hartes Leben. Deshalb mochte er den Krieg. Er ist ein Kämpfer, he´ll kick ass. He ist the one who taught me to be hardcore, er hat mir beigebracht, mit meinen Fäusten umzugehen. Er hat mir all den Rugged Man-Shit beigebracht. Wir stehen uns immer noch nahe. Wir telefonieren ein-, zweimal die Woche, und ich besuche ihn alle paar Wochen. Er ist ein guter Mann. He has been beat up in life, und das zeigt sich eben.
rap.de: Was ist eigentlich wirklich mit Jive Records passiert? Was hast du diesen Typen getan, das sie dazu veranlasst hat, dich rauszuwerfen?

RA: Sie haben mich nicht rausgeworfen. Das ist diese falsche Auffassung, die sich überall durchgesetzt hat. Tatsächlich war es so, dass ich verlangt habe, gehen zu dürfen. Sie haben mich zweieinhalb Jahre meiner Karriere nicht gehen lassen. Sie wollten mein Album ja rausbringen, aber ich wollte nicht, ich habe mich bei ihnen nicht wohl gefühlt und habe mich geweigert, für sie aufzunehmen. Ich sagte ihnen, wenn sie mein Album rausbrächten, würde ich nicht helfen, es zu promoten. So kam es zu einer großen Auseinandersetzung und zu vielen Prozessen.
rap.de: Hatten sie kein Master von dir, als sie dich gesignt haben?

RA: Nein – sie signten mich, und ich sollte ein Album für sie aufnehmen. Sie hatten Demos und gaben mir einen Haufen Geld. Ich sagte „Lasst mich gehen“. Ich sagte zu ihnen „Das [die Demos] ist das, was ihr haben könnt. Ich nehme für euch nichts mehr auf, ich muss gehen.“ Die Frauen beim Label hatten Angst vor mir, die Typen dachten, ich sei ein Stück Scheiße – weshalb sollte ich auf diesem Label bleiben? Sie meinten dann, der Labelchef Barry Wise stünde hinter mir. Mir war das egal. Dann haben sie mich ein Showcase mit einigen anderen Jive-Rappern spielen lassen, wie Fu-Schnickens und Keith Murray. Ich habe da angefangen, zu randalieren, habe Equipment und Lautsprecher auf die Crowd geworfen. Mein Kumpel und ich haben auf der Bühne eine Nutte in Handschellen gelegt und sie mit Tape zugeklebt. Wir haben einen 700 Mann-Aufstand auf einem Jive-Showcase ausgelöst. Dann meinten sie „Wenn du wirklich so sehr gehen willst, dann müssen wir uns wohl darüber unterhalten. Du kooperierst ja überhaupt nicht.“ Schließlich bekam ich dann einen Anruf meines Anwalts, der meinte „Ok – vielleicht lassen sie dich doch gehen. Ich kümmer mich drum“. Es hat Jahre gedauert. 
rap.de: Auf einem Song gibt es ja diese Zeile „… my lawyer wouldn´t even call me…“. Was ist da passiert?

RA: Mein Anwalt war ein großer Fisch, ein großer jüdischer Anwalt. Er arbeitete für Mariah Carey, den Wu-Tang-Clan und RZA, als er auf seinem Höhepunkt war, auch für die Fugees. Er hat für all diese berühmten, reichen, erfolgreichen Leute gearbeitet. Als ich dann all mein Geld verloren hatte und meinte „Hilf mir hier raus, lass uns überlegen, was wir als nächstes machen können“, gab es für Monate keinen Rückruf, obwohl ich jeden Tag anrief.
rap.de: Wie lang hat das Geld gereicht, das dir Jive gegeben hat?

RA: Ungefähr eineinhalb Jahre. Sie haben mir 300.000 $ gegeben, aber ich wurde mehrmals verklagt und musste wahnsinnige Anwaltsrechnungen zahlen. Außerdem Steuern und all der Scheiß…
rap.de: Als die Jive-Sache dann gelaufen war – gab es dann kein Label mehr, das mit dir zu tun haben wollte?

RA: Nachdem ich bei Jive raus war, bekam ich Anrufe von einer Menge Labels, die mich schon vor Jive haben wollten. Lyor Cohen von Def Jam hat mich danach z.B. erneut angerufen und meinte „Lass uns das Ding hier durchziehen. Wir bringen den Song mit Biggie Smalls raus und machen es richtig.“ Jive wollte mich aber anfangs nicht gehen lassen, weil sie merkten, dass es andere Leute gab, die an mir interessiert waren, und so kam es zu einem zwei Jahre andauernden Prozess des Wartens. Sie wollten halt nicht dämlich aussehen und sorgten dafür, dass mich niemand anderes wegsignt und groß rausbringt. Der Typ von Jive rannte überall rum und erzählte den Leuten, es sei furchtbar, mit mir zu arbeiten. Ich sei unheimlich talentiert, aber eben ein Stück Scheiße und hätte keinen Respekt für das Label. Parallel dazu fingen sie an, alle möglichen Gerüchte über mich zu verbreiten, bis letzten Endes tatsächlich niemand mehr mit mir arbeiten wollte…

rap.de: Was diese ganze Verhandlungsphase anbelangt, gibt es ja eine Zeile, in der es heißt „Russel Simmons was sending out limousines…“

RA: Vor der Jive-Sache gab es insgesamt neun Plattenfirmen, die mich haben wollten und mich hofierten. Russel Simmons und Lyor Cohen von Def Jam wollten mich, daneben Jive Records, Priority, Mercury, fuckin´ Warner Brothers, Giant, Tommy Boy… Ich hatte insgesamt neun Vertragsangebote auf dem Tisch. Das war ziemlich absurd, weil ich völlig pleite war, zugleich aber all diese Angebote vorlagen. Sie schickten mir dann Limousinen mit Nutten auf den Rücksitzen, um mich in ein fancy Restaurant zu bringen, in dem ich dann Krabben serviert bekam, die ich zuvor nie gegessen hatte. Tolle Frauen usw. – sie zeigten mir sozusagen, wie das Leben sein könnte. Ich wusste aber, dass das Bullshit war und dass es aufhören würde, sobald ich irgendwo unterschreibe. Also unterschrieb ich nirgends und ließ mich acht Monate auf diese Art hofieren. Ein Label flog mich nach Kalifornien, und als ich dort im Hotel ankam, lagen 500 Dollar in einem Briefumschlag unter der Tür, auf dem stand „Go – buy yourself a hamburger“. Ich war ein Kid, ich war 19 Jahre alt, ich hatte Spaß.
rap.de: Du hast gerade von diesen ominösen Gerüchten gesprochen – kannst du darauf ein bisschen näher eingehen?

RA: Das kannst du alles im Internet nachlesen. Das fängt damit an, dass ich Frauen vergewaltigt haben soll – was nicht wahr ist -, geht damit weiter, dass ich auf Mischpulte geschissen hätte, dass ich versucht hätte, Leute umzubringen… Es gab eigentlich jedes denkbare Gerücht. Die Hälfte davon war wahr, die andere Hälfte nicht (lacht)…
rap.de: Welche Hälfte ist wahr?

RA: Eine Menge schlechter Sachen, vor allem Dinge, die mit Wutausbrüchen zusammen hingen. Davon ist vieles wahr. Ich habe öfter die Nerven verloren und irgendwo einen Tisch umgetreten, jemandem in die Fresse geschlagen, Fenster eingeschlagen – die kleinen, einfachen Dinge waren wahr. Sayin´ somethin´ nasty to a woman, callin´ a woman a bitch, like simple shit. Das ist alles passiert, hat sich aber in der Darstellung zu solchen Extremen entwickelt, dass die Tatsache, eine Frau Bitch genannt zu haben, plötzlich zu einer Vergewaltigung im Büro mutierte.
rap.de: Bereust du rückblickend irgendetwas davon?

RA: Nichts. Nicht eine einzelne Sache. Ich würde als Künstler heute gar nicht existieren, wenn die Dinge nicht gelaufen wären, wie sie gelaufen sind. Ich liebe mein Leben. Es gab harte Zeiten, und ich habe sie überwunden. Ich würde nichts ändern, das war alles eine große Unterrichtsstunde. Ich bin glücklich mit all der Musik, die ich über die Jahre gemacht habe und auch mit der Art, wie ich sie gemacht habe. Sie stammt aus meinen Erfahrungen. No – fuck that, I wouldn´t do one thing different. I would smack all the same people in the face, I ´d kick the shit outta the same people.
rap.de: Wie hast du Nature Sound letztendlich überzeugt, eine LP von dir zu veröffentlichen?

RA: Es ging nicht darum, sie zu überzeugen. Es ging darum, mich zu überzeugen. Der Typ, der Nature Sounds betreibt, war vorher bei Hightimes und hat mich schon damals gebeten, es für Hightimes zu machen. Er gab mir den besten Deal, den ich je gesehen habe. Devin gab mir einen Deal, den ich nicht ablehnen konnte. Ich kann meine Platten rausbringen und bin immer noch Eigentümer der Masterbänder. Alles, was ich je für Jive und für Priority Records aufgenommen habe, gehört nicht mehr mir. Bei Nature Sounds ist das anders, und ich bekomme 50% des Gewinns. Nature Sounds ist eine kleinere Firma, also mussten sie mir einen besseren Deal geben. Es gibt immer noch Majors, die interessiert sind, mit mir zu arbeiten. But – fuck a major, when you got a label like this.
rap.de: Ich weiß, dass du ab und zu auch für verschiedene Magazine schreibst. Ich habe z.B. diese Mass Appeal-Ausgabe, in der du gemeinsam mit diesem Filmprofessor – Professor Bryan Norton – über all diese Filme redest. Existiert dieser Typ wirklich?

RA: Bryan Norton is real. A lot of people thought Brian Norton was me, but he is a real guy. Er arbeitet bei der New York Film Academy und hat eine gute Ausbildung in Sachen Film. Wir reden ab und zu über Filme, und so habe ich irgendwann gesagt „Lass uns zusammen einen Artikel machen“.
rap.de: Wie hast du ihn das erste Mal getroffen?

RA: Er arbeitet in demselben Block, in dem ich wohne. Ich traf ihn im Jahr 2000. Als ich mal wieder pleite war, habe ich oft in der Film Academy gepennt. Sie haben da so ein Schloss mit einem Zahlencode, über den du in das Gebäude kommst. Dort können die Studenten rund um die Uhr im Editing-Room arbeiten. Dort habe ich dann nachts um vier Uhr Frauen gefickt oder eben auf irgendwelchen Sofas gepennt. Bryan Norton kannte mich, ein paar der Leute, die da arbeiteten, haben aber schon gefragt „Was macht der Typ hier eigentlich?“.
rap.de: Ok – ich nenn dir mal die Titel einiger Filme. Es wäre cool, wenn du sie kurz kommentieren könntest. „Fight Club“ mit Brad Pitt und Edward Norton.

RA: Ich habe ihn einmal im Kino gesehen und fand ihn ok, nicht großartig, aber cool. Ich denke nicht, dass ich ihn mir noch mal ansehen werde, aber ich habe es immerhin ausgehalten, ihn mir das erste Mal ganz anzusehen. Ich erinnere mich ehrlich gesagt nicht besonders gut daran. Ich mochte ein paar der Kampfszenen, fand das Ende aber ziemlich dämlich. Ah ja, jetzt erinnere ich mich wieder – ich mochte den Anfang, wo es diese Meetings mit den depressiven Leuten gab. Wofür waren die noch mal gut? Wart mal ´ne Sekunde… RA dreht sich zu Nature Sounds-Mitarbeiterin um, die neben ihm sitzt, und fragt:

Wofür waren noch mal diese Meetings gut, zu denen Ed Norton bei Fight Club immer ging? Dachte er, er hätte Krebs oder so was?

Label-Lady: Ich glaube nicht. Es ging ihm nur darum, sichselbst besser zu fühlen.
RA: Das Ende war dumm, aber es war ein anständiger Film, außer, dass ich all diesen Scheiß hasse wie z.B. wenn das Telefon klingelt und die Kamera dann durch das Telefonkabel filmt. Oder wenn er ein Stück Papier in den Mülleimer wirft, und dann hast du dieses „Inside the Garbage Can!!!“. Why the fuck do I need to see a special effect of the inside of a paper going trough a garbage can?

rap.de: Ja – mit den Starbucks-Pappbechern… Ok – High Fidelity von John Cusack.

RA: Habe ich nie gesehen, aber einige gute Sachen drüber gehört.
rap.de: Hast du das Buch von Nick Hornby gelesen?

RA: I don´t read mutherfucker. No – just kiddin´. Ich hörte, er sei anständig, und wahrscheinlich würde ich ihn mir auch ansehen. Es gibt aber so viele richtig großartige Filme, und ich versuche zuerst, die zu sehen. The regular shit – it can wait.
rap.de: 8 Mile – Eminem.

RA: Habe ich auch nie gesehen. War mir auch immer egal, weil er mir einfach zu sehr nach Hollywood aussieht. Ich dachte, wenn Eminem einen Film macht, sollte er ihn nicht mit so einem ernsten Vibe machen. Em hatte immer eine witzige Persönlichkeit, ich dachte, er könnte was wirklich Kreatives machen. Als ich dann aber den Trailer und die Werbung gesehen habe – da sahst du, wie er von schwarzen Typen zusammengeschlagen wird und seine kleine Schwester im Fenster weint – ich dachte nur „Was für ein Horror!“.
rap.de: Der großartigste Bruce Willis Film, der je gezeigt wurde…

RA: … Die Hard II…
rap.de: … ist meines Erachtens Last Boy Scout…

RA: Most action, good bloody shit, wie der Eiszapfen, der dem einen Typen ins Auge gerammt wird. Ich mag ehrlich gesagt nicht allzu viele Bruce Willis Filme, aber Die Hard I und II waren ok, Teil III war scheiße. An Last Boy Scout erinnere ich mich nicht mehr allzu gut, außer an den Irish Jigg, den er am Schluss tanzt. He saved they day and then was dancing the irish jigg. Damon Wayans – er war damals ein großartiger Standup Comedian, all seine Standup Comedy war brillant. Jedes mal, wenn er in einem Film auftauchte, war es scheiße
rap.de: Ok – Keeping The Faith. Edward Nortn und Ben Stiller.

RA: I never watched that.
rap.de: No big surprise. Big Lebwowski – Jeff Bridges und John Goodman.

RA: Never seen it.
rap.de: Nie?

RA: Eine Menge dieses Mainstream-Krams sehe ich früher oder später. Die Coen-Brothers Filme sehe ich schon irgendwann. Ich sah „Blood Simple“, ich sah „Barton Fink“, aber eben erst Jahre, nachdem sie rauskamen. Ich habe es halt nie eilig, ihre Filme zu sehen. „Brother Where Are Thou“ sah ich gar nicht und „Fargo“ auch erst ein oder zwei Jahre, nachdem er erschien. „Big Lebowski“ werde ich sicher irgendwann sehen. Aber dieser Kram ist eben da – es gibt ihn in der Videothek. Wenn ich ihn sehen will, muss ich ihn nur ausleihen.
rap.de: Heat – Al Pacino und Robert De Niro.

RA : Heat was alright. Michael Mann ist ein guter Technical Director, but he´s trying too hard. Heat hatte einige gute Action-Szenen. Pacino und De Niro waren ja nie zusammen, außer in dieser einen dämlichen Szene, als sie in diesem Diner saßen und sich unterhielten. Das Ende war anti-klimax-mäßig.
rap.de: Ich hasse das Ende auch.

RA: Ich hatte viel mehr erwartet…
rap.de: Ich warte immer, bis der Typ im Hotel erschossen wird, und dann mache ich den Film aus.

RA: Ich mochte die große Waffen-Szene mit Val Kilmer. Aber ich mag John Woo eigentlich viel mehr, seine Action-Szenen sind wesentlich besser.
rap.de: Taxi Driver – Robert De Niro.

RA: Ich mag Taxi Driver. Er hat eine Menge Filme beeinflusst, die danach rauskamen. Ich mag einige von Scorseses frühen Sachen, aber nichts von dem, was er in den letzten zehn Jahren gemacht hat. Du weißt ja sicher, wer den Soundtrack dafür gemacht hat?
rap.de: Nein – um ehrlich zu sein. Es gibt da aber diese Szene in dem Diner mit Jodie Foster, wo sie zu De Niro sagt „So what makes you so high and mighty?“ – das haben High & Mighty in dem Intro ihrer Rawkus-LP benutzt…

RA: Ich habe noch nie ein High & Mighty-Album gehört.
rap.de: Ach so… OK – der letzte Film: One Night In Paris featuring Paris Hilton.

RA: Was ist das – ein Porno?
rap.de: Ja – das ist ihr privater Porno. Der Typ, der sie gevögelt hat, hat ihn ins Netz gestellt.

RA: Scheiße, Will, der Typ, der hier bei Nature Sounds arbeitet – Will – he is a dick. Er hat mir seit Wochen versprochen, mir das Teil zu zeigen. Das ist schon wieder so lange her, dass ich es vergessen habe.
rap.de: Wahrscheinlich hast du nicht viel verpasst. Wer ist deine Lieblings-Porno-Darstellerin?

RA: Ihr Name ist Long Jean Silver.
rap.de: Long Jean Silver?

RA : Ja – sie hat nur ein Bein. Ihr anderes Bein ist ein riesiger Stumpf. Sie fickt damit Frauen. Wenn du dich vergewaltigt fühlen willst, fickt sie dich damit in den Arsch.
rap.de: Ach so.

RA: Ja – sie ist ein ziemlich guter Porn-Star. Ansonsten definitiv Homegirl, als sie minderjährig war. Also Tracy Lords, als sie noch 15 war. Sie war gut.

rap.de: Was ist dein Lieblingsartikel, den du selbst geschrieben hast?

RA: Schwer zu sagen. Ich schreibe über alles, was mich in Filmen stört. Ich disse eine Menge Leute. Es gibt so viele Filme heutzutage, und ich will, dass endlich was Gutes rauskommt. Ich habe in den letzten drei Wochen nichts gesehen, was nach 1940 rauskam. Ich bin so angepisst von den aktuellen Sachen. Kürzlich habe ich die W.C. Fields Box gesehen, die Universal gerade rausgebracht hat. Dann habe ich mir die Marx Brothers Box gekauft, auch die ganzen Buster Keaton Movies.
rap.de: Was fehlt dir in den aktuellen Filmen?

RA: Wirkliches Film-Making. Wirkliches Talent. Was ich vermisse, ist jemand, der wirklich Regie führt und eine Szene nicht bloß 50 Mal in zehn Sekunden schneidet. Let´s actually direct this shot, let´s have it run a little. Lasst uns diesen Zug lieber wirklich crashen lassen, als einen digitalen Effekt einzusetzen. Ich habe neulich gerade diesen neuen Ray Charles-Film mit Jamie Fox gesehen. Sie hatten so einen beschissenen, computer-animierten Vogel im Bild. Der Film war wirklich ok, aber ich frage mich halt, warum sie diesen „Let´s do it afterwards“-Scheiß brauchen? Ich will einen Film mit einem Typen wie Buster Keaton sehen, der sich sein Scheiß-Genick bricht, um eine Szene in den Kasten zu kriegen. Der wirklich von einer Brücke fällt, damit es auch so aussieht. Motherfuckers don´t wanna direct anymore. Let´s have three cameras and just cut the shit together. Fuck that shit.

 

rap.de: Es gibt da eine Zeile in einem deiner Songs, in denen du darüber sprichst, dass die Neptunes eigentlich mit dir arbeiten wollten…

RA: Die Neptunes kamen ins D&D-Studio und ich spielte ihnen meine Sachen vor. Sie meinten: „We love that shit. Wir werden mit dir arbeiten. Wir haben Geld, wir brauchen keins.“ Ich meinte „Super – lass uns das zusammenbekommen.“ Ich hatte aber dieses fette scheiß Plattenfirmen-Arschloch bei mir, das meinte „Ok – lass uns das richtig machen. Das sind die Neptunes, die kommen bald ganz groß raus.“ Er fing dann an, die Typen tierisch zu nerven, weil er sie jeden Tag anrief. Ich meinte „Come on – leave them the fuck alone. Sie arbeiten doch. Wir bekommen das schon hin. Lass mich das machen.“ Er hat sie aber quasi verfolgt und die Sache wie was ganz Großes aussehen lassen. Er hat ihnen mehr Geld angeboten. Sie meinten dann „Wenn du soviel Kohle hast, dann nehmen wir die auch. Weshalb sollten wir es dann für Kleingeld machen?“. Der Typ kam dann zurück und meinte zu mir „Alter, wir bekommen zwei Beats für etwas mehr als 60.000 Dollar, das ist echt wenig für die.“ Ich meinte dann „Weißt du was? Nein! Ich kann für das Geld drei Alben aufnehmen.“
rap.de: Hast du danach nie wieder persönlich mit ihnen gesprochen?

RA: Nein. Man – if them dudes come to the studio and wanna lace me with some shit on some Nature Sounds budget… Wenn sie einen RA-Song für 800 Dollar machen wollen, let´s do it. Ich kann mir nicht mehr pro Beat leisten.
rap.de: Du sollst über „Testify Books“ ein Buch rausbringen. Worum geht es da?

RA: Es geht um Boxen. Es geht um alles, was im und außerhalb des Ringes stattfindet. Auch die harten Zeiten außerhalb des Rings. Viele Boxer sind im Gefängnis gelandet, einige sind früh gestorben. Es ist ein straßenorientiertes Buch über Boxen. Ich habe Interviews mit Roy Jones, Bob Foster, Ken Norton und all diese großartigen Kämpfern gemacht. Es wird ein Mix aus einem Haufen unterhaltsamer Kampf-Facts und Interviews werden.