Silly Walks Movement

 Nun steht es bald in den Regalen, das lang erwartete Silly Walks Album. Die erste Auskopplung "Forever" mit Tanya Stephens punktete bereits als höchster Neueinsteiger in den Deutschen Black Charts, von daher darf man auf weitere Kracher gespannt sein. Doch wie kam es eigentlich dazu, dass Olli Schrader und David Meyer, die ja eigentlich als eines der ersten und wegweisenden Sound Systems auf unzähligen Parties hinter Plattenspielern und Mischpult zugange waren, den Weg ins Studio gefunden haben?
"Wir haben ja früher viel Remixe gemacht. Als wir dann aus unserem alten Studio rausgeflogen sind, haben wir uns überlegt, den Spieß doch mal umzudrehen und eigene Sachen zu machen. Das wurde zum Teil auch von außen an uns rangetragen, nämlich von unserem Freund Uli, der meinte, Jungs, wenn ihr produzieren wollt, dann macht selber ein Album, das macht Sinn. Er hat uns dann geholfen, einen Verlagsdeal abzuschließen, und dann war auch ein bisschen Geld da, so dass wir anfangen konnten zu produzieren."

 

Nun galt es, eine den Wünschen und Vorstellungen angemessene Plattenfirma zu finden, die zum einen die nötigen Mittel und zum anderen die künstlerische Freiheit bot, um den Traum vom eigenen Album zu verwirklichen: "Wir haben also ein Plattenfirmademo gemacht, mit dem wir uns vorgestellt haben. Letztendlich sind wir zu Four gegangen, weil uns deren Konzept am schlüssigsten erschien. Ich glaube, die hatten auch die realistischsten Erwartungen an uns. Wir haben seinerzeit auch Gentleman geraten, zu Four zu gehen, weil es halt ein netter, überschaubarer Laden ist und die auch wirklich hinter der Musik stehen und versuchen, mit guter Musik Business zu machen und nicht mit allen Mitteln, wie es bei den meisten anderen der Fall ist. Aber wir sind auch zu den großen Firmen gegangen und haben uns deren Angebote angehört. Interessant ist, dass bei diesen großen Firmen mittlerweile keiner der betreffenden A&Rs mehr an seinem Platz sitzt. Das gibt’s bei Four halt nicht, und das ist uns auch sehr wichtig."

Nach Abschluss des Deals und Vorproduktion der Riddims (die mit einer illustren Schar von befreundeten Musikern komplett in Deutschland eingespielt wurden) überlegten sich die beiden ganz genau, welche Künstler man gerne für welche Stücke verpflichten würde. Die letztendliche Auswahl bietet eine Mischung aus etablierten Artists und Newcomern, seien sie deutsch ( Gentleman , Martin Jondo , Raggabund , Patrice , Jan Delay , Max ) oder jamaikanisch ( Taffari , Luton Fyah , Pam Hall , Buccaneer etc.), wobei einige Wunschkünstler dann auch auf der Strecke geblieben sind, was allerdings das Endresultat in keinster Weise schmälert.

"Wir haben uns zu jedem Artist überlegt, in welcher Schaffensphase die gerade stecken und was man von denen erwarten kann. Anthony B. zum Beispiel ist einer meiner Lieblingsartists, aber die momentane Quote an Treffertunes ist zu niedrig, um ihn ganz oben auf unsere Liste zu setzen. Die Angst, so nen Typen für viel Geld zu voicen und dann einen halbgaren Tune zu kriegen, war einfach da. Junior Kelly hätten wir sehr gerne gemacht, der hatte aber seinen Song nicht rechtzeitig am Start und hat dann die Insel verlassen, bevor wir was machen konnten. Aus der Bobo-Liga haben wir dann Jah Mason genommen. Und Turbulence ist halt gerade eines der Toptalente auf der Insel, der sprüht nur so vor Ideen und war ganz heiß zu voicen. Natural Black ist von der Stimme her einfach jemand, den ich ganz groß finde. Wir haben uns halt anhand der letzten Veröffentlichungen überlegt, wie hoch die Chance ist, von wem einen guten Tune zu bekommen. Taffari und Tanya Stephens haben wir hier in Deutschland aufgenommen, als die vor Ort waren. Für die restlichen Artists sind wir dann mit unseren Riddims im Gepäck nach Jamaika geflogen und haben mit dem Budget, das wir hatten, auch alle Sachen für das Album aufnehmen können. Wir hatten eigentlich den Plan, noch weitere Künstler für die Singleserien, und um die Livepräsentation ausschmücken zu können, aufzunehmen, das hat dann aber vor Ort nicht hingehauen, und wir sind auch irgendwann an eine Geldgrenze gestoßen. Wir hatten eine längere Wunschliste von potentiellen Kandidaten, die in verschiedene Stile gegliedert waren wie klassischer Rootssänger, weibliche Dancehallsängerin oder Deejay. Mit Abijah oder Uton Green hätten wir auch gerne was gemacht, aber die waren nicht verfügbar. Warrior King war in ein festes Projekt eingebunden und hatte keine Zeit. Ginja wurde von seinem Ziehvater Beres Hammond abgesegnet, der auch beim Voicen dabei war. Wir mussten ihm (Ginja) viermal erzählen, dass wir jetzt aufnehmen können, der wollte das erst gar nicht glauben, weil Beres sonst sehr strikt ist, was alles außerhalb von Harmony House (das hauseigene Label) angeht. Beres hat uns zugesagt, was zu machen, will aber in Ruhe seinen Song schreiben, und so ist das in der kurzen Zeit, die wir unten waren, nichts geworden." Somit stehen schon genügend neue Pläne ins Haus, die die beiden auf Trab halten werden. Als nächstes kommen jetzt erst einmal die weiteren Stücke zu den auf dem Album vertretenen Riddims nach und nach auf Single raus (das Artwork für diese ziert auch das Albumcover): "Die Selections für die 7" Releases stehen, und wir wünschen uns, dass das eine Sache wird, die sich selber trägt, also dass wir von den Verkäufen nicht nur die nächsten Pressungen, sondern auch die Künstler bezahlen und auf dieser Grundlage weiter arbeiten können." Das bleibt abzuwarten, doch auf ein besseres Fundament, als Olli und David es sich mit dem entgegen vieler Vermutungen namenlosen Erstlingswerk geschaffen haben, könnten die beiden nicht bauen.