King Kool Savas: das ist der wohl kontroverseste deutschsprachige MC 2000. Wie ein Zyklon ist er in die HipHop-Family eingebrochen und wirbelt die schöne, ruhige Ordnung durcheinander. Er bricht ungeschriebene Gesetze und besticht mit einer Mischung aus Aggressivität und Ignoranz ("Ich hör Musik nur aus meiner Crew" King Of Rap, Plattenpabzt), die bisher ungehört war. Savas erobert Aufmerksamkeit durch Schocktechnik. Begriffe wie Fotze, Bitch, Pint, Schwul, Schwanz zählen zu seinem Stammvokabular. "Es ist gar nicht so. LMS (Lutsch Mein Schwanz; Savas‘ 99er 4 Track-EP) war definitiv so und das Feature auf der STF, aber grundsätzlich sind es Battlerhymes und ab und zu kommt mal das Wort "ficken" vor. Aber es sind keine Songs wo es um’s Ficken geht wie bei 2 Live Crew. "LMS" und "Pimplegioneah" sind Ficksongs, aber der Rest ist einfach battlestyle." Savas will nicht auf’s Ficken reduziert werden, auch wenn er momentan in der Öffentlichkeit genau unter diesem Stichpunkt rezipiert wird. Seine Zukunft wird unter anderem davon abhängen, dieses Bild geradezurücken. Zuerst mal ist das Konzept aber aufgegangen. Savas hat den Sprung aus dem Berliner Underground in die nationale Aufmerksamkeit geschafft. Dass er umstritten ist, hält er ganz gut aus. Wie lauten die Einwände? Burst-Up von Schönheitsfehler mailte uns, dass die abwertende Verwendung von Begriffen wie "schwul" das Gleiche sei, als wenn man die Wörter "Saujud" oder "Scheissnigger" benutzt. Smudo von den Fanta 4 hingegen bezeichnet die Aufregung über "Schwule Rapper" als humorlos. Auch die Verwendung von "Nigger" ist alles andere als unumstritten. "Mann, das sind auch nur Worte. Wer jetzt so’n CDU- Spiesser ist und jedes Wort auf die Goldwaage legt, dem kann ich auch nicht helfen." Warten wir noch mal ein bisschen ab, wie das Ding zu beurteilen ist. Dass gerade Smudo zu seinen Verteidigern gehört verwundert aber eher, gehört er doch zu denjenigen, die Savas am meisten hasst. "Ich muss ehrlich sagen, ich hasse die Leute nicht. Naja, ein bisschen schon… Grundsätzlich finde ich die Leute aber nur albern. Diese Kinderrapper; ich kann damit nichts anfangen. Egal was kommt, egal was sie von mir denken, ob sie cool zu mir sind oder nicht. Darauf scheiss ich. Die sind einfach wack und die bleiben auch wack. Dieser ganze Bullshit ist unhörbare Scheisse, und das sage ich auch in meinen Texten. Sowas wie Fettes Brot ist eh kein Rap und das muss ich auch sagen, nicht um mich über den Bekanntheitsgrad der Leute zu profilieren. Die müssen einfach damit rechnen, gedisst zu werden. Hätten sie freshe Flows, dann würde ich darüber kein Wort verlieren, aber so… Fettes Brot find ich miess, Spax find ich miess, Deichkind find ich miess, Fanta 4, Thomilla … ich finde fast alles mies. Wen ich auf jeden Fall fett finde, sind die Frankfurt Jungs Azad, Lucky, Tone, Ruhrpott, K- Afro, Creutzfeld & Jakob und auch Curse, der nicht hunderprozentig mein Geschmack ist, aber der ein Hammer-MC ist. Ich finde einfach alles was fresh ist, fresh und alles was wack ist, wack." Der Punkt ist klar. Es ist wahrscheinlich auch an der Zeit, dass ein Mann wie Savas die Szene betritt, in der sich bisher alle gegenseitig hofiert und Freundlichkeiten ausgetauscht haben. Deutscher HipHop hat sich etabliert und unzählige Gruppen drängen nach. Es ist klar, dass nicht für alle Platz ist und es macht auch keinen Sinn mehr, ausschließlich auf die positiven Seiten eines Acts zu achten und die negativen aus Rücksichtsnahme galant unter den Teppich zu kehren. Savas bringt den Hardcore Spirit in den deutschen Rap und nennt beim Dissen Namen. Er repräsentiert keine abstrakten Ideen, sondern nur sich selbst und das ist erst mal gut. Ob man ihn dann mag ist jedem selbst überlassen und ihm selbst nach Auskunft scheissegal. Wo liegen seine Ursprünge? "Ich fing 89 an zu rappen. Anfangs noch mit erfundenen englischen Rhymes. Danach folgten ernsthafte englische Rhymes. Ab 96 hab ich dann nur noch auf Deutsch gerappt. Ausschlaggebend war mein Besuch in Amerika. Ich hatte eine coole Zeit in Oakland und LA. Die Untergrundszene dort hat mich schwer beeindruckt. Die Leute von Living Legend, Styles of Beyond, mit denen ich chillte, wollten unbedingt, dass ich auf deutsch rappe, weil es für sie sehr uninteressant war, was ich auf englisch zu erzählen hatte. Die konnten es ja tausendmal besser als ich. Für die Leute war das voll der Hammer mich deutsch rappen zu hören und ich hab auch schnell gemerkt, dass ich mich dadurch viel besser ausdrücken konnte. Früher hab ich unter dem Namen Juks gerappt, was ein Überbleibsel meiner Graffittizeit war, aber darüber will ich garnicht weiter reden. Nur soviel: die besten Sachen liegen doch auf der Hand und so hab ich darauf verzichtet, einen erfundenen Namen zu benutzen und nenne mich seitdem einfach so, wie ich heisse." Savas ist sein echter Vorname. Savas, das ist aber auch türkisch und heisst Krieg. Der selbst ernannte King of Rap hat dem wacken Rap den Krieg erklärt. The war is on. Wir werden sehen, wer die Schlacht gewinnt.