Mit ihrem Video „Generation Sarrazin“ trafen Kamyar und Dzeko einen Nerv. Ein Statement gegen die Thesen eines Mannes, mit mehr als streitbarer Motivation. Vielen Kids rappen die beiden 15 Jährigen direkt aus der Seele. Sarrazin hin, Sarrazin her. Und wo ein Hype ist, speziell mit politischer Dimension, sind plötzlich auch die Massenmedien nicht mehr blind und stumm. So veröffentlichte Die Zeit auf ihrer Videoplattform Kamyar und Dzekos Video zum Track, die FAZ berichtete ebenfalls über „Generation Sarrazin„, und selbst die ARD, SAT 1 und RTL nahmen die Jungs ins Programm. Zu guter Letzt meldete sich auch noch Gernegroß Gregor Gysi (Fraktionsvorsitzender der Linkspartei im deutschen Bundestag; Anm.d.Red.) zu Wort. Grund genug für einen Wortwechsel. Nach einem kürzlich geführten Interview traf sich rap.de erneut mit Kamyar & Dzeko zum Gespräch über Reaktionen, Identifikation und die nahe Zukunft.
rap.de: Euer Video „Generation Sarrazin“ hat ziemliche Wellen geschlagen. Habt ihr mit den Reaktionen gerechnet? Wie habt ihr die Situation erlebt?
Dzeko: Wir haben natürlich gehofft, dass das was wird. Aber das es wirklich so krass wird, dass RTL, SAT 1, ARD usw. mit uns drehen wollen, hätte damals keiner erwartet.
Kamyar: Und das jetzt die ganzen Print-Medien auf uns aufmerksam geworden sind, unsere Lehrer die Ausschnitte an die Wand hängen und Sachen in der Schule verteilen, finden wir auch cool.
rap.de: Leidet die Schule eigentlich auch darunter, dass ihr jetzt solche Berühmtheit genießt?
Kamyar: Nee, die kooperieren sogar mit uns. Der Direktor ist sogar mehr oder weniger stolz auf uns.
rap.de: Was war denn die interessanteste Reaktion für euch? Womit habt ihr am wenigsten gerechnet?
Kamyar: Gregor Gysi war das glaub ich, oder?
Dzeko: Ja, also das Gregor Gysi uns auf seiner Facebook-Seite geteilt und unser Youtube Video kommentiert hat. Und was, wie vorhin schon gesagt, auch echt krass war, dass RTL, SAT 1 oder die ARD einen ganzen Tag mit uns gedreht haben.
rap.de: Waren die auch wirklich interessiert an euch oder halt an der Geschichte hinter „Sarrazin“.
Kamyar: Die ARD hatte gar nicht so ein übertriebenes Interesse an dem Thema „Sarrazin„. Die haben uns eher gefragt, wie wir zum rappen gekommen sind und sowas. RTL hat uns aber erst angeschrieben, als sie mitbekommen haben, dass wir diesen Hype jetzt haben. Also spielte da das Thema wahrscheinlich eine größere Rolle, denk ich mal.
rap.de: Denkt ihr, dass die Message jetzt angekommen ist?
Kamyar: Ja, denke schon das es jetzt gut angekommen ist.
rap.de: Bestätigt euch das auch, dass ihr das richtige gesagt habt?
Dzeko: Ja, wir haben ja größtenteils nur gutes Feedback bekommen. Und wenn du bei so einem heiklen Thema fast nur Lob bekommst, denk ich mal schon, dass wir das richtige gesagt haben.
rap.de: Keine kritische Reaktionen?
Dzeko: Die FAZ hat ein Viertel ihres Berichtes dann doch etwas negativ dargestellt.
rap.de: Die Unterstellung der FAZ war, euer Track sei ein Promo-Move für Eko’s neues Album. Das zeigt auch, dass sich die FAZ in diesem Fall offensichtlich in ihrer Recherche wenig mit Rap beschäftigt hatte.
Manager: Ja. Und dann auch noch das falsche Releasedate von Eko genannt hat. Also schon sehr peinlich.
rap.de: Aber sonst?
Kamyar: Sonst gab’s halt noch negative Kommentare bei Youtube oder Der Zeit, wo wir es ja auch veröffentlicht hatten. Da meinten die Leute dann: „Die Jungs wissen nicht was sie labern“, „Die haben das Buch garnet gelesen“, „Sind halt Ausländer.“ Aber wir ignorieren das. Wir machen das für Leute in unserem Alter und wollen ein Vorbild für sie sein. Wir haben das Buch auch wirklich nicht gelesen, wissen aber trotzdem genug über das Thema, um einen Song darüber machen zu können und uns eine Meinung zu bilden.
Dzeko: Außerdem haben wir das nie irgendwo behauptet, dass wir das Buch gelesen hätten.
rap.de: Habt ihr eigentlich schon wieder neue Projekte geplant oder lasst ihr die Kontroverse erstmal auf euch wirken?
Kamyar: Ja, wir haben jetzt erstmal ne EP in Planung. Wir müssen da jetzt noch ein paar Songs machen, evtl. sogar in Videos zu packen.
rap.de: Wollt ihr da thematisch wieder in eine ähnliche Richtung gehen, das Thema vielleicht sogar wieder aufgreifen, oder sagt ihr, wir machen jetzt mal was ganz anderes?
Dzeko: Ja, ich denke die EP wird wahrscheinlich in eine andere Richtung gehen. Aber das heißt nicht, dass wir dieses Thema nicht wieder aufgreifen werden. Es bleibt ja immer aktuell, auch in den Medien werden sie darüber weiter reden.
rap.de: Danke für das Gespräch.